z.B. die SDAJ (Sozialistische deutsche Arbeiterjugend) ihr Domizil in einer ehemaligen APOtheke in der Luisenstraße. Das Schaufenster zierte ein Portrait von Che Guevara. Im Innern wurde unter lebensgroßen Bildern von Marx und Engels über die Überwindung des Kapitalismus durch den Sozialismus diskutiert. Montag, 10. August 1970 Der Zustand des Kavierleinweihers stand wieder einmal mehr im Mittelpunkt einer Mitgliederversammlung des nordöstlichen Vorstadtvereins. Der Weiher war nahezu ausgetrocknet, obwohl die Stadtverwaltung 1969 schon für einen gleichmäßigen Wasserzufluss sorgen wollte. Die dortigen Enten konnten nur noch durch den Schlamm waten. Halb Fürth traf sich wie gewohnt zur Eröffnung der Dorfkirchweih in Unterfarrnbach. Stadtrat Rotter begrüßte im Festzelt jede Menge Prominenz, obwohl es in Strömen regnete. Die Fürther Einzelhändler waren mit den Umsätzen des abgelaufenen Sommerschlussverkaufs recht zufrieden. Mit „Minis“ erzielten die Textilgeschäfte Maxi-Umsatz. Im Pokalwettbewerb schied die Mannschaft der SpVgg nach einer 0:1-Niederlage beim ESV Ingolstadt sang- und klanglos aus. Trainer Hoffmann zeigte sich bitter enttäuscht. Dienstag, 11. August 1970 Wie die einheimische Bevölkerung war auch die Geburtenziffer in Fürth weiterhin stark rückläufig. 1969 erblickten 1652 Babys das Licht der Welt. Das waren gut 10% weniger als im Vorjahr (1839). Bemerkenswert die Zahl der Kirchenaustritte: 1969 ließen 167 Personen ihre Kirchenzugehörigkeit streichen, das waren 58 mehr als im Vorjahr. Die Fürther durften keinen Sex sehen! Im Admiral lief der Streifen „Sex and Life“. Zwar konnten genau 216 Besucher in vier Vorstellungen den Film noch sehen, doch dann schritt auf Beschluss des Amtsgerichtes München die Polizei ein und beschlagnahmte die Kopie. Die Münchner Richter stießen sich an überlangen Darstellungen von Gruppensex und lesbischer Liebe. Der Streifen hatte zuvor die sogenannte „Freiwillige Selbstkontrolle“ (FSK) der Filmwirtschaft anstandslos passiert. Erst nachdem fünf Szenen geschnitten oder gekürzt waren, kam der Film wieder in die Kinos. Die SpVgg kam in einem Spiel zur Saisonvorbereitung bei der SpVgg Ansbach (Bezirksliga) zu einem 3:0-Erfolg. Tore für Fürth durch Pieper, Perras und Zimmert. Mittwoch, 12. August 1970 Zwischen Eschenau und Forsthausstraße entstand ein seltsames Brückengebilde. Die Betonteile wirkten wie eine Hochbahnstrecke auf Stelzen. Es handelte sich aber um eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke, die einstmals den Rhein-Main-Donaukanal und die spätere Südwesttangente überqueren sollte. Aufgrund der sanften Windungen (zwei Volldrehungen) hieß die Brücke bei den Fürthern sehr bald nur noch „Schneckerlassteg“. Eine Meute von etwa zehn farbigen Jugendlichen drängte sich in einen Fotoladen in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Als sie wieder gingen, fehlten ein paar Kameras. Das nachrennende Personal konnte vier Mädchen noch in der Adenauer-Anlage festhalten. Drei weitere Diebe nahm die Polizei in der Herrnstraße fest. Auf der Flucht hatten sie ihre Beute weggeworfen. Auf die Täter warteten jetzt Anzeigen. Alarm im Norden: Aus dem Dachstuhl einer Scheune in Rothenberg schlugen Flammen. Durch den schnellen Einsatz der Feuerwehr konnte der Gesamtschaden bei etwa 20.000 DM gehalten werden. Der Brand entstand durch Selbstentzündung von frisch eingelagertem Grummet. Donnerstag, 13. August 1970 Die Mitglieder der „Deutschen Dendrologischen Gesellschaft“ (Freunde von Bäumen, Sträuchern und Blumen) unterbrachen ihren in Nürnberg stattfindenden Kongress und statteten dem Fürher Stadtpark einen Besuch ab. Initiator dazu war der frühere Fürther Stadtgartendirektor Hans Schiller.
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