Seite:Kuntermann 1948.pdf/37

Aus FürthWiki

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Trauriger Gedenktag in Fürth: Vor zehn Jahren kam es zum Judenpogrom, als über Nacht „auf höheren Befehl“ die Synagoge in der Altstadt angezündet wurde. Des Weiteren wurden jüdische Häuser verschmiert, Schaufenster jüdischer Geschäfte eingeschlagen, die Läden geplündert sowie Grabsteine auf dem israelischen Friedhof umgeworfen. Erklärt wurden die Taten damals mit dem „spontanen Volkswillen“. Tatsächlich distanzierte sich jedoch der größere Teil der Fürther Bevölkerung von den Verbrechen dieser Nacht. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg mit 2:3. Beide Tore für Fürth erzielte Horst Schade. Damit belegte man Platz vier der Tabelle. Central-Lichtspiele: „Das Ei und ich“, eine amerikanische Buchverfilmung mit Claudette Colbert und Fred McMurray in den Hauptrollen. Samstag, 13. November 1948 Die Fürther Gastwirte tagten im „Schwarzen Kreuz“. Ein Vertreter der Stadt Fürth erläuterte das Abrechnungsverfahren zur neuen Getränkesteuer. Die Stadt rechnete mit jährlichen Einnahmen von etwa 80.000 DM. Die Gastwirte sahen sich als Prügelknaben. Sie wollten nicht verstehen, dass der Kleinhandel leer ausging und sie allein die Gäste mit der ungeliebten Steuer abkassieren sollten. Ferner wandte man sich gegen die nicht verständlichen Zustände, nirgends auf Marken Fleisch zu bekommen, wogegen es überall Fleisch schwarz zu kaufen gebe. Werde ein Gastwirt erwischt, wurde er bestraft, während der schwarzschlachtende Erzeuger straffrei ausging. Man drohte mit einem EssensausgabeStreik. Rostfreie Bestecke waren damals nicht alltäglich. In Fürth bekam man sie im Geschäft Gran, Königstraße 2 beim Rathaus. Dort wurde auch Altsilber angekauft. Im Fürther Waisenhaus weilte die Märchentante Diana Carl-Haller, um den Kindern eine besondere Freude zu machen. Mit ihrer wohlklingenden Stimme führte sie Schneewittchen zu den sieben Zwergen. Zum Abschied konnte sie sich kaum der vielen Hände erwehren, die sich ihr entgegenstreckten. Central-Lichtspiele: „Unter Ausschluss der Öffentlichkeit“, ein Kriminalstück mit Olga Tschechowa, Sabine Peters und Albert Florath in den Hauptrollen. Mittwoch, 17. November 1948 Anlässlich der 30. Wiederkehr der Revolutionstage von 1918 veranstaltete die Fürther KPD eine Feierstunde im Logenhaus. In seiner Festrede betonte der Nürnberger Rudi Singer, dass man damals wie heute mit dem Großkapital gemeinsame Sache mache. Die russische Novemberrevolution von 1917 sei das klassische Beispiel für den Weg in den Sozialismus. Die stark besuchte Veranstaltung endete selbstverständlich mit dem Absingen der „Internationale“. Die NN veröffentlichten Stimmen von Großhändlern, die zu haarsträubenden Fällen Stellung nahmen: Besen zu einem Fabrikpreis von 1 DM wurden im Einzelhandel für 5 DM je Stück verkauft. In einem Fürther Kaufhaus wurde Gardinenstoff zu 16 DM je Meter angeboten, der aus einer nicht sehr weit entfernten Fabrik zu 4,20 DM bezogen wurde. Eine einfache Emailleschüssel wurde vom Fabrikanten zu 2,48 DM abgegeben, im Laden kostete die gleiche Schüssel 9,80 DM. Kein Wunder, dass ein Großteil der Bevölkerung gegen die Wirtschaftspolitik Ludwig Erhards eingestellt war. Ein „Auspendeln“ der Preise konnte nicht bestätigt werden. Ein Stück Fürther Sportgeschichte wurde wieder lebendig: Auf Einladung der „Alten“ der SpVgg war Fürths Ehrenspielführer Karl Burger wieder einmal Gast in seiner Heimatstadt. Der elffache Nationalspieler stand von 1908 bis 1919 in der ersten Mannschaft der SpVgg und holte mit seinen Mannschaftskameraden den ersten Deutschen Meistertitel 1914. An zwei zwanglosen Vereinsabenden ließen ihn die Fans im Traditionslokal Langmann hochleben. Der 65-jährige Altinternationale war mittlerweile wohlhabender Hotelbesitzer in Waibstadt (Baden). Die SpVgg gewann ihr Auswärtsspiel beim VfL Ingolstadt (in der Bayernliga spielten damals mit dem MTV und VfL zwei Ingolstädter Vereine) mit 3:0. Damit kletterte man auf Rang drei der Tabelle, da die Konkurrenz Punkte abgab. Samstag, 20. November 1948 Viele Fürther, die gedacht hatten, die wöchentliche 30-stündige Stromabschaltung sei nur vorübergehend, wurden nun enttäuscht. Jetzt wurde die Maßnahme zur Dauereinrichtung, verbunden

37