Schießhauskirchweih: Unterschied zwischen den Versionen

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:''Es handelt sich bei dieser '''Schießhauskirchweih''' also nicht um das erste Vogelschießen der Schützengesellschaft, sondern um das erste Volksfest, das in Verbindung mit der Schützenveranstaltung zustandekam. Zeitgenossen berichten uns als Augenzeugen davon, wie am [[Wikipedia:Johannistag|Gedächtnistag Johannes des Täufers]] (24. Juni 1776) auf dem [[Schießanger]] ein prächtiges Vogelschießen stattfand. Schützenkönig wurde der Kauf- und Handelsmann [[Gottfried Zapf]]. Der Schützenmeister Michael Gottfried Eckart hatte diesmal Fürther Händler und Handwerker eingeladen, auf dem Schießanger ihre Waren feilzuhalten. Wirklich erschienen denn auch Krämer, Marketender, Schuster, "Schälleinskrämer" (die Geschirr verkauften), Zinngießer, Riemer usw. Sie stellten ihre Waren unter den Linden des Schießplatzes auf und bald entfaltete sich ein Leben, wie man es bisher noch nie bei einem Vogelschießen gesehen hatte. Zwölf Erlanger Musikanten vergnügten das Volk mit ihrer "Türkischen Musik". Man saß in Zelten und tat sich gütlich bei Bier, Wein und Kaffee. Die Jugend wurde mit besonderen Lustbarkeiten bedacht: Die Knaben durften "eine Gans ausspringen" und "einen Hahn erlaufen", einige Buben und Mädchen stellten Platzknechte und -mägde vor und ein "natürlicher Mohr" (aus Fürth) lief umher. Den "armen alten Weibern" gab man einen neuen Pelz zum besten; diejenige Frau, die ihn als erste "erlaufen" konnte, trug ihn als Siegespreis heim. So war mit allen erdenklichen Mitteln für Unterhaltung gesorgt.<ref>Chronik der Kgl. priv. Schützengesellschaft Fürth [http://www.kpsg-fuerth.de/g1.htm online]</ref><ref>''Aus den Jugendtagen der Schießhauskirchweih''. In: Alt Fürth. Fürther Heimatblätter, 1937/4, S. 42 - 45</ref>
:''Es handelt sich bei dieser '''Schießhauskirchweih''' also nicht um das erste Vogelschießen der Schützengesellschaft, sondern um das erste Volksfest, das in Verbindung mit der Schützenveranstaltung zustandekam. Zeitgenossen berichten uns als Augenzeugen davon, wie am [[Wikipedia:Johannistag|Gedächtnistag Johannes des Täufers]] (24. Juni 1776) auf dem [[Schießanger]] ein prächtiges Vogelschießen stattfand. Schützenkönig wurde der Kauf- und Handelsmann [[Gottfried Zapf]]. Der Schützenmeister Michael Gottfried Eckart hatte diesmal Fürther Händler und Handwerker eingeladen, auf dem Schießanger ihre Waren feilzuhalten. Wirklich erschienen denn auch Krämer, Marketender, Schuster, "Schälleinskrämer" (die Geschirr verkauften), Zinngießer, Riemer usw. Sie stellten ihre Waren unter den Linden des Schießplatzes auf und bald entfaltete sich ein Leben, wie man es bisher noch nie bei einem Vogelschießen gesehen hatte. Zwölf Erlanger Musikanten vergnügten das Volk mit ihrer "Türkischen Musik". Man saß in Zelten und tat sich gütlich bei Bier, Wein und Kaffee. Die Jugend wurde mit besonderen Lustbarkeiten bedacht: Die Knaben durften "eine Gans ausspringen" und "einen Hahn erlaufen", einige Buben und Mädchen stellten Platzknechte und -mägde vor und ein "natürlicher Mohr" (aus Fürth) lief umher. Den "armen alten Weibern" gab man einen neuen Pelz zum besten; diejenige Frau, die ihn als erste "erlaufen" konnte, trug ihn als Siegespreis heim. So war mit allen erdenklichen Mitteln für Unterhaltung gesorgt.<ref>Chronik der Kgl. priv. Schützengesellschaft Fürth [http://www.kpsg-fuerth.de/g1.htm online]</ref><ref>''Aus den Jugendtagen der Schießhauskirchweih''. In: Alt Fürth. Fürther Heimatblätter, 1937/4, S. 42 - 45</ref>


Die Schießhauskirchweih kam bei der Bevölkerung gut an und wurde rasch eine feste Tradition. Ebenso wusste die Gemeinde die Kirchweih zu schätzen, denn man erlebte ja wie durch dieses Fest viele Bewohner der umliegenden Dörfer herbeigelockt wurden und einiges an Geld in der Stadt hängen blieb.<ref>''Aus der Kulturgescghichte der Priv. Schützengesellschaft Fürth.'' In: Fürther Heimatblätter, 1960/5, S. 81 - 108</ref> Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Karusselle zum Einsatz wie eine Werbeanzeige von 1844 beweist. Offiziell wurde die Kirchweih bis mindestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts ''Johanniskirchweih'' genannt.<ref>Paul Rieß: ''Stadtchronik 1915'. S. 104 (Rückseite)</ref>  
Die Schießhauskirchweih kam bei der Bevölkerung gut an und wurde rasch eine feste Tradition. Ebenso wusste die Gemeinde die Kirchweih zu schätzen, denn man erlebte ja wie durch dieses Fest viele Bewohner der umliegenden Dörfer herbeigelockt wurden und einiges an Geld in der Stadt hängen blieb.<ref>''Aus der Kulturgeschichte der Priv. Schützengesellschaft Fürth.'' In: Fürther Heimatblätter, 1960/5, S. 81 - 108</ref> Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Karusselle zum Einsatz wie eine Werbeanzeige von 1844 beweist. Offiziell wurde die Kirchweih bis mindestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts ''Johanniskirchweih'' genannt.<ref>Paul Rieß: ''Stadtchronik 1915'. S. 104 (Rückseite)</ref>  


