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Fortsetzung: Jugend unter dem Druck des Ost-Regimes

wußten wir schon, daß die unsere allge­ meine Würdigung des Schülers im Sommer­ zeugnis in der Zone durch eine gesellschafts­ politische Würdigung des Schülers aufgrund seiner Mitarbeit in der FDJ ersetzt wird? Diese gesellschaftspolitische W ü rd ig u n g schreibt die FDJ, und sie ist begreiflicher­ weise für den Fortgang des Schülers von großer Bedeutung. Wenn man bei uns schon von einer Herrschaft der Lehrer spricht, so­ bald die Beurteilung nicht nach dem Willen der Eltern ausfällt, was wollte man da erst in der Ostzone sagen? Aber im Vergleich mit der Unfreiheit erscheinen manche Män­ gel unserer Freiheit als unbedeutend. Ob sie zuweilen nicht wirklich unbedeutend sind, nur kleine Steine im Weg, die man am be­ sten mit einem kräftigen Fußtritt aus dem Weg schafft? Volkstanz und Wahlparolen Als FDJ-Mitglied mußte Eva an den kollek­ tiven Aktionen des Verbandes teilnehmen, wie sie zum Beispiel bei den Wahlen durch­ geführt wurden. ,,Man packte uns auf einen Lastwagen, dann ging’s raus in die Dörfer, dort wurden wir abgeladen. Auf dem Dorf­ platz tanzten wir einige Volkstänze, schrien ein paar Wahlparolen; die Fähigsten unter uns wurden ausgesucht, um alte oder geh­ behinderte Leute zum Wahllokal zu beglei­ ten. Das war ein geschickter Wahltrick,

denn wer trotz der angebotenen Hilfe der FDJ nicht wählen sollte, der gab sich ja den Anschein, als sei er gegen den Frieden und damit gegen das Vaterland. Denn wer den Frieden will, der wählt.“ Es ist zwar neuerdings in der Bundesrepu­ blik auch Brauch, daß die politisch organi­ sierte Jugend alte oder gehbehinderte Wäh­ ler von zu Hause abholt und per Auto zum Wahllokal bringt, aber der Unterschied ist eben, daß sie in jedem Fall und ohne Folgen befürchten zu müssen diese Aufforderung ablehnen können. Sind wir politisch uninteressiert? ,,Mir ist weiterhin aufgefallen, daß sieb die Jugend in der Bundesrepublik, die ich kenne, am politischen Leben nur sehr wenig beteiligt. Das ist im Osten anders. Obwohl die freie Kritik an der Regierungsform nicht geduldet wird, bilden sich doch nach der Schule, im Freundeskreise, Gruppen, die die politischen Geschehnisse eifrig verfolgen und diskutieren.“ Solche Gruppen sind dem Verfasser dieser Zeilen aus seiner Erfahrung nicht bekannt. Man muß sich oft wundern, wie wenig Kenntnis der politischen Ereignisse gerade in Kreisen der gebildeten Jugend bestellt. Ob das wohl mit der feineren Lebensart Zusam­ menhang!? Bekanntlich soll ja die Politik zu den schmutzigen Geschäften zählen 1 . . . . sonst könnte es anders ausgehen 1 Kritik gibt es in der DDR schon, aber sie

O ihr unsterblichen Götter! Sie sehen es nicht ein, die Menschen, welch eine große Einnahme die Sparsamkeit ist!

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Jahrgang 3/4

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ist eben im Sinne des Regimes gelenkt. Eva meint dazu: „Die Meinungsbildung wird selbstverständlich angeregt, im Unterricht wie im Betrieb. Wir haben aber einmal in der Schule eine selbständige Kritik gewagt. Daraufhin verklatschte uns der Lehrer beim Direktor. Er nahm sich uns vor und verbot uns streng, weiterhin zu kritisieren, denn sonst könnte es anders ausgehen“. Nachdem uns Eva diese Streiflichter aus dem Lehen der Jugend in der Zone erzählt hatte, fragten wir sie, was wir nach Ihrer Ansicht tun könnten, um den Bewohnern, insbesondere der Jugend, zu helfen. Ein Brief ist mehr als ein Paket ..In der Zone gibt es wohl noch materielle Schwierigkeiten. Aber sie sind nicht das Hauptgewicht, unter dessen Druck man zu leiden hat. Es verhungert keiner mehr. Es ist der seelische Druck, der einem drüben das Leben schwer macht. Die Deutschen in der Bundesrepublik glauben immer, ein Pa­ ket hilft. Dann schicken sie eine Sendung Lebensmittel, auf der oben ein Inhaltsver­ zeichnis liegt. Damit ist zwar geholfen, aber das, worauf man wartete, kam nicht: der Brief. Ein Brief, ein paar Worte, aus denen man spürt, daß man dem Regime nicht blind ansgeliefert ist, sind unbezahlbar. Man braucht ja nicht über l’olitik schreiben, aber ein persönlicher Gedankenaustausch oderein paar Worte über religiöse Themen helfen viel“. Es kommt auf uns au Hier liegt ein Ansatzpunkt für uns. Was können wir für die aufrecht gebliebenen Deutschen tun? Das eigene Trägheitsmoment überwinden, vom Vertrauenslehrer oder vom Religionslehrer, vom Roten Kreuz, von der Caritas oder von der Inneren Mission eine Adresse holen und ein Paket schicken. Und einen Brief schreiben. Keine geistreiche Ab­ handlung, vielleicht für den Anfang nur sa­ gen, daß wir uns freuen, mit unseren Lands­ leuten wieder in Kontukt zu kommen. Ist das zuviel für uns? Dann denken wir daran, daß die Wiedervereinigung nicht von alleine kommt, daß wir etwas dafür tun müssen — und daß wir uns das Recht auf die Wiedervereinigung auch verscherzen können, wenn wir zu trüge sind, die Not der Brüder zu sehen und zu lindern. — ajw

