Traurige Ballade
Eben ist die Polizei eingetroffen, um den Spuk um die »verzauberte W eihnachtsbude« aufzudecken. Von links nach rechts: Pfiffikus (Fiedler), Polizist (W asilew ski), Frau Schmidt (Häckl), W eihnachtsm ann (Fuchs). B ild : W o lf
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ist die richtige Zeit an ein Fahrrad oder gar ein Moped zu denken. Die Sonne ist nicht m ehr weit. Der Frühling kom m t! Eines ist aber wichtig: Nur etwas Gutes muß es sein,am besten gleich die Spitzenqualität
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NÜRNBERGER T - T
Jahrgang 3/4
Seite 6
T T . T ! . ^ !-WERKE GMBH.
Nach langem Proben ging am letzten Schul lag vor ilcn Weihnaehtsfcrien 1955 unser Weihnachtsspiel „Die verzauberte Weihiiachtsbudc" über die „Bühne“ unseres Klas senzimmers. Dort, wo sonst die gestrengen Herren Professoren lehren, standen drei Weihnarhlsluideni in der einen verkaufte Herr Kannengiel&er (G. Kochs) seine teueren Spielsachen, in der anderen bot Frau Krawutsehke (10. Kolbe) ihre Süßigkeiten feil. Im drillen Stand galt es wieder Spielsachen zu kaufen. Doch sein Besitzer, Hans Pfiffi kus (H. Fiedler), war noch nicht da. Ein stummer Junge wollte sich auf dem Markte etwas erstehen und legte bei Krau Krawutsehke drei Pfennige auf den Tisch. Aber sie wies ihn hartherzig ab. Da wandlr sich der arme Junge an Hans Pfiffikus, der gerade mit einer Schar Kinder (Fritsch, Fe rner, Rothe, Dobkowicz, Frank, Schuh) zu seinem Stand kam. Hans war nicht so geizig wie Frau Krawutsehke, er drückte ihm für die drei Pfennige eine Pfeife und den Piep matz in die Hand. Gleich darauf erschienen zwei Heinzelmännchen auf dem Markt (K. Obernitz, W. Goldecker). Der eine schrie fürchterlich, denn er hatte sich einen Dorn in den Fuß getreten. Hilfsbereit zog ihn Hans Pfiffikus heraus. Da war der Kleine natürlich sehr froh, und vor lauter Freude ließ er seinen Sack bei Hans Pfiffikus lie gen. Dieser hielt ihn für ein Geschenk, und da Spielsachen drin waren, stellte er diese fein säuberlich auf den Verkaufstisch. Seine nächsten Kunden, Frau Schmidt (E. Häckl) und der Weihnachtsmann (P. Fuchs), betrachteten seine Spielsachen. Doch als der Weihnachtsmann ein Püppchen aus dem Sack des Zwerges kaufen wollte, schrie es: „Hilfe, wir sind gestohlen, haltet den Dieb!“ Erschrocken ließ der ahnungslose Weih es fallen; denn sofort erschien ein Polizist (R. Wasilewski). Aber zum Glück klärte er die ganze Zauberei restlos auf, und so ging alles gut hinaus. Die Schauspieler aus unserer Klasse haben sich richtig Mühe gegeben und das Stück ganz ohne Hilfe eines Lehrers auf die „Büh ne“ gebracht. Die zwei Spielleiter, H. Fied ler und G. Fuchs, verdienen nach meiner Meinung besonderen Dank, weil sie alles geplannt und geleitet haben. Hoffentlich über raschen sie uns auch nächstes Jahr mit einem Weihnachtsspiel. Günter Wolf, ORF 2b
..Gott sei Dank, daß er vorbei ist!“ Kann man das nicht ziemlich oft hören, wenn die Großen ihre „Faschingserfahrungen“ austauschen? Früher habe ich immer geglaubt, diese Leute gäben schwer an; ich wiegte mich in der Vorstellung, diese Lebemänner hätten sich im Fasching so ausgiebig när risch benommen, daß sie nun ganz gern wieder normal sein wollten. Aber ich habe heuer selber einmal mitgemacht heim Fa sching und ich weiß jetzt, warum sie das sagen! Ich komme — natürlich zu spät (das ist mein Erkennungszeichen) — in einer Maske, in der ich mich fast selber nicht erkannte, zum Ball. Nachdem ich meinen Mantel — die Kälte gehörte übrigens auch zu den Din gen, die mich in diesem Fasching schwer enttäuschten — nachdem ich also dies wär mende Kleidungsstück gegen ein Fntgeldvon 30 Pfennig voll gegen Diebstahl versichert hatte (für Tascheninhalt wird nicht gehaf tet, aber trotzdem eigentlich sehr billig!), begab ich mich in den Ballsaal. Wie den auf hohem Meere treibenden Schiffbrüchi gen der Anblick einer bekannten Küste er freut, also wurde ich beglückt durch das Auftauchen der vertrauten Gesichter einiger Freunde, die mir aus dem Gewühl der Tan zenden einen heißen, ermunternden Gruß zunickten. Ich blickte mich um und begann mich gerade zu Ireuen, als mir einfiel, daß die Tische nur deswegen so leer waren, weil alles beim Tanzen war. Ich setzte mich also zunächst einmal auf irgend einen Stuhl und hrohnrhtrto die Paare, die voritherkamen. Die Masken waren zum Teil sehr hübsch, besonders die der Mädchen — Verzeihung! — der Damen. Aber auch das starke Ge schlecht zeigte sehr viel Phantasie, nur wa ren sie seltsamerweise oft auf denselben Ge danken gekommen (vergleichbar mit zwei
