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:''Sonntag den 6. Januar fand im Kgl. Realschulgebäude wie bisher jedes Jahr die feierliche Vertheilung der Simonspreise von Seite des Gewerbvereines durch Medicinalrath Dr. Fronmüller an 3 Gesellen [...] und 5 Lehrlinge [...] statt. Die Gesellen waren: [[Leonhard Haßler]], [[Schreiner]], [[Karl Braunwald]], [[Drechsler]] und [[Georg Gnad]], [[Korbmacher]], die Lehrlinge: [[Ernst Lehner]], [[Lithograph]], [[Johann Heinrich Irrgang]], [[Schlosser]], [[Michael Haunickel]], [[Graveuer]], [[Albrecht Heidrich]], [[Drechsler]], [[Gottfried Binder]], [[Lithograph]]. - Der frühere Magistratsrath [[Gabriel Löwenstein]], einer der Führer der socialistischen Partei, hat eine Reise nach Amerika unternommen. - Dr. Schirmer, Specialarzt für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten hat am 7. Januar seine Praxis dahier eröffnet. [...]. Eine hochherzige Spende von 500 Dollars zu der Realschulstiftung wurde auch von Frau Bab. Reckendorfer, Wittwe des vor Kurzem in Newyork plötzlich verstorbenen, von hier gebürtigen Fabrikanten Reckendorfer, eines allgemein beliebten Mannes, gegeben. - Dem Privatier Phil. Dettelbach dahier wurde in Anerkennung seiner mehr als 40jährigen Leistungen im Feuerlöschwesen das silberne Ehrenzeichen des Verdienstordens der bayer. Krone durch Bürgermeister Langhans im großen Rathhaussaale unter Anwesenheit einer Deputation des Magistrates und im Beisein der in Galauniform ausgerückten Feuerwehr feierlich überreicht [...]. Aus dem Jahresbericht des kaufmännischen Vereins für 1883 geht hervor, daß derselbe bereits 500 Mitglieder gegen 467 im Vorjahre zählt. [...]. Die 1000 Bände zählende Bibliothek und das Lesezimmer mit 39 verschiedenen Zeitungen werden sehr viel benutzt. [...]. In der Vereinsversammlung vom 14. Dez. 1883 sind zu Vorständen gewählt worden: [[Max Fleischmann]], [[Heinrich Schloß]] als Stellvertreter, [[Julius Rosenthal]] als Schriftführer, [[Max Ansbacher]] als Kassier und [[Albert Götz]] als Bibliothekar. [...]. Der von der gemischten gemeindlichen Wasserleitungskommission erstattete Bericht, betreffend die Berathung über die Eingabe des Quellwasserkomités, ist nun in Druck erschienen. Der Antrag geht dahin, daß das Thiem'sche Projekt bei Herstellung der Wasserleitung maßgebend sein soll, weil nach dem Projekte des Quellwasserkomités das von demselben vorgeschlagene Quellwasser von mindestens nicht besserer Qualität sein und nicht zureichen würde, dasselbe auch ungleich höhere Anlage- und Betriebskosten verursachen würde. Der Kostenvoranschlag des Thiem'schen Projektes umfaßt folgende Postionen: 1. Wasserfassung: 86,200 M., 2. Betriebsanlage 170,100 M., 3. Leitung zum Hochreservoir 99,600 M., 4. Hochreservoir 114,700 M., 5. Stadtröhrenleitung 250,100 M., Der totale Anschlagsbetrag beziffert sich somit auf 726,700 M., worunter die Kosten für dauernde und vorübergehenden Grunderwerb nicht mit inbegriffen sind. - In der Sitzung der Gemeindebevollmächtigten vom 19. Febr. wurde die Einmiethung der Volksküche in das Haus des Tapezierers Lucke (Gartenstr. Nr. 13) gegen eine Jahresmiethe von 360 M. genehmigt, ebenso die Erbauung eines vierten Gasbehälters von 4300 Kubikmeter Rauminhalt, dessen auf 120,000 M. veranschlagte Kosten auf die Gasbeleuchtungs-Anlehenkasse zu übernehmen sind. [...]. Am 4. März fand eine vom Zentralkomité für Quellwasserleitung einberufene Volksversammlung im Weißengartensaale bei zahlreicher Betheiligung des Publikums statt. Nach einigen einleitenden Worten Scherber's wurde Wagehöfer zum Vorsitzenden gewählt, der dem Dekateur Schradin das Wort ertheilte. Nachdem derselbe einen Ueberblick über den dermaligen Stand der Wasserleitungsfrage gegeben und die Schattenseiten des Rednitzprojektes einer Beleuchtung unterzogen hatte, wobei er besonders die Thatsache hervorhob, daß das aus dem Rednitzgrunde entnommene Wasser aus 4/5 Fluß- und nur aus 1/5 selbstständigem Grundwasser bestehe und daß je höher der Konsum steige, um so mehr auch der Fluß in Mitwirkung trete, auch von gegnerischer Seite das Hauptgewicht auf die Quantität und nicht auf die Qualität des Wassers gelegt werden, schilderte er die Vortheile des Wassers aus dem Zenngrund, die in folgdenden Sätzen gipfelten: das Quellwasser sei das beste Wasser, es sei eine Quellenergiebigkeit von 43,3 Sek.-Liter vorgefunden worden, auch sei wohl ein Voranschlag für das Rednitz-, aber noch nicht für das Zennprojekt vorhanden. Bei den nun folgenden Debatten sprach sich Heckel für das Zennprojekt aus; Zick bemerkte, daß er zwar für Quellwasser sympathisire, jedoch gefunden habe, daß die ganze dortige Gegend (im Zenngrund) eine Felsengegend sei; die Quellen müßten daher mehr oberflächlich entstehen und es sei anzunehmen, daß der Boden zur Durchsickerung der Niederschläge nicht geeignet sei. Das Vorhandensein so vieler Quellen sei ihm daher räthselhaft. Hesse sprach sich gegen das Projekt aus und stimmte seinem Vorgänger bei, „die ganze Gegend sei eine harte Felsengegend, die das Wasser nicht einläßt“. Er berief sich auf das Mißglücken der Frankfurter und Wiener Quellwasserleitung, widerlegte den Einwand, daß man durch das Rednitzthalprojekt kein frisches Wasser bekommen werde und schloß mit den Worten, daß man bei jeder Wasserleitung im Sommer warmes Wasser haben werde, „man müsse eben Eis hineinthun, wenn man ein kaltes haben wolle“. Nachdem sich Heckel, Schradin und Scherber für das Zennwasserprojekt ausgesprochen hatten, wurde folgende Resolution angenommen: „Die heutige Volksversammlung beschließt, in Anbetracht dessen, daß die Angaben der Kommission für das Rednitzprojekt gegenüber den Darlegungen des Quellwasserkomités nicht auf Thatsachen beruhen, und deshalb hinfällig sind, sich dem Quellwasserkomité anzuschließen und beauftragt das Komité, eine diesbezügliche Eingabe an das Gemeindekollegium zu richten“. - In der Magistratssitzung vom 4. März kam ein Schreiben des Ingenieurs A. F. Lindemann, zur Zeit in London, zum Vortrag, welcher sich bereit erklärt, die Wasserleitung auf seine Rechnung und Gefahr herzustellen, wenn ihm die Konzession zum Betriebe auf 45 Jahre ertheilt werde, nach welchem Zeitraume die Leitung unentgeltlich an die Stadt übergehe. Auf dieses Anerbieten konnte nicht eingegangen werden, da Lindemann unsere Gegend noch gar nicht genau kennt und da es nothwendig sei, daß die Stadt ihr Werk selbst übernehme. Bezüglich der Anträge des Quellwasserkomités wurde mit allen gegen die Stimmen von Weghorn, Scharff und Waßmuth beschlossen, diese Anträge zurückzuweisen und das Thiem'sche Projekt in weitere Instruktion zu ziehen. [...]