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Steinerne Zeitzeugen der bäuerlich geprägten Zeit sind heute noch die bestehenden Bauernhöfe, z. B. im Bereich der [[Gustavstraße]] der [[Rednitzhof|Rednitz]]- und [[Traubenhof]]. Mit den Zuwanderungswellen kamen ebenfalls neue Gewerbearten und Berufsgruppen nach Fürth, so z. B. die Gewerbearten der Gieß- und Kohlehütten sowie Messingbetriebe, Tabakanbau, Uhr- und Brillenmacher. Am förderlichsten für das Wirtschaftsleben war, insbesondere im 18. Jahrhundert, die Konkurrenz zu Nürnberg. Durch eine restriktive Auslegung der Zunftordnung wurde sowohl den Juden als auch vielen anderen Handwerkern die Ausübung ihrer Tätigkeit in der Reichsstadt Nürnberg untersagt, so dass diese sich in Fürth – vor den Toren Nürnbergs – ansiedelten und damit das städtische Wirtschaftsleben deutlich beförderten. Diese berufliche Verdrängung der landwirtschaftlichen Betriebe spiegelte sich auch in der Entwicklung des Gänsbergs wieder, in dem die bäuerlichen Betriebe zunehmend räumlich aus dem Siedlungskern an den Rand verdrängt wurden. | Steinerne Zeitzeugen der bäuerlich geprägten Zeit sind heute noch die bestehenden Bauernhöfe, z. B. im Bereich der [[Gustavstraße]] der [[Rednitzhof|Rednitz]]- und [[Traubenhof]]. Mit den Zuwanderungswellen kamen ebenfalls neue Gewerbearten und Berufsgruppen nach Fürth, so z. B. die Gewerbearten der Gieß- und Kohlehütten sowie Messingbetriebe, Tabakanbau, Uhr- und Brillenmacher. Am förderlichsten für das Wirtschaftsleben war, insbesondere im 18. Jahrhundert, die Konkurrenz zu Nürnberg. Durch eine restriktive Auslegung der Zunftordnung wurde sowohl den Juden als auch vielen anderen Handwerkern die Ausübung ihrer Tätigkeit in der Reichsstadt Nürnberg untersagt, so dass diese sich in Fürth – vor den Toren Nürnbergs – ansiedelten und damit das städtische Wirtschaftsleben deutlich beförderten. Diese berufliche Verdrängung der landwirtschaftlichen Betriebe spiegelte sich auch in der Entwicklung des Gänsbergs wieder, in dem die bäuerlichen Betriebe zunehmend räumlich aus dem Siedlungskern an den Rand verdrängt wurden. | ||
[[Datei:Fürth Ansicht 1631 von Hans Bien.jpg|thumb|right|Ansicht Fürths von Norden, 1631. Hervorgehoben sind Geleitshaus u. Synagoge - die Anfänge der Bebauung am Gänsberg]] | [[Datei:Fürth Ansicht 1631 von Hans Bien.jpg|thumb|right|Ansicht Fürths von Norden, 1631. Hervorgehoben sind Geleitshaus u. Synagoge - die Anfänge der Bebauung am Gänsberg]] | ||
Siedlungskerne der Altstadt waren zunächst der [[Königshof Fürth|Königshof]] und die [[Michaeliskirche]], die sich auf der Terrasse | Siedlungskerne der Altstadt waren zunächst der [[Königshof Fürth|Königshof]] und die [[Michaeliskirche]], die sich auf der Terrasse am Zusammenfluss von [[Rednitz]] und [[Pegnitz]] befanden. Die Grenzen der mittelalterlichen Siedlung verliefen vermutlich zwischen der heutigen [[Ammonstraße]], der oberen [[Fischerberg|Fischergasse]] und [[Waagstraße|Waaggasse]]. Die genaue südliche Abgrenzung ist umstritten, lag aber vermutlich hinter der ehem. [[Synagoge]] im Bereich der heutigen [[Lilienstraße]]. | ||
