Am kalendarischen Frühlingsbeginn wurde in der MTV-Grundig-Halle „Miss Franken 1970“ gewählt. Die Siegerin sowie ihre beiden Stellvertreterinnen kamen alle aus Nürnberg. Der Wettbewerb war in eine rauschende Ballnacht eingebettet. Es spielte erstmals das ConnyWagner-Sextett und Roberto Blanco heizte den Fürthern ein. Das Ergebnis der Wahl stand erst nach Mitternacht fest. Am Palmsonntag zogen wieder zahlreiche Jungen und Mädchen aus Stadt und Land in feierlicher Formation zu den Gotteshäusern, um erstmals das heilige Abendmahl zu empfangen. Der Himmel war den Konfirmanden ausgesprochen freundlich gesonnen. Grelle Lichteffekte, psychedelische Gitarrenklänge und schrille Flötentöne vor biederen Biertischen – der Geismannsaal, bis vor Kurzem noch Ort seliger Poculatorräusche, wurde zur Fürther Popbühne umfunktioniert. „Amnesty International“ hatte ein großes Beatfestival organisiert. Es spielten u.a. die „Petards“ (laut Fachzeitschrift die beste deutsche Beatgruppe 1969), die Band „Knallkörper“ und die einheimische „Bern McKenneth Group“. Ein finanzieller Erfolg war dem Abend kaum beschieden, denn aufgrund der geringen Besucherzahl war nach Abzug von Steuern und Honoraren sicher nicht mehr viel übriggeblieben. Turbulent ging es bei der Jahreshauptversammlung des Fechtklubs Fürth im TV Fürth 1860 zu. Ausnahmetalent Klaus Walde, Mitglied des Olympiakaders und Aushängeschild des Fechtklubs, hatte sich der TG Würzburg angeschlossen. Der Vierte bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften konnte nicht in Fürth gehalten werden. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Nur die Wiederholung der Operette „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker in der bisherigen Besetzung. Die SpVgg gewann ihr Auswärtsspiel beim ESV Ingolstadt mit 4:1. Tore für Fürth durch Stolle, Schöpe, Jäger und Ondera. Damit verbesserte man sich auf Rang neun der Tabelle. Dienstag, 24. März 1970 Zum ersten Mal veranstaltete der Reservisten-Verband der deutschen Bundeswehr einen Frühjahrsmarsch durch den Fürther Stadtwald. Mehr als 300 Wanderer aus Fürth, Nürnberg und dem Landkreis warteten an der Alten Veste auf den Abmarsch. In Wachendorf und am Felsenkeller in Burgfarrnbach waren Verpflegungsstände aufgebaut. Der Schnellste kam nach zwei Stunden und dreißig Minuten am Ziel Alte Veste wieder an. Auch eine Gruppe von Amerikanern nahm teil. Schlägerei in Wildwestmanier in einem Lokal in der Theresienstraße. Sieben US-Soldaten warfen mit Bierflaschen und schlugen den ausländischen Wirt zusammen. Die Musikbox wurde zerstört, Fensterscheiben mit Flaschen eingeschlagen. Die Täter konnten alle auf der Flucht von der Polizei gestellt und der MP übergeben werden. Beim Fürther Amtsgericht war man dieser Tage ganz auf ein karriereförderndes „Lebewohl“ eingestellt. Amtsgerichtsdirektor Strobel verabschiedete Oberamtsrichter Dr. Öllrich, der als Amtsgerichtsdirektor nach Erlangen ging, sowie Amtsgerichtsrat Wambsganz, der jüngst zum Bürgermeister der Stadt Roth gewählt wurde. In der Lilienstraße arbeitete man an einem weiteren Baustein für ein schöneres Fürth. Ein einstöckiges baufälliges verschiefertes Haus konnte nun im Rahmen der Altstadtsanierung abgebrochen werden. Wenn auch die Fürther noch Winterbekleidung trugen, so eröffnete auf der Fürther Freiheit wie jedes Jahr ein kleiner Ostermarkt. Hier offerierte man Schokolade-Osterhasen, Spielzeug, Ostereier als auch Hustenbonbons. Mittwoch, 25. März 1970 Das Fürther Amt für Bestattungswesen kam ins Gerede. Eine Frau aus Zirndorf gebar in Fürth ein Kind, das bei der Geburt starb. Die Frau ließ sich nach einigen Tagen auf eigene Verantwortung aus dem Krankenhaus entlassen, um nach zwei weiteren Tagen der Beerdigung ihres Kindes in Zirndorf beizuwohnen. Als man bei der Beerdigung die schützende Decke des kleinen Sarges wegzog, stellte man fest, dass der Sarg stark verschmutzt und beschädigt war. Die Fürther Behörde musste zugeben, den Sarg mit dem toten Kind bereits in Fürth ohne Angehörige beerdigt zu haben, da in den ersten Tagen nach der Totgeburt kein klarer Wunsch auf Überführung nach Zirndorf vorlag. Nach dem Eintreffen eines Überführungsantrages habe
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