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==Wanderungen durch Fürth==
==Wanderungen durch Fürth==
:'''''Theuere Zeiten'''.
:'''''Theuere Zeiten'''.
:''[...]. Nach einem ziemlich gelinden Winter fiel im März tiefer Schnee, der dem Samen sehr gefährlich wurde. [...]. Bereits am 8. April wurden in einer Gemeindeversammlung der [[Lebküchner]] [[Kaspar Lotter]] und Pfragner Samuel Thumm einstimmig als Bevollmächtigte gewählt mit dem Auftrag, in Sachsen Getreide aufzukaufen. Die hiezu erforderlichen Baarmittel erbot sich ein Freund der Vorgenannten, Kaufmann [[Peter Höfler]], lehensweise vorzuschießen. In der Naumburger Gegend wurde ein größere Quantität Korn und Weizen eingekauft, wovon aber nur ein kleiner Teil in Fürth anlangte. Die sächsische Regierung hatte nämlich inzwischen ein Ausfuhrverbot erlassen, in Folge dessen das dahier sehnlichst erwartete Getreide bei Weyda und Sorga angehalten wurde, wo man es unter die Einwohner vertheilen wollte. Kaum hatte Lotter hievon Nachricht erhalten, als er von Naumburg aus nach Weyda mit Extrapost fuhr. Dortselbst angekommen wurde er, als er sich auf seine Zeugnisse berief und sein Recht geltend machen wollte, ergriffen und in das Gefängnis geworfen. Nach seiner Freilassung wußte er mittels der ihm innewohnenden Energie es durchzusetzen daß die Beschlagung aufgehoben und der Weitertransport nach Fürth von der Regierung gestattet wurde. Der andere Getreidetransport, der in Sorga angehalten wurde und einen Werth von 681 Thalern besaß, war dagegen trotz der Protestation der Gemeinde Fürth und des Markgrafen von Ansbach unwiederbringlich verloren. [...]. Als die Gemeinde Fürth das Hochstift Bamberg ersuchte, die Zufuhr von Getreide und sonstigen Lebensmitteln aus seinem Lande und den domprobsteilichen Ortschaften zu gestatten, wurde solches rundweg abgeschlagen; den Abgeordneten Lotter und dem Schwanenwirth Weigmann wurde die Antwort mitgetheilt: <span style="letter-spacing: 0.2em;">Niemals, denn die Fürther sind rebellische Unterthanen und zahlen keine Steuern.</span> Die Getreidepreise wurden stets unerschwinglicher und die Hungersnoth nahm von Tag zu Tag größere Dimensionen an. [...]. In ganz Franken breitete sich eine Seuche aus, der nicht nur die Armen, sondern auch die Reichen, die sich vollauf zu sättigen vermochten, nach Hunderten zum Opfer fielen. Die Leichen mehrten sich derart, daß man schließlich Massengräber errichten mußte. [...]. Die Hungerpest raffte dahier über 1000 Menschen dahin, ganze Familien starben aus. [...]. Währende und nach der Hungersnot waren gegen 700 Familien von hier ausgewandert, sodaß 2/3 der Häuser unbewohnt waren. [...].<ref>Georg Wüstendörfer: [[Wanderungen durch Fürth (Buch)|Wanderungen durch Fürth]], 1898, S.161</ref>
:''[...]. Nach einem ziemlich gelinden Winter fiel im März tiefer Schnee, der dem Samen sehr gefährlich wurde. [...]. Bereits am 8. April wurden in einer Gemeindeversammlung der [[Lebküchner]] [[Kaspar Lotter]] und Pfragner Samuel Thumm einstimmig als Bevollmächtigte gewählt mit dem Auftrag, in Sachsen Getreide aufzukaufen. Die hiezu erforderlichen Baarmittel erbot sich ein Freund der Vorgenannten, Kaufmann [[Peter Höfler]], lehensweise vorzuschießen. In der Naumburger Gegend wurde ein größere Quantität Korn und Weizen eingekauft, wovon aber nur ein kleiner Teil in Fürth anlangte. Die sächsische Regierung hatte nämlich inzwischen ein Ausfuhrverbot erlassen, in Folge dessen das dahier sehnlichst erwartete Getreide bei Weyda und Sorga angehalten wurde, wo man es unter die Einwohner vertheilen wollte. Kaum hatte Lotter hievon Nachricht erhalten, als er von Naumburg aus nach Weyda mit Extrapost fuhr. Dortselbst angekommen wurde er, als er sich auf seine Zeugnisse berief und sein Recht geltend machen wollte, ergriffen und in das Gefängnis geworfen. Nach seiner Freilassung wußte er mittels der ihm innewohnenden Energie es durchzusetzen daß die Beschlagung aufgehoben und der Weitertransport nach Fürth von der Regierung gestattet wurde. Der andere Getreidetransport, der in Sorga angehalten wurde und einen Werth von 681 Thalern besaß, war dagegen trotz der Protestation der Gemeinde Fürth und des Markgrafen von Ansbach unwiederbringlich verloren. [...]. Als die Gemeinde Fürth das Hochstift Bamberg ersuchte, die Zufuhr von Getreide und sonstigen Lebensmitteln aus seinem Lande und den domprobsteilichen Ortschaften zu gestatten, wurde solches rundweg abgeschlagen; den Abgeordneten Lotter und dem Schwanenwirth Weigmann wurde die Antwort mitgetheilt: <span style="letter-spacing: 0.2em;">Niemals, denn die Fürther sind rebellische Unterthanen und zahlen keine Steuern.</span> Die Getreidepreise wurden stets unerschwinglicher und die Hungersnoth nahm von Tag zu Tag größere Dimensionen an. [...]. In ganz Franken breitete sich eine Seuche aus, der nicht nur die Armen, sondern auch die Reichen, die sich vollauf zu sättigen vermochten, nach Hunderten zum Opfer fielen. Die Leichen mehrten sich derart, daß man schließlich Massengräber errichten mußte. [...]. Die Hungerpest raffte dahier über 1000 Menschen dahin, ganze Familien starben aus. [...]. Währende und nach der Hungersnot waren gegen 700 Familien von hier ausgewandert, sodaß 2/3 der Häuser unbewohnt waren. [...].<ref>Georg Wüstendörfer: [[Wanderungen durch Fürth (Buch)|Wanderungen durch Fürth]], 1898, S.161 f</ref>


==Veröffentlichungen==
==Veröffentlichungen==