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DIE TRPMMfl

Eie schiacht um bunaesverteidigungsmini ster Strauß ist geschlagen. Seine gegner triun.phieren, denn nun scheint das ziel, das sie seit jahren verfolgten, erreicht; seine freunde hoffen auf einen neuen be­ ginn seiner politischen karriere. Niemand vermag aber genau zu sagen, ob Strauß noch einmal zu solcher höhe I aufsteigen wird, oder ob er als Politiker bedeutmngs los bleibt. Auf dem höhepunkt dieser schiacht eischien im Berto-verlag, Bonn ein buch von Lutz Hermann: "Die trommel im ohr - P.J.Strauß von fall zu fall". Der junge autor gibt uns zuerst einen kleinen überblick über aen lebenslauf von Strauß, schildert ihn im krieg, nach dem krieg, als bundestagsabgeordneten und schließlich als verteidi gungsmi.iister. Hermann zeigt wie vom osten systematisch Propaganda gegen Strauß ge­ trieben wurde, die von seinen feinden im westen begierig aufgegriffen wurde um ihn schließlicn mit nilfe dieser propagan da zu fall zu bringen. Der 12.10.i955 war der Stichtag für die proiagandazentraien des Ostens: Strauß übernahm das unbequemste, unpopulärste amt der BR, das verteidigungsministerium. Und dann setzte in verstärktem mäße ein hetz kampagne größten ausmaßes ein: Blank war untergegangen, Strauß mußte folgen. In der ankündigung dieses buches heißt es: Die geschiente des gelenkten hasses könn te dieses buch auch heißen. Ein minister steht am pranger. Zu recht oder zuüimecht fragen sich viele. Doch die meisten schau en zu, denn die Hintergründe sind dunkel. Uber die einstellung des autors mag man denken wie man will, doch allein wegen das stils, in dem dieses buch geschrieben wur de, ist es äußerst lesenswert. (132 seiten, mit karikaturen, broschiert, preis: 6,80 DM) -rw-

Man versuche nach bestem können seine treudeutschen gesichtszüge in eine möglichst ungewohnte formation zu legen. Brillen mit dunklen rändern heben die Wir­ kung zusätzlich. Wenn man dazu noch in der läge ist, so blicke man mit angestrengten Stirnfalten forschend und gewollt-klug in die weit. Die kleidung spielt eine untergeordnete rolle; existenzialistengewändar sind jedoch bevorzugt. Nachdem nun die äußerlichen Voraussetzungen geschaffen sind, möge man sich seines, wenn auch nur imaginären geistes ( = Intellekt ) bewußt werden. - Sollte der weg zufällig an einer gruppe diskutierender vorbeifüh ren, so halte man ein, denn jetzt kann man seine pos7 pubertäis-merkmale zur vollen entfaltung bringen. Zu­ erst folge man mit überlegen-erhabener miene den ausführungen der einzelnen kontrahenten und lasse sich von seiner mitleidigen miene ablesen: "mit welch klein liehen sorgen die leute sich doch herumschlagen!" Doch aktiv muß man doch auch in die diskussion eingreifen: die methode ist einfach, doch verfehlt sie nie ihre Wirkung: man werfe alle maßstäbe in einen topf und nehme sich den heraus, der einem gerade reett erscheint; ebenso stelle man sämtliche evidente Sätze auf den köpf und erkenne keinen wert mehr an, oder spreche dort einen zu, wo keiner ist. - Das sieht in der praxis so aus, daß man einfach an allem zweifelt. Wenn die mathematik und die allgemeinheit weiß, daß die"gerade" die kürzeste Verbindung zweier punkte ist, so ist sie dies für den "Möchte-gern-Intellektuellen" nur dann, wenn er den beweis dafür hat. Beweisen kann man es jedoch nicht, denn es ist ein axiom, das alle weit anerkennt, nur nicht jener... Nachdem auf diese weise genügend Verwirrung gestiftet worden ist, ver­ vollständige man die allgemeine perplexheit und frage nüchtern nach dem sinn des umstrittenen Objektes und zweifle seine daseinsberechtigung an. Bis sich die durchschnittsvertreter der menschheit -wieder gefangen haben und vergebens klarzustellen versuchen, daß grün gleich grün und rot gleich rot ist und nicht verdreht, zieht man lieber "resigniert" den kürzeren und läßt neidvoll die große denkergröße mit stolz geschwellter brüst als überlegenen Sieger von dannen ziehen... Vielleicht wollte er den Descartschen Existenzbeweis des menschen - wenn er ihn überhaupt kennt - auf sich angewandt haben um sein dasein damit zu verteidigen: "Ich zweifle - darum bin ich!" - Gönnen wir es ihm in der aufrichtigen hoffnung, daß er nie in die verlegen heit kommen möge, an sich selbst zu zweifeln... -gf-

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