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Unsere Meinung

Amerikanische Schulmethode oder Kern Kurs-System? Deutsch-Amerikanischer Diskussionsabend in der High-School

Tauziehen um Schuljahrsbeginn Manche Oberprimaner mußten in den ersten Monaten nach Schuljahrsbeginn noch um Mitternacht über ihren Hausaufgaben schwit­ zen — so rasch wurde das Unterrichtspen­ sum vorangetrieben. Man müsse nämlich mit der Vorverlegung des Abiturs auf Februar rechnen, so wurde erklärt.

Bekanntlich wurde auf der Konferenz der Ministerpräsidenten der Bundesländer im Februar dieses Jahres von den Länderchefs ein Abkommen unterzeichnet, das im Zuge der schon längst notwendigen Vereinheitli­ chung des Schulwesens im Bundesgebiet un­ ter anderen Bestimmungen — so z. B. Aner­ kennung der gegenseitigen Reifezelignisse — den einheitlichen Schulbeginn am 1. April vorsah. Bislang hielt nämlich Bayern als einziges Bundesland am traditionellen Schul­ jahrsanfang im Herbst fest. „Bayern aber braucht keine Extrawurst“, meinte Bayerns Ministerpräsident Dr. Hoegner. Ein einheitlicher Schuljahrsbeginn im Bun­ desgebiet bedeutet zweifellos einen ver­ lockenden A orteii für jeden bayerischen Schüler, der bei einem Umzug in ein anderes Bundesland kein halbes Schuljahr — wie unter den bisherigen Umständen — verlie­ ren würde. Ob es allerdings vorteilhaft ist, daß das Schuljahr gerade am 1. April be­ ginnen soll, darüber läßt sich streiten. Bei einer Repräsentativumfrage im Februar die­ ses Jahres sprachen sich jedenfalls 62 1/odcr befragten Oberschüler gegen einen Schul­ jahrsbeginn zu Ostern aus. Merkwürdig jedoch berührt, wie die Ent­ scheidung über den Schuljahrsbeginn vom bayerischen Parlament offensichtlich ver­ schleppt wird, da die Auffassungen in dieser Frage sogar innerhalb der Koalition weit auseinandergehen. Zwar billigte der Mini­ sterrat. bereits im Juli das Abkommen, der Landtag jedoch, der das letzte Wort zu sprechen hat. wich der Frage geflissentlich aus. Er faßte lediglich eine Entschließung, daß vor 1957 keine veränderte Regelung zu erwarten sei, daß also dieses Schuljahr wie üblich im Sommer 1956 schließen werde. Der Landtag legt also vorläufig dieses heiße Eisen in den „.Parlamentarischen Kühl­ schrank". vielleicht weil sich die Gemüter in dieser Frage tatsächlich etwas überhitzt haben — in jeder Gemeinderatssitzung von Hintertupfing, in jeder Elternversammlung, in jeder Schülerratssitzung der Schulen wird eifrig das Für und Wider debattiert — viel­ leicht auch, weil die. Regierungskoalition fraktionelle Schwierigkeiten befürchtet. Und wer ist der Leidtragende des ganzen Di­ lemmas? Der Schüler und der Lehrer, die beide etwas unsicher die Meldungen aus Bayerns Weißwurstmetropole verfolgen und nicht recht wissen, ob der Unterrichtsstoff auch nächstes Jahr wieder forciert werden muß. Wir fragen: Wäre nicht eine klare Entschei­ dung, wie sie auch ausfallen mag, besser als die jetzige Unsicherheit? —Al—■

Aus Platzgründen ist es uns in dieser Num­ mer leider nicht möglich, die an die Redak­ tion eingegangenen Leserbriefe zu veröffent­ lichen. Die Redaktion Jahrgang 3/2 Seite 2

Anfangs Oktober fand in der amerikanischen High School ein gemeinschaftlicher deutschamerikanischer Diskussionsabend statt, den die PENNALEN und der German-Am ricni Relations Club angeregt hatten. Jungen und Mädchen der Oberrealsehule Fürth und einer Mädchenschule aus Nürnberg diskutierten zusammen mit amerikanischen Schülern über Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Schulsystem, über die Einstellung des Schülers zum Staat und über amerikanische Erntedankbräuche. Um den deutschen Schülern diese zu zeigen, laden die amerikanischen Gastgeber alle Schüler der Oberstufe unserer Fürther höheren Schulen zu einem traditionellen ErntedankTanz, der am 7. Dezember stattfinden soll, in die amerikanische Schule ein.

