Eiermann und Tabor: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==


[[Max Eiermann]] gründete die Firma am [[9. Juli]] [[1861]]. Aufgrund eines Sozietätenvertrages beteiligte sich von Anfang an der Handelsgehilfe Carl Loewi (geb. 1832) an der Betriebsgründung der Firma Eiermann und Loewi. Seine Aufgabe bestand unter anderem darin, im Auftrag der gemeinsamen Firma als Handlungsreisender in Deutschland und den angrenzenden Staaten Geschäftsabschlüsse zu tätigen. Anstelle des ausgeschiedenen Carl Loewi trat [[1865]] Moritz Hirsch Tabor (1815-1894) als Teilhaber in die Firma ein. Tabor, zunächst als Reisender für die Manufakturwarenhandlung ''Jakob Wertheimer's Nachfolger'' tätig, heiratete 1851 nach dem Tod des Geschäftsinhabers dessen Witwe, Louise Wertheimer, geborene Heilbronn. Mit der Heirat verzichtete die Witwe auf ihre Matrikelstelle zu Gunsten von Tabor, außerdem brachte sie ein großes Vermögen in die Ehe mit.<ref>Fürth Stadtarchiv, Fach 20, Nr. 4, unter Matrikelnummer 443/378, und Fach 20, Nr. 10, unter der gleichen Matrikelnummer</ref> Dadurch wurde es dem über kein eigenes Vermögen verfügenden Tabor ermöglicht, sich als Manufakturwarenhändler zu etablieren und später Teilhaber der Firma von Eiermann, ab dann ''Eiermann und Tabor'', zu werden.
[[Max Eiermann]] gründete die Firma am [[9. Juli]] [[1861]]. Aufgrund eines Sozietätenvertrages beteiligte sich von Anfang an der Handelsgehilfe Carl Loewi (geb. 1832) an der Betriebsgründung der Firma Eiermann und Loewi. Seine Aufgabe bestand unter anderem darin, im Auftrag der gemeinsamen Firma als Handlungsreisender in Deutschland und den angrenzenden Staaten Geschäftsabschlüsse zu tätigen. Anstelle des ausgeschiedenen Carl Loewi trat [[1865]] Moritz Hirsch Tabor (1815 - 1894) als Teilhaber in die Firma ein. Tabor, zunächst als Reisender für die Manufakturwarenhandlung ''Jakob Wertheimer's Nachfolger'' tätig, heiratete 1851 nach dem Tod des Geschäftsinhabers dessen Witwe, Louise Wertheimer, geborene Heilbronn. Mit der Heirat verzichtete die Witwe auf ihre Matrikelstelle zu Gunsten von Tabor, außerdem brachte sie ein großes Vermögen in die Ehe mit.<ref>Fürth Stadtarchiv, Fach 20, Nr. 4, unter Matrikelnummer 443/378, und Fach 20, Nr. 10, unter der gleichen Matrikelnummer</ref> Dadurch wurde es dem über kein eigenes Vermögen verfügenden Tabor ermöglicht, sich als Manufakturwarenhändler zu etablieren und später Teilhaber der Firma von Eiermann, ab dann ''Eiermann und Tabor'', zu werden.


Da er seine Unternehmung fabrikmäßig und in großem Stil betreiben wollte, hatte Max Eiermann bereits im Juli [[1861]] einen Dampfkessel erworben und ihn in den gemieteten Räumlichkeiten der damaligen Hirschengasse Nr. 22b aufgestellt.<ref>Fürth Stadtarchiv, Fach 29, Nr. 10, unter Matrikelnummer 178/113, und Fach 20, Nr. 2, unter der gleichen Matrikelnummer</ref>
Da er seine Unternehmung fabrikmäßig und in großem Stil betreiben wollte, hatte Max Eiermann bereits im Juli [[1861]] einen Dampfkessel erworben und ihn in den gemieteten Räumlichkeiten der damaligen Hirschengasse Nr. 22 b aufgestellt.<ref>Fürth Stadtarchiv, Fach 29, Nr. 10, unter Matrikelnummer 178/113, und Fach 20, Nr. 2, unter der gleichen Matrikelnummer</ref>


