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Zum besseren Verständnis: Ein Bauer hatte ein Schwein günstig verkauft. Und das kam so: Er selbst wußte mit der Dezimal­ waage nicht so recht Bescheid, außerdem machte ihm das ständige Hin- und Herrechnen zwischen Pfund und Kilo, dazu das Multiplizieren mit 1o große Schwierigkeiten. Sonst hatte, er immer dem Metzger vertraut, der im Umgang mit der Waage kundiger war. Der Metzger war aber gerade erheblich be­ trunken, sah gerade noch die Gewichte, die Waage und das Schwein und war mit dem Gewicht, das ihm der Bauer nannte, einverstanden: er bezahlte auf diese Weise 75$ zuviel,■ der Bauer hatte, wie ge­ sagt, in seiner Not Pfund, Kilo und Zentner hübsch verwechselt, aber einen schönen Rabatt gegeben, weil ihm das Gewicht 'doch recht hoch erschienen war. Als er das Geld hatte, wunderte er sich über seine Geschicklichkeit, ja er hielt sich plötz­ lich für ein Genie. So lockte ihn denn auch ein Plakat in einen Vortrag über Astronomie. Er saß dort und hörte mit offenem Mund Namen, Größe, Entfernung der Sterne, ihr Spektrum, ihre physika­ lische Beschaffenheit. Am Ende des Vortrags sagte er zu seinem Nach­ barn, er begreife ja alles: daß man wisse, wie groß die Sterne seien und wie weit entfernt. Er wundere sich nur, wie man auch ihre Namen kenne. "Woas der’am End aa, wia ii hoas?" Der Nachbar, ein distinguierter Herr, hatte für diese Frage keinerlei Verständnis und drehte sich um. Hätte er nur an einer der Sitzungen zur Namengebung für das MRG teilgenommen oder sogar mitgewirkt, ihm wären die Bedenken des tumben Bauern gar nicht mehr so abwegig vergekommen. Ja, cfie Schule soll einen Namen bekommen. Den Namen einer bedeutenden Persönlichkeit, die ein Leitbild für junge Menschen sein kann. Bedingung: Diese Persönlichkeit muß bereits tot sein. (Tote sind bessere Menschen!) Weitere einschränkende Bedingung: Keine Persönlichkeit aus dem politi­ schen Leben. (Politiker können offenbar nicht als Leitbilder dienen.)

Weitere Bedingung: Eine andere Schule sollte diesen Namen noch nicht für sich in Anspruch genommen haben. (Die Gefahr der Verwechslung ist groß. Unsere edle Einfalt und stille Größe darf aber gerade dadurch nicht an Leuchtkraft einbüßen, daß eine gleichnamige Schule ein schlechtes Licht auf uns wirft.) Weitere Bedingung: Da es sich um eine Mädchenschule handelt, sollte sie nach einer Freu (warum nicht "Dame"?) benannt werden. (Männer kann man notfalls heiraten, sind aber für Mädchen schlechte Leitbilder.) Weitere Bedingung« Diese Persönlichkeit sollte Deutsche(r) sein. (Nur das Volk der Dichter und Denker - Sie haben richtig gelesen» Denker, nicht Henker! - hat geeignete Leitbilder.) Weitere Bedingung: Diese Persönlichkeit sollte aus Fürth sein.(!?!) Die Wahl wurde lediglich dadurch erleichtert, daß diese Persönlichkeit zwar Flüchtling gewesen sein konnte, aber nicht mußte, (konnte und mußte: wegen der Bedingung "tot") Da alle bedeutenden Persönlichkeiten, die Fürth je hervor­ gebracht hat, noch leben, wollte man wenigstens eine solche wählen, die in Fürth gewirkt hat« Theodor K u t z e r hat zwar in Fürth gelebt und gewirkt, ist aber in Mannheim begraben, was manche außer seinem Namen, mit Verlaub zu sagen, zum K...tzen finden. Außerdem glaubt man, daß fortan mit unserer Schule un­ appetitliche Assoziationen verbunden würden. Wenn man dann noch bedächte, daß Gymnasium von 7ufiv»'s 'nackt1 kommt! Doch fehlte es nicht an weiteren Vorschlägen: Helene L a n g e , Gertrud B ä u m e r, die aus nicht zu Fürth gehörigen Gebieten "Preußens" stammen und (last npt least) die Fürtherin oder Fast-FUrtherin (möglicherweise hat ihr ein schlimmes Geschick die Ehre, in Fürth geboren zu werden, versagt) Emilie L e h m u s. Wie aus den Vornamen ersichtlich, handelt es sich um Frauen im allgemeinen; und um Frauenrechtlerinnen im besonderen. Wenn sich je a.) der Name und b.) das Leitbild einer dieser Damen durch­ setzen sollte, müssen dann Lehrer fürchten, vom Dienst suspen­ diert zu werden, weil sie das Leitbild, an dem sich zarte Mädchenseel'en zu harten Frauen emporranken sollen, durch ihr Dazwischentreten vernebeln, verschleiern oder gar zerstören könnten? Der erste Wahlgang ließ das Schlimmste schon erwarten. Aber am fürtherischen Stammesbewußtsein scheiterten Helene Lange und Gertrud Bäumer. Eine Stichwahl zwischen Kutzer und Lehmus, deren Name außer einer Straße auch eine hinter der Schule liegende Kinderbewahranstalt bereits entweder ziert oder verunstaltet und die somit ein Handicap hat, ergab die hauchdünne Mehrheit von einer Stimme für Kutzer. Während aber der Bundestag unter Abwesenheit eines Viertels seiner Mitglieder eine Kleinigkeit wie den Bundeshaushalt von 65 Milliarden Mark rechtsgültig verabschieden kann, war zu be­ denken, daß diese Wahl etwa ungültig sein könnte, weil zwei (nebenamtliche!) Lehrkräfte an der Abstimmung nicht teilgenom­ men hatten. Sie hätten nicht nur vermutlich, sondern ganz sicher für Lehmus gestimmt! Gott sei Dank, daß wegen der Wichtigkeit der Sache auch noch der Elternbeirat, das Stadtschulamt, der Stadt­ rat und das Ministerium ihr Placet geben mußten. Sonst hätte die Schule wirklich den falschen Namen erhalten!