. Die Gemeindebevollmächtigten faßten am 11. März den Beschluß mit 20 gegen 13 Stimmen Stimmen, dem Magistratsbeschlusse vom 4. März bezüglich der Wasserleitung zuzustimmen. Bei den Berathungen hierüber hatte sich nur Haubrich dagegen ausgesprochen, besonders in der Befürchtung, daß die fortwährenden Ansiedlungen in der Nähe des Rednitzthales einen nachtheiligen Einfluß auf die Grundwasserleitung haben könnten. Auch halte er eine umfassende Untersuchung der Wasserverhältnisse des Zenngrundes für angezeigt. - Die von dem verstorbenen Privatier [[Sigmund Max Einhorn]] mit einem Kapitale von 25,000 M. begründete Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Verwandten des Stifters ist mit dem Vorbehalte des staatlichen Aufsichtsrechtes landesherrlich bestätigt worden. - Die [[Leyher Waldspitze]] war schon von langer her ein Vergnügungsplatz im Sommer. Jetzt ist dieselbe in eine hübsch eingerichtete Waldrestauration umgewandelt durch den Besitzer und Restaurateur [[Georg Paul Bachhofer]], Höfner Landstr. Nr. 2. - Die Erbauung des neuen Gasometers wurde der Heilbronner Baugesellschaft übertragen; die von derselben hinterlegte Kaution beträgt 8000 M. [...]. Frl. [[Laura Kaiser]], welche im Schopflocher'schen Hause in der Königsstraße einen Kindergarten nach Fröbel'schem Systeme errichtete, erhielt vom Magistrate die nachträgliche Genehmigung, ebenso das Baugesuch der israelit. Waisenanstalt, betreffend die Errichtung eines Anbaues an der Ecke der Julien- und [[Rosenstraße]]. - Am 21. März war die Eröffnungsvorstellung des Cirkus A. Lorch auf Königsplatze und fand vielen Beifall. [...]. Vom Magistrate wurde am 3. April der Umbau des alten Knabenschulgebäudes am Michaelskirchenplatz beschlossen, wodurch 18 geräumige Zimmer geschaffen werden sollen. Die Kosten sind auf 30,000 M. berechnet. Es soll auch ein Thürmchen mit einer Uhr daran angebracht werden. [...]. In die Vorstadtkirche Wöhrd wurde dieser Tage das überlebensgroße Bild Luther's gestiftet. Auf Empfehlung der Professoren Jäger und Wanderer wurde der junge und strebsame Maler [[Ferdinand Schildknecht]] in Fürth mit der Ausführung des Bildes betraut, der seine Aufgabe trefflich gelöst hat. Das charakteristisch aufgefaßte Bild zeugt von der Tüchtigkeit des Künstlers. Der aus der Anstalt von [[Fritz Scheidig]] in Fürth hervorgegangene aus Eichenholz geschnitzte, 5 Centner schwere Rahmen zeichnet sich ebenfalls durch treffliche Arbeit aus. [...]. Am 17. April starb der sehr beliebte vorzügliche Kanzelredner Kgl. Pfarrer Maximilian Röder im Alter von 60 Jahren 2 Monaten nach langem schweren Leiden. [...]. Von Frau [[Eugenie Weinschenk]] wurde der israelit. Kultusgemeinde ein Betrag von 2200 fl. österreichischer Währung Behufs Gründung einer Stiftung übergeben, welche den Namen „Karl Weinschenk'sche Stiftung“ tragen und deren Ertrag zur Instandhaltung des Grabes des Stifters, zur Honorirung der zwei Schriftgelehrten, welche am Todestage die üblichen Gebete verrichten und zur Vertheilung des Restes am Todestage in größeren Posten bestimmt ist; wurde der Königl. Regierung zur Genehmigung einbefördert. - In der Magistratssitzung vom 24. April wurde erwähnt, daß sich ein Komité gebildet habe, das sich die Aufgabe gestellt hat, eine Bahnverbindung zwischen Fürth und Zirndorf zu ermöglichen. Nach dem Projekte soll die Bahn von der [[Karolinenstraße]] anfangen, auf der Fürth-Schwabacher Distriktsstraße bie [[Weikershof]] weiter geführt werden, unterhalb dieses Ortes die [[Rednitz]] überschreiten und von da an dem Gehänge sich hinziehen bis zur sogenannten Pfarrleithe zwischen Zirndorf und der alten Veste. Mit dem hiesigen Staatsbahnhofe soll die Bahn durch eine Kurve verbunden werden. Die Baukosten sind auf 308,000 M. veranschlagt, wovon allein 106,000 M. auf die 7 Oeffnungen von je 20 Meter Lichtweite versehene Brücke bei Weikershof entfallen. [...]. Das Komité beabsichtigt zunächst, sich mit einer Petition an das Staatsministerium des Aeußeren zu wenden und um Abordnung eines Eisenbahntechnikers Behufs Ausarbeitung eines Detailprojektes zu ersuchen. Die hiedurch entstanden Kosten trägt zu 2/3 die Gemeinde Zirndorf und zu 1/3 die Mitglieder des hiesigen südlichen Vorstadtvereines. Das Komité ersucht den Magistrat, die Petition mit zu unterzeichnen. Dies geschah auch unter dem Vorbehalte, daß man über die Stellungnahme der Stadt Fürth sich erst dann schlüssig machen könne, wenn das Detailprojekt vorliegen werden. [...]. Am 1. Mai veranstaltete Musikdirektor Dumont ein Konzert im Andrä'schen Saale [...]. Der Magistrat beschloß am 1. Mai, auf den Antrag der Baukommission, daß wegen der nun in Angriff zu nehmenden Wasserleitung die vorgesehenen Trottoirisirungen und Pflasterungen unterbleiben, dafür die betreffenden Strecken ausgebessert und die bereits bewilligten Mittel Behufs späterer Verwendung verzinslich angelegt werden sollen. - Bezüglich der Unterhaltung der neuen Uhr auf dem Michaelsthurme erklärt die protest. Kirchenverwaltung, daß für die Uhr eine fünfjährige Garantie geleistet werde und deshalb für die nächste Zeit keine Veranlassung bestehe, gemeindliche Mittel für deren Unterhaltung in Anspruch zu nehmen, einen principiellen Verzicht für alle Zeit halte man jedoch nicht für gegeben. Der Magistrat beschloß hierauf, auf dem alten Knabenschulgebäude vorläufig keine Uhr aufzustellen. [...]. Vom 1. Mai an wurde dem sehnlichen Wunsche der Einwohnerschaft entsprechend, mit der Zustellung der Fahrpostsendungen an das Publikum mittels Postfourgons begonnen. [...]. In der Generalversammlung des Bürgervereins vom 6. Mai wurde der Antrag des Dr. Mayer, Fortmeier und Genossen, „daß der Bürgerverein keine Veranlassung habe, sich der neugebildeten deutschfreisinnigen Partei anzuschließen [...]“ angenommen. [...]. Von Seite des Kgl. Staatsministeriums wurde, dem Ansuchen des Magistrats entsprechend, genehmigt , daß das chemische Laboratorium der Realschule auch fernerhin als öffentliche Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genußmittel für den hiesigen Stadtbezirk bestehen bleibe. - Die Anzahl der Anmeldungen für Telephonanlagen betrug bis zum 8. Mai in Fürth 29 [...]. Am 12. Mai hielt der Ortsverein der [[Schreiner]] und verwandten Berufsgenossen im [[Hotel Andrä]] sein 14jähriges Stiftungsfest [...]. Die Gemeindebevollmächtigten stimmten am 13. Mai dem Magistratsbeschlusse bei, wonach eine mit 4 Proz. zu verzinsende Million Mark zur Herstellung der Wasserleitung aufgenommen werden und mit 1/8 Proz. vom Jahre [[1890]] ab zu tilgen sei. Ebenso genehmigten sie den Beschluß, wonach der Unzulänglichkeit der Hospitalräume dadurch abgeholfen werden soll, daß die Pfründner- und Beschäftigungsanstalt aus derselben entfernt und in einem eigenen Gebäude untergebracht werden. - Zu dem vom 26. bis 28. Mai in Wiesbaden stattfindenden Kongreß der Gas- und Wasserfachmänner werden im Auftrage des Verwaltungsrathes des hiesigen Gaswerkes Direktor Lindemann und Hesse theilnehmen, sowie im Auftrage des Magistrates Baurath Vogel. [...]. Die am 9. Oktober [[1813]] zu Fürth geborene [[Auguste Zankel]], Oberin der englischen Fräulein in Nürnberg, welche am 25. Mai [[1835]] als Mitglied des Englischen Fräulein-Institutes eingekleidet worden war, feierte ihr 50jähriges Jubiläum. Dieselbe hat die allgemeine Achtung der Bevölkerung gewonnen und das seit 30 Jahren von ihr geleitete Institut, welches gegenwärtig von Mädchen aller Konfessionen besucht wird, zu Blüthe und Ansehen gebracht. [...]