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== Schulwesen nach dem 2. Weltkrieg == | == Schulwesen nach dem 2. Weltkrieg == | ||
Vor dem [[2. Weltkrieg]] hatte die Stadt Fürth unter kommunaler Leitung mehrere Schulgruppen. So war die Volksschule in insgesamt 14 Gebäuden und einer Schulbaracke untergebracht. Für die Berufsschulen, deren Anzahl zwei auf dem Stadtgebiet war, gab es ebenfalls jeweils zwei Gebäude und Schulwerkstätten. Zusätzlich | Vor dem [[2. Weltkrieg]] hatte die Stadt Fürth unter kommunaler Leitung mehrere Schulgruppen. So war die Volksschule in insgesamt 14 Gebäuden und einer Schulbaracke untergebracht. Für die Berufsschulen, deren Anzahl zwei auf dem Stadtgebiet war, gab es ebenfalls jeweils zwei Gebäude und Schulwerkstätten. Zusätzlich existierte vor dem Krieg noch eine Mädchenoberschule mit Handelsschule mit Erwachsenenkursen in einem eigenen Gebäude. Außerdem befand sich in einem eigenen Gebäude die staatliche Oberrealschule für Jungen und das humanistische Gymnasium. Neben den Schulgebäuden existierten für den Schulbetrieb auch zehn Schulturnhallen sowie zwei Sportplätze. | ||
Die meisten Gebäude überstanden den [[2. Weltkrieg]] unbeschadet, lediglich einzelne Schulgebäude wurden leicht- bis mittelschwer durch die Alliierten Angriffe auf die Stadt beschädigt. Lediglich die Schulbaracke wurde durch Beschuß und Brand teilweise zerstört. Die größten Schäden entstanden an zwei Turnhallen. Die Turnhallen des humanistischen Gymnasiums und an der [[Pegnitzstraße]] wurden durch [[Luftangriff|Fliegerangriffe]] vollständig zerstört. | Die meisten Gebäude überstanden den [[2. Weltkrieg]] unbeschadet, lediglich einzelne Schulgebäude wurden leicht- bis mittelschwer durch die Alliierten Angriffe auf die Stadt beschädigt. Lediglich die Schulbaracke wurde durch Beschuß und Brand teilweise zerstört. Die größten Schäden entstanden an zwei Turnhallen. Die Turnhallen des humanistischen Gymnasiums und an der [[Pegnitzstraße]] wurden durch [[Luftangriff|Fliegerangriffe]] vollständig zerstört. | ||
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Insbesondere das Schulinventar, das man zwar gegen Ende des 2. Weltkrieges bereits versucht hatte zu sichern und zu verlagern, war inzwischen größtenteils zerstört, verheizt oder Opfer von Plünderungen geworden. Aus den Zeitzeugenberichten und Nachkriegsdokumentationen geht hervor, dass insbesondere die Zivilbevölkerung in den letzten Kriegswochen sich zunehmend aus den Schulgebäuden "bedienten". So wurde im Rahmen der Plünderungen alles aus den Gebäuden entfernt, was nicht "festgeschraubt" war. So verschwanden als erste alle beweglichen Gegenstände wie Stühle und Tische, aber Tafeln und Schränke. In einer späteren Phase wurden dann auch Beleuchtungskörper, Schalter und Steckkontakte, Waschbecken, Wasserhähne, Türen und Fenster, Linoleumbeläge, Öfen sowie vereinzelt auch die Bretter der Holzfußböden aus den Schulen entwendet. Ein einem Fall beobachtete die noch verbliebene Stadtverwaltung, dass aus einer Schule sog. "Fremdarbeiter" das noch verbliebene Schulinventar einer Schule Lastwagenweise nach Nürnberg auf das Märzfeld transportierten, um es "angeblich in ihre Heimat zu verbringen". Nur mit viel Verhandlungsgeschick gelang es einigen städtischen Mitarbeitern wenigstens noch knapp 120 Schulbänke wieder nach Fürth zurück zu holen, der Rest gilt als verschollen. Neben dem Verlust der Schuleinrichtung hatte das Schulwesen auch noch darunter zu leiden, dass die meisten Schulunterlagen wie Schüler- und Lehrerakten sowie fast alle Lehr- und Lernmittel ebenfalls nicht mehr vorhanden waren.