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Die '''Erste Fürther Lumpensortieranstalt''' war eine Firma der Eheleute Marcus und Malka Mandel in der Lilienstraße 7. | Die '''Erste Fürther Lumpensortieranstalt''' war eine Firma der Eheleute [[Marcus Mandel|Marcus]] und [[Malka Mandel]] in der [[Lilienstraße]] 7. | ||
Unter Lumpen (Hadern) wurden im allgemeinen Abfälle und Reste bzw. Überbleibsel von gebrauchten und ungebrauchten Kleidungsstücken, oder ähnlichen Stücken um die Jahrhundertwende zusammengefasst. Diese Web- und Wirkwaren wurden meist durch einen Häcksler verkleinert und zu einem neuen Rohstoff für die Industrie verarbeitet. Gleichzeitig konnte man damit Putz- und Polsterwolle herstellen. Die Herstellung dieses Rohstoffes war für die Arbeiter nicht ganz ungefährlich, da die sog. Urstoffe (Kleidungs- und Stoffreste) meist mit Ansteckungskeimen stark kontaminiert und verunreinigt waren. Selbst Lumpen aus Krankenhäusern und Kliniken wurden zunächst unbedacht verwendet, so dass in einigen Städten Mitarbeiter in Lumpensortierantstalten sich mit Milzbrand oder Pocken ansteckten. Allein 1907 wurden in Bayern und Hessen 25 solchte Fälle gemeldet, bei denen einige der Mitarbeiter sogar an der Erkrankung verstarben. Man sprach um die Jahrhundertwende bei Milzbrand gar von der "Hadernkrankhkeit" bzw. "Wollsortierkrankheit".<ref>A. Gottstein, A. Schossmann, L. Teleky (Hrsg.): Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge, Band 2, Julius Springer Verlag Berlin, 1926, S. 713ff.</ref> | |||
[[1936]] übernehmen die Brüder Leo und Jean Mandel die Geschäftsführung. Allerdings werden die beiden Brüder, die aus einer polnisch-jüdischen Familie abstammen, am [[28. Oktober]] [[1938]] im Rahmen der sog. Polenaktion nach Polen deportiert. Das Geschäft und der größtenteils zurückgelassene Familienbesitz wird in der Nacht vom 9. auf den [[10. November]] [[1938]] im Rahmen der Pogromnacht verwüstet von den [[Nationalsozialisten]] gezielt zerstört bzw. verwüstet. | |||
Während der Geschäftsinhaber Leo Mandel mit seiner Frau Babeth und dem Sohn Jackie in Polen von den [[Nationalsozialsten]] ermordet wurde, gelang dem Bruder [[Jean Mandel]] das Überleben der NS-Zeit in Polen bzw. Russland. Bereits kurz nach Kriegsende kam Jean Mandel als einer der ersten ehem. jüdischen Bürger der Stadt Fürth wieder in seine alte Heimatstadt und baute das elterliche Geschäft wieder auf. In der Hirschenstraße 65 entstand die neue Textilfabrik [[Adema - Jean Mandel Fürth]], die Mandel gemeinsam mit seiner Frau bis zu seinem Tod [[1974]] betrieb. Danach wird das Unternehmen von der Witwe [[Malka Mandel]] noch als Stoffexportfirma genutzt, bis auch sie - vermutlich [[1978]] - das Unternehmen endgültig schloss. | |||
Das ursprüngliche Fabrikationsgebäude in der [[Lilienstraße 7]] fiel der [[Flächensanierung]] des [[Gänsberg]] zum Opfer. Heute steht hier ein Mehrfamilienmietshaus, in dessen Hinterhof sich eine Plastik des heiligen St. Martin befindet - geschaffen von der Künstlerin [[Gudrun Kunstmann]]. | |||
== Siehe auch == | |||
* [[Jean Mandel]] | |||
* [[Marcus Mandel]] | |||
* [[Malka Mandel]] | |||
* [[Adema - Jean Mandel Fürth]] | |||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
[[Kategorie: Unternehmen (ehemals)]] | [[Kategorie: Unternehmen (ehemals)]] |