Der Chronist [[Wilhelm Funk]] schrieb in den Fürther [[Fürther Geschichtsblätter|Heimatblättern]] [[1952]], dass die Besiedlung des Gänsbergs vermutlich erst im 17. Jahrhundert erfolgte.<ref>Wilhelm Funk: Zur Stadtentwicklung von Fürth. Königshof - Markt - Stadt. In: Fürther Heimatblätter, 1952/1, S. 1 - 20</ref> Die Ortsentwicklung erfuhr jedoch eine jähe Zäsur durch die nahezu vollständige Zerstörung der Siedlung am [[8. September]] [[1634]] während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] durch das kroatische Regiment. Bis auf wenige Häuser aus Stein, wie z. B. die [[Michaeliskirche]], das [[Geleitshaus]] und die [[Synagoge]], wurden nahezu alle Häuser in Fürth vollständig zerstört. Auch die Bevölkerung halbiert sich fast auf knapp 800 Menschen.<ref name="Windsbacher"/> Erst mit dem Friedenschluss [[1648]] begann in Fürth der Wiederaufbau, wobei sich dabei die massive Bauweise mittels Steinen im Hausbau durchsetzte. | Der Chronist [[Wilhelm Funk]] schrieb in den Fürther [[Fürther Geschichtsblätter|Heimatblättern]] [[1952]], dass die Besiedlung des Gänsbergs vermutlich erst im 17. Jahrhundert erfolgte.<ref>Wilhelm Funk: Zur Stadtentwicklung von Fürth. Königshof - Markt - Stadt. In: Fürther Heimatblätter, 1952/1, S. 1 - 20</ref> Die Ortsentwicklung erfuhr jedoch eine jähe Zäsur durch die nahezu vollständige Zerstörung der Siedlung am [[8. September]] [[1634]] während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] durch das kroatische Regiment. Bis auf wenige Häuser aus Stein, wie z. B. die [[Michaeliskirche]], das [[Geleitshaus]] und die [[Synagoge]], wurden nahezu alle Häuser in Fürth vollständig zerstört. Auch die Bevölkerung halbiert sich fast auf knapp 800 Menschen.<ref name="Windsbacher"/> Erst mit dem Friedenschluss [[1648]] begann in Fürth der Wiederaufbau, wobei sich dabei die massive Bauweise mittels Steinen im Hausbau durchsetzte. | ||
Die erste größere Ortserweiterung erfolgte bereits [[1672]]. Dabei wurden Flächen des Ansbacher Markgrafen südlich des [[Geleitshaus]]es überwiegend an Juden verkauft, so dass bis [[1720]] das Gelände bis zur heutigen [[Gartenstraße]] nahezu vollständig bebaut war. Der Wiederaufbau erfolgte in einem geschlossenen System, in dem sich benachbarte Häuser häufig eine Brandmauer teilten. Die Bebauung war in einer typisch „fränkisch engen Reihe“ erfolgt, die lediglich schmale Zwischenräume für den Brandschutz und den Regenablauf zuließen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wird statt des geschlossenen Systems im Städtebau das offene System Fuß fassen, dessen Ansätze heute noch in der Villenbebauung | Die erste größere Ortserweiterung erfolgte bereits [[1672]]. Dabei wurden Flächen des Ansbacher Markgrafen südlich des [[Geleitshaus]]es überwiegend an Juden verkauft, so dass bis [[1720]] das Gelände bis zur heutigen [[Gartenstraße]] nahezu vollständig bebaut war. Der Wiederaufbau erfolgte in einem geschlossenen System, in dem sich benachbarte Häuser häufig eine Brandmauer teilten. Die Bebauung war in einer typisch „fränkisch engen Reihe“ erfolgt, die lediglich schmale Zwischenräume für den Brandschutz und den Regenablauf zuließen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wird statt des geschlossenen Systems im Städtebau das offene System Fuß fassen, dessen Ansätze heute noch in der Villenbebauung an der [[Hornschuchpromenade]] zu erkennen sind. | ||