. Die Gemeindebevollmächtigten schlossen sich am 27. Mai im Allgemeinen dem Magistratsbeschlusse an wegen Behandlung der Straßen in Folge der Wasserleitung, lehnten jedoch das Verbot der projektirten Trottoirisirungen ab, und vermehrten andererseits die vorhergesehenen Mittel für Plasterreparaturen um 1500 M. Der Vorsitzende des Quellwasserkomités, Scherber, hatte vor einiger Zeit eine Eingabe an das Staatsministerium gerichtet, worin er um Unterstützung seiner Sache bezüglich der Wasserleitung ersuchte. Hierauf ist eine Entschließung ergangen des Inhalts, daß die Benutzung des im Ministerium bestehenden technischen Bureaus für Wasserleitung nicht den Privaten, sondern nur den Gemeinden unter besonderen Bedingungen gestattet werde. Der von dem Gesuchsteller erbetenen Abgabe eines Gutachtens über die Wasserversorgung der Stadt Fürth könne deshalb keine Folge gegeben werden. [...]. Der langjährige und verdienstvolle Direktor der [[Ludwigseisenbahn]], Kaufmann Georg Christian [[Daniel Ley]], ist am frühen Morgen des 1. Juni im Alter von 72 Jahren gestorben. Der Verlebte führte seit Niederlegung des Direktorialamtes den Titel Ehrendirektor der Ludwigsbahn; seine Brust schmückte das Ritterkreuz I. Klasse des Michaelsordens. Am 3. Juni fand die Beerdigung des allgemein hochgeachteten Mannes unter großer Betheiligung des Publikums, namentlich auch der Kgl. Beamten und der Eisenbahnbediensteten statt, welche letztere den Sarg zu Grabe trugen. Als Direktorialmitglied an Stelle des Verstorbenen tritt Kaufmann [[Wilhelm Farnbacher]] (Schwiegersohn Ley's) und an des letzteren als bisherigen Ausschußmitgliedes der Ersatzmann, Kaufmann [[Fritz Voit]], Mitinhaber der Firma Daniel Ley (ein Neffe Ley's) ein. Frühzeitig hatte Ley schon wichtige Aemter bekleidet. In den Vierziger Jahren war er einer der Vorstände des neubegründeten Industrie- und Gewerbvereins, dann [[1850]] erster Vorstand der Gewerbe- und Handelskammer; im Jahre [[1852]] wurde er Landrath und im Dezember [[1858]] Landtagsabgeordneter, in welcher Zeit Fürth seiner kräftigen Vertretung das Amts- und Bezirksgericht, ferner die Würzburger Bahnlinie verdankte. Vom 29. Nov. [[1856]] bis 4. Juni [[1864]] war Ley auch Konsul der argentinischen Republik. In politischer Beziehung bekannte er sich zur Partei der Großdeutschen. Im Uebrigen war er konservativ im strengsten Sinne des Wortes. - Sein Sohn Kaufmann [[Eduard Ley]] trat als Mitglied in das Direktorium der Ludwigsbahn; er restaurirte und vergrößerte als Mitinhaber der Firma Ley das Wohn- und Geschäftshaus Nr. 102 der [[Königsstraße]]. [...]. Der Magistrat beschloß am 12. Juni wegen Zunahme der Schülerzahl, drei neue Volksschulklassen zu errichten und dieselben in dem auf dem Michaelskirchhofplatze befindlichen umgebauten Knabenschulgebäude unterzubringen. [...]. Von Seite der Kgl. Regierung wurde dem Magistrate mitgetheilt, daß der Glashändler Scherber neuerdings eine Eingabe an das Staatsministerium gerichtet hat, worin er ersucht, die Zenngrundquellen Seitens des im Staatsministerium bestehenden technischen Bureaus für Wasserleitung im Monat Juli untersuchen und messen zu lassen und erklärt sich Scherber bereit, die erwachsenen Kosten auf eigene Rechnung zu übernehmen. - Vom Oberlandesgerichte wurde das Urtheil in Sachen der Stadtgemeinde Fürth gegen die Nürnberger Sodafabrik verkündet. Es handelte sich um die vom Magistrate verlangte Entfernung der von der Fabrik bis zur [[Pegnitz]] führenden Leitungsrohre, soweit eine Strecke auf dem Doos-Dambacher Wege in Frage kommt. Während das Landgericht zu Gunsten der Sodafabrik entschieden hatte, lautet das Urtheil des Oberlandesgerichtes zu Gunsten des Magistrates. - Am 12. Juni starb der städtische Schranneninspektor [[Johann Ott]] nach schwerem Leiden [...]. Das Projekt im Betreff der Erbauung eines Pfründnerhauses im Holzgartenanwesen geht seiner Realisirung entgegen. Nach dem von Seite des Bauamtes hergestellten Bauplane soll das Haus an der Ecke der Schwabacher- und [[Amalienstraße]] in Form eines 12klassigen Schulgebäudes errichtet und mit Grubenaborten versehen werden. [...]. Der hiesigen Firma [[Jean Dannhäuser]] wurde auf der vorjährigen Weltausstellung zu Boston das Ehrendiplom nebst goldener Medaille zuerkannt und am 21. Juni übermittelt. [...]. Der Stiftungszweck des israelit. Waisenhauses soll auch auf Mädchen (vorläufig 10) mittels eines Anbaues ausgedehnt werden, da demselben ein Kapital von 100,000 M. speciell zu diesem Zwecke zugewendet worden ist. [...]. Wegen der allerdings noch weit entfernten Gefahr einer Cholera-Invasion kamen in der Magistratssitzung vom 24. Juni die Vorschläge der Gesundheitskommission zum Vortrage, als 1. zur Unterbringung von Cholerakranken die Herstellung von zwei Baraken, vom Spitale entfernt, 2. Beschleunigung der Herstellung der Wasserleitung, 3. Abortentleerung mittels pneumatischer Apparate, 4. Errichtung einer Desinfektionsanstalt, 5. eine Revision der ortspolizeilichen Vorschriften. Der Magistrat erklärt sich im Allgemeinen mit diesen Punkten einverstanden. Am 26. Juli wurde Bezirksarzt Medincinalrath Dr. Fronmüller dahier auf Ansuchen unter Anerkennung seiner langjährigen ersprießlichen Dienstleistungen quiescirt. Am 8. Aug. legte er seine Stelle als Oberarzt im Spitale nach 37jähriger Dienstleistung wegen hohen Alters nieder. Nachfolger für letztere Stelle wurde der prakt. Arzt Dr. Degen. [...]. Am 4. Aug. hielt Abgeordneter Girllenberger aus Nürnberg in einer vom Magistratsrath Zick dahier einberufenen und Seitens des Arbeiterstandes zahlreich besuchten Versammlung im grünen Baum einen Vortrag über das Krankenversicherungs- und Unfallversicherungsgesetz [...]. Der Kgl. Reallehrer Gegenfurtner wurde durch ein Dankschreiben aus dem Privatkabinet des deutschen Kronprinzen bezüglich dessen Abhandlung: „Die Kadolzburg, ein ehemaliger Fürstensitz der Hohenzollern“ geehrt. - Großhändler Münch, Direktor der [[Ludwigseisenbahn]] ist auf die Dauer der nächsten drei Jahre zum Mitgliede des bayer. Eisenbahrathes ernannt worden. - Die von dem Kaufmann [[Wilhelm Farnbacher]] dahier mit einem Kapitale von 5000 M. zu Gunsten der Diakonissenanstalt in Fürth begründete Wohltätigkeitsstiftung ist unter der Bezeichnung „Karoline Farnbacher-Ley'sche Diakonissenhausstiftung“ landesherrlich bestätigt worden. - Im August verlegt [[Gustav Scharff]] aus Rothenburg sein Delikatessen- und Spezereiwaarengeschäft in das von ihm erkaufte Haus, [[Weinstraße]] Nr. 31, mit sehr schönem Laden. In gleichem Hause befindet sich der schöne Laden des Kurzwaaren- und Tapisseriegeschäftes von [[Hermann Fiedler]], ebenfalls im August bezogen. - Der Magistrat hat am 21. August der Straßenbahngesellschaft die probeweise Benutzung eines Zahlkastenwagens bis zum 1. Okt. gestattet. - Eine wiederholte Untersuchung öffentlicher Brunnen hat ein sehr ungünstiges Resultat geliefert. Es ist konstatirt, daß sich nur wenige Brunnen hier befinden, die ein nur annähernd reines Wasser führen. - Am 25. August wurde das Geburts- und Namensfeste Sr. Majestät des Königs in würdiger Weise begangen. [...]