John D. Cofer: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

Zeile 27: Zeile 27:
== Wirken in Fürth ==
== Wirken in Fürth ==


Das Detachment B-229 in Fürth bestand neben Captain Cofer aus zwei Unteroffizieren und sechs einfachen Soldaten, quartierte sich in den Amtsräumen im Rathaus ein und ließ an der Fassade ein Holzschild „[[Military Government]]“ anbringen. Die Aufgaben waren vielfältig. Es galt, trotz der Kriegszerstörungen, des Mangels an Lebens- und Transportmitteln und an Brennstoffen die Verwaltung und die Sicherheit der Stadt aufrecht zu erhalten. An höhere Dienststellen waren teilweise tägliche Berichte zu schreiben und die Verbindung zu den hier stationierten - aber organisatorisch völlig getrennten - Militäreinheiten aufrecht zu erhalten. „Stadtkommandanten“ in Fürth waren immer die höchsten Offiziere der in den Fürther Kasernen stationierten Truppen der US Army. Cofer war kein Bestandteil dieser Einheiten, sondern auf deren Unterstützung angewiesen, wenn er etwa Transportmittel benötigte.
Das Detachment B-229 in Fürth bestand neben Captain Cofer aus zwei Unteroffizieren und sechs einfachen Soldaten, quartierte sich in den Amtsräumen im [[Rathaus]] ein und ließ an der Fassade ein Holzschild „[[Military Government]]“ anbringen. Die Aufgaben waren vielfältig. Es galt, trotz der Kriegszerstörungen, des Mangels an Lebens- und Transportmitteln und an Brennstoffen die Verwaltung und die Sicherheit der Stadt aufrecht zu erhalten. An höhere Dienststellen waren teilweise tägliche Berichte zu schreiben und die Verbindung zu den hier stationierten - aber organisatorisch völlig getrennten - Militäreinheiten aufrecht zu erhalten. „Stadtkommandanten“ in Fürth waren immer die höchsten Offiziere der in den Fürther Kasernen stationierten Truppen der US Army. Cofer war kein Bestandteil dieser Einheiten, sondern auf deren Unterstützung angewiesen, wenn er etwa Transportmittel benötigte.


Captain Cofer „genoss den Ruf eines korrekten, ruhigen Mannes mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn“ und galt als „ausgesprochen deutschfreundlich“ (Woller). Er musste den Widerspruch zwischen der Schaffung einer funktionierenden Verwaltung und der Ausschaltung der nationalsozialistisch belasteten, aber dabei erforderlichen, Fachleute lösen. Zuerst versuchte er pragmatisch, sich bei den Stellenbesetzungen von deutschen NS-Gegnern beraten zu lassen.  
Captain Cofer „genoss den Ruf eines korrekten, ruhigen Mannes mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn“ und galt als „ausgesprochen deutschfreundlich“ (Woller). Er musste den Widerspruch zwischen der Schaffung einer funktionierenden Verwaltung und der Ausschaltung der nationalsozialistisch belasteten, aber dabei erforderlichen, Fachleute lösen. Zuerst versuchte er pragmatisch, sich bei den Stellenbesetzungen von deutschen NS-Gegnern beraten zu lassen.  


Vor allem der militärische Abschirmdienst (CIC) und eine Direktive zur Entnazifizierung aus dem US-Hauptquartier vom Juli 1945 zwangen Cofer aber dazu, alle ehemaligen Parteigenossen, ob wichtig oder unwichtig, ob überzeugt oder mitlaufend, zu entlassen. So sah er sich heftiger Kritik ausgesetzt, als er den Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]], Mitglied der NSDAP seit 1937, zum Oberbürgermeister ernannte. Aufgrund einer Beschwerde des CIC startete die amerikanische Militärregierung in Bayern sogar eine Untersuchung gegen Cofer, dem - zu Unrecht, wie sich herausstellte - sogar vorgeworfen wurde, russische Agenten in seinem Büro zu beschäftigen. Cofer musste auf eine härtere Linie umschwenken und bis Oktober 1945 hatten bereits die Hälfte aller pensionsberechtigten Bediensteten der Stadt Fürth die Entlassungspapiere erhalten <ref> Vgl. Weekly Summary, Det. Fürth, 3. November 1945, in: NA, RG 260, 9/96-2/13 (aus Woller)</ref>. Die Untersuchung bescheinigte Cofer jedoch korrektes Verhalten und ab Ende 1945 setzte sich in der US Militärregierung die Erkenntnis durch, die Weiterbeschäftigung ehemaliger NSDAP-Mitglieder in deutschen Behörden differenziert zu entscheiden - so wie es Captain Cofer in Fürth praktiziert hatte.
Vor allem der militärische Abschirmdienst (CIC) und eine Direktive zur Entnazifizierung aus dem US-Hauptquartier vom Juli 1945 zwangen Cofer aber dazu, alle ehemaligen Parteigenossen, ob wichtig oder unwichtig, ob überzeugt oder mitlaufend, zu entlassen. So sah er sich heftiger Kritik ausgesetzt, als er den Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]], Mitglied der [[NSDAP]] seit 1937, zum [[Oberbürgermeister]] ernannte. Aufgrund einer Beschwerde des CIC startete die amerikanische Militärregierung in Bayern sogar eine Untersuchung gegen Cofer, dem - zu Unrecht, wie sich herausstellte - sogar vorgeworfen wurde, russische Agenten in seinem Büro zu beschäftigen. Cofer musste auf eine härtere Linie umschwenken und bis Oktober 1945 hatten bereits die Hälfte aller pensionsberechtigten Bediensteten der Stadt Fürth die Entlassungspapiere erhalten <ref> Vgl. Weekly Summary, Det. Fürth, 3. November 1945, in: NA, RG 260, 9/96-2/13 (aus Woller)</ref>. Die Untersuchung bescheinigte Cofer jedoch korrektes Verhalten und ab Ende 1945 setzte sich in der US Militärregierung die Erkenntnis durch, die Weiterbeschäftigung ehemaliger NSDAP-Mitglieder in deutschen Behörden differenziert zu entscheiden - so wie es Captain Cofer in Fürth praktiziert hatte.




119.009

Bearbeitungen