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Johann Michael Füssel beschreibt in seinem Reisetagebuch<ref>Johann Michael Füssel in: ''"Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz"'', Band 3 Palm, 1791, S. 48ff - [https://books.google.de/books?hl=de&id=JnI2AAAAMAAJ&q=Fürth#v=snippet&q=F%C3%BCrth&f=false online]</ref> von [[1791]] das Leben von Johann Christian Reich recht ausführlich. | Johann Michael Füssel beschreibt in seinem Reisetagebuch<ref>Johann Michael Füssel in: ''"Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz"'', Band 3 Palm, 1791, S. 48ff - [https://books.google.de/books?hl=de&id=JnI2AAAAMAAJ&q=Fürth#v=snippet&q=F%C3%BCrth&f=false online]</ref> von [[1791]] das Leben von Johann Christian Reich recht ausführlich. | ||
Die Kindheit verbrachte Reich in Eisenberg und Warschau. Während seiner unsteten Jugend begann er in Eisenberg Ausbildungen als Perückenmacher und Tischler sowie in Gera als Weber und Goldschmied, brach allerdings sämtliche Ausbildungen ab. Nach seiner Rückkehr nach Eisenberg begann er eine Lehre als Gürtler und hielt die fünfjährige Lehrzeit durch. Er beschäftigte sich nebenher aber gleichzeitig mit der Musik und brachte sich selbst in seiner Freizeit das Orgelbauen bei. Als Gürtler und Orgelbauer begann er dann mit einer Wanderschaft durch Deutschland. In Jena z.B. lernte er bei "Professor Herrn Succov" Physik und Mathematik; eine Zeit lang hielt er sich in Triesdorf bei Ansbach auf. | Die Kindheit verbrachte Reich in Eisenberg und Warschau. Während seiner unsteten Jugend begann er in Eisenberg Ausbildungen als Perückenmacher und Tischler sowie in Gera als Weber und Goldschmied, brach allerdings sämtliche Ausbildungen ab. Nach seiner Rückkehr nach Eisenberg begann er eine Lehre als Gürtler und hielt die fünfjährige Lehrzeit durch. Er beschäftigte sich nebenher aber gleichzeitig mit der Musik und brachte sich selbst in seiner Freizeit das Orgelbauen bei. Als Gürtler und Orgelbauer begann er dann mit einer Wanderschaft durch Deutschland. In Jena z.B. lernte er bei "Professor Herrn Succov" Physik und Mathematik; eine Zeit lang hielt er sich in Triesdorf bei Ansbach auf. | ||
[[1758]] schließlich ließ er sich in Fürth nieder, "weil er keinen Ort gefunden hatte, an dem er seine erworbene Geschicklichkeiten mit grösserem Vortheil hätte anwenden können." Nur fünf Jahre später gründete er im Jahr [[1763]] die Gürtlerzunft in Fürth und wiederum ein Jahr später soll er bereits mit dem Bau von drei Häusern in der [[Alexanderstraße]] begonnen haben. Bald war er "einer der angesehensten und reichsten Fürther...". Auch in seiner Zeit als Fabrikant baute er selbst noch Orgeln, Wanduhren, Glockenspiele, physikalische und mathematische Instrumente und erfand und prägte Gedenkmünzen. Außerdem beschäftigte er sich mind. 15 Jahre lang mit Astronomie. | [[1758]] schließlich ließ er sich in Fürth nieder, "weil er keinen Ort gefunden hatte, an dem er seine erworbene Geschicklichkeiten mit grösserem Vortheil hätte anwenden können." Nur fünf Jahre später gründete er im Jahr [[1763]] die Gürtlerzunft in Fürth und wiederum ein Jahr später soll er bereits mit dem Bau von drei Häusern in der [[Alexanderstraße]] begonnen haben. Bald war er "einer der angesehensten und reichsten Fürther...". Auch in seiner Zeit als Fabrikant baute er selbst noch Orgeln, Wanduhren, Glockenspiele, physikalische und mathematische Instrumente und erfand und prägte Gedenkmünzen. Außerdem beschäftigte er sich mind. 15 Jahre lang mit Astronomie. Sein Reichtum gründete sich aber im Wesentlichen auf seine Arbeiten als Medailleur. | ||
