Karl Schlumprecht: Unterschied zwischen den Versionen

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Schlumprecht besuchte zunächst von [[1907]] bis [[1915]] die Volksschule und anschließend das [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]] in Fürth. Von [[1915]] bis [[1920]] war er Angehöriger des bayerischen Kadettenkorps, zuvor war er bereits mit dem Freikorps Epp, dem er von März bis Juli [[1919]] angehörte, an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Im Frühjahr 1920 kämpfte er als Mitglied der Bayerischen Schützenbrigade im Ruhraufstand.  
Schlumprecht besuchte zunächst von [[1907]] bis [[1915]] die Volksschule und anschließend das [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]] in Fürth. Von [[1915]] bis [[1920]] war er Angehöriger des bayerischen Kadettenkorps, zuvor war er bereits mit dem Freikorps Epp, dem er von März bis Juli [[1919]] angehörte, an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Im Frühjahr 1920 kämpfte er als Mitglied der Bayerischen Schützenbrigade im Ruhraufstand.  


Nach dem bestandenen Abitur im Juli [[1920]] am Wittelsbacher-Gymnasium München begann er an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München Rechtswissenschaft zu studieren, im selben Jahr wurde er im Corps Arminia München aktiv. Als Inaktives Corps-Mitglied wechselte er von München an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und anschließend an die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen. [[1920]] arbeitete Schlumprecht als Werkstudent bei einer Dortmunder Brauerei, eher er in den Jahren [[1921]] bis [[1923]] als Werkstudent in Holland und in den USA arbeitete.  
Nach dem bestandenen Abitur im Juli [[1920]] am Wittelsbacher-Gymnasium München begann er an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München Rechtswissenschaft zu studieren, im selben Jahr wurde er im Corps Arminia München aktiv. Als inaktives Corps-Mitglied wechselte er von München an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und anschließend an die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen. [[1920]] arbeitete Schlumprecht als Werkstudent bei einer Dortmunder Brauerei, eher er in den Jahren [[1921]] bis [[1923]] als Werkstudent in Holland und in den USA arbeitete.  


Von [[1925]] bis [[1928]] arbeitete er nach dem Ersten Staatsexamen als Rechtspraktikant in den bayerischen Städten Nürnberg und München. An der FAU Erlangen promovierte er schließlich [[1929]] zum Dr. der Rechte (Dr. jur) mit folgendem Dissertationsthema: ''Der Begriff der Gefahr und seine Verwertbarkeit für die Gefährdungshaftung''.  
Von [[1925]] bis [[1928]] arbeitete er nach dem Ersten Staatsexamen als Rechtspraktikant in den bayerischen Städten Nürnberg und München. An der FAU Erlangen promovierte er schließlich [[1929]] zum Dr. der Rechte (Dr. jur) mit folgendem Dissertationsthema: ''Der Begriff der Gefahr und seine Verwertbarkeit für die Gefährdungshaftung''.  


Nach seinem Zweiten Staatsexamen im November [[1928]] wurde er Assessor an verschiedenen bayerischen Gerichten. Von Oktober [[1929]] bis April [[1932]] war er Staatsanwalt im niederbayerischen Deggendorf tätig, gefolgt von einer Beschäftigung am Amtsgericht Augsburg bis März [[1933]] Amtsgerichtsrat.<ref>Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975, S. 952</ref> In Deggendorf lernte er seine spätere Ehefrau Elfriede Högn (geb. 14. August 1906; gest. 9. Mai 1977) kennen, die Tochter des Lehrers, Heimatforschers und Komponisten August Högn. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.
Nach seinem Zweiten Staatsexamen im November [[1928]] wurde er Assessor an verschiedenen bayerischen Gerichten. Von Oktober [[1929]] bis April [[1932]] war er als Staatsanwalt im niederbayerischen Deggendorf tätig, gefolgt von einer Beschäftigung am Amtsgericht Augsburg bis März [[1933]] als Amtsgerichtsrat.<ref>Werner Präg, Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975, S. 952</ref> In Deggendorf lernte er seine spätere Ehefrau Elfriede Högn (geb. 14. August 1906; gest. 9. Mai 1977) kennen, die Tochter des Lehrers, Heimatforschers und Komponisten August Högn. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.


== Aktivitäten während der NS-Zeit ==
== Aktivitäten während der NS-Zeit ==
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Von [[1934]] bis [[1936]] war er zudem Gauamtsleiter für Kommunalpolitik im Gau Bayrische Ostmark.<ref>Joachim Lilla: Schlumprecht, Karl, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945</ref> Unüberbrückbare Konflikte mit dem Gauleiter Fritz Wächtler - der als Alkoholiker zu unbeherrschten Wutausbrüchen und Bloßstellung seiner Untergebenen bekannt war - führten schließlich dazu, dass Schlumprecht im April [[1937]] sein Amt als Oberbürgermeister aufgeben musste. Sein Nachfolger wurde [[Fritz Kempfler]], der zuvor bereits in Fürth den [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] vertrat. Schlumprecht setzte sich als kurzfristig ernannter Ministerialdirektor im bayrischen Staatsdienst nach München ab, wo er anschließend die Abteilung Energieversorgung im Finanzministerium und die Abteilung Handel, Industrie und Gewerbe im Wirtschaftsministerium leitete. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht ins Sudetenland leitete er kurzzeitig die Wirtschaftsabteilung beim Chef der Zivilverwaltung in Karlsbad.
Von [[1934]] bis [[1936]] war er zudem Gauamtsleiter für Kommunalpolitik im Gau Bayrische Ostmark.<ref>Joachim Lilla: Schlumprecht, Karl, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945</ref> Unüberbrückbare Konflikte mit dem Gauleiter Fritz Wächtler - der als Alkoholiker zu unbeherrschten Wutausbrüchen und Bloßstellung seiner Untergebenen bekannt war - führten schließlich dazu, dass Schlumprecht im April [[1937]] sein Amt als Oberbürgermeister aufgeben musste. Sein Nachfolger wurde [[Fritz Kempfler]], der zuvor bereits in Fürth den [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] vertrat. Schlumprecht setzte sich als kurzfristig ernannter Ministerialdirektor im bayrischen Staatsdienst nach München ab, wo er anschließend die Abteilung Energieversorgung im Finanzministerium und die Abteilung Handel, Industrie und Gewerbe im Wirtschaftsministerium leitete. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht ins Sudetenland leitete er kurzzeitig die Wirtschaftsabteilung beim Chef der Zivilverwaltung in Karlsbad.


Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war Schlumprecht von Oktober bis Dezember [[1939]] Leiter des Amtes für Wirtschaft im Generalgouvernement Polen. Danach war er bis Anfang Oktober [[1940]] Abteilungsleiter im bayerischen Finanzministerium und in dieser Funktion auch stellvertretender Finanzminister. Ab Juli [[1941]] war er bei der Militärverwaltung in Belgien und Nordfrankreich in Brüssel.  
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war Schlumprecht von Oktober bis Dezember [[1939]] Leiter des Amtes für Wirtschaft im Generalgouvernement Polen. Danach war er bis Anfang Oktober [[1940]] Abteilungsleiter im bayerischen Finanzministerium und in dieser Funktion auch stellvertretender Finanzminister. Ab Juli [[1941]] war er bei der Militärverwaltung für Belgien und Nordfrankreich in Brüssel.


Vom [[16. Juli]] [[1943]] bis [[21. April]] [[1944]] übernahm Schlumprecht in ständiger Vertretung des Gauleiters von Oberbayern, Paul Giesler, das bayerische Wirtschaftsministerium. Während dieser Zeit wird Schlumprecht am [[22. März]] [[1944]] zum SS-Brigadeführer ernannt. Ab März [[1944]] nahm er die Geschäfte des Staatssekretärs im bayerischen Innenministerium wahr und war zudem Stellvertreter des Gauleiters.
Vom [[16. Juli]] [[1943]] bis [[21. April]] [[1944]] übernahm Schlumprecht in ständiger Vertretung des Gauleiters von Oberbayern, Paul Giesler, das bayerische Wirtschaftsministerium. Während dieser Zeit wird Schlumprecht am [[22. März]] [[1944]] zum SS-Brigadeführer ernannt. Ab März [[1944]] nahm er die Geschäfte des Staatssekretärs im bayerischen Innenministerium wahr und war zudem Stellvertreter des Gauleiters.
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Schlumprecht kam nach dem [[2. Weltkrieg]] in Kriegsgefangenschaft und war vom [[8. Mai]] [[1945]] bis [[9. Juni]] [[1948]] in alliierter Internierung. Anfang [[1948]] wurde er nach zunächst nach Belgien überstellt. Am [[13. August]] [[1948]] wurde Schlumprecht nach einem Spruchkammerverfahren in München als „Minderbelasteter“ (Stufe III) eingestuft und "entnazifiziert". Nur kurze Zeit später wird am [[12. November]] [[1948]] das Urteil durch den bayerischen Kassationshof aufgehoben und Schlumprecht am [[20. Dezember]] [[1948]] als „Mitläufer“ (Stufe IV) eingestuft und zu 500 DM Geldstrafe verurteilt, was juristisch eine Verringerung der Schuld darstellte.  
Schlumprecht kam nach dem [[2. Weltkrieg]] in Kriegsgefangenschaft und war vom [[8. Mai]] [[1945]] bis [[9. Juni]] [[1948]] in alliierter Internierung. Anfang [[1948]] wurde er nach zunächst nach Belgien überstellt. Am [[13. August]] [[1948]] wurde Schlumprecht nach einem Spruchkammerverfahren in München als „Minderbelasteter“ (Stufe III) eingestuft und "entnazifiziert". Nur kurze Zeit später wird am [[12. November]] [[1948]] das Urteil durch den bayerischen Kassationshof aufgehoben und Schlumprecht am [[20. Dezember]] [[1948]] als „Mitläufer“ (Stufe IV) eingestuft und zu 500 DM Geldstrafe verurteilt, was juristisch eine Verringerung der Schuld darstellte.  


Schlumprecht siedelt anschließend in München an und es gelang ihm wieder in den Staatsdienst zu kommen. Er arbeitete nach dem Krieg für den Bayerischen Gemeindetag. Am [[1. März]] [[1956]] wurde ihm aufgrund seiner NS-Funktionärstätigkeit die Amtsbezeichnung Ministerialdirektor durch die bayerische Staatsregierung aberkannt.
Schlumprecht siedelte sich anschließend in München an und es gelang ihm wieder in den Staatsdienst zu kommen. Er arbeitete nach dem Krieg für den Bayerischen Gemeindetag. Am [[1. März]] [[1956]] wurde ihm aufgrund seiner NS-Funktionärstätigkeit die Amtsbezeichnung Ministerialdirektor durch die bayerische Staatsregierung aberkannt.


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975
* Werner Präg, Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975
* Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns. Unveränderte Neuauflage. Dietz, Bonn u. a. 1982
* Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns. Unveränderte Neuauflage. Dietz, Bonn u. a. 1982
* Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 4. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2008
* Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 4. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2008
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