Martin Segitz: Unterschied zwischen den Versionen

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|Todesdatum=1927/07/31
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'''Martin Segitz''' (geb. [[26. Juli]] [[1853]] in [[Fürth]]; gest. [[31. Juli]] [[1927]] [[Fürth|ebenda]]) war ein deutscher [[Beruf::Gewerkschaftsführer]] und [[Beruf::Politiker]] ([[Partei::SPD]]). Segitz gilt als der politische Ziehvater [[Hans Böckler]]s, dem späteren Mitbegründer der Deutschen Gewerkschaft Bundes (DGB).
'''Martin Segitz''' (geb. [[26. Juli]] [[1853]] in [[Fürth]]; gest. [[31. Juli]] [[1927]] [[Fürth|ebenda]]) war ein deutscher [[Gewerkschaftsführer]] und [[Politiker]] ([[SPD]]). Segitz gilt als der politische Ziehvater [[Hans Böckler]]s, dem späteren Mitbegründer der Deutschen Gewerkschaft Bundes (DGB).


== Leben und politische Karriere ==
== Leben und politische Karriere ==
Segitz war gelernter [[Beruf::Zinngießer|Metall-/Zinngießer]] und schloss sich früh [[Gewerkschaften|Gewerkschaft]] und [[SPD]] an. [[1879]] wurde er Mitarbeiter der "[[Fürther Bürgerzeitung]]", [[1891]] Redakteur der "[[Fränkischen Tagespost]]". Mit Grillenberger und Scherm zusammen gründete er die "Metallarbeiterzeitung" ([[1883]]). [[1894]] - [[1919]] war er [[Gemeindebevollmächtigter]] in Fürth. [[1894]] wurde er erster Arbeitersekretär Deutschlands. Als Mitglied der [[SPD]] saß er ab [[1898]] dreißig Jahre lang im [[Beruf::Landtagsabgeordneter|Bayerischen Landtag]] und von [[1912]] bis [[1924]] im Deutschen Reichstag. Segitz trat zwar [[1903]] und [[1907]] zum Reichstag an, verlor aber jeweils die Wahl gegen den in Fürth geborenen Nürnberger Buchhändler [[Hugo Barbeck]].  
Segitz war gelernter [[Beruf::Zinngießer|Metall-/Zinngießer]] und schloss sich früh [[Gewerkschaften|Gewerkschaft]] und [[SPD]] an. [[1879]] wurde er Mitarbeiter der "[[Fürther Bürgerzeitung]]", [[1891]] Redakteur der "[[Fränkischen Tagespost]]". Mit Grillenberger und Scherm zusammen gründete er die "Metallarbeiterzeitung" ([[1883]]). [[1894]] - [[1919]] war er [[Gemeindebevollmächtigter]] in Fürth. [[1894]] wurde er erster Arbeitersekretär Deutschlands. Als Mitglied der [[SPD]] saß er ab [[1898]] dreißig Jahre lang im [[Landtagsabgeordneter|Bayerischen Landtag]] und von [[1912]] bis [[1924]] im Deutschen Reichstag. Segitz trat zwar [[1903]] und [[1907]] zum Reichstag an, verlor aber jeweils die Wahl gegen den in Fürth geborenen Nürnberger Buchhändler [[Hugo Barbeck]].  