Schon ein Jahr nach dm Eintritt von Moritz Tabor, also im Jahr [[1866]], errichteten die Partner ihre Fabrik in der [[Marienstraße]] (Ecke Hirschen- u. Marienstraße). Zu dieser Zeit beschäftigte die Firma in Fürth 44 Arbeiter. An Maschinen standen eine 25-PS-Dampfmaschine, 15 Brokatsstämpfer, sechs Hämmer und ein Walzwerk zur Verfügung. Es wurden Reste der Blattmetallherstellung zu Pulver gerieben und zu Farben verarbeitet. Große Mengen wurden ins europäische Ausland und nach Amerika geliefert. Nordamerika verlangte vor allem nach den teuren, besonders feinen Sorten, den sog. Schliffbronzen. Diese wurden für den Bronzedruck verwendet sowie für die Herstellung von Metallpapier.<ref> Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 499 </ref> Den Verkauf besorgten Vertreter vor Ort bzw. die Niederlassungen in Paris, London und New York.
Schon ein Jahr nach dem Eintritt von Moritz Tabor, also im Jahr [[1866]], errichteten die Partner ihre Fabrik in der [[Marienstraße]] (Ecke Hirschen- u. Marienstraße). Zu dieser Zeit beschäftigte die Firma in Fürth 44 Arbeiter. An Maschinen standen eine 25-PS-Dampfmaschine, 15 Brokatsstämpfer, sechs Hämmer und ein Walzwerk zur Verfügung. Es wurden Reste der Blattmetallherstellung zu Pulver gerieben und zu Farben verarbeitet. Große Mengen wurden ins europäische Ausland und nach Amerika geliefert. Nordamerika verlangte vor allem nach den teuren, besonders feinen Sorten, den sog. Schliffbronzen. Diese wurden für den Bronzedruck verwendet sowie für die Herstellung von Metallpapier.<ref> Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 499 </ref> Den Verkauf besorgten Vertreter vor Ort bzw. die Niederlassungen in Paris, London und New York.
Auf den Weltausstellungen in London 1862, Paris 1867, Wien 1873, Philadelphia 1876, Nürnberg 1882, Chicago 1893, Antwerpen 1894, Paris 1900 und St. Louis 1904 erhielten Eiermann und Tabor eine Vielzahl an Preisen.  
Auf den Weltausstellungen in London 1862, Paris 1867, Wien 1873, Philadelphia 1876, Nürnberg 1882, Chicago 1893, Antwerpen 1894, Paris 1900 und St. Louis 1904 erhielten Eiermann und Tabor eine Vielzahl an Preisen.  


Die von Dampfmaschinen angetriebenen Stampfhämmer und Reibmaschinen arbeiteten jedoch mit einem sehr hohen Lärmpegel. Als die Nachbarn sich immer häufiger beschwerten und, nachdem das erst im Vorjahr erweiterte Maschinenhausgebäude am 22. Februar [[1873]] bis auf die Grundmauern abgebrannt war, errichteten Eiermann und Tabor [[1873]] eine neue Fabrik mit immerhin 36 Stämpfern in Neumühle bei Oberasbach.  Der Firmensitz verblieb jedoch in Fürth. In späteren Jahren bestand zwischen den beiden Fabriken eine Telefonleitung.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=117}}</ref> Am 12. Juni [[1882]] kam es abermals zu einem Brand in der Fabrik in der Marienstraße, bei dem der Dachstuhl und das obere Stockwerk des Mittelbaus eingeäschert wurden.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 415 und S. 565</ref> Im gleichen Jahr schied Moritz Tabor aus der Firma aus.
Die von Dampfmaschinen angetriebenen Stampfhämmer und Reibmaschinen arbeiteten jedoch mit einem sehr hohen Lärmpegel. Als die Nachbarn sich immer häufiger beschwerten und, nachdem das erst im Vorjahr erweiterte Maschinenhausgebäude am 22. Februar [[1873]] bis auf die Grundmauern abgebrannt war, errichteten Eiermann und Tabor [[1873]] eine neue Fabrik mit immerhin 36 Stämpfern in Neumühle bei Oberasbach.  Der Firmensitz verblieb jedoch in Fürth. In späteren Jahren bestand zwischen den beiden Fabriken eine Telefonleitung.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=117}}</ref> Am 12. Juni [[1882]] kam es abermals zu einem Brand in der Fabrik in der Marienstraße, bei dem der Dachstuhl und das obere Stockwerk des Mittelbaus eingeäschert wurden.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 415 und S. 565</ref> Im gleichen Jahr schied Moritz Tabor aus der Firma aus.


Im Jahr [[1901]] betrug die Zahl der Beschäftigten noch 103, davon 49 Frauen. Ein Jahr später fiel sie auf 87, bei 43 Frauen.<ref>Fürth Stadtarchiv, Fach 118, Nr. 69</ref> Dieser Personalrückgang um rund 15% spiegelt u.a. die Schwierigkeiten wider, in denen sich die gesamte Branche damals befand. [[1902]] stellte man in einem neu errichteten Anbau im Werk Neumühle auch Aluminiumbronze her. Durch die gefährliche Bearbeitung des Aluminiumpulvers kam es schon im Jahr [[1903]] in diesem Werk zu einem Unglücksfall<ref>StA Nürnberg, Rep. 212/7III, LRA Fürth, Abg. 1962, Nr. 2205</ref> und [[1913]] zu einem Großbrand.<ref>[[Paul Rieß]]: Chronik der Stadt Fürth 1913</ref>
Im Jahr [[1901]] betrug die Zahl der Beschäftigten noch 103, davon 49 Frauen. Ein Jahr später fiel sie auf 87, bei 43 Frauen.<ref>Fürth Stadtarchiv, Fach 118, Nr. 69</ref> Dieser Personalrückgang um rund 15 % spiegelt u. a. die Schwierigkeiten wider, in denen sich die gesamte Branche damals befand. [[1902]] stellte man in einem neu errichteten Anbau im Werk Neumühle auch Aluminiumbronze her. Durch die gefährliche Bearbeitung des Aluminiumpulvers kam es schon im Jahr [[1903]] in diesem Werk zu einem Unglücksfall<ref>StA Nürnberg, Rep. 212/7III, LRA Fürth, Abg. 1962, Nr. 2205</ref> und [[1913]] zu einem Großbrand.<ref>[[Paul Rieß]]: Chronik der Stadt Fürth 1913</ref>


