Drogerie Conrad Heinrichs Nachfolger (CHN): Unterschied zwischen den Versionen

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Die Drogerie firmierte über 143 Jahre unter dem Namen des Firmenbegründers '''Conrad Heinrich''', später unter der Bezeichnung "Conrad Heinrichs Nachfolger" (CHN).
Die Drogerie firmierte über 143 Jahre unter dem Namen des Firmenbegründers '''Conrad Heinrich''', später unter der Bezeichnung "Conrad Heinrichs Nachfolger" (CHN).
==Die Anfänge im 19. Jahrhundert==
==Die Anfänge im 19. Jahrhundert==
Der Bäckersohn [[Conrad Heinrich]] (geb. [[31. Oktober]] [[1824]] in Fürth; gest. [[21. November]] [[1879]] in Fürth) erhielt am [[6. März]] [[1851]] vom Stadtmagistrat die ''Concession'' zum Betrieb eines Material- und Farbwarenhandels. Im gleichen Jahr begründete er die Firma Heinrich durch Übernahme des [[Georg Michael Heinlein|Heinleinschen Geschäftes]]. [[1854]] wurde [[Conrad Heinrich]] im Januar als Spezereiwarenhändler in den hiesigen Gemeindeverband aufgenommen und erhielt einen Monat später die Conzession zum Spezereiwarenhandel. Im gleichen Jahr kaufte er noch das Lager Rednitzhof 1.<br/>
Der Bäckersohn [[Conrad Heinrich]] (geb. [[31. Oktober]] [[1824]] in Fürth; gest. [[21. November]] [[1879]] in Fürth) erhielt am [[6. März]] [[1851]] vom Stadtmagistrat die ''Concession'' zum Betrieb eines Material- und Farbwarenhandels. Im gleichen Jahr begründete er die Firma Heinrich durch Übernahme des [[Georg Michael Heinlein|Heinleinschen Geschäftes]]. [[1854]] wurde [[Conrad Heinrich]] im Januar als Spezereiwarenhändler in den hiesigen Gemeindeverband aufgenommen und erhielt einen Monat später die Konzession zum Spezereiwarenhandel. Im gleichen Jahr kaufte er noch das Lager Rednitzhof 1.<br/>
[[Conrad Heinrich]] war Vorkämpfer der Sonntagsruhe und machte [[1861]] durch eine vielbeachtete Anzeige darauf aufmerksam, wenn er veröffentlichte: " ''… erlaube ich mir ... hiermit kund zu tun, daß ich mich entschlossen habe, mein Geschäft, wie bisher schon zu den Festtagen, so für die Folge nun an den Sonntagen gänzlich geschlossen zu halten.''" <ref>Zeitungskopie ohne nähere Angabe in: "CHN, Conrad Heinrichs Nachfolger, Königstr. 17 - Firmengeschichte, Teil 1; Privatarchiv B</ref> Als Gründe gab Heinrich an:<br/>
[[Conrad Heinrich]] war Vorkämpfer der Sonntagsruhe und machte [[1861]] durch eine vielbeachtete Anzeige darauf aufmerksam, wenn er veröffentlichte: " ''… erlaube ich mir ... hiermit kund zu tun, daß ich mich entschlossen habe, mein Geschäft, wie bisher schon zu den Festtagen, so für die Folge nun an den Sonntagen gänzlich geschlossen zu halten.''" <ref name="Zeitungskopie">Zeitungskopie ohne nähere Angabe in: "CHN, Conrad Heinrichs Nachfolger, Königstr. 17 - Firmengeschichte, Teil 1; Privatarchiv B</ref> Als Gründe gab Heinrich an:<br/>
1. Sonntag ist Tag des Herrn<br/>
1. Sonntag ist Tag des Herrn<br/>
2. den ständig während der Woche lange arbeitenden ''Untergebenen'' (= Beschäftigten) einen Tag der Erholung zu gönnen.
2. den ständig während der Woche lange arbeitenden ''Untergebenen'' (= Beschäftigten) einen Tag der Erholung zu gönnen.
Zu jener Zeit war es üblich, dass Geschäfte nach dem Frühgottesdienst wieder geöffnet wurden. <br/>
Zu jener Zeit war es üblich, dass Geschäfte nach dem Frühgottesdienst wieder geöffnet wurden. <br/>
[[1896]] erhielt Heinrich von der Kgl. hauptamtlichen Aufschlag-Einnehmerei (Hauptzollamt Fürth) die Bescheinigung Großhandel mit denaturiertem Branntwein (Brennspiritus) betreiben zu dürfen <ref>ebenda</ref>.
[[1896]] erhielt Heinrich von der kgl. hauptamtlichen Aufschlag-Einnehmerei (Hauptzollamt Fürth) die Bescheinigung, Großhandel mit denaturiertem Branntwein (Brennspiritus) betreiben zu dürfen.<ref name="Zeitungskopie"/>


