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Auch die Städte im Landkreis hatten bereits an dem ersten Wochenende nach der Maueröffnung zahlreichen Besuch von DDR-Bürgern. Mit Omnibussen, Wartburgs und Trabants wurden diese aus Nürnberg umgeleitet nach Zirndorf, Stein und Cadolzburg, da die Aufnahme- und Auszahlungsstellen in Nürnberg mit der Auszahlung des Begrüßungsgeldes nicht mehr nachkamen. Auch diese Städte wurden von dem Ansturm völlig überrascht. In Cadolzburg erfuhr man erst von dem Ansturm, als die ersten DDR-Bürger bereits vor dem Rathaus standen - in wurden allein am Samstag 167.000 DM Begrüßungsgeld ausgezahlt, allerdings hatte man zuvor Probleme an das Geld im Tresor heranzukommen, da dieser bedingt durch ein Zeitschlosses nicht geöffnet werden konnte.  
Auch die Städte im Landkreis hatten bereits an dem ersten Wochenende nach der Maueröffnung zahlreichen Besuch von DDR-Bürgern. Mit Omnibussen, Wartburgs und Trabants wurden diese aus Nürnberg umgeleitet nach Zirndorf, Stein und Cadolzburg, da die Aufnahme- und Auszahlungsstellen in Nürnberg mit der Auszahlung des Begrüßungsgeldes nicht mehr nachkamen. Auch diese Städte wurden von dem Ansturm völlig überrascht. In Cadolzburg erfuhr man erst von dem Ansturm, als die ersten DDR-Bürger bereits vor dem Rathaus standen - in wurden allein am Samstag 167.000 DM Begrüßungsgeld ausgezahlt, allerdings hatte man zuvor Probleme an das Geld im Tresor heranzukommen, da dieser bedingt durch ein Zeitschlosses nicht geöffnet werden konnte.  


Über die "Freizügigkeit" gegenüber den DDR-Besuchern kam gleich zu Beginn erste Kritik auf. Bürgermeister Horst Weidemann entgegnete dieser Kritik bei einer Veranstaltung des "Bund der Heimatvertriebenen" mit folgenden Worten: Keine Mark, die wir jetzt für unsere Brüder und Schwestern von Drüben aufwenden, ist zuviel ausgegeben. Die Veranstaltung mit dem Motto "40 Jahre Bundesrepublik - das ganze Deutschland ist unser Vaterland" bekäme durch die aktuellen Ereignisse eine völlig neue Bedeutung.<ref>di: Mit neuer Hoffnung - aktuelle Lage in DDR bestimmte die Reden. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 37</ref> Personalreferent der Stadt Fürth, Dr. Richard Zottmann, entgegnete allerdings bei einer Veranstaltung der freien Wohlfahrtsverbände am gleichen Tag, dass er eine gewisse Skepsis bzgl. der Euphorie über die Grenzöffnung habe: "Angesichts zunehmender sozialer Probleme drohe die Begeisterung in Enttäuschung umzuschlagen. Wenn der Alltag einkehrt, werde der Überschwang rasch vergessen sein... Die Übersiedler stellen uns vor völlig neue Probleme. Niemand könne ein Interesse an einem nie versiegenden Einreisestrom haben, zumal die Bundesrepublik darauf überhaupt nicht vorbereitet ist. Schnell könne aus der momentanen Sympahtiewelle Ablehnung werden.... Erst wenn wirklich nich mehr umkehrbare Reformen stattfinden, wird sich die Situation bessern."<ref>di: Ausreisestrom beunruhigt Wohlfahrtsverbände - Große Aufgabe aber keine Lobby. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 39</ref>