Nach der Ermordung des ersten Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern, Kurt Eisner, spitzte sich die politische Auseinandersetzung der Anhänger der parlamentarischen Demokratie und denen der sozialistischen Räterepublik zu. Segitz wurde zunächst vom Rätekongress am [[1. März]] [[1919]] als Nachfolger Eisners proklamiert. Die Mehrheit des Landtags erkannte allerdings Segnitz nicht als neuen Ministerpräsidenten an und wählte stattdessen am [[17. März]] [[1919]] Johannes Hoffmann (ebenfalls [[SPD]]) als Verfechter einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie zum Ministerpräsidenten Bayerns. Im neuen Kabinett des Landtages, einer Koalitionsregierung zwischen [[SPD]], USPD und Bayerischem Bauernbund, war der neue Ministerpräsident Hoffmann zusätzlich Außenminister und Kultusminister, während Martin Segitz Innen- und Sozialminister wurde. Die neue Regierung war allerdings eine Minderheitsregierung, die angesichts der unsicheren revolutionären Umstände von den meisten anderen bürgerlichen und konservativen Parteien des Landtags toleriert wurde. Allerdings gelang es der neuen Regierung nicht, die Spannungen zwischen Anhängern des Rätesystems und des Parlamentarismus abzubauen. Nach neuerlichen politischen Revolutionen, u.a. dem Ausruf der sozialistischen Räterepublik in Ungarn, musste das Kabinett Hoffmann und der Landtag Bamberg fliehen, um ihre Arbeit fortsetzen zu können. Am [[7. April]] [[1919]] wurde in München die Räterepublik ausgerufen, womit der Bamberger Landtag unter Hoffmann und Segitz zunehmend Legitimationsschwierigkeiten bekamen. Nach dem Scheitern der ersten Revolutionsphase in Bayern kam es bereits kurz darauf zu der Machtübernahme der Kommunisten in München. Die von Ministerpräsident Hoffmann nach Zugeständnissen zu Hilfe gerufenen Freikorpseinheiten, auch "Weiße Truppen" genannt, eroberten gemeinsam mit preußischen und württembergischen Reichswehrverbänden bis zum [[2. Mai]] [[1919]] die Hauptstadt zurück, so dass der Landtag aus Bamberg wieder zurück nach München konnte. Im Laufe der Kämpfe kam es auf beiden Seiten zu Grausamkeiten, bei denen hunderte Menschen starben, in der Mehrzahl als Opfer der rechtsextremen Freikorps. Im März [[1920]] trat Hoffmann als Ministerpräsident des Freistaates Bayern zurück.
Nach der Ermordung des ersten Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern, Kurt Eisner, spitzte sich die politische Auseinandersetzung der Anhänger der parlamentarischen Demokratie und denen der sozialistischen Räterepublik zu. Segitz wurde zunächst vom Rätekongress am [[1. März]] [[1919]] als Nachfolger Eisners proklamiert. Die Mehrheit des Landtags erkannte allerdings Segnitz nicht als neuen Ministerpräsidenten an und wählte stattdessen am [[17. März]] [[1919]] Johannes Hoffmann (ebenfalls [[SPD]]) als Verfechter einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie zum Ministerpräsidenten Bayerns. Im neuen Kabinett des Landtages, einer Koalitionsregierung zwischen [[SPD]], USPD und Bayerischem Bauernbund, war der neue Ministerpräsident Hoffmann zusätzlich Außenminister und Kultusminister, während Martin Segitz Innen- und Sozialminister wurde. Die neue Regierung war allerdings eine Minderheitsregierung, die angesichts der unsicheren revolutionären Umstände von den meisten anderen bürgerlichen und konservativen Parteien des Landtags toleriert wurde. Allerdings gelang es der neuen Regierung nicht, die Spannungen zwischen Anhängern des Rätesystems und des Parlamentarismus abzubauen. Nach neuerlichen politischen Revolutionen, u.a. dem Ausruf der sozialistischen Räterepublik in Ungarn, musste das Kabinett Hoffmann und der Landtag Bamberg fliehen, um ihre Arbeit fortsetzen zu können. Am [[7. April]] [[1919]] wurde in München die Räterepublik ausgerufen, womit der Bamberger Landtag unter Hoffmann und Segitz zunehmend Legitimationsschwierigkeiten bekamen. Nach dem Scheitern der ersten Revolutionsphase in Bayern kam es bereits kurz darauf zu der Machtübernahme der Kommunisten in München. Die von Ministerpräsident Hoffmann nach Zugeständnissen zu Hilfe gerufenen Freikorpseinheiten, auch "Weiße Truppen" genannt, eroberten gemeinsam mit preußischen und württembergischen Reichswehrverbänden bis zum [[2. Mai]] [[1919]] die Hauptstadt zurück, so dass der Landtag aus Bamberg wieder zurück nach München konnte. Im Laufe der Kämpfe kam es auf beiden Seiten zu Grausamkeiten, bei denen hunderte Menschen starben, in der Mehrzahl als Opfer der rechtsextremen Freikorps. Im März [[1920]] trat Hoffmann als Ministerpräsident des Freistaates Bayern zurück.