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:''So kam es, daß ich meine früheste Kindheit an der Donau, meine Jugend am Rhein, meine Flegeljahre zwischen [[Rednitz]] und [[Pegnitz]] verbrachte und mithin so ziemlich mit allen Wassern gewaschen bin. In Fürth besuchte ich mehrere Jahre die Realschule und erlernte dann die Lithographie. Mit Ausnahme von zwei Jahren, die ich auswärts zubrachte, lebe ich seit dieser Zeit in Fürth. Schon in jungen Jahren nahm ich lebhaften Anteil am öffentlichen Leben. Unter dem Einfluß der Schule und der häuslichen Erziehung war ich ein glühender Patriot, aber unter dem Druck des Erwerbslebens verwandelte ich mich schon bald in einen ebenso begeisterten Anhänger der [[SPD|Sozialdemokratie]]. Die Bewegung der Unabhängigkeit zu Anfang der neunziger Jahre führte mich dann ins Lager des Anarchismus''<ref>Konrad Beisswanger: Stimmen der Freiheit - Blütenlese der besten Schöpfungen unser Arbeiter- und Volksdichter. Mit 100 Porträts und Textbildern. Nürnberg, 1914</ref>. | :''So kam es, daß ich meine früheste Kindheit an der Donau, meine Jugend am Rhein, meine Flegeljahre zwischen [[Rednitz]] und [[Pegnitz]] verbrachte und mithin so ziemlich mit allen Wassern gewaschen bin. In Fürth besuchte ich mehrere Jahre die Realschule und erlernte dann die Lithographie. Mit Ausnahme von zwei Jahren, die ich auswärts zubrachte, lebe ich seit dieser Zeit in Fürth. Schon in jungen Jahren nahm ich lebhaften Anteil am öffentlichen Leben. Unter dem Einfluß der Schule und der häuslichen Erziehung war ich ein glühender Patriot, aber unter dem Druck des Erwerbslebens verwandelte ich mich schon bald in einen ebenso begeisterten Anhänger der [[SPD|Sozialdemokratie]]. Die Bewegung der Unabhängigkeit zu Anfang der neunziger Jahre führte mich dann ins Lager des Anarchismus''<ref>Konrad Beisswanger: Stimmen der Freiheit - Blütenlese der besten Schöpfungen unser Arbeiter- und Volksdichter. Mit 100 Porträts und Textbildern. Nürnberg, 1914</ref>. | ||
[[1887]] tritt Fritz Oerter in die [[SPD]] ein. Gleichzeitig engagiert er sich für den Anarchismus und schmuggelt gemeinsam mit seinem Bruder Sepp Oerter Agitationsmaterial von den Niederlanden nach Deutschland<ref>Wikipedia-Artikel: Sepp Oerter - online abgerufen am [[6. Mai]] [[2015]] | 11 Uhr [https://de.wikipedia.org/wiki/Sepp_Oerter online abrufbar]</ref>. Beide Brüder werden im Dezember [[1892]] in Mainz wegen "aufrührerischen Reden" verhaftet - die Anklage lautet auf "Aufruf | [[1887]] tritt Fritz Oerter in die [[SPD]] ein. Gleichzeitig engagiert er sich für den Anarchismus und schmuggelt gemeinsam mit seinem Bruder Sepp Oerter Agitationsmaterial von den Niederlanden nach Deutschland<ref>Wikipedia-Artikel: Sepp Oerter - online abgerufen am [[6. Mai]] [[2015]] | 11 Uhr [https://de.wikipedia.org/wiki/Sepp_Oerter online abrufbar]</ref>. Beide Brüder werden im Dezember [[1892]] in Mainz wegen "aufrührerischen Reden" verhaftet - die Anklage lautet auf "Aufruf zu Sprengstoffattentaten". Während sein Bruder zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt wird, wird Fritz Oerter lediglich zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. [[1903]] tritt er in die ''Anarchistische Föderation'' ein und beteiligte sich an der sog. [[Räterepublik Fürth|Novemberrevolution]] [[1918]]/[[1919]]. | ||
[[Datei:Frtiz Oerter 2.jpg|thumb|right|Fritz Oerter um [[1930]]]] | [[Datei:Frtiz Oerter 2.jpg|thumb|right|Fritz Oerter um [[1930]]]] | ||
Fritz Oerter verstand sich als Verfechter der ''Anarcho-Syndikalistischen Bewegung'' <ref>Bergriffsbestimmung aus Wikipedia: Die Geschichte in Deutschland wurde zunächst durch den Begriff des „Lokalismus“ geprägt. Dieser bezeichnet dabei gleichzeitig die Herkunft und die Motivation der (anarcho-)syndikalistischen Bewegung. Sie entstammte der Sozialdemokratie und wandte sich im Zuge der Verhältnisse unter den sogenannten „Sozialistengesetzen“ (1878–1890) einem föderalistischen Gewerkschaftsmodell zu, in welchem die Ortsvereine Souverän ihrer Entscheidungen blieben und sich keiner Zentralinstanz unterordnen mussten. Das lag darin begründet, dass die regionalen Vereinsgesetze oftmals nur lokale Vereinigungen zuließen und zum anderen daran, dass die „Lokalisten“ die zentralistische Organisationsform als anfälliger für Repressions- und Korruptionsmaßnahmen ansahen. Des Weiteren kritisierten sie die Tendenz, die Aufgaben