. Durch den [[Gewerbverein]] fand in einem Saale des Weißengartens die feierliche Vertheilung der Diplome und Preise aus der Wittelsbacher Landesstiftung [...] statt. In Vertretung der abwesenden Vorstände hielt der [[Zinnfigurenfabrikant]] J. [[Schildknecht]] jun., Mitglied des Verwaltungsrathes des Gewerbvereins, eine einleitende Ansprache an die Preisträger [...]. Davon erhielten die silberne Medaille:[[Hans Diez]], Elfenbeingraveur, [[Hans Böschel]], [[Graveur]], Chr. Rost, [[Schlosser]], [[Georg Köpplinger]], [[Vergolder]], [[Karl Dornauer]], [[Möbelschreiner]], [[Melchior Sill]], [[Bauschreiner]], [[Johann Käppner]], Bauschreiner, [[Georg Schönleben]], Möbelschreiner, Ch. Heinz, Brillen-und Pincenezmacher und [[Ernst Lehner]], [[Lithograph]]. [...]. Vom 1. bis 3. September gab der Cirkus Frankloff auf dem Dreikönigsplatze einige brillante Vorstellungen. [...]. In der Sitzung des Gemeindekollegiums vom 2. September machte der Magistratsbeschluß bezüglich Anschaffung von pneumatischen Latrinenreinigungsapparaten keinen sehr günstigen Eindruck. Nach längerer Debatte wurde diese Angelegenheit dem zweiten Ausschuß zur Vorberathung überwiesen. Zick hatte unter Anderem bemerkt, die Hausbesitzer, besonders die kleinen, würden durch diese Art von Latrinenentleerung geschädigt. Jetzt erhielten sie von den Oekonomen für den Dung ein Entgeld; in Zukunft sollten sie noch für das Entleeren bezahlen; dies sei unrecht [...]. In der Sitzung des Gemeindekollegiums vom 9. Sept. wurde der nunmehrige Hospitalarzt Dr. Degen auf sein Ersuchen von 1. Oktober ab von der Funktion eines Delegirten zum Armenpflegschaftsrath entbunden und diese Stelle an H. Otto übertragen. - Der socialdemokratische Führer [[Gabriel Löwenstein]] ist von seiner amerikanischen Reise dieser Tage zurückgekommen. [...]. Die Wählerliste Fürths für die Reichstagswahl enthält gegen 7000 Wahlberechtigte. - Der Leichnam des Musikers Christof Hofmann wurde am 29. September in der [[Regnitz]] aufgefunden. Der Selbstmord war durch Geistesstörung veranlaßt. - Die Gebrüder Walde errichteten ein Dampfsägewerk Simonsstr. Nr. 50. [...]. Die diesmal erst vom 5. Oktober an abgehaltene [[Kirchweih]] war außergewöhnlich stark besucht. So hatte die Ludwigsbahn wohl die größte Frequenz seit ihrem Bestehen. Sie beförderte am ersten Kirchweihsonntage 24,252 Personen [...]. Betreffs der Gerüchte über die Errichtung einer elektrischen Bahn zwischen hier und Nürnberg ist zu bemerken, daß in Folge privater Anregung eines der Direktoren der „deutschen Bank“ in Berlin (welche bei der Pferdebahn betheiligt ist) sich ein Ingenieur der Firma Siemens und Halske in Nürnberg aufgehalten hat, um Pläne für eine elektrische Bahn auszuarbeiten. In einem weiteren Stadium befindet sich nach dem Fr. Kurier die Angelegenheit noch nicht. - Da nach reichsgesetzlicher Bestimmung Personen, welche Armenunterstützung erhalten haben, von der Ausübung des Wahlrechtes ausgeschlossen sind, so wurde ein Magistratsbeschluß am 9. Okt. dahin gefaßt, daß die Beschaffung von Kleidungsstücken für Schulkinder und ebenso auch die Gewährung von Medikamenten und ärztlicher Hilfe nicht als Armenunterstützung im Sinne des Gesetzes zu betrachten sei.[...]. In der Magistratsstizung vom 15. Oktober wurde ein Gesuch einer größeren Anzahl von Meßfieranten, Schaubudenbesitzern u. s. w. um Verlängerung der Kirchweih mit 5 gegen 3 Stimmen abgelehnt. - Nachdem Dr. Degen seine Stelle als Armenarzt niedergelegt hat, wurde die Stadt in zwei armenärztliche Distrikte eingetheilt und für den einen Dr. Herzog, für den anderen Dr. Manheimer bestimmt, wobei außerdem noch Dr. Weichselbaum als Armenarzt fungirt. - Am 15. Okt. starb im Alter von 57 Jahren nach längerem Leiden der Kgl. Notar [[Johann Georg Wolff]] dahier. [...]. Von der am 22. Juli verstorbenen Privatière [[Karoline Konrad]] wurden noch folgende Legate gemacht: 100 fl. dem christlichem Hospital, 50 fl. der Krippenanstalt, 50 fl. der Kinderbewahranstalt, 50 fl. der Pflegeanstalt für Mädchen, 50 fl. der Armenkasse. - Am 18. Okt. wurde in einer im Weißengartensaale abgehaltenen socialdemokratischen Wählerversammlung der [[Drechslermeister]] und Gemeindebevollmächtigte Zick als Reichstagskandidat proklamirt. [...]. Montag den 20. Oktober hielt Gutsbesitzer Franz Freiherr von Stauffenberg im zahlreicht besuchten Weißengartensaale eine Rede als Kandidat der freisinnigen Partei. [...]. Den 28. Okt. lieferte die Reichtstagswahl folgendes Resultat für die Stadt: Stauffenberg 1136, Schauß 1303, Heigl 1228, Zick 1224, Frankenstein 33; [...]. Am 31. Okt. wurde der bisherige Redakteur der bayer. Lehrerzeitung Fr. W. Pfeiffer dahier vom Bezirkslehrerverein der Stadt Würzburg zum Ehrenmitglied ernannt. [...]. Am 20 Nov. wurde in Fürth von der eingetragenen Genossenschaft vereinigter bayerischer Spiegelfabrikanten die jährliche Generalversammlung gehalten. [...]. In der Magistratssitzung vom 11. Dez. theilte in Sachen Stadtgemeinde Fürth gegen die Sodafabrik der Seitens der Gemeinde aufgestellte Anwalt Dr. Pemsel mit, daß die von der Sodafabrik eingelegte Revision vom Oberlandesgericht als unbegründet zurückgewiesen worden ist. Somit hat die Stadtgemeinde den langwierigen Prozeß entgiltig gewonnen. - Unter dem Vorsitze des Bürgermeisters wurde am 15. Dez. die Wahl von sechs bürgerlichen Magistratsräthen vorgenommen. [...]. [[Simon Mannes]], Unterhändler mit Staatspapieren, besonders Nürnberg-Fürther Eisenbahnaktien, Besitzer des ehemaligen J. C. Floth'schen Hauses in der [[Bäumenstraße]] Nr. 6 wurde 16. Sept. 1885. Seine Ehe war kinderlos geblieben. [...]. Am Sonntag den 28. Dez. Nachmittags ertranken im [[Erlenweiher]] zwei Brüder im Alter von 12 1/2 und 15 Jahren bei dem Schlittschuhlaufen in Folge vom Durchbrechen des Eises. [...]. Am 31. Dez. wurde hier bereits auf telegraphischem Wege bekannt, daß zwei um hiesige Stadt hochverdiente Männer, [[Bürgermeister]] Langhans und Rektor der Realschule Brunotte, von Sr. Majestät dem König durch Verleihung des Ritterordens I. Kl. des Ordens vom heil. Michael ausgezeichnet worden sind. - [[Friedrich Marx]], Volksschullehrer, neben seinem Berufe ist derselbe mit geschichtlichen Arbeiten beschäftigt. Die beliebte Wirthschaft von Willib Nett „[[Zur Misten]]“, auch in Reisehandbüchern erwähnt, [[Heiligengasse]] Nr. 4, kam durch Verkauf in den Besitz des Wirthes Leppen aus Nürnberg. Vor dem Hause befindet sich eine große mit Brettern bedeckte Dunggrube, wovon die Wirthschaft ihren Namen trägt. An Kirchweihsonntagen ist da reger Verkehr und so kam es vor einigen Jahren, daß angeheiterte Nürnberger, als sie auf den Brettern dieser Grube tanzten, einbrachen. Es passirte zwar kein Unglück, aber sie kamen dadurch in üblen Geruch und mußten in diesem Zustande schleunigst nachhause fahren. Die Wirthschaft wurde durch diesen tragikomischen Vorfall um so mehr frequentirt. Nett errichtete eine Restauration Ecke der Schwabacher- und [[Weinstraße]]. - [[Otto Müller]] errichtet eine Magazin für Haus- und Küchengeräthe in der Sterng. Nr. 12. Detailstatistik. Geboren wurden 1389 Kinder [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 602 - </ref> | :''Sonntag den 6. Januar fand im Kgl. Realschulgebäude wie bisher jedes Jahr die feierliche Vertheilung der Simonspreise von Seite des Gewerbvereines durch Medicinalrath Dr. Fronmüller an 3 Gesellen [...] und 5 Lehrlinge [...] statt. Die Gesellen waren: [[Leonhard Haßler]], [[Schreiner]], [[Karl Braunwald]], [[Drechsler]] und [[Georg Gnad]], [[Korbmacher]], die Lehrlinge: [[Ernst Lehner]], [[Lithograph]], [[Johann Heinrich Irrgang]], [[Schlosser]], [[Michael Haunickel]], [[Graveuer]], [[Albrecht Heidrich]], [[Drechsler]], [[Gottfried Binder]], [[Lithograph]]. - Der frühere Magistratsrath [[Gabriel Löwenstein]], einer der Führer der socialistischen Partei, hat eine Reise nach Amerika unternommen. - Dr. Schirmer, Specialarzt für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten hat am 7. Januar seine Praxis dahier eröffnet. [...]