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Glosberg zelebrierte Stadtpfarrer Remigius Hümmer ein feierliches Hochamt. Karl Fürst, ältester Fürther Cafetier, wurde 80 Jahre alt. In seinem Café in der damaligen Sternstraße (heute Ludwig-Erhard-Straße) gehörten in früherer Zeit Ludwig Erhard und Max Grundig zu den Stammgästen. Karl Fürst hatte das Lokal neben dem Fürther Rathaus 1919 von seiner Mutter übernommen. Nach und nach verschwanden Billard und Schachspiel. Nach Ende des zweiten Weltkrieges musste man roten Rübensaft als Sektersatz ausschenken. Trotz starker Proteste der Bürgerschaft wurde das traditionsreiche Haus einige Jahre später abgerissen. Ganz ohne Enteignung ging es bei den landschaftsverändernden Kanal- und Straßenbauarbeiten doch nicht. In drei Fällen musste die Stadt Fürth die Enteignung über insgesamt 4100 qm Grund beantragen, da mit den Grundstückseigentümern keine gütliche Einigung zu erzielen war. Mittwoch, 10. Juni 1970 Die einen empfanden es als Erholung, die anderen gerieten in Weltuntergangsstimmung, als ein schweres Gewitter über Fürth und den Landkreis heraufzog. Nachdem der Himmel seine Schleusen geöffnet hatte, gingen bei der Fürther Feuerwehr massenhaft Alarmmeldungen ein. Die ganze Nacht waren die Löschmänner unterwegs, um Keller auszupumpen oder umgeknickte Baumäste von der Fahrbahn zu entfernen. Am schlimmsten erwischte das Unwetter die Stadt Zirndorf. Die Kneipp-Allee, die Banderbacher und die Fürther Straße glichen minutenlang reißenden Flüssen. Die Verbreiterung der Ludwigbrücke wurde jetzt auch optisch deutlich. Das letzte Stück der Erneuerung lief nicht mehr mit der alten Brücke parallel, sondern zielte genau auf die Einmündung Pegnitzstraße/Nordspange. Das A und O der Bewältigung des Ballungsverkehrs ist die Verknüpfung der Verkehrsströme, so argumentierten Vertreter der Bundesbahn. Dies konnte aus ihrer Sicht nur heißen, dass die künftige U-Bahn in Fürth über den Bahnhofplatz führen müsse. Die Bundesbahn versprach sich von der U-Bahn übrigens kein Geschäft. Im Gegenteil: Man schätzte, dass viele Fahrgäste aus dem Landkreis in Fürth den Zug verlassen würden, um mit der künftigen U-Bahn zum Einkaufen nach Nürnberg zu fahren. Diese Prognose erwies sich aus Fürther Sicht leider als richtig. Donnerstag, 11. Juni 1970 Mit einem Umbau vergrößerte der altrenommierte Fürther Frisiersalon Donhauser das Geschäft an der Nürnberger Straße. Das Geschäft wurde schon im Jahre 1900 gegründet. Die Eltern des jetzigen Betreibers Heinz Donhauser brachten es auf eine 42-jährige Arbeitszeit. Hatte man 1950 erst zwei Bedienungsplätze, so erhöhte sich die Zahl nach dem Umbau jetzt auf 18. Der Jugendwohlfahrtsausschuss begab sich auf eine Informationsreise zu Jugendherbergen. Diesmal besuchte man das Martin-Luther-Heim in Nürnberg sowie die Jugendherbergen Weißenbrunn und Hartenstein. Im Nürnberger Heim wurden vom Jugendamt „Sorgenkinder“ eingewiesen und heilpädagogisch betreut. In den beiden Jugendherbergen dagegen verlebte die „heile“ Jugend erholsame Ferien. Die Tagesverpflegung kostete dort 5,50 DM pro Kopf. Freitag, 12. Juni 1970 In Zirndorf baute die Fürther Firma Metz eine klimatisierte Halle aus vorgefertigten Teilen in den Ausmaßen 40 m x 90 m. Metz wollte hier ab Herbst 1970 vier Typen von Farbfernsehgeräten produzieren. 1938 startete Metz mit 20 Mitarbeitern in Fürth eine Transformatorenfabrikation. 1970 beschäftigte man schon 1500 Mitarbeiter und produzierte Fernseh- und Tonbandgeräte sowie HiFi-Anlagen. Außerdem war man Europas größter Hersteller für Elektronenblitzgeräte. Für das nun von Nürnberg unabhängige Fürther Stadttheater legte der Stadtrat die Preise fest. Für musikalische Werke zahlte man zwischen 5,50 DM und 14,-- DM, für die Aufführung von Schauspielen zwischen 3,20 DM und 10,80 DM. Nach den Kindern probierte man es nun mit alten Leuten: Das bisherige Kinderspital wurde zum Altenheim umgebaut. Gedacht war es insbesondere für ältere Bewohner der Altstadt, die

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