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[[Datei:Kreuzbauern stellen Kirchweihbaum vor Krone auf.jpg|250px|thumb|right|Kreuzbauern stellen Kirchweihbaum vor Gasthof Krone auf]] | [[Datei:Kreuzbauern stellen Kirchweihbaum vor Krone auf.jpg|250px|thumb|right|Kreuzbauern stellen Kirchweihbaum vor Gasthof Krone auf]] | ||
Der Poppenreuther '''Vergnügungsverein Kreuzbauern''' entstand [[1888]]. Ihm schlossen sich hauptsächlich die Bauern und Grundbesitzer aus [[Poppenreuth]] an. Mittels der [[Wikipedia:Kugelung|Ballotage]] wurde die Aufnahme in den Vergnügungsverein organisiert und damit lange Zeit unerwünschte Mitglieder fern gehalten. | Der Poppenreuther '''Vergnügungsverein Kreuzbauern''' entstand [[1888]]. Dieser Vergnügungsverein dürfte aus dem 1874 gegründeten Verein „Friede und Einigkeit“ | ||
hervorgegangen sein. Doch soll es bald Zank und Streit gegeben haben, wohl auch wegen der sozialen Unterschiede zwischen Bauern einerseits, Knechten und Arbeitern andererseits. Friede und Einigkeit waren dahin, das Verlangen nach Geselligkeit blieb. so kam es [[1888]] zur Gründung des Kreuzbauern-Vereins. Ihm schlossen sich hauptsächlich die Bauern und Grundbesitzer aus [[Poppenreuth]] an. Mittels der [[Wikipedia:Kugelung|Ballotage]] wurde die Aufnahme in den Vergnügungsverein organisiert und damit lange Zeit unerwünschte Mitglieder fern gehalten.<br/> | |||
Da war es nur folgerichtig, dass [[1911]] mit dem [[Vergnügungsverein Edelweiß|Edelweiß]] ein weiterer Vergnügungsverein entstand, der für alle bei den Kreuzbauern nicht Aufgenommenen offenstand. Seit dieser Zeit gab es in Poppenreuth auch zwei Kirchweihbäume.<ref>Barbara Ohm: [[Poppenreuth - Geschichte eines Fürther Dorfes (Buch)|Poppenreuth - Geschichte eines Dorfes]], S. 132</ref> Das Stammlokal der Kreuzbauern war das [[Zum roten Roß (Poppenreuth)|Rote Roß]], später die [[Zur Krone|Krone]]. Darum wurde der "Kreuzbauern-Kirchweihbaum" vor dem [[Zum roten Roß (Poppenreuth)|Roten Roß]] bzw. vor der [[Zur Krone|Krone]] aufgestellt. | |||
==Geschichte der Kreuzbauern== | ==Geschichte der Kreuzbauern== | ||
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Im französischen Blatt heißen die Farben „Kreuz – Pik – Herz – Karo“. Höchster Trumpf ist die „Kreuz-Dame“. Es wäre möglich, dass beim Spielen deutsche und französische Bezeichnungen miteinander kombiniert wurden und für den höchsten Trumpf damals der Name „Kreuz-Bauer“ gebräuchlich war. Einiges spricht dafür, dass der Vereinsname „Kreuzbauern“ so zu erklären ist. Auf die Nähe zum Kartenspiel lässt der Zuname „Die Alten“ ausgerechnet beim jüngsten der Fürther Vereine (von 1881) schließen. | Im französischen Blatt heißen die Farben „Kreuz – Pik – Herz – Karo“. Höchster Trumpf ist die „Kreuz-Dame“. Es wäre möglich, dass beim Spielen deutsche und französische Bezeichnungen miteinander kombiniert wurden und für den höchsten Trumpf damals der Name „Kreuz-Bauer“ gebräuchlich war. Einiges spricht dafür, dass der Vereinsname „Kreuzbauern“ so zu erklären ist. Auf die Nähe zum Kartenspiel lässt der Zuname „Die Alten“ ausgerechnet beim jüngsten der Fürther Vereine (von 1881) schließen. | ||
Zum 25-jährigen Jubiläum von [[1913]] wurde ein „Vereinszeichen“ entworfen. Der kleine Wappenschild ist emailliert, nach den Fürther Stadtfarben in Weiß und Grün schräg geteilt und zeigt zwei über „Kreuz“ sich fassende Hände wohl von „Bauern“, dazu die Inschrift: „Kreuzbauern Fürth-Poppenreuth“. Damit hatte sich also die gutgemeinte aber vordergründige Deutung des Vereinsnamens durchgesetzt. | Zum 25-jährigen Jubiläum von [[1913]] wurde ein „Vereinszeichen“ entworfen. Der kleine Wappenschild ist emailliert, nach den Fürther Stadtfarben in Weiß und Grün schräg geteilt und zeigt zwei über „Kreuz“ sich fassende Hände wohl von „Bauern“, dazu die Inschrift: „Kreuzbauern Fürth-Poppenreuth“. Damit hatte sich also die gutgemeinte aber vordergründige Deutung des Vereinsnamens durchgesetzt. | ||