. Eine hochherzige Spende von 500 Dollars zu der Realschulstiftung wurde auch von Frau Bab. Reckendorfer, Wittwe des vor Kurzem in Newyork plötzlich verstorbenen, von hier gebürtigen Fabrikanten Reckendorfer, eines allgemein beliebten Mannes, gegeben. - Dem Privatier Phil. Dettelbach dahier wurde in Anerkennung seiner mehr als 40jährigen Leistungen im Feuerlöschwesen das silberne Ehrenzeichen des Verdienstordens der bayer. Krone durch Bürgermeister Langhans im großen Rathhaussaale unter Anwesenheit einer Deputation des Magistrates und im Beisein der in Galauniform ausgerückten Feuerwehr feierlich überreicht [...]. Aus dem Jahresbericht des kaufmännischen Vereins für 1883 geht hervor, daß derselbe bereits 500 Mitglieder gegen 467 im Vorjahre zählt. [...]. Die 1000 Bände zählende Bibliothek und das Lesezimmer mit 39 verschiedenen Zeitungen werden sehr viel benutzt. [...]. In der Vereinsversammlung vom 14. Dez. 1883 sind zu Vorständen gewählt worden: [[Max Fleischmann]], [[Heinrich Schloß]] als Stellvertreter, [[Julius Rosenthal]] als Schriftführer, [[Max Ansbacher]] als Kassier und [[Albert Götz]] als Bibliothekar. [...]. Der von der gemischten gemeindlichen Wasserleitungskommission erstattete Bericht, betreffend die Berathung über die Eingabe des Quellwasserkomités, ist nun in Druck erschienen. Der Antrag geht dahin, daß das [[wikipedia:Adolf Thiem|Thiem]]'sche Projekt bei Herstellung der Wasserleitung maßgebend sein soll, weil nach dem Projekte des Quellwasserkomités das von demselben vorgeschlagene Quellwasser von mindestens nicht besserer Qualität sein und nicht zureichen würde, dasselbe auch ungleich höhere Anlage- und Betriebskosten verursachen würde. Der Kostenvoranschlag des Thiem'schen Projektes umfaßt folgende Postionen: 1. Wasserfassung: 86,200 M., 2. Betriebsanlage 170,100 M., 3. Leitung zum Hochreservoir 99,600 M., 4. Hochreservoir 114,700 M., 5. Stadtröhrenleitung 250,100 M., Der totale Anschlagsbetrag beziffert sich somit auf 726,700 M., worunter die Kosten für dauernde und vorübergehenden Grunderwerb nicht mit inbegriffen sind. - In der Sitzung der Gemeindebevollmächtigten vom 19. Febr. wurde die Einmiethung der Volksküche in das Haus des Tapezierers Lucke (Gartenstr. Nr. 13) gegen eine Jahresmiethe von 360 M. genehmigt, ebenso die Erbauung eines vierten Gasbehälters von 4300 Kubikmeter Rauminhalt, dessen auf 120,000 M. veranschlagte Kosten auf die Gasbeleuchtungs-Anlehenkasse zu übernehmen sind. [...]. Am 4. März fand eine vom Zentralkomité für Quellwasserleitung einberufene Volksversammlung im Weißengartensaale bei zahlreicher Betheiligung des Publikums statt. Nach einigen einleitenden Worten Scherber's wurde Wagehöfer zum Vorsitzenden gewählt, der dem Dekateur Schradin das Wort ertheilte. Nachdem derselbe einen Ueberblick über den dermaligen Stand der Wasserleitungsfrage gegeben und die Schattenseiten des Rednitzprojektes einer Beleuchtung unterzogen hatte, wobei er besonders die Thatsache hervorhob, daß das aus dem Rednitzgrunde entnommene Wasser aus 4/5 Fluß- und nur aus 1/5 selbstständigem Grundwasser bestehe und daß je höher der Konsum steige, um so mehr auch der Fluß in Mitwirkung trete, auch von gegnerischer Seite das Hauptgewicht auf die Quantität und nicht auf die Qualität des Wassers gelegt werden, schilderte er die Vortheile des Wassers aus dem Zenngrund, die in folgdenden Sätzen gipfelten: das Quellwasser sei das beste Wasser, es sei eine Quellenergiebigkeit von 43,3 Sek.-Liter vorgefunden worden, auch sei wohl ein Voranschlag für das Rednitz-, aber noch nicht für das Zennprojekt vorhanden. Bei den nun folgenden Debatten sprach sich Heckel für das Zennprojekt aus; Zick bemerkte, daß er zwar für Quellwasser sympathisire, jedoch gefunden habe, daß die ganze dortige Gegend (im Zenngrund) eine Felsengegend sei; die Quellen müßten daher mehr oberflächlich entstehen und es sei anzunehmen, daß der Boden zur Durchsickerung der Niederschläge nicht geeignet sei. Das Vorhandensein so vieler Quellen sei ihm daher räthselhaft. Hesse sprach sich gegen das Projekt aus und stimmte seinem Vorgänger bei, „die ganze Gegend sei eine harte Felsengegend, die das Wasser nicht einläßt“. Er berief sich auf das Mißglücken der Frankfurter und Wiener Quellwasserleitung, widerlegte den Einwand, daß man durch das Rednitzthalprojekt kein frisches Wasser bekommen werde und schloß mit den Worten, daß man bei jeder Wasserleitung im Sommer warmes Wasser haben werde, „man müsse eben Eis hineinthun, wenn man ein kaltes haben wolle“. Nachdem sich Heckel, Schradin und Scherber für das Zennwasserprojekt ausgesprochen hatten, wurde folgende Resolution angenommen: „Die heutige Volksversammlung beschließt, in Anbetracht dessen, daß die Angaben der Kommission für das Rednitzprojekt gegenüber den Darlegungen des Quellwasserkomités nicht auf Thatsachen beruhen, und deshalb hinfällig sind, sich dem Quellwasserkomité anzuschließen und beauftragt das Komité, eine diesbezügliche Eingabe an das Gemeindekollegium zu richten“. - In der Magistratssitzung vom 4. März kam ein Schreiben des Ingenieurs A. F. Lindemann, zur Zeit in London, zum Vortrag, welcher sich bereit erklärt, die Wasserleitung auf seine Rechnung und Gefahr herzustellen, wenn ihm die Konzession zum Betriebe auf 45 Jahre ertheilt werde, nach welchem Zeitraume die Leitung unentgeltlich an die Stadt übergehe. Auf dieses Anerbieten konnte nicht eingegangen werden, da Lindemann unsere Gegend noch gar nicht genau kennt und da es nothwendig sei, daß die Stadt ihr Werk selbst übernehme. Bezüglich der Anträge des Quellwasserkomités wurde mit allen gegen die Stimmen von Weghorn, Scharff und Waßmuth beschlossen, diese Anträge zurückzuweisen und das Thiem'sche Projekt in weitere Instruktion zu ziehen. [...]