Seite:Pennalen Jg 11 Nr 2 1964.pdf/7

Aus FürthWiki

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Zuerst müßte man sicn darüber slar werden, was man sich unter dem Eegrii'f "Flirt" vorzustellen hat. her verständige Leser wiid mit einem Blick seines, durch lauge schulische Studien geübten Auges sehen, daß dieser Ausdruck aus dem Englischen stammt. Wie sollte es in unserer modernen, vom Amerikanismus bestimmten Kultur, auch anders sein! Über "Flirt" gibt ein englisch - deutschesWörterbuch folgendeAuskunft: "xlirt" = Lieüelei; Form des unverantwortliehen und letzten EntScheidungen een Lieben­ tet dann soHof

ausweichenspieln.Das ten" bedeuviel wie:den

machen,

lieoelp.,koke_t n "Flirt" könnte mau etwa dem "Pousoie ren" unserer Litern gleichsetzen, falls die Ijr ältere Generation über­ haupt ähnliche Einrichtungen in Anspruch genommen hat! Die Herkunft dieses Ausdrucks beweist, daß das erste Viertel unseres Jahrhunderts noen mehr unter dem kulturellen Einfluß tieren. Den ceuti-5?*g5g|

Frankreichs gestanden ist. Ich muß wiederum an aie

sprachli-

cnen Fahigmeiten des geneigten Lesers appellieren, der im Eia. zösischunterricht "pousser" sicherlich als eines der ersten Verben der Konjugation auf "-er" gelernt hat. Wenn der bean­ spruchte Scnulergeist sich dessen zu erinnern noch in aer La­ ge ist, durfte bekannt sein, daß "pouster" in erster Linie "stoßen" heißt. Eine weitere Bedeutung im figurativen Sinn ist "verleiben", was sehr nahe verwandt ist mit "verführen". Zur Zeit unserer Großeltern oder noch früher entsprach die Ko Ketterie dem Flirt. Bilder aus jenen Tagen zeigen uns, womit damals kokettiert wurde, wenn unsere Vorfahren weiblichen Gesehlechts mit hochgeschlossenen Kleidern, eingemummt von Kopf bic Fuß, behütet miu wagenradartigen Gebilden unseren Groß­ vätern verschämte Blicke aus "-zig" Metern Entfernung zuwar­ fen.Führt man diesen Vergleich weiter, so gelangt man schließ lieh ins Mittelalter. Was anderes war der Minnesang des edlen

Kitters für das angebetete, unerreichbare Burgfräulein als un­ ser heutiger Flirt? Jede Epoche hat natürlich ihre Eigenart und Gepflogenheit in Hinsicht auf die Beziehung der Geschlechter ai einander. Nicht zuletzt ist daran die Mode schuld, die das am weiblichen Geschlecht reizvoll erscheinen läßt, was sie jeweils verhüllt und verschleiert. Welche wichtige Rolle der Flirt, oder wie immer man es nennen mag, im menscülichen Leben zu spielen scheint, sieht man daran daß sich schon Heinrich von Kleist in "Koketterie und Liebe im Jahre 1802 über dieses Thema ausließ. Auch ein gewisser Ludwig Wieland äußerte sich in einem Buch, genannt"Der Flirt"(.1927) über ähnliche Gedanken. Wie sieht aber nun die Praxis aus, nachdem nun genügend lange die graue Theorie bemüht worden ist? Die soeben überstandene Faschingszeit bildet l'ur den Flirt gewissermaßen eine Hocnsaison. Auf Faschingsoullen oder ähnlichen, diesem Zweck gewid­ meten Veranstaltungen bietet sich dem betrachtenden Teilnehmer des öiteren die Gelegenheit, zu beobachten, was man so allge­ mein unter Flirt versteht. Man könnte beinahe eine stufenförm­ ige Einteilung auf einer Skala der Intensität treffen! Ein Paar sitzt sich am Tisch gegenüber und versucht sich duren Blicke, die mehr oder weniger verheißungsvoll wirken, zu "ver­ führen". Der eine Partner ist bestrebt, den anderen duren intel. lektuelle Wortklauberei aufs Glatteis zu fuhren. Die nächste Phase zeigt sich schon viel gegenständlicher im "tete-ä-bete , das sich in der Übersetzung ganz unschuldig "Zw»egesprach"raut Die räumliche Distanz der beiden Individuen nat sich dabei je­ doch gewaltig verringert. Ertönt in dieser Gefühlslage das nin reißende Schluchzen von Geigen, erwacht in dem tanzenden Paar urplötzlicn der Drang, den anderen Mittanzenden den Platz auf dem Tanzboden ja nicht zu beschneiden. Es schränkt daher seine Bewegungen auf ein Minimum ein. Ist die Zeit fortgeschritten , und hat man sich an die Umgebung gewöhnt, soll es auon an dem "freundschaftlichen" Kuß nicht fehlen, der aus Gründen dei /er vollkommnung natürlich des öfteren praktiziert werden muß.Denn schon in der Schule lernt man:"Übung macht den Meister"und "Onne Fleiß kein Preis". Die Virtuosen aui ihrem Gebiet haben sich mittlerweile in die Bar zurückgezogen. Sie pliegen ihr