Schaechterle-Plan: Unterschied zwischen den Versionen

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== Kritik und Widerstand ==
== Kritik und Widerstand ==
Der Entwurf stieß in der Bevölkerung zunächst auf wenig Widerstand. Lediglich der [[Bund Naturschutz]] (BN) positioniert sich von Beginn an gegen die Pläne der Stadt Fürth. In einer Resolution schreibt der BN im März [[1961]], dass er sich gänzlich gegen die "''Autoringstraße''" im Pegnitztal stelle. Der BN beklagt die "''radikale Zerstörung des Stadtparks''", der doch für die "''werktätige Bevölkerung''" als Naherholungsgebiet dient. Die Stadtverwaltung und der Stadtrat werden "''ebenso höflich wie dringend''" gebeten, andere Lösungen für die "''zugegeben schwierigen Verkehrsverhältnisse''" zu finden.<ref name="Blechlawine"/>
Der Entwurf stieß in der Bevölkerung zunächst auf wenig Widerstand. Lediglich der [[Bund Naturschutz]] (BN) positionierte sich von Beginn an gegen die Pläne der Stadt Fürth. In einer Resolution schrieb der BN im März [[1961]], dass er sich gänzlich gegen die "''Autoringstraße''" im Pegnitztal stelle. Der BN beklagte die "''radikale Zerstörung des Stadtparks''", der doch für die "''werktätige Bevölkerung''" als Naherholungsgebiet dient. Die Stadtverwaltung und der Stadtrat wurden "''ebenso höflich wie dringend''" gebeten, andere Lösungen für die "''zugegeben schwierigen Verkehrsverhältnisse''" zu finden.<ref name="Blechlawine"/>


[[1962]] schreiben die [[Fürther Nachrichten]], dass der BN weiterhin gegen den Schaechterle-Plan kämpft. So steht in den [[Fürther Nachrichten]]: "''Noch ist der Schaechterle-Plan nicht durch das Stadtparlament gegangen, da will der BN nichts unversucht lassen, um den Stadtpark vor dem Zugriff der Verkehrsplaner zu bewahren''". Den Naturschützern schlagen keine Sympathiewellen aus der Bevölkerung entgegen, ganz im Gegenteil. So mussten sich der BN-Vorsitzende Martin Wißmüller sowie der Stadtgartendirektor [[Hans Schiller]] allgegenwärtig vorwerfen lassen, dass sie "''altmodische Romantiker und Querköpfe''" seien.  
[[1962]] schrieben die [[Fürther Nachrichten]], dass der BN weiterhin gegen den Schaechterle-Plan kämpfe. So stand in den [[Fürther Nachrichten]]: "''Noch ist der Schaechterle-Plan nicht durch das Stadtparlament gegangen, da will der BN nichts unversucht lassen, um den Stadtpark vor dem Zugriff der Verkehrsplaner zu bewahren''". Den Naturschützern schlagen keine Sympathiewellen aus der Bevölkerung entgegen, ganz im Gegenteil. So mussten sich der BN-Vorsitzende Martin Wißmüller sowie der Stadtgartendirektor [[Hans Schiller]] allgegenwärtig vorwerfen lassen, dass sie "''altmodische Romantiker und Querköpfe''" seien.  