[[1914]] schrieb die [[Nordbayerische Zeitung (Fürther Volkszeitung)|Nordbayerische Zeitung]] in der Rückschau am 22. Juni über die Schießhauskirchweih: ''Diese war wieder sehr gut besucht und die Budenbesitzer, wie auch die Wirte dürften sehr gute Geschäfte gemacht haben.'' Die Kirchweih war also auch nach knapp 140 Jahren ihres Bestehens nach wie vor sehr beliebt, auch wenn eine "normale" Kirchweih nur einen Tag oder ein Wochenende dauerte.
[[1914]] schrieb die [[Nordbayerische Zeitung (Fürther Volkszeitung)|Nordbayerische Zeitung]] in der Rückschau am 22. Juni über die Schießhauskirchweih: ''Diese war wieder sehr gut besucht und die Budenbesitzer, wie auch die Wirte dürften sehr gute Geschäfte gemacht haben.'' Die Kirchweih war also auch nach knapp 140 Jahren ihres Bestehens nach wie vor sehr beliebt, auch wenn eine "normale" Kirchweih nur einen Tag oder ein Wochenende dauerte.
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Zu Jubiläen der Schießhauskirchweih wie der 100-Jahrfeier [[1876]], des 125-jährigen Jubiläums [[1901]] oder des 150-jährigen Jubiläums [[1926]] wurde das Fest stets prächtiger und länger abgehalten (mit bis zu zehn Tagen Standzeit der Buden).<ref>Das Bayerland, 37. Jahrgang, Juniheft 1926, S. 350</ref>
Zu Jubiläen der Schießhauskirchweih wie der 100-Jahrfeier [[1876]], des 125-jährigen Jubiläums [[1901]] oder des 150-jährigen Jubiläums [[1926]] wurde das Fest stets prächtiger und länger abgehalten (mit bis zu zehn Tagen Standzeit der Buden).<ref>Das Bayerland, 37. Jahrgang, Juniheft 1926, S. 350</ref>


Im Jahr [[1960]] fiel die Schießhauskirchweih zum ersten Mal aus, abgesehen von den Unterbrechungen von 1915 bis 1922 und von 1940 bis einschließlich 1953, welche der [[Erster Weltkrieg|Erste]] und [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] mit sich gebracht hatten. 1961 konnte nochmals eine "kleine" Johanniskirchweih stattfinden, da ein Schützenbruder gleichzeitig Schausteller war und mehrere Kollegen zum Kommen motivieren konnte. Lt. einem Schreiben der Stadt Fürth hatten die Schausteller zuvor die Beschickung der Kirchweih abgelehnt, die Gründe hierfür sind nicht bekannt.<ref>Die königlich privilegiert Schützengesellschaft 1900 - 2000, S. 415</ref> In der Folgezeit schlief die Veranstaltung jedoch endgültig ein und der Festplatz hinter dem Schießhaus wurde von der neu erbauten [[Nordspange]] (heute Kapellenstraße) durchzogen. Stattdessen fand ab [[1967]] ein vom Fränkischen Schaustellerverein Fürth, welcher vorher schon die Schießhauskirchweih organisiert hatte, initiiertes [[Frühlingsfest]] auf dem Gelände des [[Hans-Lohnert-Sportplatz]]es statt.<ref name="Fürth von A bis Z">[[Adolf Schwammberger]]: "[[Fürth von A bis Z (Buch)| Fürth von A bis Z]]", Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S.132 u. 316</ref>
Im Jahr [[1960]] fiel die Schießhauskirchweih zum ersten Mal aus, abgesehen von den Unterbrechungen von 1915 bis 1922 und von 1940 bis einschließlich 1953, welche der [[Erster Weltkrieg|Erste]] und [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] mit sich gebracht hatten. 1961 konnte nochmals eine "kleine" Johanniskirchweih stattfinden, da ein Schützenbruder gleichzeitig Schausteller war und mehrere Kollegen zum Kommen motivieren konnte. Lt. einem Schreiben der Stadt Fürth hatten die Schausteller zuvor die Beschickung der Kirchweih abgelehnt, die Gründe hierfür sind nicht bekannt.<ref>Die königlich privilegierte Schützengesellschaft 1900 - 2000, S. 415</ref> In der Folgezeit schlief die Veranstaltung jedoch endgültig ein und der Festplatz hinter dem Schießhaus wurde von der neu erbauten [[Nordspange]] (heute Kapellenstraße) durchzogen. Stattdessen fand ab [[1967]] ein vom Fränkischen Schaustellerverein Fürth, welcher vorher schon die Schießhauskirchweih organisiert hatte, initiiertes [[Frühlingsfest]] auf dem Gelände des [[Hans-Lohnert-Sportplatz]]es statt.<ref name="Fürth von A bis Z">[[Adolf Schwammberger]]: "[[Fürth von A bis Z (Buch)| Fürth von A bis Z]]", Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S.132 u. 316</ref>


==Literatur==
==Literatur==
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