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B ew ältigung d e r V erg an g en h eit — a b e r w ie ?

WUrden Sie ein nettes geschenk ablehnen?

Schon seit 17 Jahren ringen die Jeutschen unter dem schlagv/ort "unbewältigte Vergangenheit" mit den erelgnissen zwi chen 1933 und 1945. So würde es also alltäg­ lich anmuten, daß eine 9. klasse des gymnasiums in Gees thacht sich um aufklärung bemüht und deshalb einen Vor­ tragsabend über die NS-zelt veranstaltet, wenn, Ja wenn nicht der redner einer der führenden Vertreter dieser enoche gewesen wäre, nämlich der frühere großadmiral Dö nitz. - Nun, die argumente, die ins feld geführt wurden sind durchaus' einleuchtend: man muß die Vergangenheit auf irgendeine art bewältigen. (Ob es nicht am einfach­ sten wäre, endlich einmal einen Schlußstrich unter das vergangene zu ziehen, soll in frage gestellt bleiben. ) Ich glaube, daß man aus der Jetzigen distanz, und vor allem, ■•■enn man nicht unmittelbar von den ereignissen betroffen wurde, viel zu leicht und voreilig klage er­ hebt und der älteren generation vorwürfe macht, wie es dazu hat kommen können. Muß man dabei nicht die ganzen Zeitereignisse berücksichtigen, die vielen unklaren Zu­ sammenhänge? ( Ich möchte aber in keiner weise so miß­ verstanden werden, als ob dies nun eine rechtfertigung für ehemalige K3-kommandanten wäre.) Ich möchte nur sa­ gen, man sollte damit aufhören andauernd die Vergangen­ heit derer zu erforschen, die heute irgendein öffentli­ ches amt bekleiden.

In Geesthaoht war man also um eine rein historische betrachtung der tatsachen bemüht. Die beste möglichkeit ist wohl die, sich aus erster hand von einem der führen den beteiligten informieren zu lassen. Außerdem haben die Jugendlichen durch den geschlchtsunterricht ein ei­ nigermaßen objektives - soweit man hier überhaupt objektiv sprechen kann — bild erhalten, so daß also selbst bei einer, angenommen verzerrten darstellung der ereignisse durch den redner, die Jugendlichen keiner be einflussung unterlegen wären.

Aber ich sehe die gefahr woanders. Gerade wir werdenvom ausland besonders aufmerksam beobachtet, um uns eine sol­ che liberalität erlauben au können. Auch wenn diese für die Deutschen im eigenen land zu begrüßen wäre,waren es immerhin wir, die denkrieg angezettelt und auch verlo­ ren haben. Derjenige, der weiß, wie schnell ein Ulbricht Staat solche dinge propagandamäßig ausschlachtet,erkenriE auch die gefährlichkeit Jener experimente. Politische aufklärung ist nie zu verneinen, aber man sollte - ge­ rade im hinblick auf die ausländische öffentliche meinung und presse - etwas mehr wert aufdie art und weise legen, wie sie durchgeführt wird. -J b -

Nun, ich glaube, diese frage wird wohl Jeder mit ei­ nem "Ja" beantworten. - Solch ein nettes geschenk scheinen auch die bundeswdhrkalender mit den "vie­ len bunten bildern aus dem soldatenalltag" zu sein, die Jetzt in den meisten klassenzlmmern zu sehen sind. Eine nette geste also. Ja, und es wäre eigentlich alles in Ordnung - wenn sich einem nicht ein ganz anderer verdacht aufdrängen würde.

Soll hier vielleicht gar der bundesbürger auf die sanfte tour, schon in Jungen Jahren an den anblick von uniformen gewöhnt werden? Ich glaube mich nämerinnern zu können, daß die zeit noch gar nicht so lange zurückliegt, in der bundeswehrangehörige ange halten wurden sich eines geziemenden benehmens un3 auftretens zu befleißigen, "da die bundeswehr noch neu und dem bürger noch nicht so vertraut wäre." Es wurde vielleicht nicht so frei und offen auqgedrückt, aber um der einstellung "nie wieder eine waffe 1ndie hand zu nehmen", die nach 1945 weit verbreitet war, und dem damaligen Widerwillen des Deutschen gegen Jede art von militär entgegenzuwifrken, war diese hal tung der bundeswehrführung durchaus zu verstehen. ”

Nun wird mancher wohl einwenden, daß hier nur eine art Werbung getrieben werden soll. Aber ich frage mich, ob denn die bundeswehr, die durch gesetze ge­ schaffen wurde, eine derartige reklame nötig hat? Überdies ist für deh einzelnen sowieso zwang ' oder besser pflicht). Außerdem ist auch die aufmachung der kalenderblätter sehr ansprechend. Z.b. altewachfeuerromantik mit einem äußerst beziehungsreichen text darunter.

Aber hat es die bundeswehr heute, da doch eigenftich Jeder ihre notwengigkeit erkannt haben sollte, noch nötig, zu solchen mittein zu greifen?

Wenn man schon das argument der Werbung gelten las­ sen will, so glaube ich, muß man dennoch sagen, daß die schule der falsche ort ist und sich z.b. zeitun gen für Werbung besser eignen. Die klassenzimmer j£ doch sollte man mit dem ausblick auf das lustige Soldatenleben, das uns noch bald genug und auch lan ge genug erfreuen wird, verschonen. -Jb-

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