£ins - zwei - (^OcchscLsc/izUl Streiflichter von den Tanzkursen des Gymnasiums und der OR

Text, Bilder und

Z u s a m m e n s te llu n g :

G ü n te r W itzsch

Wer ist die Schönste im ganzen Land? Alle Ex-tourherren kennen die Situation vor der ..Aufforderung zum Tanz“ : die Töchter Evas setzen ihr charmantestes Lächeln auf; denn gleich beginnt ein allgemeines Wett­ rennen um die Auserwählte. Die Klügeren

(oben) Der „Salonlöwe“ , der manchmal ge­ ruht eine ..kesse Sohle“ aufs Parkett zu legen, fehlt natürlich nicht. (rechts) Der Weg z.um Meister kostet man­ chen Schweißtropfen. Tanzen' ist eben gar nicht so einfach, und «Res will gelernt »eilt. L

Tanzkurs ist kein Vergnügen, wenigstens nicht für die Tanzlehrerin Frau Bauer. Sie muß überall zugegen sein, um alle unkor­ rekten Tanzhaltungen ,,auszubügeln“ .

Höhere Schulen bei Skimeisterschaft erfolgreich Die alljährlichen Skimeisterschaften der Fürthcr Schuljugend fanden auch heuer bei ausgezeichneten Schnccverhältnissen im Für­ thcr Stadtwald statt. Unter den ersten zehn Siegern finden wir folgende Schüler der Fiirther höheren Lehranstalten: In der Klasse I der Knaben belegte Manfred Ku n z ORF den 4. Platz, gefolgt von Willi R u t z , ORF. E n g e l b r e c h t (Human. Gymn.- errang den 8. Platz. In der Klasse II war F r a n k e (Human. Gyntn.) der Drittbeste, K l u p p (ORF) folgte an 6. Stelle. Unter den ersten zehn der Klasse III finden wir sechs Oberrealschüler: M ü l l e r (3. Platz), M e i s e 1 (5. Platz), H a s c h e r (6. Platz), L e u p e l t (7. Platz), H o r n (9. Platz), K o p p (10. Platz). Wenn auch unsere Schüler hier einen schö­ nen Erfolg errungen haben, so verwundert es doch ein wenig, warum kein erster oder zweiter Platz für sie abfiel. Ob die Spitzen­ könner wohl streikten, weil der verspro­ chene Skiwandertag ausfiel?

betreiben Vorratspolitik und bestellen sich die nächsten 10 Tänze schon im voraus. Pech haben dann allerdings die ..Pdauerblümchen“ , die sich in eine Ecke zurück­ ziehen und über Ungerechtigkeit der Welt philosophieren.

„Aber mein Herr!“ So fordert man natür­ lich keine Dame zum Tanz auf (wenn auch nur für die beutehungrige Kamera). Die kor­ rekte Tanzverbeugung gehört mit zum wich­ tigsten ,,Unterrichtspensum“ des TanzkurDer Höhepunkt — das Assamblee. Endlich ist es soweit: Vor den kritischen Augen der Eltern, Tanten, Lehrern und sonstiger un­ entbehrlicher Leute legen die Jünger Terpsychores ihr tänzerisches Reifezeugnis ab. Der beste Tänzer darf mit der Tanzlehrerin höchstpersönlich in einer Solotour sein Kön­ nen zeigen. Als „Einlage“ führt ein Holz­ schuhtanz (Bild rechts außen) den Eltern sinnfällig vor Augen, daß ihre Sprößlinge nicht nur im Boogy-Woogy und Walzer­ takt bewandert sind. Eine „moralische Auf­ rüstung“ haben die Eltern auch bitter nötig: denn der Familienetat weist ein beträchtli­ ches Loch aufl

An den Hühneraugen sollt ihr ihn erkennen, nämlich den guten (oder schlechten) Tour­ herrn. Am Anfang des Tanzkurscs ist der Schrittwechsel oft gar nicht so leicht aus­ zuführen und die Schuhe des Partners wer­ den oft mit Fußabstreifern verwechselt.

(oben) Um Mißverständnissen vorzubeugen: der Herr im oberen Bild schlägt sich keines­ wegs auf die Stirne, um seine Denkzentren anzuregen, sondern er zeigt gelinde Ver­ zweiflung darüber, daß seine Tourdame im­ mer noch nicht die letzte Tanzfigur be­ herrscht. (Tanzfehler sind sonst allerdings Vorrecht der Tourherren).