Wiedervereinigung Deutschlands: Unterschied zwischen den Versionen

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An dem zweiten Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos in den süddeutschen Städten aus, wenn auch nicht in Fürth. Das Bonner Innenressort gab für Freitag, den [[17. November]] [[1989]] in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio. DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr - es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso - dabei waren die Innenstädte schon übersät mit Warteschlangen der DDR-Bürger vor den Geschäften und Behörden. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: ''Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.''<ref>FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht - Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 1</ref> In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leergekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Westen und Süden fuhren - also auch in Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der [[Jahnturnhalle]] bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quartiere gesucht - Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref> Gleichzeitig brachte das BRK Fürth täglich mehrere Laster Lebensmittel und Obst in die nordbayerischen Städte zur Unterstützung der dortigen Behörden in der Versorgung der Übersiedler und Besucher.<ref>Zeitzeugengespräch mit K. Salimi und einem ehem. Mitarbeiter des BRK, geführt am 9. Juli 2018</ref> Auch das BRK Nürnberg rief die Bevölkerung um Mithilfe, allerdings war bereits ab 6:30 Uhr früh das gesamte Haustelefonnetz zusammengebrochen und konnte erst wieder am späten Nachmittag in Betrieb genommen werden.  
An dem zweiten Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos in den süddeutschen Städten aus, wenn auch nicht in Fürth. Das Bonner Innenressort gab für Freitag, den [[17. November]] [[1989]] in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio. DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr - es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso - dabei waren die Innenstädte schon übersät mit Warteschlangen der DDR-Bürger vor den Geschäften und Behörden. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: ''Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.''<ref>FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht - Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 1</ref> In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leergekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Westen und Süden fuhren - also auch in Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der [[Jahnturnhalle]] bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quartiere gesucht - Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref> Gleichzeitig brachte das BRK Fürth täglich mehrere Laster Lebensmittel und Obst in die nordbayerischen Städte zur Unterstützung der dortigen Behörden in der Versorgung der Übersiedler und Besucher.<ref>Zeitzeugengespräch mit K. Salimi und einem ehem. Mitarbeiter des BRK, geführt am 9. Juli 2018</ref> Auch das BRK Nürnberg rief die Bevölkerung um Mithilfe, allerdings war bereits ab 6:30 Uhr früh das gesamte Haustelefonnetz zusammengebrochen und konnte erst wieder am späten Nachmittag in Betrieb genommen werden.  


Die Befürchtungen [[Horst Weidemann|Weidemanns]] bestätigten sich ebenfalls, dass nämlich die Stadtverwaltung Nürnberg dem Ansturm nicht gerecht werde konnte. Die [[Fürther Nachrichten]] schrieben bereits am Samstag, den [[18. November]] [[1989]] über die chaotischen Verhältnisse in Nürnberg: ''Peinliches Warten - Stadt lässt Besucher aus der DDR in Stich. ... Die Verwaltung hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Woche lang hieß es, nächste Woche werde sie Nägel mit Köpfen machen. Während dieser Woche haben die Verantwortlichen kaum mehr auf die Beine gebracht, als ein unzulängliches Faltblatt und Freifahrscheine für einen Tag, die noch dazu nur der bekommt, der sich sein Begrüßungsgeld abholt... OB Peter Schönlein hat erklärt, er wolle die DDR-Bürger nicht gängeln. Das erwartete auch niemand. Deshalb aber gleich auf jegliche Hilfe zu verzichten, ist genauso falsch.''<ref>Roland Englisch: Der Kommentar - Peinliches Warten. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 14</ref>  
Die Befürchtungen [[Horst Weidemann|Weidemanns]] bestätigten sich ebenfalls - die Stadtverwaltung Nürnbergs konnte dem Ansturm nicht ansatzweise gerecht werden. Die [[Fürther Nachrichten]] schrieben bereits am Samstag, den [[18. November]] [[1989]] über die chaotischen Verhältnisse in Nürnberg: ''Peinliches Warten - Stadt lässt Besucher aus der DDR in Stich. ... Die Verwaltung hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Woche lang hieß es, nächste Woche werde sie Nägel mit Köpfen machen. Während dieser Woche haben die Verantwortlichen kaum mehr auf die Beine gebracht, als ein unzulängliches Faltblatt und Freifahrscheine für einen Tag, die noch dazu nur der bekommt, der sich sein Begrüßungsgeld abholt... OB Peter Schönlein hat erklärt, er wolle die DDR-Bürger nicht gängeln. Das erwartete auch niemand. Deshalb aber gleich auf jegliche Hilfe zu verzichten, ist genauso falsch.''<ref>Roland Englisch: Der Kommentar - Peinliches Warten. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 14</ref>  


Am Freitag erhielten bis zum Nachmittag in Fürth erneut über 100 DDR-Besucher im [[Sozialrathaus]] Begrüßungsgeld. Für das kommende Wochenende werden deutlich mehr Besucher erwartet, so die Stadtverwaltung gegenüber der örtlichen Presse. Das [[Hotel Forsthaus]] bot spontan fünf Doppelzimmer kostenlos für DDR-Touristen an, während die meisten anderen Besucher in den Notunterkünften des [[BRK]] Unterschlupf fanden. Die [[Spielvereinigung]] zeigte sich nicht ganz so spendabel wie der Club in der Nachbarstadt. Stadionsprecher Bernhard Saller verteilte in einer Notunterkunft für Übersiedler in der [[Karolinenstraße]] lediglich 80 Freikarten für das "Landesliga-Spitzenspiel" gegen Passau.  
Am Freitag erhielten bis zum Nachmittag in Fürth erneut über 100 DDR-Besucher im [[Sozialrathaus]] Begrüßungsgeld. Für das kommende Wochenende werden deutlich mehr Besucher erwartet, so die Stadtverwaltung gegenüber der örtlichen Presse. Das [[Hotel Forsthaus]] bot spontan fünf Doppelzimmer kostenlos für DDR-Touristen an, während die meisten anderen Besucher in den Notunterkünften des [[BRK]] Unterschlupf fanden. Die [[Spielvereinigung]] zeigte sich nicht ganz so spendabel wie der Club in der Nachbarstadt. Stadionsprecher Bernhard Saller verteilte in einer Notunterkunft für Übersiedler in der [[Karolinenstraße]] lediglich 80 Freikarten für das "Landesliga-Spitzenspiel" gegen Passau.  
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