Über die "Freizügigkeit" gegenüber den DDR-Besuchern kam gleich zu Beginn erste Kritik auf. Bürgermeister Horst Weidemann entgegnete dieser Kritik bei einer Veranstaltung des "Bund der Heimatvertriebenen" mit folgenden Worten: Keine Mark, die wir jetzt für unsere Brüder und Schwestern von Drüben aufwenden, ist zu viel ausgegeben. Die Veranstaltung mit dem Motto "40 Jahre Bundesrepublik - das ganze Deutschland ist unser Vaterland" bekäme durch die aktuellen Ereignisse eine völlig neue Bedeutung.<ref>di: Mit neuer Hoffnung - aktuelle Lage in DDR bestimmte die Reden. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 37</ref> Personalreferent der Stadt Fürth, Dr. Richard Zottmann, entgegnete allerdings bei einer Veranstaltung der freien Wohlfahrtsverbände am gleichen Tag, dass er eine gewisse Skepsis bzgl. der Euphorie über die Grenzöffnung habe: "Angesichts zunehmender sozialer Probleme drohe die Begeisterung in Enttäuschung um zuschlagen. Wenn der Alltag einkehrt, werde der Überschwang rasch vergessen sein... Die Übersiedler stellen uns vor völlig neue Probleme. Niemand könne ein Interesse an einem nie versiegenden Einreisestrom haben, zumal die Bundesrepublik darauf überhaupt nicht vorbereitet ist. Schnell könne aus der momentanen Sympathiewelle Ablehnung werden.... Erst wenn wirklich nicht mehr umkehrbare Reformen stattfinden, wird sich die Situation bessern."<ref>di: Ausreisestrom beunruhigt Wohlfahrtsverbände - Große Aufgabe aber keine Lobby. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 39</ref>


In ersten Interviews mit den Besuchern gaben viele an, dass sie bereits Nachts um 2 oder 3 Uhr in die Autos stiegen und gegen Westen fuhren, da in den Radios von bis zu 10 Stunden Stau die Rede war. Der Grenzübertritt gestaltete sich aber in der Regel als unproblematisch, so dass die ersten Besucher bereits gegen 8 Uhr in der Mittelfränkischen Region eingetroffen waren. Zuvor wurden diese bereits weitergeleitet, da die Städte Hof, Weiden, Bayreuth, Kulmbach etc. völlig überfüllt waren. Als ersten Eindruck hier im Westen gaben viele Besucher an: Hier ist es irgendwie bunter, die Häuser sind sauberer. Zum ersten Besuch gehörte nach Ausssage eines DDR-Besuchers in Fürth aber auch: In Nürnberg wollen wir Bekannte besuchen und Sachen einkaufen. Außerdem möchte ich unbedingt einmal so richtig schön Hamburger essen.
In ersten Interviews mit den Besuchern gaben viele an, dass sie bereits Nachts um 2 oder 3 Uhr in die Autos stiegen und gegen Westen fuhren, da in den Radios von bis zu 10 Stunden Stau die Rede war. Der Grenzübertritt gestaltete sich aber in der Regel als unproblematisch, so dass die ersten Besucher bereits gegen 8 Uhr in der Mittelfränkischen Region eingetroffen waren. Zuvor wurden diese bereits weitergeleitet, da die Städte Hof, Weiden, Bayreuth, Kulmbach etc. völlig überfüllt waren. Als ersten Eindruck hier im Westen gaben viele Besucher an: Hier ist es irgendwie bunter, die Häuser sind sauberer. Zum ersten Besuch gehörte nach Aussage eines DDR-Besuchers in Fürth aber auch: In Nürnberg wollen wir Bekannte besuchen und Sachen einkaufen. Außerdem möchte ich unbedingt einmal so richtig schön Hamburger essen.