Europa nur im Karneval üblich ist. Um den deutschen Freunden diese Tradition vorzu­ führen. haben die amerikanischen Studenten alle Schüler und Schülerinnen unserer Ober­ klassen zu einem gemeinschaftlichen Ernte­ dank-Tanz in die Cafeteria der High-School eingeladen. Der Eintritt wird voraussichtlich 1.— DM betragen. Die Karten für diese Ver­ anstaltung sind über die Schulsprecher zu beziehen. Im weiteren Verlauf des Diskussionsabends kam man auf die Unterschiede zwischen dem amerikanischen und deutschen Schulsystem zu sprechen. Abgesehen davon, daß die High School ein andyes Ziel anstrebt als unsere höhere Schule, interessierte die Deutschen natürlich die vielgerühmte Freiheit der ame­ rikanischen Studenten, die sie bei der Wahl ihrer Fächer haben. Als wir uns jedoch nä­ Die alten Freundschaftsbande, die die PEN­ her über diese Methode Auskunft holten, NALEN schon im Vorjahr mit den ameri­ waren wir sehr schnell davon überzeugt, daß kanischen Schülern angeknüpft hatten, wur­ sic cs nicht viel leichter haben als wir, denn den gleich zu Beginn des neuen Schuljahres sie müssen eine große Zahl Pflichtfächer durch diesen gemeinschaftlichen Diskus­ belegen, und die Freiheit erstreckt sich nur sionsabend in der amerikanischen Schule ge­ auf die Wahl der Nebenfächer. Was man festigt. Wir Deutsche erfuhren dabei, daß vielleicht weniger erwartet hatte, war, daß der Monat November bei den Amerikanern die Deutschen ihrer Schulmethode, besonkeineswegs so wie bei uns als eine Zeit des ’ders in der Form des Kern-Kurs-Systems, Gedenkens an die Toten gilt, sondern daß wie es an der Oberrealschule Fürth geführt er ganz im Zeichen des großen Erntedank­ wird, den Vorzug vor der allzu früh ein­ festes steht, das man am letzten Sonntag setzenden Spezialisierung in Amerika gaben. im November feiert. Das Erntedankfest geht Natürlich fiel auch das Stichwort „Koe­ bis auf die ersten Siedler Amerikas, die Pil­ dukation“ (— Jungen und Mädchen besu­ gerväter, zurück, die in den ersten Jahren chen die gleiche Klasse), und die amerikani­ in der neuen Heimat einmal knapp einer schen Gastgeber zeigten sich sehr verwun­ Hungersnot entrannen. Zum Gedenken daran dert darüber, daß man sich in Deutschland feiert man den “Thanksgivings Day”, und noch so „rückschrittlich“ zeigt, und auf eine zwar mit einer Fröhlichkeit, mit Masken­ peinliche Trennung zwischen Knaben- und treiben auf öffentlichen Bällen, wie sie in ■ Mädchenschule bedacht ist. Daß diese Tren­ nung abzulehnen ist, darin waren sich alle Wenig veränderte Schülerzahlen anwesenden Jungen und Mädchen völlig Wie wir durch eine Umfrage auf den Direk­ einig. „Wenn man mit Mädchen zusammen in einer Klasse aufwächst“, so wurde argu­ toraten der höheren Schulen Fürths erfah­ mentiert, „dann findet man viel rascher eine ren haben, ist die Schülerzahl gegenüber natürliche Einstellung zu einander, und wie dem Vorjahr nur geringfügig gefallen: Ge­ sehr wir die brauchen, merken wir am be­ genwärtig besuchen 2441 Schüler — davon sten an unserem Benehmen in der Tanz­ 1298 Buben und 1143 Mädchen — die hö­ stunde”. heren Schulen, während es im Vorjahr um Als die Diskussionsteilnehmer nach fast zwei die gleiche Zeit 1316 Jungen und 1141 Mäd­ Stunden eifrigen Debattierens auseinander­ chen, also insgesamt 2457 Schüler waren. gingen, hatten sie das bestimmte Gefühl, Aufgeschlüsselt nach den einzelnen Schulen nicht nur für ihre Redegewandhcit im Eng­ sieht das folgendermaßen aus: lischen, sondern auch persönlich etwas pro­ Die Oberrealschule besitzt mit 922 (Vorjahr fitiert zu haben. Als schöne Geste der Di­ 909) Schülern — 902 (Vorjahr 885) Jungen rektorate der deutschen Schulen wurde es und 20 (24) Mädchen — die größte Schüler­ empfunden, daß sie je einen Vertreter zu zahl. Das Mädchenrealgymnasium folgt mit diesem deutsch - amerikanischem Gespräch 635 (642) Schülerinnen. In der Handels­ entsandt hatten. — ajw — schule bemühen sich 102 Jungen und 428 (405) Mädchen — zusammen also 530 (540) Berufskundliche Ausstellung Schüler — das Klassenziel zu erreichen, während das Hum. Gymnasium als exklusiv­ in Nürnberg ste Schule nur 354 (366) Schüler — 294 Das Arbeitsamt Nürnberg teilte uns mit, daß (296) Jungen und 60 (70) Mädchen — in seine Abteilung für Berufsberatung vom 1. seinen Mauern bi^gt. bis 10. Dezember täglich von 9 bis 17 Uhr Im vorigen Jahr lag die Gesamtschülerzahl in den Räumen der Kaiserstallung eine ko­ am Ende des Schuljahres um 133 tiefer als stenlose berufskundliche Ausstellung abhält. am Anfang (2324 Schüler am Schluß gegen­ Die Besucher werden durch Bild und Wort, über 2457 am Anfang). So kann man auch sowie durch Arbeitsmaterial, Werkzeuge heuer annehmen, daß wohl etwa 120 Schüler usw. Aufklärung erhalten über ihren ge­ während des Jahres ihre Schulen verlassen wählten Beruf. Wir empfehlen allen unseren werden, sei es, daß sie als Erstkläßler die Lesern, welche die Absicht haben, am Ende Probezeit nicht überstehen oder daß sie aus des Schuljahres ins Berufsleben zu treten, irgendwelchen anderen Gründen zum Ab­ diese aufschlußreiche Ausstellung zu besu­ gehen gezwungen werden. chen.