==Die Fortsetzung als "Conrad Heinrichs Nachfolger"==
==Die Fortsetzung als "Conrad Heinrichs Nachfolger"==
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[[Datei:Derr - Schmidtschneider.jpg|thumb|left|Bekanntgabe der Teilhaberschaft von Georg Schmidtschneider an der Firma Conrad Heinrichs Nachfolger (CHN)]]
[[Datei:Derr - Schmidtschneider.jpg|thumb|left|Bekanntgabe der Teilhaberschaft von Georg Schmidtschneider an der Firma Conrad Heinrichs Nachfolger (CHN)]]
Am [[25. Juni]] [[1902]] verkaufte Derr dieses Anwesen mit realer Bäckergerechtigkeit und dem Lager Rednitzhof 1, das [[Conrad Heinrich]] bereits [[1854]] zur Arrondierung erworben hatte, für zusammen 60.000 Goldmark an [[Georg Schmidtschneider]] und dessen Frau Wilhelmine <ref>Zeittafel der Drogerie Heinrichs Nachfolger, in: "CHN, Conrad Heinrichs Nachfolger, Königstr. 17 - Firmengeschichte, Teil 1; Privatarchiv B</ref>.
Am [[25. Juni]] [[1902]] verkaufte Derr dieses Anwesen mit realer Bäckergerechtigkeit und dem Lager Rednitzhof 1, das [[Conrad Heinrich]] bereits [[1854]] zur Arrondierung erworben hatte, für zusammen 60.000 Goldmark an [[Georg Schmidtschneider]] und dessen Frau Wilhelmine.<ref name="Zeittafel">Zeittafel der Drogerie Heinrichs Nachfolger, in: "CHN, Conrad Heinrichs Nachfolger, Königstr. 17 - Firmengeschichte, Teil 1; Privatarchiv B</ref>
 
===Georg Schmidtschneider===
===Georg Schmidtschneider===
Am [[26. November]] [[1904]] erhält die Firma die Genehmigung für den Handel mit Giften vom Stadtmagistrat. Es beginnt der Handel mit Bimsstein und Bimsmehl in allen Körnungen für die Spiegelfabriken in Fürth und Umgebung. [[1913]] kommt die Genehmigung für den Handel mit vergälltem Salz (Gewerbesalz) dazu, das Brauereien besonders zum Betrieb ihrer Kühlungen benötigen <ref>ebenda</ref>. <br/>
Am [[26. November]] [[1904]] erhält die Firma die Genehmigung für den Handel mit Giften vom Stadtmagistrat. Es beginnt der Handel mit Bimsstein und Bimsmehl in allen Körnungen für die Spiegelfabriken in Fürth und Umgebung. [[1913]] kommt die Genehmigung für den Handel mit vergälltem Salz (Gewerbesalz) dazu, das Brauereien besonders zum Betrieb ihrer Kühlungen benötigen.<ref name="Zeittafel"/>
 
Am [[7. Dezember]] [[1918]] gelingt es Schmidtschneider in das Verzeichnis der Händler nach dem Weinsteuergesetz eingetragen zu werden.
Am [[7. Dezember]] [[1918]] gelingt es Schmidtschneider in das Verzeichnis der Händler nach dem Weinsteuergesetz eingetragen zu werden.


