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NFSZ 5/2

Die Glosse

Seite 12

£änwandUddm A us dem lau w arm en Colt, d er au f den P la k a te n vor dem R evolverkino abgebil­ det ist, rauch v orne sinnig d er N am enszug „Jen n y “ heraus. M it fro stig er G las­ p ap ierh au t, die sich p räch ­ tig zum A bschm irgeln d er kantig en H el­ denknöpfe eignen w ürde, b etra ch tet d er B eschauer die ausgehängten B ilder der V oranzeigen. E r blickt erschauernd ab w echsend in die tadellos gereinigten M ündungen sechsschüssiger S m ith-W es­ sen, die d ire k t auf seine K en n k a rte zielen und au f die. zerschm etterte In ­ neneinrichtung d er T ex asb ar „Zum räu d ig en E isbein“. U nd d an n löst er sich k urz entschlossen eine K arte zu dem sensationellen B anditenfilm „M or­ gen stund h a t B lei im B auch“. E in echter R evolverfilm b eginnt fast, im m er m it einem g aloppierenden R ei­ ter, der von d er F ilm leinw and rechts u n te n d ire k t in die billigen P a r k e tt­ p lätze h ineinsprengt. Im H in te rg ru n d die blauen Berge. M it fü n f S chritt A bstand un d Z w ischenraum folgt des H elden getreu er, ab er ä lte re r F reund, d e r n u r d rei F in g er hat, einen B a r t w ie w ildgew achsenes S a u e rk ra u t un d einen knochentrockenen H um or „e x tra d ry “. N achdem die beiden durch die äufspritzende W asserflu t p arfo rc ie rt sind, gelangen sie in die staubige H au p t­ straß e von Bloody Hill. D ort binden sie ih re M ustangs an ein G eländer, das sich u n te r d er B alko n v eran d a befindet. Dies ist notw endig, w eil im d ritte n A k t eine Szene vorkom m t, bei der sie m it geöffneten, S taffeleibeinen aus dem Z im m er d er C olorado-L illy d ire k t auf die p ark e n d en P ferderücken springen. V orerst ab er ste h t d er H eld an der B a r u nd lä ß t sich von d er m äßig b e­ leu m undeten L illy bedienen, d ie . aber absichtlich so tief gesunken ist, w eil sie fü r ih ren lu n g e n k ra n k en B ru d er Geld verd ienen m uß. D ann kom m t d er Böse­ w icht und sagt: „Was, Du w illst m ir einen D rink ausschlagen? K alkuliere, Du w illst von w eitem trin k e n !“ D ann folgt ein B oxkam pf, bei dem

m an die k latschenden Schläge bis nach San A ntonio (B ezirksam t K entucky) hört. W enn d er Schurke k n ock-out ist, g reift e r heim tückisch nach dem Colt. Dies sieh t w ied eru m durch den großen S piegel ü b e r d e r B ar d er D reifin g er­ m ann. B litzschnell zieh t e r seine K ugelSpritze u n d p u m p t den schuftigen Slim s o . voll Blei, daß d ie ser d urch das e r ­ hö h te spezifische G ew icht zw angsläufig zu B oden geht. D urch seine zersiebte B ru st scheinen die letzten S tra h le n der A bendsonne. S tark es A ufschnaufen auf den billigen P lätzen zeugt von d er G e­ n ugtuung d er m ännlichen K inobesucher. In d er Schlußszene g eh t ein Cowboy m it gem äßigten B ied erm eierb ein en durch die m enschenleere H au p tstraß e, d enn im G efängnis schm achtet sein F reu n d . G e­ rad e w ie er g eh än g t w erd en soll, e n t­ deckt e r noch schnell, daß die Z ellen ­ stäbe genauso w eit au sein an d er stehen, daß e r m ühelos den W ächter h e ra n ­ locken, niederschlagen u n d d er Schlüs­ sel b era u b en kann. Das P fe rd aber steh t m it eingeschaltetem T ax am eter schon an d er h in teren T ür. J e tz t b e­ gin n t die K n allerei. 16 Schüsse fallen, 18 B anditen sin k en aus ih ren S ätteln. Die eine H and ist w eiß, die an d ere b raun, denn e r trä g t H andschuhe und schießt aus d er H üfte. Nach d er letzten P atro n e b lä st er das Rauchw ölkchen von d er R evolverm ündung u n d galop­ p ie rt zu r Lilly. E r legt die A ufschluch­ zende q u er aüf den S attel w ie einen za rten blonden M altersack. D ann re ite t er in den A bend hinein, k n ap p an der Sonne vorbei. D en D reifingerbob aber, der den A bm arsch deckte, h a t’s e r­ w ischt. M it fü n f U nzen B lei in d er M ilzgegend m acht er sich au f die große Reise. S terb en d v e rla n g t e r noch eine auf C -D ur gestim m te M undharm onika, um dem ju n g en P a a r das letzte L iebes­ lied zu spielen,,. „B raune Rose, jippi, jippi, je i“. So tre u ist er. W enn d er F ilm zu E nde ist, verlassen 124 ju n g e H elden stum m u n d m it schleppenden S ch ritten das Kino. Ein p a a r S churken sind aüch d aru n te r. Well! (A us d er „F reib u rg er S chülerzeitung“)

N z k o .& o $ . a u f d e n „U n b e k a n n n te n H a lb s ta rk e n "

P r e is f r a g e :

Zeichnungen: „der span", Hamburg

V or einem J a h r g eisterte er noch in aller K öpfe um her. Er, seine M ajestät, der H alb stark e. E r fü llte die S p alten der Tageszeitungen, k le v ere F ilm p ro d u ­ zenten v e rb re ite te n sich in k assen fü l­ len d en Z elluloidkilom etern ü b er seine U n taten ; Soziologen u n d P ädagogen le rn te n ihn als d an k b a res O b jek t se ite n ­ la n g er psychoanalytischer A b h an d lu n ­ gen schätzen; bei allen S tam m tischru n d e n u n d K affeekränzchen av an cierte er rasch zum G esprächsstar N um m er 1. Vor einem Ja h r. U nd heute? Das P o sta­ m e n t des „Ö ffentlichen In teresses“, a u f dem d e r P u b likum sliebling m o n atelang th ro n te und bestaunt, beschim pft, b e­ sp ö ttelt w urde, ist zusam m engestürzt. Die Schlagzeilen hab en sich d er S p u t­ n ik -H u n d und die T u n esien k rise e r­ obert. D er „H a lb sta rk e“ ist tot. De m o rtu is n il nisi b en e . . .