Auch an dem zweiten Wochenende nach der Öffnung der Mauer, wurden wieder viele Besucher aus der DDR erwartet, diese Mal wollte ich aber die Stadtverwaltung auf den Ansturm vorbereiten. Allerdings kam es hier zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen den Stadtverwaltungen Nürnbergs und Fürths. Nürnberg hatte die Stadt Fürth wissen lassen, dass sie die Hilfe aus Fürth nicht bräuchte, da sie den Ansturm der DDR-Besucher alleine bewerkstelligen könnten. Bürgermeister Wiedemann entgegnete seinen Nürnberger Kollegen, dass er dies für unmöglich halte, zumal der 1. FC Club in Gera für ein Spiel in Nürnberg am kommenden Wochenende 10.000 Freikarten verteilt hatte.<ref>Anmerkung: Der Club spielte am 17. November 1989 vor heimischen Publikum gegen den 1. FC. Kaiserslautern 0:0,womit nicht nur die 10.000 DDR-Besucher eher unzufrieden waren, also auch die 20.000 zahlenden Nürnberger Gäste.</ref> "Die Nürnberger konnten schon am vergangen Wochenende den Anstrum nicht bewältigen und baten uns um Hilfe ... wie wollen sie nun alleine mit zusätzlichen 10.000 Personen fertigwerden?" Derartige Überheblichkeiten fand der Bürgermeister einfach "großkotzig" - er wisse zwar, dass die Nürnberger keine Wert darauf legen, dass wir etwas für sie tun, aber er fühle sich zu Nachbarschaftshilfe verpflichtetet, so die damalige Berichterstattung in den Fürther Nachrichten.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt - Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref> Deshalb wurden auf Weisung der Stadtverwaltung erneut das Sozialrathaus in der Hirschenstraße 27 zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes am Samstag und Sonntag geöffnet. Zusätzlich öffnete die Stadtsparkassenfiliale im ehem. City-Center und die Hauptpost am Bahnhofsplatz. DDR-Besucher, die bereits zum 2. Mal nach Westdeutschland kamen, erhielten erneut ein Begrüßungsgeld in Höhe von 40 DM (vom Freistaat) und  20 DM (von der Kommune). Um einen Verkehrschaos entgegenwirken zu können, wurden im Verkehrsgroßraum Nürnberg-Fürth-Erlangen rund 1.000 Familenkarten kostenlos ausgegeben. Ebenfalls zur Diskussion stand die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte in der Fürther Innenstadt. Begonnen hatte die Diskussion die Händler der Nürnberger Innenstadt, die ihre Geschäfte vorallem auch am Sonntag öffnen wollten. Auch der Fürhter Einzelhandelsverband begrüßte die Öffnung der Geschäfte, allerdings sagte der damalige Sprecher des Einzelhandelverbands Hans-Jürgen Haken, dass nicht alle öffnen werden, da die Nachfrage fast ausschließlich auf Südfrüchte, Textilien und technischen Geräten bestünde.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausgezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>
Auch an dem zweiten Wochenende nach der Öffnung der Mauer, wurden wieder viele Besucher aus der DDR erwartet, diese Mal wollte ich aber die Stadtverwaltung auf den Ansturm vorbereiten. Allerdings kam es hier zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen den Stadtverwaltungen Nürnbergs und Fürths. Nürnberg hatte die Stadt Fürth wissen lassen, dass sie die Hilfe aus Fürth nicht bräuchte, da sie den Ansturm der DDR-Besucher alleine bewerkstelligen könnten. Bürgermeister Wiedemann entgegnete seinen Nürnberger Kollegen, dass er dies für unmöglich halte, zumal der 1. FC Club in Gera für ein Spiel in Nürnberg am kommenden Wochenende 10.000 Freikarten verteilt hatte.<ref>Anmerkung: Der Club spielte am 17. November 1989 vor heimischen Publikum gegen den 1. FC. Kaiserslautern 0:0,womit nicht nur die 10.000 DDR-Besucher eher unzufrieden waren, also auch die 20.000 zahlenden Nürnberger Gäste.</ref> "Die Nürnberger konnten schon am vergangen Wochenende den Ansturm nicht bewältigen und baten uns um Hilfe ... wie wollen sie nun alleine mit zusätzlichen 10.000 Personen fertig werden?" Derartige Überheblichkeiten fand der Bürgermeister einfach "großkotzig" - er wisse zwar, dass die Nürnberger keine Wert darauf legen, dass wir etwas für sie tun, aber er fühle sich zu Nachbarschaftshilfe verpflichtetet, so die damalige Berichterstattung in den Fürther Nachrichten.