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NFSZ 4

Feuilleton

Seite 3

Ein Prise T h e a te rlu ft:

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B e le u c h t u n g s m e is te r s e ine s T h e a te r s . H e u te

is t e r a u f „ d i e B r e t t e r , d ie d ie W e lt b e d e u te n “ , g e g a n g e n u n d b e o b a c h te t d o r t d ie A r b e it h in t e r d e n K u lis s e n , d ie u n b e m e r k t v o m P u b lik u m doch e in e n g ro ß e n A n ­ t e il a m E r f o lg o d e r „ D u r c h f a l l “ h a t.

Es ist ein eigenartiges G efühl, auf der B ühne zu stehen. Leise k n a rre n die B re tte r u n te r den F üßen. D er schwere, ro te V orhang ist hochgezogen und gibt den Blick au f das Z uschauerhaus frei. D unkel g ä h n t m ir d e r große, leere R aum entgegen. M att heben sich die Plüschsessel im P a rk e tt ab. Schem en­ h a ft tre te n B alkon u nd R änge aus dem H in terg ru n d . U nten im O rchester leuch­ te n die L äm pchen an den P u lte n und ein B edien steter legt die N o ten b lätter auf. A ha, denke ich, das ist d e r N oten­ quetscher, von dem m an sich erzählt, daß e r ta g sü b er auf seinem Stoß B lä t­ te r sitzt, d am it sie bei d e r V orstellung auch g a ra n tie rt g la tt sind. W irklich, eine schw ere A ufgabe. Die O rchester­ m itg lieder m üssen ihm ewig d an k b a r sein. E ben blenden die S cheinw erfer auf und tauchen die B ühne in flim m ernde H elligkeit. Die P ap ierw än d e des ja p a n i­ schen H auses auf d er linken Seite w e r­ den von inn en an g e strah lt. H in te r m ir rau scht der V orhang nieder. In einer h alb en S tunde w ird e r sich w ieder h e ­ ben und die T ragödie d e r kleinen B u t­ te rfly w ird die H erzen d er Z uschauer ergreifen. Ich gehe nach rechts von der B ühne (rechts und links im m er vom Z uschauer aus gesehen). U n m ittelb ar nach dem B ühnenabschluß h a t d er F e u e rw e h r­ p osten seinen Sitz. H a rt daneben ste h t das In spizientenpult, au f dem d er K la ­ vierauszug zu r B u tterfly liegt. A n der W and d arü b e r h a t das K lin g elb rett sei­ n en P latz gefunden. 36 K lingelknöpfe fü r säm tliche G arderoben, D am en- und H errn-S olo, R equisitenkam m er, P ro b e­ säle, K an tin e u nd Z uschauerraum haben d o rt in Reih und G lied A ufstellung ge­ nom m en. 4 Z en tralk n ö p fe fü r je 9 Z im ­ m er erm öglichen ein gleichzeitiges K lingelzeichen in säm tlichen R äum en. Um zu w issen, ob diese A nlage auch w illig ist, ih re A ufgabe zu erfüllen, h ä lt eine K ontrollam pe W ache und leu ch tet bei jedem Duuck au f einen K nopf auf. Ein kleineres P u lt steh t noch d a ­ neben, m it einem Buch, in dem auf je d er Seite d er B ü h n en g ru n d riß abge­ dru ck t ist. A uf diesem B ühnenplan w ird fü r jedes Stück, das zur A ufführung kom m t, ein genauer, m aß stab g etreu er G ru n d riß aller stehenden D ekorations­ teile eingezeichnet. F ü r jede V erände­ ru n g und jedes neue Bild ein neuer