<ref>Fürth - Wiederaufbau eines Gemeinwesens, 1946 - 1955, Hsg. Stadt Fürth, Eigenverlag, Fürth, 1956, S. 65 ff.</ref> | Insbesondere das Schulinventar, das man zwar gegen Ende des 2. Weltkrieges bereits versucht hatte zu sichern und zu verlagern, war inzwischen größtenteils zerstört, verheizt oder Opfer von Plünderungen geworden. Aus den Zeitzeugenberichten und Nachkriegsdokumentationen geht hervor, dass insbesondere die Zivilbevölkerung in den letzten Kriegswochen sich zunehmend aus den Schulgebäuden "bedienten". So wurde im Rahmen der Plünderungen alles aus den Gebäuden entfernt, was nicht "festgeschraubt" war. So verschwanden als erste alle beweglichen Gegenstände wie Stühle und Tische, aber Tafeln und Schränke. In einer späteren Phase wurden dann auch Beleuchtungskörper, Schalter und Steckkontakte, Waschbecken, Wasserhähne, Türen und Fenster, Linoleumbeläge, Öfen sowie vereinzelt auch die Bretter der Holzfußböden aus den Schulen entwendet. Ein einem Fall beobachtete die noch verbliebene Stadtverwaltung, dass aus einer Schule sog. "Fremdarbeiter" das noch verbliebene Schulinventar einer Schule Lastwagenweise nach Nürnberg auf das Märzfeld transportierten, um es "angeblich in ihre Heimat zu verbringen". Nur mit viel Verhandlungsgeschick gelang es einigen städtischen Mitarbeitern wenigstens noch knapp 120 Schulbänke wieder nach Fürth zurück zu holen, der Rest gilt als verschollen. Neben dem Verlust der Schuleinrichtung hatte das Schulwesen auch noch darunter zu leiden, dass die meisten Schulunterlagen wie Schüler- und Lehrerakten sowie fast alle Lehr- und Lernmittel ebenfalls nicht mehr vorhanden waren.<ref>Fürth - Wiederaufbau eines Gemeinwesens, 1946 - 1955, Hsg. Stadt Fürth, Eigenverlag, Fürth, 1956, S. 65 ff.</ref> | ||
Die amerikanische Militärregierung, die inzwischen das Rathaus und die meisten seiner Büros für ihre eigenen Zwecke beschlagnahmt hatten, setzten bereits ab dem 2. Mai 1945 einen kommissarischen Schulrat ein, um das Schulwesen in der Stadt wieder zu reorganisieren. Das Schulamt hatte zunächst keine eigenen Räumlichkeiten, sondern wickelte seine Amtsgeschäfte über einige Wochen im Gang des 2. Stockwerkes im Rathaus ab. Erst ab Juni [[1945]] konnten drei kleinere Räume im Erdgeschoss des städtischen Wohnamtes an der Schwabacher Straße für das Schulwesen gewonnen werden. Im Oktober 1948 erhielt das Schulamt erstmals, nach eigenen Aussagen, eine einigermaßen ausreichende Bleibe in den ehemaligen Archivräumen in der [[Julienstraße|Julienstraße 5]], die von dem | Die amerikanische Militärregierung, die inzwischen das Rathaus und die meisten seiner Büros für ihre eigenen Zwecke beschlagnahmt hatten, setzten bereits ab dem [[2. Mai]] [[1945]] einen kommissarischen Schulrat ein, um das Schulwesen in der Stadt wieder zu reorganisieren. Das Schulamt hatte zunächst keine eigenen Räumlichkeiten, sondern wickelte seine Amtsgeschäfte über einige Wochen im Gang des 2. Stockwerkes im Rathaus ab. Erst ab Juni [[1945]] konnten drei kleinere Räume im Erdgeschoss des städtischen Wohnamtes an der [[Schwabacher Straße]] für das Schulwesen gewonnen werden. Im Oktober 1948 erhielt das Schulamt erstmals, nach eigenen Aussagen, eine einigermaßen ausreichende Bleibe in den ehemaligen Archivräumen in der [[Julienstraße|Julienstraße 5]], die von dem [[Stadtarchiv Fürth|städtischen Archiv]] zuvor freigeräumt wurden. Bereits zwei Jahre später, im Oktober [[1950]], zog die Schulverwaltung erneut um, dieses Mal in das Anwesen [[Königstraße 76]], in der zuvor eine Postamtszweigstelle sich befand. | ||