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt - Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref> Deshalb wurden auf Weisung der Stadtverwaltung erneut das Sozialrathaus in der Hirschenstraße 27 zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes am Samstag und Sonntag geöffnet. Zusätzlich öffnete die Stadtsparkassenfiliale im ehem. City-Center und die Hauptpost am Bahnhofsplatz. DDR-Besucher, die bereits zum 2. Mal nach Westdeutschland kamen, erhielten erneut ein Begrüßungsgeld in Höhe von 40 DM (vom Freistaat) und  20 DM (von der Kommune). Um einen Verkehrschaos entgegenwirken zu können, wurden im Verkehrsgroßraum Nürnberg-Fürth-Erlangen rund 1.000 Familienkarten kostenlos ausgegeben. Ebenfalls zur Diskussion stand die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte in der Fürther Innenstadt. Begonnen hatte die Diskussion die Händler der Nürnberger Innenstadt, die ihre Geschäfte vorallem auch am Sonntag öffnen wollten. Auch der Fürhter Einzelhandelsverband begrüßte die Öffnung der Geschäfte, allerdings sagte der damalige Sprecher des Einzelhandelsverbands Hans-Jürgen Haken, dass nicht alle öffnen werden, da die Nachfrage fast ausschließlich auf Südfrüchte, Textilien und technischen Geräten bestünde.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausgezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>


An dem 2. Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos in den süddeutschen Städten ein. Das Bonner Innenressort gab für Freitagn, den 17. November 1989 in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr - es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso - die Innenstädte waren übersäht mit Warteschlangen der DDR-Bürger vor den Geschäften und Behörden. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.<ref>FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht - Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./ 19. November 1989, S. 1</ref> In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag kamen mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leergekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Osten und Süden fahren - also auch Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der Jahnturnhalle bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quatiere gesucht - Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref> Auch das BRK-Nürnberg rief die Bevölkerung um Hilfe auf, allerdings waren bereits ab 6.30 Uhr früh war das gesamte Haustelefonnetz zusammengebrochen und konnte erst wieder am späten Nachmittag repariert werden. Auch die Befürchtungen Wiedemanns bestätigten sich, dass nämlich die Stadtverwaltung Nürnberg dem Ansturm nicht gerecht werde konnte. Die Fürther Nachrichten schrieben bereits am Samtag, den 18. November über die chaotischen Verhältnisse in Nürnberg: Peinliche Warten - Stadt läßt Besucher aus der DDR in Stich. ... Die Verwaltung hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Woche lang hieß es, näches Woche werde sie Nägel mit Köpfen machen. Während dieser Woche haben die Verantwortlichen kaum mehr auf die Beine gebracht, als ein unzulängliches Faltblatt und Freifahrscheine für einen Tag, die noch dazu nur der bekommt, der sich sein Begrüßungsgeld abholt...OB Peter Schönlein hat erklärt, er wolle die DDR-Bürger nicht gängeln. Das erwartete auch niemand. Deshalb aber gleich auf jegliche Hilfe zu verzichten, ist genauso falsch.<ref>Roland Englisch: Der Kommentar - Peinliches Warten. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 14</ref>  
An dem 2. Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos in den süddeutschen Städten ein. Das Bonner Innenressort gab für Freitagn, den 17. November 1989 in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr - es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso - die Innenstädte waren übersät mit Warteschlangen der DDR-Bürger vor den Geschäften und Behörden. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.