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:''Das Gewicht und Maß, dessen man sich bei dem Handel im Großen zu Fürth bedient ist gemeiniglich das in Nürnberg gebräuchliche. In einem Orte, welcher so ausgebreitete Fabriken besitzt, wie dieser, sollte man natürlicher Weise auch eine zahlreiche Kaufmannschaft erwarten. Sie ist es aber nicht; und zwar aus mehr als einer Ursache. Will man jeden Krämer oder Herumträger, welcher etwa diese oder jene Waare im Kleinen absetzt, sogleich einen Kaufmann nennen, so kann man leicht ein überaus nahmensreiches Verzeichnis von fürther Negotianten anfertigen. Denn, vermöge der unumschränkten Freiheit, deren sich die Einwohner dieses Platzes zu erfreuen haben, handelt fast alles, und da es jedem frei stehet, zu treiben, was er will, so trifft man hier eine ziemliche Anzahl von Leuten an, welche nachdem sie von ihrer erlernten Profession abgegangen sind, sich mit den Handel befassen, und zum Theil beträchtliche Geschäfte machen. Ueberdies gibt es in Fürth eine außerordentliche Menge von Juden, welche, wie bekannt, fast kein anderes Gewerbe kennen, als den Handel. Sie genießen hier völlige Freiheit, sowohl im Großen als im Kleinen, in offenen Laden, auf den Straßen und in den Häusern zu negotiren und zu schachern, wie sie wollen. Diese Erlaubniß machen sie sich denn auch dergestalt zu Nutze, daß, außer dem Wechsel und Juwelenhandel, welcher ausschließend in ihren Händen ist, auch von dem Ausschnitthandel für den christlichen Kaufmann wenig oder gar nichts übrig bleibt. | :''Das Gewicht und Maß, dessen man sich bei dem Handel im Großen zu Fürth bedient ist gemeiniglich das in Nürnberg gebräuchliche. In einem Orte, welcher so ausgebreitete Fabriken besitzt, wie dieser, sollte man natürlicher Weise auch eine zahlreiche Kaufmannschaft erwarten. Sie ist es aber nicht; und zwar aus mehr als einer Ursache. Will man jeden Krämer oder Herumträger, welcher etwa diese oder jene Waare im Kleinen absetzt, sogleich einen Kaufmann nennen, so kann man leicht ein überaus nahmensreiches Verzeichnis von fürther Negotianten anfertigen. Denn, vermöge der unumschränkten Freiheit, deren sich die Einwohner dieses Platzes zu erfreuen haben, handelt fast alles, und da es jedem frei stehet, zu treiben, was er will, so trifft man hier eine ziemliche Anzahl von Leuten an, welche nachdem sie von ihrer erlernten Profession abgegangen sind, sich mit den Handel befassen, und zum Theil beträchtliche Geschäfte machen. Ueberdies gibt es in Fürth eine außerordentliche Menge von Juden, welche, wie bekannt, fast kein anderes Gewerbe kennen, als den Handel. Sie genießen hier völlige Freiheit, sowohl im Großen als im Kleinen, in offenen Laden, auf den Straßen und in den Häusern zu negotiren und zu schachern, wie sie wollen. Diese Erlaubniß machen sie sich denn auch dergestalt zu Nutze, daß, außer dem Wechsel und Juwelenhandel, welcher ausschließend in ihren Händen ist, auch von dem Ausschnitthandel für den christlichen Kaufmann wenig oder gar nichts übrig bleibt. | ||
:''Handelshäuser. | :''Handelshäuser. | ||