. Die Gemeindebevollmächtigten faßten am 11. März den Beschluß mit 20 gegen 13 Stimmen Stimmen, dem Magistratsbeschlusse vom 4. März bezüglich der Wasserleitung zuzustimmen. Bei den Berathungen hierüber hatte sich nur Haubrich dagegen ausgesprochen, besonders in der Befürchtung, daß die fortwährenden Ansiedlungen in der Nähe des Rednitzthales einen nachtheiligen Einfluß auf die Grundwasserleitung haben könnten. Auch halte er eine umfassende Untersuchung der Wasserverhältnisse des Zenngrundes für angezeigt. - Die von dem verstorbenen Privatier [[Sigmund Max Einhorn]] mit einem Kapitale von 25,000 M. begründete Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Verwandten des Stifters ist mit dem Vorbehalte des staatlichen Aufsichtsrechtes landesherrlich bestätigt worden. - Die [[Leyher Waldspitze]] war schon von langer her ein Vergnügungsplatz im Sommer. Jetzt ist dieselbe in eine hübsch eingerichtete Waldrestauration umgewandelt durch den Besitzer und Restaurateur [[Georg Paul Bachhofer]], Höfner Landstr. Nr. 2. - Die Erbauung des neuen Gasometers wurde der Heilbronner Baugesellschaft übertragen; die von derselben hinterlegte Kaution beträgt 8000 M. [...]. Frl. [[Laura Kaiser]], welche im Schopflocher'schen Hause in der [[Königstraße|Königsstraße]] einen Kindergarten nach Fröbel'schem Systeme errichtete, erhielt vom Magistrate die nachträgliche Genehmigung, ebenso das Baugesuch der israelit. Waisenanstalt, betreffend die Errichtung eines Anbaues an der Ecke der Julien- und [[Rosenstraße]]. - Am 21. März war die Eröffnungsvorstellung des Cirkus A. Lorch auf Königsplatze und fand vielen Beifall. [...]. Vom Magistrate wurde am 3. April der Umbau des alten Knabenschulgebäudes am Michaelskirchenplatz beschlossen, wodurch 18 geräumige Zimmer geschaffen werden sollen. Die Kosten sind auf 30,000 M. berechnet. Es soll auch ein Thürmchen mit einer Uhr daran angebracht werden. [...]. In die Vorstadtkirche Wöhrd wurde dieser Tage das überlebensgroße Bild Luther's gestiftet. Auf Empfehlung der Professoren Jäger und Wanderer wurde der junge und strebsame Maler [[Ferdinand Schildknecht]] in Fürth mit der Ausführung des Bildes betraut, der seine Aufgabe trefflich gelöst hat. Das charakteristisch aufgefaßte Bild zeugt von der Tüchtigkeit des Künstlers. Der aus der Anstalt von [[Fritz Scheidig]] in Fürth hervorgegangene aus Eichenholz geschnitzte, 5 Centner schwere Rahmen zeichnet sich ebenfalls durch treffliche Arbeit aus. [...]. Am 17. April starb der sehr beliebte vorzügliche Kanzelredner Kgl. Pfarrer Maximilian Röder im Alter von 60 Jahren 2 Monaten nach langem schweren Leiden. [...]. Von Frau [[Eugenie Weinschenk]] wurde der israelit. Kultusgemeinde ein Betrag von 2200 fl. österreichischer Währung Behufs Gründung einer Stiftung übergeben, welche den Namen „Karl Weinschenk'sche Stiftung“ tragen und deren Ertrag zur Instandhaltung des Grabes des Stifters, zur Honorirung der zwei Schriftgelehrten, welche am Todestage die üblichen Gebete verrichten und zur Vertheilung des Restes am Todestage in größeren Posten bestimmt ist; wurde der Königl. Regierung zur Genehmigung einbefördert. - In der Magistratssitzung vom 24. April wurde erwähnt, daß sich ein Komité gebildet habe, das sich die Aufgabe gestellt hat, eine Bahnverbindung zwischen Fürth und Zirndorf zu ermöglichen. Nach dem Projekte soll die Bahn von der [[Karolinenstraße]] anfangen, auf der Fürth-Schwabacher Distriktsstraße bie [[Weikershof]] weiter geführt werden, unterhalb dieses Ortes die [[Rednitz]] überschreiten und von da an dem Gehänge sich hinziehen bis zur sogenannten Pfarrleithe zwischen Zirndorf und der alten Veste. Mit dem hiesigen Staatsbahnhofe soll die Bahn durch eine Kurve verbunden werden. Die Baukosten sind auf 308,000 M. veranschlagt, wovon allein 106,000 M. auf die 7 Oeffnungen von je 20 Meter Lichtweite versehene Brücke bei Weikershof entfallen. [...]. Das Komité beabsichtigt zunächst, sich mit einer Petition an das Staatsministerium des Aeußeren zu wenden und um Abordnung eines Eisenbahntechnikers Behufs Ausarbeitung eines Detailprojektes zu ersuchen. Die hiedurch entstanden Kosten trägt zu 2/3 die Gemeinde Zirndorf und zu 1/3 die Mitglieder des hiesigen südlichen Vorstadtvereines. Das Komité ersucht den Magistrat, die Petition mit zu unterzeichnen. Dies geschah auch unter dem Vorbehalte, daß man über die Stellungnahme der Stadt Fürth sich erst dann schlüssig machen könne, wenn das Detailprojekt vorliegen werden. [...]. Am 1. Mai veranstaltete Musikdirektor Dumont ein Konzert im Andrä'schen Saale [...]. Der Magistrat beschloß am 1. Mai, auf den Antrag der Baukommission, daß wegen der nun in Angriff zu nehmenden Wasserleitung die vorgesehenen Trottoirisirungen und Pflasterungen unterbleiben, dafür die betreffenden Strecken ausgebessert und die bereits bewilligten Mittel Behufs späterer Verwendung verzinslich angelegt werden sollen. - Bezüglich der Unterhaltung der neuen Uhr auf dem Michaelsthurme erklärt die protest. Kirchenverwaltung, daß für die Uhr eine fünfjährige Garantie geleistet werde und deshalb für die nächste Zeit keine Veranlassung bestehe, gemeindliche Mittel für deren Unterhaltung in Anspruch zu nehmen, einen principiellen Verzicht für alle Zeit halte man jedoch nicht für gegeben. Der Magistrat beschloß hierauf, auf dem alten Knabenschulgebäude vorläufig keine Uhr aufzustellen. [...]. Vom 1. Mai an wurde dem sehnlichen Wunsche der Einwohnerschaft entsprechend, mit der Zustellung der Fahrpostsendungen an das Publikum mittels Postfourgons begonnen. [...]. In der Generalversammlung des Bürgervereins vom 6. Mai wurde der Antrag des Dr. Mayer, Fortmeier und Genossen, „daß der Bürgerverein keine Veranlassung habe, sich der neugebildeten deutschfreisinnigen Partei anzuschließen [...]“ angenommen. [...]. Von Seite des Kgl. Staatsministeriums wurde, dem Ansuchen des Magistrats entsprechend, genehmigt , daß das chemische Laboratorium der Realschule auch fernerhin als öffentliche Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genußmittel für den hiesigen Stadtbezirk bestehen bleibe. - Die Anzahl der Anmeldungen für Telephonanlagen betrug bis zum 8. Mai in Fürth 29 [...]. Am 12. Mai hielt der Ortsverein der [[Schreiner]] und verwandten Berufsgenossen im [[Hotel Andrä]] sein 14jähriges Stiftungsfest [...]. Die Gemeindebevollmächtigten stimmten am 13. Mai dem Magistratsbeschlusse bei, wonach eine mit 4 Proz. zu verzinsende Million Mark zur Herstellung der Wasserleitung aufgenommen werden und mit 1/8 Proz. vom Jahre [[1890]] ab zu tilgen sei. Ebenso genehmigten sie den Beschluß, wonach der Unzulänglichkeit der Hospitalräume dadurch abgeholfen werden soll, daß die Pfründner- und Beschäftigungsanstalt aus derselben entfernt und in einem eigenen Gebäude untergebracht werden. - Zu dem vom 26. bis 28. Mai in Wiesbaden stattfindenden Kongreß der Gas- und Wasserfachmänner werden im Auftrage des Verwaltungsrathes des hiesigen Gaswerkes Direktor Lindemann und Hesse theilnehmen, sowie im Auftrage des Magistrates Baurath Vogel. [...]. Die am 9. Oktober [[1813]] zu Fürth geborene [[Auguste Zankel]], Oberin der englischen Fräulein in Nürnberg, welche am 25. Mai [[1835]] als Mitglied des Englischen Fräulein-Institutes eingekleidet worden war, feierte ihr 50jähriges Jubiläum. Dieselbe hat die allgemeine Achtung der Bevölkerung gewonnen und das seit 30 Jahren von ihr geleitete Institut, welches gegenwärtig von Mädchen aller Konfessionen besucht wird, zu Blüthe und Ansehen gebracht. [...]