===Aktivitäten der Kreuzbauern=== | |||
Die ersten 25 Jahre ihres Bestehens waren die „Kreuzbauern“ ein reiner Geselligkeitsverein für ledige Bauernburschen. Mit der Heirat endete die Mitgliedschaft. Später blieben auch Verheiratete als zahlende Mitglieder beim Verein. Die regelmäßigen Versammlungen waren strikte Männersache. Aufgehoben war dies lediglich bei Ausflügen und Tanzveranstaltungen. Im Laufe des Jahres gab es: | |||
* zum Jahresbeginn die „Generalversammlung“ | |||
* jeden Monat die „Versammlung“ und in größeren Abständen den „Turnus“ zum Besuch einer Wirtschaft | |||
* im Frühjahr mehrere „''Kränzchen''“ mit Musik und Tanz, wie am Faschingsdienstag und am Ostermontag | |||
* im Sommer Ausflüge in benachbarte Dörfer, immer mit Einkehr oft bis in den späten Abend | |||
* die Kirchweih | |||
* im Herbst ein „Abschieds-Kränzchen“ für die aus den Mitgliedern zum Militär einrückenden Rekruten | |||
* gegen Jahresende öfter „Haxenpartie“ oder „Fischessen“ | |||
Der erste Eintrag im Band II der Protokollbücher meldet für 1901: „''Den 12. Mai haben wir ein Kränzchen abgehalten, wobei uns die Jungfrauen die Liesel überreichten, welche sie gestiftet haben, nach dem wurde sie eingeweiht.''“ Das drei Liter fassende Prachtstück eines Zinnkrugs trägt am Deckel die Gravur: „Gewidmet von den Jungfrauen des Vereins der durstigen Kreuzbauern Fürth-Poppenr. 12.10.01“ . | |||
Bei den „Kränzchen“ kam es gelegentlich zum Handgemenge mit Konkurrenten aus anderen und eigenen Reihen. Als Schläger gefürchtet waren „die Espaner“, denen freilich „die Poppenreuther“ in nichts nachstanden. Die Polizeistunde war meist offiziell verlängert, manchmal bis 2 oder 4 Uhr. Die Protokolle verraten aber auch, dass die Verlängerung oft gar nicht beantragt wurde und man einfach so feierte. | |||
Da es inzwischen keine Kränzchen, keinen Sommerausflug, kein Fisch- und Haxenessen mehr gibt, finden seit Mitte der Neunziger Jahre auf dem Anwesen des langjährigen Vorstandes Herbert Hofmann, alljährlich folgende Veranstaltungen statt: | |||
* Faschingssamstag Faschingsball mit DJ im Vereinslokal „Zur Ringbahn“. | |||
* Ende Juni Frühschoppen mit Blasmusik, Bier, gutem Essen, Kaffee und Kuchen. | |||
* Mitte Oktober Nachkärwa-Weinfest mit Blasmusik, Frankenwein, gutem Essen, Kaffee und Kuchen. | |||
===Brauchtum und Sitte=== | |||
Der Kirchweihtermin ist immer der 1. Sonntag im September und der Kirchweihplatz die Wiese östlich vor dem Dorf an der [[Glockenstraße]]. | |||
* am Kirchweihfreitag „Hereinspielen“ vom Kirchweihplatz ins Festzelt und „Bieranstich“ im Festzelt | |||
* am Kirchweihsamstag „Einfahren“ des Kirchweihbaumes und „Aufstellen“ am Festplatz | |||
* am Kirchweihsonntag „Weckruf“ von Haus zu Haus am Morgen, „Kirchweihzug“ am Nachmittag | |||
* in den Nächten zum Sonntag und Montag Baumwache | |||
* am Kirchweihmontag „Frühstunde“ im Festzelt, „Betzentanz“ um den Kirchweihbaum und „Kehraus“ im Festzelt und am Kirchweihbaum. | |||
Die Vereinstracht der Kärwaburschen sind an der Kirchweih weißes Hemd, schwarze Hose, schwarze Weste, sowie ein Hut mit weißen und grünen Bändern. Beim Einholen des Kirchweihbaumes werden schwarze Schaftstiefel und weiße Schürzen getragen. Von der Spitze des Kirchweihbaumes weht eine weiß-grüne Fahne. Natürlich gehören in Poppenreuth auch alte und neue „Kärwaliedli“ dazu. Nach wie vor werden beim Kirchweihzug dörfliche und andere Begebenheiten kräftig und deftig „aufgespielt“. | |||
===Die Ballotage=== | ===Die Ballotage=== |
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