<ref>FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht - Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./ 19. November 1989, S. 1</ref> In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag kamen mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leer gekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Osten und Süden fahren - also auch Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der Jahnturnhalle bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quatiere gesucht - Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref> Auch das BRK-Nürnberg rief die Bevölkerung um Hilfe auf, allerdings waren bereits ab 6.30 Uhr früh war das gesamte Haustelefonnetz zusammengebrochen und konnte erst wieder am späten Nachmittag repariert werden. Auch die Befürchtungen Wiedemanns bestätigten sich, dass nämlich die Stadtverwaltung Nürnberg dem Ansturm nicht gerecht werde konnte. Die Fürther Nachrichten schrieben bereits am Samtag, den 18. November über die chaotischen Verhältnisse in Nürnberg: Peinliche Warten - Stadt lässt Besucher aus der DDR in Stich. ... Die Verwaltung hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Woche lang hieß es, nächste Woche werde sie Nägel mit Köpfen machen. Während dieser Woche haben die Verantwortlichen kaum mehr auf die Beine gebracht, als ein unzulängliches Faltblatt und Freifahrscheine für einen Tag, die noch dazu nur der bekommt, der sich sein Begrüßungsgeld abholt...OB Peter Schönlein hat erklärt, er wolle die DDR-Bürger nicht gängeln. Das erwartete auch niemand. Deshalb aber gleich auf jegliche Hilfe zu verzichten, ist genauso falsch.<ref>Roland Englisch: Der Kommentar - Peinliches Warten. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 14</ref>  


Am Freitag erhielten bis zum Nachmittag in Fürth über 100 Besucher im Sozialrathaus Begrüßungsgeld. Für das kommende Wochenende werden deutlich mehr Besucher erwartet. Das Hotel Forsthaus bot spontan fünf Doppelzimmer kostenlos für DDR-Touristen an, während die meisten anderen Besucher in den Notunterkünften des BRK Unterschlupf fanden. Die Spielvereinigung zeigte sich nicht ganz so spendabel wie der Club. Stadtionssprecher Bernhard Saller verteilte in einer Notunterkunft für Übersiedler in der Karolinenstraße rund 80 Freikarten für das "Landesliga-Spitzenspiel" gegen Passau an.  
Am Freitag erhielten bis zum Nachmittag in Fürth über 100 Besucher im Sozialrathaus Begrüßungsgeld. Für das kommende Wochenende werden deutlich mehr Besucher erwartet. Das Hotel Forsthaus bot spontan fünf Doppelzimmer kostenlos für DDR-Touristen an, während die meisten anderen Besucher in den Notunterkünften des BRK Unterschlupf fanden. Die Spielvereinigung zeigte sich nicht ganz so spendabel wie der Club. Stadtionsprecher Bernhard Saller verteilte in einer Notunterkunft für Übersiedler in der Karolinenstraße rund 80 Freikarten für das "Landesliga-Spitzenspiel" gegen Passau an.  


Doch wiedererwachten blieb der Zustrom der DDR-Besucher in Fürth fast gänzlich aus. Während in Nürnberg 40.000 Besucher die Stadt bevölkerten uns sich bereits ab 4:00 Uhr früh die Schlangen vor der Landeszentralbank für das Begrüßungsgeld bildeten, herrschte in Fürth fast gähnende Leere. Die Fürther Nachrichten schrieben: Während die DDR-Besucher am vergangen Wochenende wieder die grenznahen Städte oder auch Nürnberg massenhaft bevölkerten, musste man die Ostdeutschen in Fürth schon ziemlich suchen. Nur vereinzelt standen Trabis am Straßenrand, die Geschäfte hatten geschlossen, und auch die Angebote für Übernachtungen, die zwar zahlreich vorlagen, wurden nicht genutz. <ref>noa: DDR-Besucher machten sich rar. In: Fürther Nachrichten vom 20. November 1989, S. 39</ref> So schliefen in der Jahnturnhalle, in der über 100 Betten aufgestellt waren, lediglich von Freitag auf Samstag fünf DDR-Touristen. Auch die Begrüßungsgeldausgabe wurde zwar genutzt, war aber nach Bekunden der dort arbeiteten Angestellten bei weitem nicht Ausgelastet.  
Doch wieder erwachten blieb der Zustrom der DDR-Besucher in Fürth fast gänzlich aus. Während in Nürnberg 40.000 Besucher die Stadt bevölkerten uns sich bereits ab 4:00 Uhr früh die Schlangen vor der Landeszentralbank für das Begrüßungsgeld bildeten, herrschte in Fürth fast gähnende Leere. Die Fürther Nachrichten schrieben: Während die DDR-Besucher am vergangen Wochenende wieder die grenznahen Städte oder auch Nürnberg massenhaft bevölkerten, musste man die Ostdeutschen in Fürth schon ziemlich suchen. Nur vereinzelt standen Trabis am Straßenrand, die Geschäfte hatten geschlossen, und auch die Angebote für Übernachtungen, die zwar zahlreich vorlagen, wurden nicht genutzt. <ref>noa: DDR-Besucher machten sich rar. In: Fürther Nachrichten vom 20. November 1989, S. 39</ref> So schliefen in der Jahnturnhalle, in der über 100 Betten aufgestellt waren, lediglich von Freitag auf Samstag fünf DDR-Touristen. Auch die Begrüßungsgeldausgabe wurde zwar genutzt, war aber nach Bekunden der dort arbeiteten Angestellten bei weitem nicht Ausgelastet.  