Zwei weitere Probleme stellten sich nach dem [[2. Weltkrieg]] ein, die das Reorganisieren des Schulwesen massiv erschwerten. Erstens, die meisten noch verbliebenen oder von der Front zukommenden Lehrkräfte mussten sich zunächst einem sog. [[Spruchkammer|Entnazifizierungsprozess]] unterwerfen, in dem ihr Status als Mitglied in einer NS-Organisation geklärt werden musste. Dieser Prozess dauerte unter Umständen sehr lange bzw. zog sich bis zur abschließenden Klärung zum Teil bis Anfang 1950 hin, so dass zunächst nur wenige unbelastete Lehrkräfte zur Verfügung standen. Das Schulamt versuchte diesen Mangel dadurch zu kompensieren, in dem sie vor allem pensionierte Lehrkräfte wieder in den Schuldienst zurückholten, bzw. weibliche Lehrkräfte bevorzugt einstellten da diese nur bedingt unter die gesetzlichen Regelungen der Entnazifizierung fielen. Zusätzlich wurden sog. Hilfslehrkräfte eingesetzt, die entweder über eine adäquate Vorbildung oder zumindest über eine ähnliche Vorbildung verfügten. Das zweite Problem, dass sich unmittelbar nach Kriegsende einsetzte war, der ungebrochene Zustrom von Flüchtlingen nach Fürth bzw. der erhebliche Wachstum der Fürther Bevölkerung. Während z. B. noch 1938 7765 Schüler an den Volksschulen in Fürth eingeschrieben waren, befanden sich bereits im September 1946 10258 eingeschriebene Schüler an den Volksschulen, also über 30% mehr Schulteilnehmer, als noch vor dem Krieg. Damit war aber noch nicht das "Ende der Fahnenstange" erreicht. Bereits 1948 verzeichnete das Schulamt 11402 eingetragene Schüler, alleine nur in den Volksschulen - was fast eine Verdoppelung der Schülerzahlen zu den Vorkriegsjahren darstellte - bei gleichzeitig massiv sinkendem Anteil von Lehrkräften und Infrastruktur. | Zwei weitere Probleme stellten sich nach dem [[2. Weltkrieg]] ein, die das Reorganisieren des Schulwesen massiv erschwerten. Erstens, die meisten noch verbliebenen oder von der Front zukommenden Lehrkräfte mussten sich zunächst einem sog. [[Spruchkammer|Entnazifizierungsprozess]] unterwerfen, in dem ihr Status als Mitglied in einer NS-Organisation geklärt werden musste. Dieser Prozess dauerte unter Umständen sehr lange bzw. zog sich bis zur abschließenden Klärung zum Teil bis Anfang 1950 hin, so dass zunächst nur wenige unbelastete Lehrkräfte zur Verfügung standen. Das Schulamt versuchte diesen Mangel dadurch zu kompensieren, in dem sie vor allem pensionierte Lehrkräfte wieder in den Schuldienst zurückholten, bzw. weibliche Lehrkräfte bevorzugt einstellten da diese nur bedingt unter die gesetzlichen Regelungen der Entnazifizierung fielen. Zusätzlich wurden sog. Hilfslehrkräfte eingesetzt, die entweder über eine adäquate Vorbildung oder zumindest über eine ähnliche Vorbildung verfügten. Das zweite Problem, dass sich unmittelbar nach Kriegsende einsetzte war, der ungebrochene Zustrom von Flüchtlingen nach Fürth bzw. der erhebliche Wachstum der Fürther Bevölkerung. Während z. B. noch 1938 7765 Schüler an den Volksschulen in Fürth eingeschrieben waren, befanden sich bereits im September 1946 10258 eingeschriebene Schüler an den Volksschulen, also über 30% mehr Schulteilnehmer, als noch vor dem Krieg. Damit war aber noch nicht das "Ende der Fahnenstange" erreicht. Bereits 1948 verzeichnete das Schulamt 11402 eingetragene Schüler, alleine nur in den Volksschulen - was fast eine Verdoppelung der Schülerzahlen zu den Vorkriegsjahren darstellte - bei gleichzeitig massiv sinkendem Anteil von Lehrkräften und Infrastruktur. |