Plan. Nach diesen A ufzeichnungen w e r­ den dan n die einzelnen T eile gestellt, zusam m engesetzt und schließlich v e r­ ankert. N eben mich tr itt ein H err in w eißem M antel; es ist d er B ü h n en - o der auch T heaterm eister. E r le h n t sich ein w enig schlacksig an das In sp izien ten p u lt und ich habe A ngst, daß er m ir jeden A ugenblick nach u n te n w egrutscht. A ber er m ag einfach nicht ru tsch en und m acht je tz t noch dazu m it d er einen H and eine w eit ausholende Bew egung. Als w ollte er m ir m it einem Säbel den K opf abschlagen, f ä h rt e r durch die Luft. F ast ohne den M und zu öffnen spricht er; „H inüber, h erü b er, w ied e r h in ü b e r und w ied er h erü b er, ein m al auf der, dan n auf d er an d eren B ühnenseite. Von h ier aus d ire k t hin ü b er, sozusagen L uftlinie, sind ja n u r 10 M eter; da k ann ich ab er nicht rü b er, das w ü rd e die V orstellung stören — ja, stören, h a -h a ha — ich m it m einem w eißen M antel, w eißen M antel.“ W as h a t e r denn, denke ich; er w ie­ d erh o lt im m er die letzten W orte. Muß w ohl eine G ew ohnheit sein. Sowas soll es ü b era ll geben, auch am T heater. „Flitze ich eben h in ten ru m , ganz h in ­ tenrum . Und w aru m flitze ich? W eil ich aufpassen m uß, ob die A rb e ite r auch alles richtig m achen, äh richtig machen. H abe näm lich die technische Leitung. D as Buch da m it den P län e n ist h ier im H ause eine E in fü h ru n g von m ir. A lle A u fb au ten d e r B ühne sind zu b e­ rechnen. Soll ein Stück a u fg e fü h rt w erden, setze ich mich zuvor m it dem R egisseur u n d dem B ü h n en b ild n er zu ­ sam m en. Da g eh t es oft heiß her. D er eine w ill so, d er an d ere sagt, das geht nicht. Am Schluß v e rtra g e n w ir uns ab er alle w ieder. F ü r u n s ste h t nach der B esprechung das G rundsätzliche der A uffü h ru n g fest. D er R egisseur ist zu ­ frieden, e r k an n alles so ab lau fen las­ sen, w ie e r es sich vo rg estellt hat. D er B ü hnenbild n er h a t die G ew ißheit, daß die A u fbau ten und D ekorationen, die er

H ier, beim Um bau zwischen den kurzen A k t­ pausen, m uß je d e r H andgriff sitzen. Bild: D eindörfer

au f sein er M in iatu rb ü h n e au sp ro b iert hat, auch au f die große B ühne ü b e r­ trag e n w erd en können. Mich brauchen sie ab er auch dazu, seh r notw endig so­ gar. Zu all ih ren P län e n m uß ich erst m eine Z ustim m ung geben u n d das k an n ich nur, w en n ich ganz gen au weiß, ob das alles auch technisch d u rch fü h rb a r ist. M eistens hab en R egisseur und B ü h ­ n en b ild n er selbst soviel S achkenntnis, um nichts U nm ögliches vorzuschlagen.“ E r w ied erh o lt seine W orte nicht m ehr. A nscheinend h a t e r n u r eine A nlaufzeit gebraucht. „M anchm al ist das a b e r nicht d er F all und ich m uß dazw ischenfahren. W ir h ab en h ier u n sere baupolizeilichen V orschriften. Ich d a rf n u r eine b e­ stim m te A nzahl P erso n en a u f die B ühne lassen. Es ist zw ar ziem lich ausge­ schlossen und unw ahrscheinlich, daß S chauspieler plötzlich vor den A ugen der Z uschauer verschw inden, w eil sie irgendw o durchgebrochen sind. L ächer­ lich ist das einfach, a b e r V orschrift ist V orschrift. Bei T reppen, einem B alkon und solchen D ingen ist es an gebracht und ich sorge auch d afü r, daß nichts p assiert.“ E r g rin g st ein w enig und steckt die F äu ste in die Taschen seines M antels. Diese bauschen sich gew altig au f und scheinen platzen zu w ollen. A u fm erk ­ sam b etra ch tet e r sie und d re h t auch noch seine H ände d rin herum . „N ein“, k n u r rt er, „nein, das w ü rd e A rb eit fü r m ein treu es W eibchen b e­ deuten. A ußerdem brauche ich ihn noch viel zu lan g e.“

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