Die Kritik verhindert nicht, dass der Schaechterle-Plan in den Flächennutzungsplan der Stadt Fürth aufgenommen wird. Somit sind wesentliche Teile zur Realisierung des Planes auf verwaltungstechnischer Seite bereits umgesetzt worden, lediglich die Baurealisierung steht Anfang der 70er Jahre noch aus. So geht die Fürther [[SPD]] [[1972]] mit dem Schaechterle-Plan als einer seiner Hauptthemen in den [[Stadtrat 1972 - 1978|Kommunalwahlkampf]] unter dem Titel "''alles für fürth''". Der Ton wird im Wahlkampf rauer, Kritiker und Befürworter schenken sich nichts. Auch der heutige BUND-Vorsitzende und Anfang der 1970er Jahre als Naturschutzbeauftragter für Nordbayern bestellte [[Hubert Weiger]] kommt nach Fürth und sagt in der aufgeheizten Diskussion: „''Wann denken endlich die Stadtplaner an die Leute, die auf die letzten Grünflächen im Stadtgebiet angewiesen sind?''“
Die Kritik verhinderte nicht, dass der Schaechterle-Plan in den Flächennutzungsplan der Stadt Fürth aufgenommen wurde. Somit waren wesentliche Teile zur Realisierung des Planes auf verwaltungstechnischer Seite bereits umgesetzt worden, lediglich die Baurealisierung stand Anfang der 1970er Jahre noch aus. So geht die Fürther [[SPD]] [[1972]] mit dem Schaechterle-Plan als einer seiner Hauptthemen in den [[Stadtrat 1972 - 1978|Kommunalwahlkampf]] unter dem Titel "''alles für fürth''". Der Ton wurde im Wahlkampf rauer, Kritiker und Befürworter schenkten sich nichts. Auch der heutige BUND-Vorsitzende und Anfang der 1970er Jahre als Naturschutzbeauftragter für Nordbayern bestellte [[Hubert Weiger]] kam nach Fürth und sagte in der aufgeheizten Diskussion: „''Wann denken endlich die Stadtplaner an die Leute, die auf die letzten Grünflächen im Stadtgebiet angewiesen sind?''“


== Aus für Schaechterle-Plan ==
== Aus für Schaechterle-Plan ==
Ende [[1978]] ist der Schachterle-Plan fast schon Geschichte, denn der [[Frankenschnellweg]] und der Ausbau der [[Südwesttangente]] sorgten für die dringend notwendige Entlastung der [[B8|B 8]] bzw. der [[Nürnberger Straße]] und somit für eine deutliche Verkehrsberuhigung der Innenstadt. Auch die [[Kapellenstraße]] trägt hierzu mit bei, dass der Schaechterle-Plan zunehmend in Vergessenheit gerät. Lediglich der BN erinnert von [[1980]] bis [[1983]] im Wiesengrund am [[Badsteg]] durch ein Sommerfest an die ursprünglichen Pläne der Stadt Fürth.  
Ende [[1978]] war der Schachterle-Plan fast schon Geschichte, denn der [[Frankenschnellweg]] und der Ausbau der [[Südwesttangente]] sorgten für die dringend notwendige Entlastung der [[B8|B 8]] bzw. der [[Nürnberger Straße]] und somit für eine deutliche Verkehrsberuhigung der Innenstadt. Auch die [[Kapellenstraße]] trug hierzu mit bei, dass der Schaechterle-Plan zunehmend in Vergessenheit geriet. Lediglich der BN erinnerte von [[1980]] bis [[1983]] im Wiesengrund am [[Badsteg]] durch ein Sommerfest an die ursprünglichen Pläne der Stadt Fürth.  