Zentrum der Altstadt war der [[Marktplatz]]/[[Grüner Markt]], an dem sich später mit die wichtigsten öffentlichen Häuser befanden – das Amtshaus und das [[Geleitshaus]]. Geistliche Zentren bildeten der Platz um die [[Michaeliskirche]], deren Ursprung ein ummauerter Friedhof war, und der Synagogenplatz, der im 17. Jahrhundert seinen Ursprung hatte. Beide Plätze waren nicht direkt an die Hauptstraßen des Ortes angebunden, sondern nur über zum Teil verwinkelte Gassen zu erreichen. Die noch bestehenden Bauernhöfe wurden in der Folgezeit meist umgebaut und entwickelten sich im Netzwerk der Straßen häufig zu Sackgassen. | Zentrum der Altstadt war der [[Marktplatz]]/[[Grüner Markt|Grüne Markt]], an dem sich später mit die wichtigsten öffentlichen Häuser befanden – das Amtshaus und das [[Geleitshaus]]. Geistliche Zentren bildeten der Platz um die [[Michaeliskirche]], deren Ursprung ein ummauerter Friedhof war, und der Synagogenplatz, der im 17. Jahrhundert seinen Ursprung hatte. Beide Plätze waren nicht direkt an die Hauptstraßen des Ortes angebunden, sondern nur über zum Teil verwinkelte Gassen zu erreichen. Die noch bestehenden Bauernhöfe wurden in der Folgezeit meist umgebaut und entwickelten sich im Netzwerk der Straßen häufig zu Sackgassen. | ||
Mit zum Teil bis zu 40 Hausgrundstücken pro Hektar wies die Altstadt mit die engste Parzellierung auf. Ab [[1670]] versuchten zum Teil die Territorialherren in Ansbach, Bamberg und Nürnberg systematisch durch verschiedene Initiativen Einfluss auf die Stadtentwicklung zu nehmen. So wurde u. a. durch die Dompropstei in Bamberg im späten 17. Jahrhundert die verwinkelte und noch typisch altstädtische [[Schindelgasse]] an christliche und jüdische Bauwillige vergeben zur Verbesserung der Erschließung der Gegend, während gleichzeitig die Markgrafen von Ansbach ihren Hoheitsbereich um das ehem. [[Brandenburger Haus]] | Mit zum Teil bis zu 40 Hausgrundstücken pro Hektar wies die Altstadt mit die engste Parzellierung auf. Ab [[1670]] versuchten zum Teil die Territorialherren in Ansbach, Bamberg und Nürnberg systematisch durch verschiedene Initiativen Einfluss auf die Stadtentwicklung zu nehmen. So wurde u. a. durch die Dompropstei in Bamberg im späten 17. Jahrhundert die verwinkelte und noch typisch altstädtische [[Schindelgasse]] an christliche und jüdische Bauwillige vergeben zur Verbesserung der Erschließung der Gegend, während gleichzeitig die Markgrafen von Ansbach ihren Hoheitsbereich um das ehem. [[Brandenburger Haus]] – dem heutigen [[Rathaus]] – gradlinig ausbauten, z. B. durch die Besiedlung der heutigen [[Ludwig-Erhard-Straße]] ([[Sternstraße]]), [[Wasserstraße|Wasser]]- und [[Gartenstraße]], sowie den Bereichen der [[Mohrenstraße]] und [[Obstmarkt]]. Die Ausdehnung nach Osten wurde um [[1700]] von Bamberger Juden initiiert, die die ersten Häuser auf dem [[Königsplatz]] errichteten und von dort aus die Häuser an der Baulinie des Brandenburger Hauses ausrichteten. In der Folge entstanden dann die heutige [[Bäumenstraße|Bäumen]]- und [[Alexanderstraße]] als völlig geradlinige Straßenzüge mit parallelen und typologisch einheitlichen Häuserzeilen. | ||
Während des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt rasant weiter, allerdings konnte sie sich ausschließlich Richtung Süden und Osten weiterentwickeln. Durch die Randlage im Mündungsbereich zweier Flüsse vermochte sich der Siedlungskern nur einseitig weiterzuentwickeln, da die Bereiche nördlich und westlich als Überschwemmungsgebiet nicht in Frage kamen. | Während des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt rasant weiter, allerdings konnte sie sich ausschließlich Richtung Süden und Osten weiterentwickeln. Durch die Randlage im Mündungsbereich zweier Flüsse vermochte sich der Siedlungskern nur einseitig weiterzuentwickeln, da die Bereiche nördlich und westlich als Überschwemmungsgebiet nicht in Frage kamen. |