:'' Die angesehensten Handelshäuser hieselbst, welche auswärtige Geschäfte machen, sind indeß folgende: Herr [[Daniel Killinger]] beschäftiget sich außer den Speditionen hauptsächlich mit Commissionen nach Italien, in allen hier zu Lande verfertigten Krämereiwaaren, [...]. Herr [[Andreas Birkner]] handelt mit allen Sorten Manufactur- und Fabrikwaren, [...]. Herr [[Georg Paul Heberlein]] handelt mit eben dergleichen Waaren [...]. Herr [[Friedrich Wilhelm Baumgarten]] treibt dergleichen Geschäfte [...]. Herr [[Gottfried Zapf]] bezieht die Messen zu Leipzig nnd Braunschweig, und handelt mit allen Gattungen hiesiger und nürnberger Waaren; effectuiret auch viele Commissionen aus der Türkei, Polen Curland, Rußland und in die entlegendsten Gegenden von Europa. Die beträchtlichsten Geschäfte macht diese Handlung in Spiegeln [...]. Herr [[Johann Joachim Fink]] treibt dieselbe Handlung wie obige, und macht von den genannten Waaren ansehnliche Versendungen nach Frankreich, Italien, Spanien und Portugall. [...]. Herr [[Johann Lorenz Gerber]] macht seine mehresten Geschäfte in hiesigen und nürnberger Waaren nach Breslau, woselbst er ein eigenes Haus und eine Niederlage besitzt. [...]. Herr [[George Lorenz]] bezog ehemahls mit hiesigen nürnberger und englischen Waaren die Märkte zu Gräz und Wien. [...]. Herr [[Friedrich Lohbauer]] handelt ebenfalls mit hiesigen Manufactur- und Fabrikwaaren [...]. Die Herren Bechert und Sommer führen ebenfalls hiesige Fabrikwaaren und bereisen damit die Messen in Basel und Zürzach in der Schweiz. Herr [[Friedrich Adam Billing]] macht viel Geschäfte in hiesigen Blättertobak, und führet darneben alle Gattungen von Stahl, Messing und Blechen, so wie auch Bettfedern. Außerdem hält er auch ein sehr vollständiges Lager von allen Sorten Franken- Rhein- und von den mehresten fremden Weinen. Herr [[Georg Nicolaus Leybold]] handelt mit hiesigen Fabrikwaaren [...]. Herr [[Peter Conrad Zwinger]] besitzt eine Siegellackfabrik und bezieht mit dieser Waare die Messen zu Frankfurt am Mayn. Unter den vielen Weinhändlern, welche in Fürth angetroffen werden, sind Herr [[Gottfried Stiegler]] und Herr [[Gottfried Berthold]], insbesondere wegen der alten Weine, welche sie führen, zu bemerken. Was den Ausschnitthandel betrifft, so ist, aus der oben schon angezeigten Ursache, fast kein einziger Kaufmann hier zu finden, welcher in diesem Stücke große Geschäfte machte. Desto wichtiger aber ist der hiesige Juwelen- und Wechselhandel. Er wird zwar ebenfalls hauptsächlich nur von der Judenschaft betrieben; aber in solchem Umfange, daß er sich fast über alle Länder verbreitet, und Fürth in dieser Hinsicht manche berühmte Handelsstadt weit hinter sich läßt. Die ansehnlichsten Juwelenhandlungen besitzen die Herren Gebrüder Henlein, Herr [[Wolf Neuburger]], und Herr [[Michael Levi Bamberger]]. Die vorzüglichsten Wechselgeschäfte treiben folgende: Herr [[Joseph Isaac Wertheimer]], [[Emanuel Isaac Wertheimer]], [[Samuel Neckars Ulmer]], [[Samson Hirsch Gostorffer]], [[Moses Meyer Nathan]] usw. Bei dem Wechselhandel richtet man sich hier ganz nach dem nürnberger Wechselcours und Manieren. [...].<ref>Johann Christian Herrmann: ''"Allgemeiner Contorist welcher von allen und jeden Gegenständen der Handlung aller in und außer Europa belegenen Handelsplätze die neuesten und zuverlässigsten Nachrichten ertheilet [...]. Zweiter Theil von C bis Königsberg."'', Leipzig 1789, S. 341 ff - [https://books.google.de/books?id=_Z1aAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online-Digitalisat]</ref> | :'' Die angesehensten Handelshäuser hieselbst, welche auswärtige Geschäfte machen, sind indeß folgende: Herr [[Daniel Killinger]] beschäftiget sich außer den Speditionen hauptsächlich mit Commissionen nach Italien, in allen hier zu Lande verfertigten Krämereiwaaren, [...]