Schon ab den siebziger Jahren existierten bei Eiermann und Tabor etliche soziale Einrichtungen, z.B. eine Sparkasse, eine Krankenunterstützungskasse, eine Stiftung zugunsten der Arbeiter und später wurden im Werk Neumühl auf dem Fabrikgelände für die dort beschäftigten Arbeiter Werkswohnungen errichtet.
Schon ab den siebziger Jahren existierten bei Eiermann und Tabor etliche soziale Einrichtungen, z. B. eine Sparkasse, eine Krankenunterstützungskasse, eine Stiftung zugunsten der Arbeiter und später wurden im Werk Neumühl auf dem Fabrikgelände für die dort beschäftigten Arbeiter Werkswohnungen errichtet.


Während des [[Erster Weltkrieg|ersten Weltkrieges]] begannen Eiermann und Tabor in Teilen der Fabrik Neumühle, in denen bisher gelbe Bronze gestampft wurde, auch Aluminium für Heereszwecke herzustellen; gefertigt wurde z.B. Pyroschliff für Leuchtgranaten.
Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] begannen Eiermann und Tabor in Teilen der Fabrik Neumühle, in denen bisher gelbe Bronze gestampft wurde, auch Aluminium für Heereszwecke herzustellen; gefertigt wurde z. B. Pyroschliff für Leuchtgranaten.


Die Firma Eiermann & Co. befand sich seit [[31. Mai]] [[1934]] in Liquidation, die damaligen Inhaber Dr. Carl Eiermann und Fritz Eiermann schieden aus. Erster wandelte die alte Firma in die "Eiermann und Tabor GmbH" um, die nur sehr kurzfristig existierte, denn seit [[1938]] begann systematisch die "Arisierung" der deutschen Wirtschaft. Carl Eiermann wurde seines Postens enthoben, das Stammkapital in Höhe von 20 000 RM. übernahm die Fürther Konkurrenzfirma [[Eckart-Werke|Standard-Bronzefarben-Werke Carl Eckart]].<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=119}}</ref> Damit endete die bedeutende Fürther Bronzefarbenfabrik Eiermann und Tabor.
Die Firma Eiermann & Co. befand sich seit [[31. Mai]] [[1934]] in Liquidation, die damaligen Inhaber Dr. Carl Eiermann und Fritz Eiermann schieden aus. Erster wandelte die alte Firma in die "Eiermann und Tabor GmbH" um, die nur sehr kurzfristig existierte, denn seit [[1938]] begann systematisch die "Arisierung" der deutschen Wirtschaft. Carl Eiermann wurde seines Postens enthoben, das Stammkapital in Höhe von 20.000 RM übernahm die Fürther Konkurrenzfirma [[Eckart-Werke|Standard-Bronzefarben-Werke Carl Eckart]].<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=119}}</ref> Damit endete die bedeutende Fürther Bronzefarbenfabrik Eiermann und Tabor.


== Literatur==
== Literatur==
* {{BuchQuelle|Fürth im 19. Jahrhundert (Buch)|Seite=64ff}}
* {{BuchQuelle|Fürth im 19. Jahrhundert (Buch)|Seite=64 ff}}


* Gilbert Krapf, Schmelzen, Schlagen, Stampfen - Blattgold, Blattmetalle und Bronzefarben aus Fürth - Teil III, in '[[Fürther Geschichtsblätter]] 1/2009' [http://geschichtsverein-fuerth.de/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=71 - online abrufbar]
* Gilbert Krapf: Schmelzen, Schlagen, Stampfen - Blattgold, Blattmetalle und Bronzefarben aus Fürth - Teil III, in '[[Fürther Geschichtsblätter]] 1/2009' [http://geschichtsverein-fuerth.de/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=71 - online abrufbar]


* Gilbert Krapf, Schmelzen, Schlagen, Stampfen - Blattgold, Blattmetalle und Bronzefarben aus Fürth - Teil IV, in 'Fürther Geschichtsblätter 1/2010' [http://geschichtsverein-fuerth.de/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=75 - online abrufbar]
* Gilbert Krapf: Schmelzen, Schlagen, Stampfen - Blattgold, Blattmetalle und Bronzefarben aus Fürth - Teil IV, in 'Fürther Geschichtsblätter 1/2010' [http://geschichtsverein-fuerth.de/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=75 - online abrufbar]


==Siehe auch==
==Siehe auch==
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