. Die Gemeindebevollmächtigten schlossen sich am 27. Mai im Allgemeinen dem Magistratsbeschlusse an wegen Behandlung der Straßen in Folge der Wasserleitung, lehnten jedoch das Verbot der projektirten Trottoirisirungen ab, und vermehrten andererseits die vorhergesehenen Mittel für Plasterreparaturen um 1500 M. Der Vorsitzende des Quellwasserkomités, Scherber, hatte vor einiger Zeit eine Eingabe an das Staatsministerium gerichtet, worin er um Unterstützung seiner Sache bezüglich der Wasserleitung ersuchte. Hierauf ist eine Entschließung ergangen des Inhalts, daß die Benutzung des im Ministerium bestehenden technischen Bureaus für Wasserleitung nicht den Privaten, sondern nur den Gemeinden unter besonderen Bedingungen gestattet werde. Der von dem Gesuchsteller erbetenen Abgabe eines Gutachtens über die Wasserversorgung der Stadt Fürth könne deshalb keine Folge gegeben werden. [...]. Der langjährige und verdienstvolle Direktor der [[Ludwigseisenbahn]], Kaufmann Georg Christian [[Daniel Ley]], ist am frühen Morgen des 1. Juni im Alter von 72 Jahren gestorben. Der Verlebte führte seit Niederlegung des Direktorialamtes den Titel Ehrendirektor der Ludwigsbahn; seine Brust schmückte das Ritterkreuz I. Klasse des Michaelsordens. Am 3. Juni fand die Beerdigung des allgemein hochgeachteten Mannes unter großer Betheiligung des Publikums, namentlich auch der Kgl. Beamten und der Eisenbahnbediensteten statt, welche letztere den Sarg zu Grabe trugen. Als Direktorialmitglied an Stelle des Verstorbenen tritt Kaufmann [[Wilhelm Farnbacher]] (Schwiegersohn Ley's) und an des letzteren als bisherigen Ausschußmitgliedes der Ersatzmann, Kaufmann [[Fritz Voit]], Mitinhaber der Firma Daniel Ley (ein Neffe Ley's) ein. Frühzeitig hatte Ley schon wichtige Aemter bekleidet. In den Vierziger Jahren war er einer der Vorstände des neubegründeten Industrie- und Gewerbvereins, dann [[1850]] erster Vorstand der Gewerbe- und Handelskammer; im Jahre [[1852]] wurde er Landrath und im Dezember [[1858]] Landtagsabgeordneter, in welcher Zeit Fürth seiner kräftigen Vertretung das Amts- und Bezirksgericht, ferner die Würzburger Bahnlinie verdankte. Vom 29. Nov. [[1856]] bis 4. Juni [[1864]] war Ley auch Konsul der argentinischen Republik. In politischer Beziehung bekannte er sich zur Partei der Großdeutschen. Im Uebrigen war er konservativ im strengsten Sinne des Wortes. - Sein Sohn Kaufmann [[Eduard Ley]] trat als Mitglied in das Direktorium der Ludwigsbahn; er restaurirte und vergrößerte als Mitinhaber der Firma Ley das Wohn- und Geschäftshaus Nr. 102 der [[Königsstraße]]. [...]. Der Magistrat beschloß am 12. Juni wegen Zunahme der Schülerzahl, drei neue Volksschulklassen zu errichten und dieselben in dem auf dem Michaelskirchhofplatze befindlichen umgebauten Knabenschulgebäude unterzubringen. [...]. Von Seite der Kgl. Regierung wurde dem Magistrate mitgetheilt, daß der Glashändler Scherber neuerdings eine Eingabe an das Staatsministerium gerichtet hat, worin er ersucht, die Zenngrundquellen Seitens des im Staatsministerium bestehenden technischen Bureaus für Wasserleitung im Monat Juli untersuchen und messen zu lassen und erklärt sich Scherber bereit, die erwachsenen Kosten auf eigene Rechnung zu übernehmen. - Vom Oberlandesgerichte wurde das Urtheil in Sachen der Stadtgemeinde Fürth gegen die Nürnberger Sodafabrik verkündet. Es handelte sich um die vom Magistrate verlangte Entfernung der von der Fabrik bis zur [[Pegnitz]] führenden Leitungsrohre, soweit eine Strecke auf dem Doos-Dambacher Wege in Frage kommt. Während das Landgericht zu Gunsten der Sodafabrik entschieden hatte, lautet das Urtheil des Oberlandesgerichtes zu Gunsten des Magistrates. - Am 12. Juni starb der städtische Schranneninspektor [[Johann Ott]] nach schwerem Leiden [...]. Das Projekt im Betreff der Erbauung eines Pfründnerhauses im Holzgartenanwesen geht seiner Realisirung entgegen. Nach dem von Seite des Bauamtes hergestellten Bauplane soll das Haus an der Ecke der Schwabacher- und [[Amalienstraße]] in Form eines 12klassigen Schulgebäudes errichtet und mit Grubenaborten versehen werden. [...]. Der hiesigen Firma [[Jean Dannhäuser]] wurde auf der vorjährigen Weltausstellung zu Boston das Ehrendiplom nebst goldener Medaille zuerkannt und am 21. Juni übermittelt. [...]. Der Stiftungszweck des israelit. Waisenhauses soll auch auf Mädchen (vorläufig 10) mittels eines Anbaues ausgedehnt werden, da demselben ein Kapital von 100,000 M. speciell zu diesem Zwecke zugewendet worden ist. [...]. Wegen der allerdings noch weit entfernten Gefahr einer Cholera-Invasion kamen in der Magistratssitzung vom 24. Juni die Vorschläge der Gesundheitskommission zum Vortrage, als 1. zur Unterbringung von Cholerakranken die Herstellung von zwei Baraken, vom Spitale entfernt, 2. Beschleunigung der Herstellung der Wasserleitung, 3. Abortentleerung mittels pneumatischer Apparate, 4. Errichtung einer Desinfektionsanstalt, 5. eine Revision der ortspolizeilichen Vorschriften. Der Magistrat erklärt sich im Allgemeinen mit diesen Punkten einverstanden. Am 26. Juli wurde Bezirksarzt Medincinalrath Dr. Fronmüller dahier auf Ansuchen unter Anerkennung seiner langjährigen ersprießlichen Dienstleistungen quiescirt. Am 8. Aug. legte er seine Stelle als Oberarzt im Spitale nach 37jähriger Dienstleistung wegen hohen Alters nieder. Nachfolger für letztere Stelle wurde der prakt. Arzt Dr. [[Christian Degen|Degen]]. [...]. Am 4. Aug. hielt Abgeordneter Girllenberger aus Nürnberg in einer vom Magistratsrath [Druckfehler; ausgebessert: soll heißen Gemeindebevollmächtigten] Zick dahier einberufenen und Seitens des Arbeiterstandes zahlreich besuchten Versammlung im grünen Baum einen Vortrag über das Krankenversicherungs- und Unfallversicherungsgesetz [...]. Der Kgl. Reallehrer Gegenfurtner wurde durch ein Dankschreiben aus dem Privatkabinet des deutschen Kronprinzen bezüglich dessen Abhandlung: „Die Kadolzburg, ein ehemaliger Fürstensitz der Hohenzollern“ geehrt. - Großhändler Münch, Direktor der [[Ludwigseisenbahn]] ist auf die Dauer der nächsten drei Jahre zum Mitgliede des bayer. Eisenbahrathes ernannt worden. - Die von dem Kaufmann [[Wilhelm Farnbacher]] dahier mit einem Kapitale von 5000 M. zu Gunsten der Diakonissenanstalt in Fürth begründete Wohltätigkeitsstiftung ist unter der Bezeichnung „Karoline Farnbacher-Ley'sche Diakonissenhausstiftung“ landesherrlich bestätigt worden. - Im August verlegt [[Gustav Scharff]] aus Rothenburg sein Delikatessen- und Spezereiwaarengeschäft in das von ihm erkaufte Haus, [[Weinstraße]] Nr. 31, mit sehr schönem Laden. In gleichem Hause befindet sich der schöne Laden des Kurzwaaren- und Tapisseriegeschäftes von [[Hermann Fiedler]], ebenfalls im August bezogen. - Der Magistrat hat am 21. August der Straßenbahngesellschaft die probeweise Benutzung eines Zahlkastenwagens bis zum 1. Okt. gestattet. - Eine wiederholte Untersuchung öffentlicher Brunnen hat ein sehr ungünstiges Resultat geliefert. Es ist konstatirt, daß sich nur wenige Brunnen hier befinden, die ein nur annähernd reines Wasser führen. - Am 25. August wurde das Geburts- und Namensfeste Sr. Majestät des Königs in würdiger Weise begangen. [...]