pennalen Interview Eine Woche vor den bayerischen Land tagswahlen sprachen in Fürth promi nente Mitglieder der drei Bundestags parteien bei Wahlversammlungen ihrer Parteien. Die " pennalen " baten um Interviews, die nun im folgenden im Auszug wiedergegeben werden. F. Pöhnl, P. Plutzer, H. Kaarmann Fotos: R. Weidner
Dr. Rainer Barzel, Vorsitzender der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion Soll sich ein junger Mensch schon einer Partei anschließen und wenn ja, warum?
Was halten Sie von der NPD ? Warum glauben Sie , daß sie eine undemo kratische Partei ist bzw. worin sehen Sie hier eine Gefahr für die Demo kratie?
Ich glaube ja! Er kann seine politi schen Möglichkeiten, sowohl der In formation wie der Mitwirkung ver stärken. Glauben S i e n i c h t , daß die s e Inform ation zu e i n s e i t i g werden könnte? . Man muß auch als Politiker einer Par tei mehrere Zeitungen lesen und sich von allen Seiten Informationen ver schaffen.
Ich halte die NPD für überflüssig. Die Landtagswahl i n Hessen z e i g t e doeh einen e r s t a u n l i c h e n Gewinn f ü r d ie NPD? Nun sind wir jetzt m Bayern und ich hoffe auf das bayerische Volk.
Willy Brandt , Berlins Regierender Bürgermeister, Vorsitzender der SPD
Dr. Ewald Bücher, Bundeswohnungsbau minister a.D., FDP
Man soll ihn zumindest nicht daran hindern. Ob man sich einer Partei anschließen soll, darüber kann man und kann ich kein allgemein gültiges Urteil abgeben . Viel wichtiger als eine Parteimitgliedschaft ist meiner Meinung nach, daß der junge Mensch lernt, daß seine politische Mitar beit in der Demokratie nötig ist und daß er sich ein eigenes politisches Urteil bildet.
Ja, ich bin unbedingt der Meinung, daß ein junger Mensch sich den Jugend gruppen der Parteien und wenn er dann älter ist der Partei selber anschlie ßen sollte, so etwa ab 18 Jahren. GlaubenSie n i c h t , daß d i e von dar P a r t e i g e botene Inform ation sehr e i n s e i t i g i s t ? Ja gra d ' wenn ich sage 18 Jahre, dann ist der junge Mensch soweit, daß er sich politisch informieren und auch entscheiden kann.
Man will hier mit politischen Phra sen Politik treiben, die aus einer sehr bösen Vergangenheit Deutsch lands stammen, einer bösen Vergangen heit, die unser Verhältnis zur Welt belastet.
Die NPD ist bis jetzt vom Bundesver fassungsgericht nicht verboten wor den; ich kann also nicht sagen, daß sie eine undemokratische Partei ist. Aber ich habe ganz erhebliche Zweifel ob sie eine demokratische ist. Aber auch wenn sie undemokratisch ist, ge nauso wie gegen eine Wahlrechtsmani pulation bin ich auch gegen ein Ver bot. Auch das Verbot der KPD war ja politisch falsch. I s t d ie NPD eine Gefahr f ü r die FDP? Rein, das glaube ich nicht. Das hes sische Wahlergebnis hat ja gezeigt, daß die FDP sich in den Städten ver bessernkonnte, während auf dem Land, wo bei uns bekanntlich ein Bildungs rückstand herrscht, zweifellos Stim men eben an die NPD verloren gingen. Rechtsradikalismus ist hauptsächlich eine Frage des Bildungsniveaus. Ein gebildeter Mensch kann nicht rechts~ radikal sein.
Wir f r a g t e n Herrn Dr. Barzel und Herrn Dr. Bücher noch . ob s i e der Meinung wMren, daß un se re Verbündeten ein I n t e r e s s e an der '.11 ed erv er ei nigung haben, hs antw orteten. Dr» Ba rzel „ . , . . Dr* Buoher Ich glaube ja; sie sind interessiert Sicher haben sie das, denn ein ge an der Entspannungspolitik und es ist spaltenes Deutschland ist ein stän unsere Aufgabe, die deutsche Frage diger Unruheherd. Aber es ist nicht einzuweben in die internationale Ent ihr oberstes und erstes Prinzip. Das spannungspolitik. können wir nicht verlangen. Daß ihre Angst vor einem militärischen deut schen Potential größer ist als ihr Interesse, glaube ich nicht; sonst würden sie auch vor der BBD Angst haben. Zur Zeit jagen wir jedenfalls keine Angst ein. 7
6