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===Ludwig und Fritz Schildknecht===
===Ludwig und Fritz Schildknecht===
Gemeinschaftlich übernahmen die Brüder [[Ludwig Schildknecht|Ludwig]] (geb. [[23. September]] [[1891]] in Fürth; gest. [[17. Juli]] [[1969]] in Fürth) und [[Fritz Schildknecht]] (geb. [[5. Mai]] [[1893]] in Fürth; gest. [[11. August]] [[1954]] in Fürth) die Firma "Conrad Heinrichs Nachfolger" (CHN) am [[1. Januar]] [[1920]] von [[Georg Schmidtschneider]] zum Preis von 70.000 M. Auf dem Anwesen lastete eine Hypothek von 40.000 M zu Gunsten des Kaufmanns Sigmund Rothschild, die von den Brüdern übernommen wurde, sodass sie noch 30.000 M aufbringen mussten.<ref name="Kaufurkunde">vgl. Kaufurkunde vom 07.01.1920, in "Zeittafel Drogerie Conrad Heinrichs Nachfolger (CHN)", Teil 1; Privatarchiv B</ref>
Gemeinschaftlich übernahmen die Brüder [[Ludwig Schildknecht|Ludwig]] (geb. [[23. September]] [[1891]] in Fürth; gest. [[17. Juli]] [[1969]] in Fürth) und [[Fritz Schildknecht]] (geb. [[5. Mai]] [[1893]] in Fürth; gest. [[11. August]] [[1954]] in Fürth) die Firma "Conrad Heinrichs Nachfolger" (CHN) am [[1. Januar]] [[1920]] von [[Georg Schmidtschneider]] zum Preis von 70.000 M. Auf dem Anwesen lastete eine Hypothek von 40.000 M zu Gunsten des Kaufmanns Sigmund Rothschild, die von den Brüdern übernommen wurde, sodass sie noch 30.000 M aufbringen mussten.<ref name="Kaufurkunde">vgl. Kaufurkunde vom 07.01.1920, in "Zeittafel Drogerie Conrad Heinrichs Nachfolger (CHN)", Teil 1; Privatarchiv B</ref>
Ludwig hatte den Beruf des Kaufmanns im Textilhandel bei Rosenfelder erlernt. Fritz war Drogist und hatte am [[19. Dezember]] [[1919]] das Giftprüfungszeugnis und die Gifthandelsbetriebserlaubnis durch den Kgl. Bayr. Bezirksarzt und Medizinalrat Dr. Spaet erworben <ref>siehe "Zeittafel Drogerie Conrad Heinrichs Nachfolger (CHN)", Teil 1; Privatarchiv B</ref>. <br/>  
Ludwig hatte den Beruf des Kaufmanns im Textilhandel bei Rosenfelder erlernt. Fritz war Drogist und hatte am [[19. Dezember]] [[1919]] das Giftprüfungszeugnis und die Gifthandelsbetriebserlaubnis durch den kgl. bayer. Bezirksarzt und Medizinalrat Dr. Spaet erworben.<ref>siehe "Zeittafel Drogerie Conrad Heinrichs Nachfolger (CHN)", Teil 1; Privatarchiv B</ref><br/>  
[[1922]] kauften sie dem Brüderpaar Adam und Kaspar Schildknecht die ehemalige Scheune und Pferdestall [[Pegnitzstraße 29]] ab und wandelten dieses Besitztum als Lagerhaus - insbesondere für den [[Der Bimssteinmehl-Handel und CHN|Bimssteinmehl-Handel]] - um. Im Jahr [[1923]] übernahmen sie den Vertrieb von der "Rostschutztintur-Aeterna".
[[1922]] kauften sie dem Brüderpaar Adam und Kaspar Schildknecht die ehemalige Scheune und den Pferdestall [[Pegnitzstraße 29]] ab und wandelten dieses Besitztum als Lagerhaus - insbesondere für den [[Der Bimssteinmehl-Handel und CHN|Bimssteinmehl-Handel]] - um. Im Jahr [[1923]] übernahmen sie den Vertrieb von der "Rostschutztintur-Aeterna".