Sein Wohnhaus wurde als "das schönste und weitläufigste Gebäude" in der Alexanderstraße, mit "angenehme[r] Aussicht nach Nürnberg" und auf "ein chinesisches Lusthaus", gerühmt. "Hundert Menschen" sollen in diesem Haus gewohnt und gearbeitet haben. Unter der Mansarde hatte er sich eine Experimentierkammer eingerichtet, in der er z. B. eine ausführlich beschriebene "Donnermaschine" erfand und in der er stolz "drey mit goldenen Rahmen eingefaßten Antworten vom Kaiser Joseph II., König Friedrich II., und dem General Elliot" an der Wand hängen hatte.<ref>Alle Zitate von Johann Michael Füssel in: ''"Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz"'', Band 3 Palm, 1791, S. 48ff - [https://books.google.de/books?hl=de&id=JnI2AAAAMAAJ&q=Fürth#v=snippet&q=F%C3%BCrth&f=false online]</ref> | Sein Wohnhaus wurde als "das schönste und weitläufigste Gebäude" in der Alexanderstraße, mit "angenehme[r] Aussicht nach Nürnberg" und auf "ein chinesisches Lusthaus", gerühmt. "Hundert Menschen" sollen in diesem Haus gewohnt und gearbeitet haben. Unter der Mansarde hatte er sich eine Experimentierkammer eingerichtet, in der er z. B. eine ausführlich beschriebene "Donnermaschine" erfand und in der er stolz "drey mit goldenen Rahmen eingefaßten Antworten vom Kaiser Joseph II., König Friedrich II., und dem General Elliot" an der Wand hängen hatte.<ref>Alle Zitate von Johann Michael Füssel in: ''"Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz"'', Band 3 Palm, 1791, S. 48ff - [https://books.google.de/books?hl=de&id=JnI2AAAAMAAJ&q=Fürth#v=snippet&q=F%C3%BCrth&f=false online]</ref> | ||
[[Wikipedia:Wilhelm Heinrich Wackenroder|Wilhelm Heinrich Wackenroder]] und [[Wikipedia:Ludwig Tieck|Ludwig Tieck]], die Vertreter der Jenaer Romantik, statten dem Hofmedailleur Reich [[1793]] in Fürth einen Besuch ab <ref>Barbara Ohm: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], 2007, Seite 109</ref>. Den Besuch beschrieb Wackenroder in einem Brief an seine Eltern.</br> | |||
Über sein Privatleben liest man bei Bernhard J. Schwarz<ref>Bernhard J. Schwarz: "Zinnfiguren - Bleifiguren; Firmengeschichten" [http://www.zinnfiguren-bleifiguren.com/Firmengeschichten/Reich_Johann-Christian_Fuerth/Reich_Johann_Christian_Fuerth.html#Top online] abgerufen am 1. April 2016</ref> folgendes: | Über sein Privatleben liest man bei Bernhard J. Schwarz<ref>Bernhard J. Schwarz: "Zinnfiguren - Bleifiguren; Firmengeschichten" [http://www.zinnfiguren-bleifiguren.com/Firmengeschichten/Reich_Johann-Christian_Fuerth/Reich_Johann_Christian_Fuerth.html#Top online] abgerufen am 1. April 2016</ref> folgendes: | ||
Er heiratete im März [[1758]] die Witwe des verstorbenen Gürtlers Christof Rießner. Dem Ehepaar wurden drei Söhne - [[Johann Georg Reich]] (geb. [[1762]]), [[Georg Christian Reich]] (geb. [[1765]]) und [[Johann Matthäus Reich]] - und drei Töchter geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Reich Justine Katharina Triller, die Witwe des herzoglichen Amtsadvokaten und Notars Triller in Eisenberg. Die Ehe blieb kinderlos. | Er heiratete im März [[1758]] die Witwe des verstorbenen Gürtlers Christof Rießner. Dem Ehepaar wurden drei Söhne - [[Johann Georg Reich]] (geb. [[1762]]), [[Georg Christian Reich]] (geb. [[1765]]) und [[Johann Matthäus Reich]] - und drei Töchter geboren. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Reich Justine Katharina Triller, die Witwe des herzoglichen Amtsadvokaten und Notars Triller in Eisenberg. Die Ehe blieb kinderlos. | ||