der Gewerkschaften lediglich auf die Tagesfragen nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen festzulegen. Der Klassenkampf der Arbeiterklasse solle nicht die alleinige Aufgabe der sozialdemokratischen Partei sein. Hier lag der Keim für die weitere Ausformung des (Anarcho-)Syndikalismus begründet, die Gewerkschaften gleichermaßen als ökonomische, politische und kulturelle Bewegung anzusehen und auszurichten. [http://de.wikipedia.org/wiki/Syndikalismus#Syndikalismus_in_Deutschland Wiki]</ref> und als geistiger Nachfolger und Hauptvertreter Gustav Landauers, einem der wichtigsten Theoretiker und | Fritz Oerter verstand sich als Verfechter der ''Anarcho-Syndikalistischen Bewegung'' <ref>Bergriffsbestimmung aus Wikipedia: Die Geschichte in Deutschland wurde zunächst durch den Begriff des „Lokalismus“ geprägt. Dieser bezeichnet dabei gleichzeitig die Herkunft und die Motivation der (anarcho-)syndikalistischen Bewegung. Sie entstammte der Sozialdemokratie und wandte sich im Zuge der Verhältnisse unter den sogenannten „Sozialistengesetzen“ (1878–1890) einem föderalistischen Gewerkschaftsmodell zu, in welchem die Ortsvereine Souverän ihrer Entscheidungen blieben und sich keiner Zentralinstanz unterordnen mussten. Das lag darin begründet, dass die regionalen Vereinsgesetze oftmals nur lokale Vereinigungen zuließen und zum anderen daran, dass die „Lokalisten“ die zentralistische Organisationsform als anfälliger für Repressions- und Korruptionsmaßnahmen ansahen. Des Weiteren kritisierten sie die Tendenz, die Aufgaben der Gewerkschaften lediglich auf die Tagesfragen nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen festzulegen. Der Klassenkampf der Arbeiterklasse solle nicht die alleinige Aufgabe der sozialdemokratischen Partei sein. Hier lag der Keim für die weitere Ausformung des (Anarcho-)Syndikalismus begründet, die Gewerkschaften gleichermaßen als ökonomische, politische und kulturelle Bewegung anzusehen und auszurichten. [http://de.wikipedia.org/wiki/Syndikalismus#Syndikalismus_in_Deutschland Wiki]</ref> und als geistiger Nachfolger und Hauptvertreter Gustav Landauers, einem der wichtigsten Theoretiker und Aktivisten des Anarchismus in Deutschland um die Jahrhundertwende<ref>Gustav Landauer. Wikipedia, abgerufen am [[14. Februar]] [[2014]] [http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Landauer Wiki]</ref>. | ||
[[Datei:Fritz Oerter Syndikalisten 1920.jpg|miniatur|rechts|Fritz Oerter: Was wollen die Syndikalisten? April [[1920]]]] | [[Datei:Fritz Oerter Syndikalisten 1920.jpg|miniatur|rechts|Fritz Oerter: Was wollen die Syndikalisten? April [[1920]]]] | ||
Politisch aktiv war er als Mitglied in der ''Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD)''<ref>Freie Arbeiter-Union Deutschlands in Wikipedia, abgerufen am 14.2.14 [http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Arbeiter-Union_Deutschlands Wiki]</ref> (einem Zusammenschluss freier Gewerkschaften), sowie hauptverantwortlicher Redakteur der Zeitschrift "''Der Syndikalist''", einer deutsprachigen Zeitschrift des Anarchosyndikalismus und Organ der FAUD. Die Zeitschrift erschien wöchentlich mit einer Auflage von jeweils 70-80.000 Exemplaren (im Jahr 1922)<ref>Institut für Syndikalismusforschung (Syfo), Berlin</ref>. Hierzu schrieb Oerter eine Vielzahl von Leitartikeln, in der er sich als Verfechter der Idee der Gewaltlosigkeit einsetzte. Sein politisches wie kulturelles Selbstverständnis beschrieb er im "Der Syndikalist" Nr. 2 im Jahr [[1922]]: | Politisch aktiv war er als Mitglied in der ''Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD)''<ref>Freie Arbeiter-Union Deutschlands in Wikipedia, abgerufen am 14.2.14 [http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Arbeiter-Union_Deutschlands Wiki]</ref> (einem Zusammenschluss freier Gewerkschaften), sowie hauptverantwortlicher Redakteur der Zeitschrift "''Der Syndikalist''", einer deutsprachigen Zeitschrift des Anarchosyndikalismus und Organ der FAUD. Die Zeitschrift erschien wöchentlich mit einer Auflage von jeweils 70-80.000 Exemplaren (im Jahr 1922)<ref>Institut für Syndikalismusforschung (Syfo), Berlin</ref>. Hierzu schrieb Oerter eine Vielzahl von Leitartikeln, in der er sich als Verfechter der Idee der Gewaltlosigkeit einsetzte. Sein politisches wie kulturelles Selbstverständnis beschrieb er im "Der Syndikalist" Nr. 2 im Jahr [[1922]]: |