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Qom J u ^ f ' Ich bin ein Grasbüschel,und zwar eines der letzten,zwiscnen der Bushaltestelle Stresemannplatz und der Kaiser­ strasse.Auf meine Bitte hin erhielt ich von einem Redak­ tionsmitglied die Erlaubnis,diesen erschreckenden Tat­ sachenbericht zu erstellen (Psychopathen,Herzkranken und Schwangeren wird empfohlen, NICHT WEITERZULESEN). Mein Wohngebiet wurde kürzlich erst neu angelegt und ist mehr oder weniger eine Mischung aus Pflasterplatz und echten Bäumen,die von braunem Dreck umgeben sind.Und das alles ohne irgendwelche berühmt-berüchtigten Schilder "Betreten des Rasens verboten" oder zaunähnlichen Hin­ dernissen,durch die sich die Schüler eher dazu aufgerufen fühlen.uns zu'betre­ ten" .Obwohl, es kann kaum mehr schlimmer werden:Nach meinen eigenen,hautnahen Beobachtungen überqueren 99,75% der

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Haruenbergbetreter (sowohl Schüler,

als auch Mitglieder der Lehrerminderheit) die wenigen Quadratmeter,die man ’ nicht mit Steinen bepflastert hat.Irgendwie müssen wir eine besondere Anzie­ hungskraft auf Füsse ausüben.Ich habe schon nach Gründen dafür gesucht.wobei nir folgende am Bedeutensten erschien:Diese Treterei.kann man sie vielleicht als romantischen Spaziergang zur Umrahmung eines unromantischen Schultags recht fertigen?Doch gleichzeitig fällt mir eine für die Betroffenen weniger an­ genehme Erklärung ein:Sind sie vielleicht zu oequem,keine Abkürzung zu nehmen, ader aufzupassen,wo sie ihre Füsse hinsetzen?Schwerwiegende Anschuldigungen!

Doch man darf auch nicht meine Mitgrasbüschel vergessen,die bereits plattge-, »altzt worden sind,und zwar ganz brutal.Man muß sich einmal vorstellen:Tritt a m 55kg Gewicht auf einen 3 g Grasbüschel,ist das vergleichbar mit einem I

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333kg Wesen,das über einen 55kg Menschen läuft.Kein Wunder,daß da unserer

(leinen die Lust vergeht,ihren Auftrag zu erfüllen,so zu werden wie wir -grüne Irasbüschel.In den nächsten Tagen ist Frühlingsanfang -oder aus unserer Sicht: Die Zeit des Grauens bricht an,der Kampf um "Sein oder Nicht-sein" findet sei­ len Höhepunkt.Wir sollen die Erdoberfläche bewuchern,wo Horden über uns hinweg, -ennen,bewaffnet mit vielseitigen Folterinstrumenten,wie großflächigen Stiefelr ind klexnflächigen,spitzen Söckelschuhen. Jetzt habe ich mein Wurzelherz ausgeschüttet und haffe.daß sie sich manche wertvolle Gedanken über uns machen,wie z.B. "Ist mir Wurscht" oder"Betrifft mich doch garnicht".Oder,daß sie wenigstens einige Gewissensbisse kriegen,wem sie das nächste Mal über Meinesgleichen trampeln.Vielleicht hat auch jemand Mitleid mit uns wenigen Überlebenden und dem Nachwuchs der neuesten Saat ge­ kriegt und macht das nächste Mal einen -ach-so-großen-Bogen um uns,was eigent 'ylich die Absicht dieses Textes ist. G.Gras S y

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