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NFSZ 5/4

Seife 3

Ein Minister sagt:

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Die SMV mufj weg kommen von überlebten Formen — Proporz jefjt auch in der Schule ?

Wilde Gerüchte sickerten durch einige halbamtliche Kanäle aus Bayerns Hauptstadt. Die Vermutungen treffen sich alle in einer Richtung: Das Kultus­ ministerium plant eine gründliche Reform der SMV. Anlaß zu diesen Ver­ mutungen, die gegenwärtig eine Welle der Unruhe in die höheren Schulen Bayerns hingetragen haben, ist der Ausspruch eines Referenten im bayerischen Kultusministerium, der die Worte geäußert haben soll: „Dieser Mist muß ein anderer werden!“ Nach Ansicht maßgeblicher Kreise könne damit nur die Schülermitverwaltung gemeint sein. Kurz nach B ekanntw erden dieser Spe­ kulationen gaben die m eisten L ehr­ kräfte der bayerischen Schulen in einer Unterschriftensam m lung ihrer Genug­ tuung Ausdruck, daß nun endlich die SMV (= „Schülermitverschwörung“) ab­ geschafft werde. Im Zusammenhang dam it w ird bekannt, daß einige wenige Pädagogen, meist O berstudiendirektoren, ihre Entlassung aus dem Staatsdienst befürchteten, weil sie versehentlich ein­ m al die SMV unterstü tzt hatten. Die Bundeswehr soll bereits einige P lan­ stellen angeboten haben.

einer SMV-Voll Versammlung zu ver­ sammeln, und der sich deshalb als den geeignetsten K andidaten für das Amt des M inisterpräsidenten im geplanten Landes-Schülerparlam ent vorschlägt. Die Konkurrenz für dieses Amt ist freilich groß: wie eine Untersuchung ergab, be­ zeichnen sich 103 268 Schüler von den 103 269 höheren Schülern in Bayern als am befähigsten fü r das Schüler-Präsi­ dentenam t. Der 103 269. Schüler hält nur das Amt eines W elt-Schülerparlam entssekretär als seinen Fähigkeiten entsprechend.

Kommt die Schülergewerkschaft?

Kulturpolitik auf der Mistgabel?

In Schülerkreisen dagegen glaubt man die ominösen Worte ganz anders aüsleigen zu dürfen. Der Ausspruch kön­ ne nur bedeuten, daß m an jetzt endlich

K enner der bayerischen K ulturpolitik halten es jedoch entgegen allen anderen Spekulationen für erwiesen, daß der frühere K ultusm inister Dr. Alois H und­

Petrus: „Was stin kt denn da so zum Himmel herauf?“ Engel: „Das ist die Schulraumnot in Bayern, lieber Petrus!“ Z e ic h n u n g : F ü t t e r e r

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l . eine immer katholisch und der zweite immer evangelisch sein muß. Bei der Qualifikation für die Ämter entscheidet die Religionsnote. Schüler, die keiner der beiden Konfessionen angehören, werden zwar vorläufig noch an der Schule geduldet, dürfen jedoch nur untergeordnete Ämter bekleiden, wie Tafelabwischen, Kreideholen oder P a­ pierschnitzel auflesen. Die Befürw orter dieses Planes versprechen sich davon nicht nur einen wirksam en Schutz gegen den Kommunismus, sondern auch gegen jegliche Initiative aus der Schü­ lerschaft. Schulsprecher gestürzt

dem elem entaren Freiheits-Bedürfnis der Schülerschaft, die jahrhundertelang in Knechtschaft gehalten worden sei, Rechnung tragen wolle. Endlich w erde man, so prophezeihen einige SMV-Vorsitzende, die heißen Wünsche der baye­ rischen Schülerschaft erfüllen und ihr die Bildung einer Schülergewerkschaft sowie die K onstituierung eines bayeri­ schen Schüler-Parlam entes im M ün­ chener M aximilianeum gestatten. Manche Extrem isten erwägen u n ter­ dessen schon, ob dann überhaupt noch ein Landtag nötig wäre. „Wir können das Regieren zehnmal besser als alle unsere Väter!“ ereiferte sich ein be­ kannter SMV-Politiker. Lediglich das Steuerzahlen wolle man den „Alten“ noch als Privileg überlassen. „Der Tag des Ruhmes ist angebrochen!“ froh­ lockte auch der. SMV-Vorsitzende Toni Überzwerch, der es übrigens fertigge­ bracht haben soll, einmal alle Klassen­ sprecher seiner Schule vollzählig zu

ham m er seine Hand im Spiele habe. (Das Wort „Mist“ deute klar auf seinen jetzigen Tätigkeitsbereich als bayeri­ scher Landw irtschaftsm inister hin.) Auf den Einwand, was der Landw irtschafts­ m inister denn bei den Oberschülern zu suchen habe, erklärt man, er habe ja jetzt auch m it K älbern zu tun. Man habe vielleicht, so spekulieren einige Ein­ geweihte, einen alten H undham m erPlan, den der Minister noch w ährend seiner Amtszeit als M inister verfaßt habe, w ieder aus der Schublade geholt. (Hundhammer: „Die SMV muß weg­ kommen von überlebten Formen.“) Die­ ser Plan, dessen Existenz von der jetzigen Regierung heftig bestritten wird, sieht als wichtigste Reform der SMV die konfessionell paritätische Be­ setzung aller SMV-Ämter vor: künftig gibt es, so bestim m t der Reformplan, sta tt einen, jeweils zwei erste Schul­ sprecher, zwei zweite Schulsprecher, zwei Schriftführer usw., von denen der

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Die Folgen der beabsichtigten Schul­ reform zeichnen sich bereits ab. Wie wir aus unzuverlässiger Quelle erfahren, ist der Schulsprecher einer Nürnberger höheren Schule in einer Klassenspre­ cherversammlung seiner Schule auf einer am Boden liegenden Bananen­ schale ausgerutscht und gestürzt. Schü­ ler, die ihm hilfsbereit auf die Beine helfen wollten, raunzte er herrisch an: „Kimmert Eich um eiern einga Dreeck, Ihr Doldi, Ihr bläidn!“ Wenn unsere Väter so viel von der Steuer

ABSCHREIBEN müssen, dam it die Familie noch leben kann, dann müssen auch wir in der Schule fleißig

ABSCHREIBEN um den Daseinskampf erfolgreich zu bestehen. Denn wer nicht frühzeitig das Abschreiben lernt, kann sich bald selber

ABSCHREIBEN