[[Datei:Elektr., batteriebetriebener Kleinlastwagen 1930 a.jpg|200px|thumb|left|Elektr., batteriebetriebener Kleinlastwagen um 1930]]
[[Datei:Elektr., batteriebetriebener Kleinlastwagen 1930 a.jpg|200px|thumb|left|Elektr., batteriebetriebener Kleinlastwagen um 1930]]
[[1927]] kauften sie den ersten "umweltfreundlichen" Lieferlastwagen der Maschinenfabrik Esslingen. Dies war ein Elektrolastwagen zum Preis von 4.600 RM mit Vollgummireifen und einer Batterie, die in der Ladestation Pegnitzstraße 29 immer aufgeladen wurde. [[1938]] kauften sie noch einen "Phaenomen"-Liefer-LKW <ref>Phaenomen LKW siehe [[http://www.histo-tech.de/index.php?menuid=28 online]]</ref> dazu, der aber bereits im Jahr darauf ab ersten Mobilmachungstag bereitzustellen war. Als Entschädigung erhielt CHN Papiere der "Sudetendeutschen Kraftstoffwerke", die sich im Nachhinein als wertlos herausstellten <ref>ebenda</ref>.
[[1927]] kauften sie den ersten "umweltfreundlichen" Lieferlastwagen der Maschinenfabrik Esslingen. Dies war ein Elektrolastwagen zum Preis von 4.600 RM mit Vollgummireifen und einer Batterie, die in der Ladestation Pegnitzstraße 29 immer aufgeladen wurde. [[1938]] kauften sie noch einen "Phaenomen"-Liefer-LKW<ref>Phaenomen-LKW, siehe [http://www.histo-tech.de/index.php?menuid=28 online]</ref> dazu, der aber bereits im Jahr darauf ab ersten Mobilmachungstag bereitzustellen war. Als Entschädigung erhielt CHN Papiere der "Sudetendeutschen Kraftstoffwerke", die sich im Nachhinein als wertlos herausstellten.<ref>ebenda</ref>
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Anlässlich einer Zwangsversteigerung, ersteigerten die Brüder Schildknecht [[1931]] das Anwesen Würzburger Straße 62 und errichteten dort neben dem vermieteten Wohn- und Geschäftshaus zwei größere Lagerhallen für die Drogerie Conrad Heinrichs Nachfolger (CHN). [[1934]] kauften sie von der Reifschen Erbengemeinschaft das Haus Rednitzhof 5 mit Anbau (Motorradgarage) <ref>ebenda</ref>.
Anlässlich einer Zwangsversteigerung ersteigerten die Brüder Schildknecht [[1931]] das Anwesen Würzburger Straße 62 und errichteten dort neben dem vermieteten Wohn- und Geschäftshaus zwei größere Lagerhallen für die Drogerie Conrad Heinrichs Nachfolger (CHN). [[1934]] kauften sie von der Reif'schen Erbengemeinschaft das Haus Rednitzhof 5 mit Anbau (Motorradgarage).<ref>ebenda</ref>
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Eine olfaktorische Aufmerksamkeit genoss die Drogerie Conrad Heinrichs Erben (CHN) durch die [[Die Kaffeerösterei bei CHN|Kaffeerösterei]], die meist donnerstags und freitags geschah. <br/>
Eine olfaktorische Aufmerksamkeit genoss die Drogerie Conrad Heinrichs Erben (CHN) durch die [[Die Kaffeerösterei bei CHN|Kaffeerösterei]], die meist donnerstags und freitags geschah. <br/>
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Im Jahr [[1935]] wurde das Haus der Brüder L. und F. Schildknecht mit der Drogerie ([[Königstraße 17]]) innerhalb eines städtischen Fotowettbewerbes zum schönsten Haus prämiert.  
Im Jahr [[1935]] wurde das Haus der Brüder L. und F. Schildknecht mit der Drogerie ([[Königstraße 17]]) innerhalb eines städtischen Fotowettbewerbes zum schönsten Haus prämiert.  


Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] setzt die Gauwirtschaftskammer Franken CHN auf die Liste der versorgungswichtigen Betriebe, Lieferungen erfolgen nur noch auf Bezugsscheine. Am [[28. November]] [[1944]] erlitt die [[Königstraße 17]] und der Rednitzhof 1 und 5 einen schweren Bombenschaden, am [[21. Februar]] [[1945]] auch die Anlagen Würzburger Straße 29 und 62.
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] setzt die Gauwirtschaftskammer Franken CHN auf die Liste der versorgungswichtigen Betriebe, Lieferungen erfolgen nur noch auf Bezugsscheine. Am [[28. November]] [[1944]] erlitten die [[Königstraße 17]] und der Rednitzhof 1 und 5 einen schweren Bombenschaden, am [[21. Februar]] [[1945]] auch die Anlagen Würzburger Straße 29 und 62.


[[1951]] feiert CHN am [[25. März]] das 100-jährige Betriebsjubiläum und [[Ludwig Schildknecht]] malt für die Fassade der [[Königstraße 17]] einen historisierenden Kaufmannszug. Am Scheitelpunkt des Giebels wurde ein "Handelswappen Schildknecht" mit einem Segelschiff angebracht, das auf die Warenannahme per Schiff hinweisen sollte.
[[1951]] feiert CHN am [[25. März]] das 100-jährige Betriebsjubiläum und [[Ludwig Schildknecht]] malt für die Fassade der [[Königstraße 17]] einen historisierenden Kaufmannszug. Am Scheitelpunkt des Giebels wurde ein "Handelswappen Schildknecht" mit einem Segelschiff angebracht, das auf die Warenannahme per Schiff hinweisen sollte.
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