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Anscheinend heiratete er noch ein drittes Mal: Denn im September 1799 starb laut Zeitungsmitteilung "Maria Magdalena Reich, 70 Jahre, Ehefrau von Johann Christian Reich, Hofmedailleur und Gerichtsschöpf".<ref>"[[Fürther Anzeiger]]" vom 24. September 1799</ref> | Anscheinend heiratete er noch ein drittes Mal: Denn im September 1799 starb laut Zeitungsmitteilung "Maria Magdalena Reich, 70 Jahre, Ehefrau von Johann Christian Reich, Hofmedailleur und Gerichtsschöpf".<ref>"[[Fürther Anzeiger]]" vom 24. September 1799</ref> | ||
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==Werk== | |||
[[Datei:Rechenpfennig.png|thumb|right|Rechenpfennig von Johann Christian Reich d. Ä.]] | |||
Johann Christian Reich prägte als Medailleur Dantes und Jetons. Dantes wurden z.B. bei Lotterien als Gewinn ausgegeben. Teilweise waren Dantes und Jetons eine Art Spielgeld, fanden aber durchaus in Kleingeld-knappen Zeiten Verwendung als Quasiwährung. Um die Beliebtheit dieser Dantes und Jetons zu steigern versah Reich diese mit Prägungen zu zeitgeschichtlichen (heute historischen) Ereignissen. Damit erhielten die Jetons Erinnerungscharakter uidn waren als Souvenirs beliebt. Ebenso stellte Reich etliche [[Wikipedia:Rechenpfennig|Rechenpfennige]] her, die insbesondere beim Rechnen auf Linien Verwendung fanden, da sich nicht jeder einen [[Wikipedia:Abakus (Rechenhilfsmittel)|Abakus]] leisten konnte. Auch zur Umrechnung der verschiedenartigen Währungen im Deutschen Reich wurden Rechenpfennige herangezogen. | |||
Hochwertiger sind die zahlreiche Gedenkmedaillen zu verschiedenen Ereignissen anzusehen. Sie sind nicht nur größer als die Dantes, sondern durch ihr Material (Zinn, bzw. Silber) auch werthaltiger. | |||
<gallery caption="Zinnmedaille zur [[Armen- und Waisenschule#Die Denkmünze zur Einweihung |Einweihung]] der Fürther Armen- und Waisenschule [[1775]]" perrow="2" showfilename> | |||
<gallery perrow="2" class=float-right"> | |||
Datei:J.C. Reich Fürther Armen- und Waisenschule Avers.png|Zinnmedaille von J.C. Reich, Avers | |||
Datei:J.C. Reich Fürther Armen- und Waisenschule Revers.png|Zinnmedaille von J.C. Reich, Revers | |||
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<gallery caption="Zinnmedaille zum Besuch am 16. bis 18. Juni 1799 von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und seine Gemahlin Louise ("Schöne Louise") in Fürth anlässlich der Truppen-Revue auf der Hardhöhe" perrow="2" showfilename> | |||
<gallery perrow="2" class=float-right"> | |||
Datei:J.C. Reich - König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Fürth Avers.JPG|Zinnmedaille von J.C. Reich, Avers | |||
Datei:J.C. Reich - König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Fürth Revers.png|Zinnmedaille von J.C. Reich, Revers | |||
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Auch anlässlich der Hungersnot im Jahr [[1771]] / [[1772]], des Todes von Papst Clemens XIV. im Jahr [[1774]], des Hochwassers im Jahr [[1784]], der [[Blanchards Luftreise|Ballonfahrt von J.-P. Blanchard]] im Jahre [[1787]] in Nürnberg oder des Friedensschlusses [[1801]] fertigte er Gedenkmünzen. | |||
==Literatur== | ==Literatur== |
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