. Herr [[Andreas Birkner]] handelt mit allen Sorten Manufactur- und Fabrikwaren, [...]. Herr [[Georg Paul Heberlein]] handelt mit eben dergleichen Waaren [...]. Herr [[Friedrich Wilhelm Baumgarten]] treibt dergleichen Geschäfte [...]. Herr [[Gottfried Zapf]] bezieht die Messen zu Leipzig nnd Braunschweig, und handelt mit allen Gattungen hiesiger und nürnberger Waaren; effectuiret auch viele Commissionen aus der Türkei, Polen Curland, Rußland und in die entlegendsten Gegenden von Europa. Die beträchtlichsten Geschäfte macht diese Handlung in Spiegeln [...]. Herr [[Johann Joachim Fink]] treibt dieselbe Handlung wie obige, und macht von den genannten Waaren ansehnliche Versendungen nach Frankreich, Italien, Spanien und Portugall. [...]. Herr [[Johann Lorenz Gerber]] macht seine mehresten Geschäfte in hiesigen und nürnberger Waaren nach Breslau, woselbst er ein eigenes Haus und eine Niederlage besitzt. [...]. Herr [[George Lorenz]] bezog ehemahls mit hiesigen nürnberger und englischen Waaren die Märkte zu Gräz und Wien. [...]. Herr [[Friedrich Lohbauer]] handelt ebenfalls mit hiesigen Manufactur- und Fabrikwaaren [...]. Die Herren Bechert und Sommer führen ebenfalls hiesige Fabrikwaaren und bereisen damit die Messen in Basel und Zürzach in der Schweiz. Herr [[Friedrich Adam Billing]] macht viel Geschäfte in hiesigen Blättertobak, und führet darneben alle Gattungen von Stahl, Messing und Blechen, so wie auch Bettfedern. Außerdem hält er auch ein sehr vollständiges Lager von allen Sorten Franken- Rhein- und von den mehresten fremden Weinen. Herr [[Georg Nicolaus Leybold]] handelt mit hiesigen Fabrikwaaren [...]. Herr [[Peter Conrad Zwinger]] besitzt eine Siegellackfabrik und bezieht mit dieser Waare die Messen zu Frankfurt am Mayn. Unter den vielen Weinhändlern, welche in Fürth angetroffen werden, sind Herr [[Gottfried Stiegler]] und Herr [[Gottfried Berthold]], insbesondere wegen der alten Weine, welche sie führen, zu bemerken. Was den Ausschnitthandel betrifft, so ist, aus der oben schon angezeigten Ursache, fast kein einziger Kaufmann hier zu finden, welcher in diesem Stücke große Geschäfte machte. Desto wichtiger aber ist der hiesige Juwelen- und Wechselhandel. Er wird zwar ebenfalls hauptsächlich nur von der Judenschaft betrieben; aber in solchem Umfange, daß er sich fast über alle Länder verbreitet, und Fürth in dieser Hinsicht manche berühmte Handelsstadt weit hinter sich läßt. Die ansehnlichsten Juwelenhandlungen besitzen die Herren Gebrüder Henlein, Herr [[Wolf Neuburger]], und Herr [[Michael Levi Bamberger]]. Die vorzüglichsten Wechselgeschäfte treiben folgende: Herr [[Joseph Isaac Wertheimer]], [[Emanuel Isaac Wertheimer]], [[Samuel Neckars Ulmer]], [[Samson Hirsch Gostorffer]], [[Moses Meyer Nathan]] usw. | ||
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:''Bei dem Wechselhandel richtet man sich hier ganz nach dem nürnberger Wechselcours und Manieren. [...].<ref>Johann Christian Herrmann: ''"Allgemeiner Contorist welcher von allen und jeden Gegenständen der Handlung aller in und außer Europa belegenen Handelsplätze die neuesten und zuverlässigsten Nachrichten ertheilet [...]. Zweiter Theil von C bis Königsberg."'', Leipzig 1789, S. 341 ff - [https://books.google.de/books?id=_Z1aAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online-Digitalisat]</ref> | |||
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