Am 20. November 1989 beschloss die Stadtverwaltung die freiwillige Zahlung von 20 DM als kommunales Begrüßungsgeld auszusetzen, für die DDR-Bürger, die bereits das zweite Mal in der BRD sind. Zuvor hatte bereits Nürnberg angekündigt, dies ebenfalls nicht mehr vorzunehmen. Erlangen zahlte bis dato 40 DM freiwillig aus der städtischen Kasse, aber mit Blick auf eine einheitliche Regeglung im Ballungsraum stellte auch Erlangen mit Fürth gemeinsam die Zahlungen ein.<ref>noa: Kein Extra-Geld von der Stadt - DDR-Bürger, die das zweite Mal in der BRD sind, bekommen nur 40 DM. In: Fürther Nachrichten vom 21. November 1989, S. 29</ref> Bis dahin hatte die Stadt ca. 15.000 DM in den Städtichen Haushalten bereitgestellt, tatsächlich ausgezahlt wurden bis dahin 9.000 DM.
Am 20. November 1989 beschloss die Stadtverwaltung die freiwillige Zahlung von 20 DM als kommunales Begrüßungsgeld auszusetzen, für die DDR-Bürger, die bereits das zweite Mal in der BRD sind. Zuvor hatte bereits Nürnberg angekündigt, dies ebenfalls nicht mehr vorzunehmen. Erlangen zahlte bis dato 40 DM freiwillig aus der städtischen Kasse, aber mit Blick auf eine einheitliche Regelung im Ballungsraum stellte auch Erlangen mit Fürth gemeinsam die Zahlungen ein.<ref>noa: Kein Extra-Geld von der Stadt - DDR-Bürger, die das zweite Mal in der BRD sind, bekommen nur 40 DM. In: Fürther Nachrichten vom 21. November 1989, S. 29</ref> Bis dahin hatte die Stadt ca. 15.000 DM in den Städtischen Haushalten bereitgestellt, tatsächlich ausgezahlt wurden bis dahin 9.000 DM.


Am dritten Wochenende wurde bereits nur noch ein sog. "Jourdienst" mit verkürzten Öffnungszeiten angeboten. So konnten am Samstag die DDR-Besucher ihr Begrüßungsgeld am Sozialrathaus von 9 bis 12 Uhr abholen, und am Sonntag von 10 bis 11.30 Uhr. Mit einem neuen Ansturm wird erst wieder zur Eröffnung des Christkindelsmarkt in Nürnberg ab dem 4. Dezember 1989 gerechnet.
Am dritten Wochenende wurde bereits nur noch ein sog. "Jourdienst" mit verkürzten Öffnungszeiten angeboten. So konnten am Samstag die DDR-Besucher ihr Begrüßungsgeld am Sozialrathaus von 9 bis 12 Uhr abholen, und am Sonntag von 10 bis 11.30 Uhr. Mit einem neuen Ansturm wird erst wieder zur Eröffnung des Christkindelsmarkt in Nürnberg ab dem 4. Dezember 1989 gerechnet.