Nachbarn, die in der Lateinschulaufgabe seltsamerweise auf dasselbe falsche Wort ge stoßen waren!). Ich glaubte nun das Ende dieses Tanzes herangekommen, als ein ech ter, unmaskierter Sohn Afrikas mit einer silbernen Röhre bewaffnet an das Mikrofon trat und mit lockenden Sirenentönen aber mals zum Tanze blies. Ich muß berichten, daß ich schließlich doch noch zu meinem Weine kam (im Laden hätte ich eine Fla sche Sekt für das Geld bekommen I). In den Tanzpausen — ich hatte inzwischen herausgefunden, daß cs sich hier eigentlich mehr um eine Tanzveranstaltung handelte, als um einen Faschingsball, — in den Pausen bemühte man sich diese meine Feststellung wieder über den Haufen zu werfen, indem man durch Absingen von Soldaten-, Studen ten- und Volksliedern, ja sogar von „Häns chen klein“ eine echte Faschingsstimmung hervorzurufen, weil es der Kapelle anschei nend nicht gelungen war. Beim Beginn des nächsten Tanzes hatte man bereits einen Grad von lärmender Fröhlichkeit erreicht, dem man das Gezwungene nicht mehr so anmerkte. Ich war wirklich froh, als man wieder Tanzen konnte, denn das Stimmimgmachen war sehr, sehr anstrengend (ich ver stand auch, warum man das Hauptgewicht aufs Tanzen legte!). übrigens war es sehr schwer, ein Mädchen zum Tanzen zu finden; die meisten waren schon für drei Tänze vorbestellt und mehr waren bei diesem Kaugummisystem kaum mehr zu erwarten. Der einzige Trost an diesem Abend war, daß es auf dem Heimweg nicht regnete, dafür war es aber ziemlich kalt. Meine Faschingsbegeisterung war dahin, auch ich gehörte zu denen, die heuer am Aschermittwoch sa gen konnten: „Gott sei Dank, daß er vorbei ist.“ — Lea —
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^Dschungel ?cz ^ehuU afieln Das ist der amerikanische Titel von „Saat der Gewalt“ . Ein Film, der die Gemüter in Aufruhr brachte. Man stritt um das Für und Wider des Streifens. Er wecke niedere Instinkte in den jungen Menschen, die ihn sehen, argumentieren die Gegner. Die Befür worter weisen auf die schonungslose Offen heit hin, mit der man hier ungesunde Stellen im amerikanischen Schulwesen geißelt. Der Film behandelt Jugcndproblcmc, da wä re eine Meinung aus der Jugend selbst recht hörenswert. Doch zunächst: was zeigt der Film? Der Regisseur Richard Brooks behandelt einen Ausschnitt aus dem Leben in einer Be rufsschule im Armenviertcl einer amerika nischen Großstadt. Ein Teil der Schüler ist — bedingt durch die Kriegswirren — auf dem besten Weg, Berufsverbrecher zu wer den. In einer Klasse, die von ein paar Gangster schülern völlig beherrscht wird, versucht ein junger Lehrer, diese gefährdeten jungen Menschen zu verantwortungsbewußtenStaatsbürgern zu 'erziehen. Idealismus des jungen Lehrers kontra raffiniertem Verbrechertum des verdorbenen, lässig-lauernden Klassenhäuptlings Artie West. Dazwischen die labile Masse der Klasse.
Die Handlung des Films entwickelt sich fol gerichtig aus dieser Exposition. Unter der Führung von Artie West steigert sich der anfänglich passive Widerstand der Klasse zur offenen Rebellion. Dramatischer Höhe punkt: Artie West greift seinen Lehrer mit dem Messer an. Natürlich siegt das Gute. Der Lehrer hat in dem nahezu aristokratisch rassestolzen Neger Gregory Miller einen Freund gewonnen. Er steht in der spannen den Auseinandersetzung mit West hinter dem Lehrer. West und Kumpane werden in die Enge getrieben, aus der Klasse ent fernt — Endstation Zuchthaus. Kein Happy - End, kein reuiger Sünder schlägt an die Brust. Was verdorben ist, ist verdorben und darf die andern nicht in den Abgrund reißen. Sie gehen einer geordneten Zukunft ent gegen. Was hat der Film uns Pennälern zu sagen? Gibt es bei uns Parallelen? Zugegeben, die Verhältnisse, wie sie dargestellt werden, sind stark überhöht und spielen zudem im Milieu einer Berufsschule. Aber kann man nicht auch in der Masse unserer Schüler die Grundtypen, die der Film herausstellt, er kennen? Gibt es nicht in mancher Klasse den Pennäler Artie West, der grundsätzlich
gegen alles, was „von oben“ kommt, rebel liert, der bei uns nur deshalb nicht sonderlich'auffällt, weil ihm der Hinauswurf droht? Und die labile Masse, die ewigen Ja-sager, die jeden Unfug, jede Frechheit gegen den Lehrer mitmaehen, sobald einer anfängt? Kennen wir nicht zu gut den passiven Wi derstand, wenn man einen Pauker kunst gerecht „fertigmachen“ will? Wie geht es manchem Referendar, wenn er vor der Klasse steht, die sich alles erlaubt, wenn der Klaßlehrer nicht da ist? Zuweilen sind dann Naturen wie Gregory Miller dünn gesät. Ich glaube, auch uns hat der Film allerhand zu sagen. Eine Diskussion über ihn, die das Problem vom Standpunkt des Pennälers aus beleuchtet, könnte manchen — vielleicht auch für den Lehrer wertvollen — Gedan ken bringen. — sav — Jahrgang 3/4 Seite 7