wir wie und den
weil ihr schwach seid
weil ihr schwach seid, habt ihr uns halbstarke genannt und damit verdammt ihr eine generation, an der ihr gesündigt habt, weil ihr schwach seid. wir gaben euch zwei Jahrzehnte zeit, uns stark zu machen. stark in der liebe und stark im guten willen, aber ihr habt uns halbstark gemacht, weil ihr schwach seid. ihr habt uns keinen weg gewiesen, der sinn hat, weil ihr selber den weg nicht kennt und versäumt habt, ihn zu suchen, weil ihr schwach seid. euer brüchiges "nein" stand windschief vor den verbotenen dingen, wir brauchten nur etwas zu sagen, dann nähmet ihr das "nein" weg und sagtet "Ja" um eure schwachen nerven zu schonen, und das nanntet ihr liebe! weil ihr schwach seid, habt ihr euch von uns ruhe erkauft, solange wir klein waren mit kinogeld und eis, nicht uns habt ihr damit gedient, sondern euch und eurer bequemlichkeit, weil ihr schwach seid, schwach in der liebe, schwach in der geduld, schwach in der hoffnung und schwach im glauben! wir sind halbstarke, und unsere Seelen sind halb so alt wie wir, wir machen radau, weil wir nicht weinen wollen nach all den dingen, die ihr uns nicht gelehrt habt. wir können rechnen und lesen, und man wies uns an, die Staubgefäße von buschwindröschen zu zählen,
wissen, füchse leben kennen bau vom ackerschachtelhalm.
wir haben auch gelernt, stillzusitzen und den finger zu heben, um vom fuchs und buschwindröschen zu erzählen. aber in der Stadt gibt es keine buschwindröschen und keine füchse; und wie man dem leben begegnet, habt ihr uns nicht gelehrt. wir möchten sogar an gott glauben, an einen unendlich starken, der alles versteht, und der will, daß wir gut sind, aber ihr habt uns keinen menschen gezeigt der gut ist, J 8 weil er an gott glaubt, ihr habt mit andacht geld verdient und totoergebnisse wie gebete gemurmelt. steck’ die pistole weg, herr Wachtmeister, und sag’ uns, was sich zu tun lohnt. liebst du wirklich die Ordnung, der du hier dienst, oder liebst du dein recht auf gehalt und pension? zeig’, ob du stark bist im menschsein, herr minister! wieviele gute taten begehst du im verborgenen als Christ? sind wir nicht Zerrbilder eurer verlogenen existenz? wir machen offenen lärm und randalieren, ihr aber kämpft gnadenlos im verborgenen, einer gegen den anderen, ihr dreht euch geschäftlich den hals um, intrigiert um besser bezahlte posten. zeigt uns für jeden von uns, der lärm macht, einen von euch, der im stillen gut ist, laßt, anstatt mit gummiknüppeln zü drohen, männer auf uns los, die uns zeigen, wo der weg ist; nicht mit Worten, sondern mit ihrem leben; aber ihr seid schwach. die starken gehen in den urwald und machen neger gesund, weil sie euch verachten wie wi'r. erich kästner