Nach den ersten chaotischen Tagen war die Grenzöffnung in Fürth kaum noch Gesprächstoff für die örtliche Presse. Lediglich in der Stadtratssitzung am 6. Dezember 1989 rechtfertigte sich Oberbürgermeister LIchtenberg über seine dringliche Verfügung vom 17. November die Zahlung des kommunalen Begrüßungsgeldes von 20 DM eingestellt zu haben. Der Grüne bzw. Unabhängige Stadtrat Lothar Berthold schlug vor, sich seine Partnerstadt auf Augenhöhe in der ehem. DDR zu suchen und nannte auch gleich drei Städte, die seiner Meinung nach geeignet wären: Halle-Neustadt, Zwickau und Dessau. Lichtenberg erwiederte, dass Dessau und Zwickau bereits Partnerstädte im Westen hätten, lediglich Halle-Neustadt wäre noch nicht gebunden, so dass man diesen Vorschlag prüfen werde. Allerdings sind auf die gleiche Idee auch viele anderen Westdeutschen Städte gekommen, so dass viele DDR-Städte bereits "vergriffen" sind. Im Januar 1990 konnte dann doch noch eine vermeintliche Partnerstadt gefunden werden - der Kreis Aue nahm das Angebot der Stadt Fürth "dankend an". Dies verkündete zumindest der Oberbürgermeister den verdutzten Stadträten in der Stadtratssitzung am 10. Januar 1990. Lichtenberg las das Telegramm vor: Die Stadtregierung von Aue bedanke sich darin herzlich für das Interesse der Stadt Fürth an einer Partnerschaft und nimmt das Angebot dankend an. Gleichzeitig wird eine Delegation für den 12. Januar angekündigt.  
Nach den ersten chaotischen Tagen war die Grenzöffnung in Fürth kaum noch Gesprächsstoff für die örtliche Presse. Lediglich in der Stadtratssitzung am 6. Dezember 1989 rechtfertigte sich Oberbürgermeister Lichtenberg über seine dringliche Verfügung vom 17. November die Zahlung des kommunalen Begrüßungsgeldes von 20 DM eingestellt zu haben. Der Grüne bzw. Unabhängige Stadtrat Lothar Berthold schlug vor, sich seine Partnerstadt auf Augenhöhe in der ehem. DDR zu suchen und nannte auch gleich drei Städte, die seiner Meinung nach geeignet wären: Halle-Neustadt, Zwickau und Dessau. Lichtenberg erwiderte, dass Dessau und Zwickau bereits Partnerstädte im Westen hätten, lediglich Halle-Neustadt wäre noch nicht gebunden, so dass man diesen Vorschlag prüfen werde. Allerdings sind auf die gleiche Idee auch viele anderen Westdeutschen Städte gekommen, so dass viele DDR-Städte bereits "vergriffen" sind. Im Januar 1990 konnte dann doch noch eine vermeintliche Partnerstadt gefunden werden - der Kreis Aue nahm das Angebot der Stadt Fürth "dankend an". Dies verkündete zumindest der Oberbürgermeister den verdutzten Stadträten in der Stadtratssitzung am 10. Januar 1990. Lichtenberg las das Telegramm vor: Die Stadtregierung von Aue bedanke sich darin herzlich für das Interesse der Stadt Fürth an einer Partnerschaft und nimmt das Angebot dankend an. Gleichzeitig wird eine Delegation für den 12. Januar angekündigt.  


Auch dies wusste die örtliche Presse zu berichten: Am 15. Dezember 1989 erhielt die Redaktion eine Weihnachtskarte, freigemacht mit 20 Ostpfennige. Auf ihr Stand: Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen wir allen Fürther Bürgern und danken für die herzliche Aufnahme in der Stadt Fürth". Die Karte stammte von der Familie Ursula und Rolf Baumgartl aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigem Chemnitz.<ref>fn: Rund um den Trabi - auch das noch. In: Fürther Nachrichten vom 16./ 17. November 1989, S. 45</ref>
Auch dies wusste die örtliche Presse zu berichten: Am 15. Dezember 1989 erhielt die Redaktion eine Weihnachtskarte, freigemacht mit 20 Ostpfennige. Auf ihr Stand: Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen wir allen Fürther Bürgern und danken für die herzliche Aufnahme in der Stadt Fürth". Die Karte stammte von der Familie Ursula und Rolf Baumgartl aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigem Chemnitz.<ref>fn: Rund um den Trabi - auch das noch. In: Fürther Nachrichten vom 16./ 17. November 1989, S. 45</ref>
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