In einer vom [[Bund Naturschutz]] initiierten Podiumsdiskussion unter dem Titel: ''Braucht Fürth einen neuen Verkehrswegeplan?'' beantworteten viele Verantwortliche der Stadt Fürth die Frage mit "''Ja''". Unter ihnen waren viele Stadträte, aber auch der Bürgermeister [[Heinrich Stranka]]. Auch Karlheinz Schaechterle war gekommen und musste zugeben: "''Man müsse heute von ganz anderen Realitäten ausgehen als noch 1962.''"  
In einer vom [[Bund Naturschutz]] initiierten Podiumsdiskussion unter dem Titel: ''Braucht Fürth einen neuen Verkehrswegeplan?'' beantworteten viele Verantwortliche der Stadt Fürth die Frage mit "''Ja''". Unter ihnen waren viele Stadträte, aber auch der Bürgermeister [[Heinrich Stranka]]. Auch Karlheinz Schaechterle war gekommen und musste zugeben: "''Man müsse heute von ganz anderen Realitäten ausgehen als noch 1962.''"  
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Der Schaechterle-Plan ist heute ein Synonym für zum Teil völlig katastrophale Verkehrsplanungskonzepte bzw. einer völlig "Auto-fixierten" Verkehrsplanung. So wurde u. a. auf Grund der Empfehlung von Karlheinz Schaechterle der Hauptbahnhof der Stadt Ludwigshafen aus der Innenstadt verbannt, um den "modernsten Bahnhof Europas" weit außerhalb der Stadt völlig neu zu bauen.<ref>Wikipedia: Hauptbahnhof Ludwigshafen [https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwigshafen_%28Rhein%29_Hauptbahnhof Wiki]</ref> Experten bewerten diese Entscheidung heute wie folgt: Das Empfangsgebäude des neuen Bahnhofs ist ''„nicht mehr als eine Fußgängerunterführung mit angrenzenden Läden, Fahrkartenschaltern und einigen wenigen Diensträumen“''. Mit der Überbrückung des Bahnhofs durch die Hochstraße hätten ''„Straßenbau- und Eisenbahningenieure ein nicht mehr zu übertreffendes Sinnbild für die Verkehrsentwicklung der 1960er- und 1970er-Jahre geschaffen: Die Kfz-Lawine überrollt den Schienenverkehr und mit auf der Strecke bleibt die Architektur“''.<ref>Martin Schack: Neue Bahnhöfe 1948 bis 1973. VBN Verlag Bernd Neddermeyer, 2004</ref> Der Ludwigshafener Stadtplaner Piske verwies 2002 auf eine Veröffentlichung des Heidelberger Umwelt- und Prognose-Instituts UPI, in der die Bahnhofsverlegung für die Abwanderung von Kaufkraft aus der Ludwigshafener in die Mannheimer Innenstadt mit verantwortlich gemacht wird. Damit versinke der an den Stadtrand verdrängte Bahnhof in eine gewisse Nutzlosigkeit, so Lars Piske gegenüber der Presse.<ref>Lars Piske: Das Rhein-Neckar-Dreieck. In: Ulrike Kaufmann (Red.): Architektur im Rhein-Neckar-Dreieck. awf-Verlag, Heidelberg 2002</ref>
Der Schaechterle-Plan ist heute ein Synonym für zum Teil völlig katastrophale Verkehrsplanungskonzepte bzw. einer völlig "Auto-fixierten" Verkehrsplanung. So wurde u. a. auf Grund der Empfehlung von Karlheinz Schaechterle der Hauptbahnhof der Stadt Ludwigshafen aus der Innenstadt verbannt, um den "modernsten Bahnhof Europas" weit außerhalb der Stadt völlig neu zu bauen.<ref>Wikipedia: Hauptbahnhof Ludwigshafen [https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwigshafen_%28Rhein%29_Hauptbahnhof Wiki]</ref> Experten bewerten diese Entscheidung heute wie folgt: Das Empfangsgebäude des neuen Bahnhofs ist ''„nicht mehr als eine Fußgängerunterführung mit angrenzenden Läden, Fahrkartenschaltern und einigen wenigen Diensträumen“''. Mit der Überbrückung des Bahnhofs durch die Hochstraße hätten ''„Straßenbau- und Eisenbahningenieure ein nicht mehr zu übertreffendes Sinnbild für die Verkehrsentwicklung der 1960er- und 1970er-Jahre geschaffen: Die Kfz-Lawine überrollt den Schienenverkehr und mit auf der Strecke bleibt die Architektur“''.<ref>Martin Schack: Neue Bahnhöfe 1948 bis 1973. VBN Verlag Bernd Neddermeyer, 2004</ref> Der Ludwigshafener Stadtplaner Piske verwies 2002 auf eine Veröffentlichung des Heidelberger Umwelt- und Prognose-Instituts UPI, in der die Bahnhofsverlegung für die Abwanderung von Kaufkraft aus der Ludwigshafener in die Mannheimer Innenstadt mit verantwortlich gemacht wird. Damit versinke der an den Stadtrand verdrängte Bahnhof in eine gewisse Nutzlosigkeit, so Lars Piske gegenüber der Presse.<ref>Lars Piske: Das Rhein-Neckar-Dreieck. In: Ulrike Kaufmann (Red.): Architektur im Rhein-Neckar-Dreieck. awf-Verlag, Heidelberg 2002</ref>


Ähnliche Pläne wie für Fürth wurden zum Teil in Heidelberg realisiert, indem ebenfalls bestehende Talauen mit vierspurigen Verkehrstraßen zugebaut wurden.
Ähnliche Pläne wie für Fürth wurden zum Teil in Heidelberg realisiert, indem ebenfalls bestehende Talauen mit vierspurigen Verkehrsstraßen zugebaut wurden.


== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
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