. Durch den [[Gewerbverein]] fand in einem Saale des Weißengartens die feierliche Vertheilung der Diplome und Preise aus der Wittelsbacher Landesstiftung [...] statt. In Vertretung der abwesenden Vorstände hielt der [[Zinnfigurenfabrikant]] J. [[Schildknecht]] jun., Mitglied des Verwaltungsrathes des Gewerbvereins, eine einleitende Ansprache an die Preisträger [...]. Davon erhielten die silberne Medaille:[[Hans Diez]], Elfenbeingraveur, [[Hans Böschel]], [[Graveur]], Chr. Rost, [[Schlosser]], [[Georg Köpplinger]], [[Vergolder]], [[Karl Dornauer]], [[Möbelschreiner]], [[Melchior Sill]], [[Bauschreiner]], [[Johann Käppner]], Bauschreiner, [[Georg Schönleben]], Möbelschreiner, Ch. Heinz, Brillen-und Pincenezmacher und [[Ernst Lehner]], [[Lithograph]]. [...]. Vom 1. bis 3. September gab der Cirkus Frankloff auf dem Dreikönigsplatze einige brillante Vorstellungen. [...]. In der Sitzung des Gemeindekollegiums vom 2. September machte der Magistratsbeschluß bezüglich Anschaffung von pneumatischen Latrinenreinigungsapparaten keinen sehr günstigen Eindruck. Nach längerer Debatte wurde diese Angelegenheit dem zweiten Ausschuß zur Vorberathung überwiesen. Zick hatte unter Anderem bemerkt, die Hausbesitzer, besonders die kleinen, würden durch diese Art von Latrinenentleerung geschädigt. Jetzt erhielten sie von den Oekonomen für den Dung ein Entgeld; in Zukunft sollten sie noch für das Entleeren bezahlen; dies sei unrecht [...]. In der Sitzung des Gemeindekollegiums vom 9. Sept. wurde der nunmehrige Hospitalarzt Dr. Degen auf sein Ersuchen von 1. Oktober ab von der Funktion eines Delegirten zum Armenpflegschaftsrath entbunden und diese Stelle an H. Otto übertragen. - Der socialdemokratische Führer [[Gabriel Löwenstein]] ist von seiner amerikanischen Reise dieser Tage zurückgekommen. [...]. Die Wählerliste Fürths für die Reichstagswahl enthält gegen 7000 Wahlberechtigte. - Der Leichnam des Musikers Christof Hofmann wurde am 29. September in der [[Regnitz]] aufgefunden. Der Selbstmord war durch Geistesstörung veranlaßt. - Die Gebrüder Walde errichteten ein Dampfsägewerk Simonsstr. Nr. 50. [...]. Die diesmal erst vom 5. Oktober an abgehaltene [[Kirchweih]] war außergewöhnlich stark besucht. So hatte die Ludwigsbahn wohl die größte Frequenz seit ihrem Bestehen. Sie beförderte am ersten Kirchweihsonntage 24,252 Personen [...]. Betreffs der Gerüchte über die Errichtung einer elektrischen Bahn zwischen hier und Nürnberg ist zu bemerken, daß in Folge privater Anregung eines der Direktoren der „deutschen Bank“ in Berlin (welche bei der Pferdebahn betheiligt ist) sich ein Ingenieur der Firma Siemens und Halske in Nürnberg aufgehalten hat, um Pläne für eine elektrische Bahn auszuarbeiten. In einem weiteren Stadium befindet sich nach dem Fr. Kurier die Angelegenheit noch nicht. - Da nach reichsgesetzlicher Bestimmung Personen, welche Armenunterstützung erhalten haben, von der Ausübung des Wahlrechtes ausgeschlossen sind, so wurde ein Magistratsbeschluß am 9. Okt. dahin gefaßt, daß die Beschaffung von Kleidungsstücken für Schulkinder und ebenso auch die Gewährung von Medikamenten und ärztlicher Hilfe nicht als Armenunterstützung im Sinne des Gesetzes zu betrachten sei.[...]. In der Magistratsstizung vom 15. Oktober wurde ein Gesuch einer größeren Anzahl von Meßfieranten, Schaubudenbesitzern u. s. w. um Verlängerung der Kirchweih mit 5 gegen 3 Stimmen abgelehnt. - Nachdem Dr. Degen seine Stelle als Armenarzt niedergelegt hat, wurde die Stadt in zwei armenärztliche Distrikte eingetheilt und für den einen Dr. Herzog, für den anderen Dr. Manheimer bestimmt, wobei außerdem noch Dr. Weichselbaum als Armenarzt fungirt. - Am 15. Okt. starb im Alter von 57 Jahren nach längerem Leiden der Kgl. Notar [[Johann Georg Wolff]] dahier. [...]. Von der am 22. Juli verstorbenen Privatière [[Karoline Konrad]] wurden noch folgende Legate gemacht: 100 fl. dem christlichem Hospital, 50 fl. der [[Krippenanstalt]], 50 fl. der Kinderbewahranstalt, 50 fl. der Pflegeanstalt für Mädchen, 50 fl. der Armenkasse. - Am 18. Okt. wurde in einer im Weißengartensaale abgehaltenen socialdemokratischen Wählerversammlung der [[Drechslermeister]] und Gemeindebevollmächtigte Zick als Reichstagskandidat proklamirt. [...]. Montag den 20. Oktober hielt Gutsbesitzer Franz Freiherr von Stauffenberg im zahlreicht besuchten Weißengartensaale eine Rede als Kandidat der freisinnigen Partei. [...]. Den 28. Okt. lieferte die Reichtstagswahl folgendes Resultat für die Stadt: Stauffenberg 1136, Schauß 1303, Heigl 1228, Zick 1224, Frankenstein 33; [...]. Am 31. Okt. wurde der bisherige Redakteur der bayer. Lehrerzeitung Fr. W. Pfeiffer dahier vom Bezirkslehrerverein der Stadt Würzburg zum Ehrenmitglied ernannt. [...]. Am 20 Nov. wurde in Fürth von der eingetragenen Genossenschaft vereinigter bayerischer Spiegelfabrikanten die jährliche Generalversammlung gehalten. [...]. In der Magistratssitzung vom 11. Dez. theilte in Sachen Stadtgemeinde Fürth gegen die Sodafabrik der Seitens der Gemeinde aufgestellte Anwalt Dr. Pemsel mit, daß die von der Sodafabrik eingelegte Revision vom Oberlandesgericht als unbegründet zurückgewiesen worden ist. Somit hat die Stadtgemeinde den langwierigen Prozeß entgiltig gewonnen. - Unter dem Vorsitze des Bürgermeisters wurde am 15. Dez. die Wahl von sechs bürgerlichen Magistratsräthen vorgenommen. [...]. [[Simon Mannes]], Unterhändler mit Staatspapieren, besonders Nürnberg-Fürther Eisenbahnaktien, Besitzer des ehemaligen J. C. Floth'schen Hauses in der [[Bäumenstraße]] Nr. 6 wurde 16. Sept. 1885 beerdigt. Seine Ehe war kinderlos geblieben. [...]. Am Sonntag den 28. Dez. Nachmittags ertranken im [[Erlenweiher]] zwei Brüder im Alter von 12 1/2 und 15 Jahren bei dem Schlittschuhlaufen in Folge vom Durchbrechen des Eises. [...]. Am 31. Dez. wurde hier bereits auf telegraphischem Wege bekannt, daß zwei um hiesige Stadt hochverdiente Männer, [[Bürgermeister]] Langhans und Rektor der Realschule Brunotte, von Sr. Majestät dem König durch Verleihung des Ritterordens I. Kl. des Ordens vom heil. Michael ausgezeichnet worden sind. - [[Friedrich Marx]], Volksschullehrer, neben seinem Berufe ist derselbe mit geschichtlichen Arbeiten beschäftigt. Die beliebte Wirthschaft von Willib Nett „[[Zur Misten]]“, auch in Reisehandbüchern erwähnt, [[Heiligengasse]] Nr. 4, kam durch Verkauf in den Besitz des Wirthes Leppen aus Nürnberg. Vor dem Hause befindet sich eine große mit Brettern bedeckte Dunggrube, wovon die Wirthschaft ihren Namen trägt. An Kirchweihsonntagen ist da reger Verkehr und so kam es vor einigen Jahren, daß angeheiterte Nürnberger, als sie auf den Brettern dieser Grube tanzten, einbrachen. Es passirte zwar kein Unglück, aber sie kamen dadurch in üblen Geruch und mußten in diesem Zustande schleunigst nachhause fahren. Die Wirthschaft wurde durch diesen tragikomischen Vorfall um so mehr frequentirt. Nett errichtete eine Restauration Ecke der Schwabacher- und [[Weinstraße]]. - [[Otto Müller]] errichtet eine Magazin für Haus- und Küchengeräthe in der Sterng. Nr. 12. Detailstatistik. Geboren wurden 1389 Kinder [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 602 - </ref> | ||
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