Süddeutsche Lebensmittelwerke: Unterschied zwischen den Versionen

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== NS-Hetze und Emigration ==
== NS-Hetze und Emigration ==
[[Datei:Stürmer Bauernfreund 1936.jpg|mini|rechts|"Der Stürmer": Sondernummer über Bauernfreund]]
[[Datei:Stürmer Bauernfreund 1936.jpg|mini|rechts|"Der Stürmer": Sondernummer über Bauernfreund]]
Das Unternehmen war wiederholt der Hetze Julius Streichers und seinem NS-Hetzblatt "Der Stürmer" ausgesetzt. So wurde erstmals im Februar [[1929]] vom Stürmer behauptet, dass der "Wurstjud Bauernfreund" in einen großen Korruptionsskandal mit dem Bay. Landwirtschaftsminister Dr. [[wikipedia:Anton Fehr|Anton Fehr]] verwickelt gewesen wäre. So soll Bauernfreund den Minister und Bauernführer bestochen haben, um minderwertige Lebensmittel an das Heer zu liefern, während er sich dadurch nicht nur bereichert, sondern auch von seiner Teilnahme als Soldat im [[1. Weltkrieg]] "frei gekauft" habe.<ref>Der Stürmer - Sondernummer 1, 13. Jahrgang, Januar 1935 - Titelseite: Der Riesenskandal um den Wurstjuden Bauernfreund</ref> In zahlreichen weiteren Artikeln beschimpfte Streicher 1929 und 1930 sowohl Bauernfreund als auch den damaligen Bay. Landwirtschaftsminister und Bauernverbandvertreter Dr. Fehr, sowie einen weiteren Ministerialrat und den Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Mitbegründer der liberalen Deutschen demokratischen Partei [[wikipedia:Hermann Luppe|Hermann Luppe]], unterstellt ihnen Vorteilsannahme und Bestechlichkeit - und bediente sich dabei stets rassistischer Bildern und Annahmen. Insbesondere der Umstand, dass Bauernfreund 1923 während der Inflationszeit Fehr als Aufsichtsratsmitglied mit Naturalien (Wurstpaketen) bezahlte, nahm Streicher später als Vorwand, um gegen beide wegen "schmutziger Geschäfte" Stimmung zu machen. Ein späteres gerichtliches Verfahren in dieser Angelegenheit, dass von Streicher angezettelt wurde, wurde am 6. Oktober 1932 ohne Schuldurteil eingestellt. Das Prinzip der Skandalisierung war Ende der 1920er Jahre ein häufiges Instrument der aufstrebenden [[NSDAP]], welches viel öffentliches Aufsehen erregte und so manche inhaltlichen Defizite der Partei übertünchte.<ref>Rainer Hambrecht: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken (1925 - 1933), Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 17, Nürnberg, S. 251</ref> Auch wenn in der Folge sich die Anschuldigungen Streichers als völlig unbegründet erwiesen - und Luppe sowie Fehr vor Gericht am 28. Dezember 1931 mit einem Vergleich frei gesprochen wurden - änderte dies nichts an der Hetze und den hasserfüllten Kampagnen Streichers. Der Vergleich sah vor, dass Streicher und der damalige Redakteur und künftige Gauleiter Nürnbergs Karl Holz, nicht die Behauptung aufgestellt hätten, dass die Staatsbeamten Fehr und der Ministerialrat Niklas sich bereichert hätten (z.B. durch Wurstpakete und ähnlichem), während Fehr erklärte, dass er Presseäußerungen "ferne stehe" in denen Holz und Streicher als "ehrlose Verleumder" bezeichnet wurden.<ref>Hermann Stoller: Anton Fehr - Lindenberger Politiker der Weimarer Republik, Geschichts- und Museumsverein Lindenberg e. V., Homepage, online abgerufen am 9. Juni 2020, 23:51 Uhr, PDF-Skript, S. 20 ff.</ref> Wer geglaubt hatte, dass Streicher und Holz nun in dieser Sache nachgegeben hätten, wurde in der Folge eines besseren belehrt.  
Das Unternehmen war wiederholt der Hetze Julius Streichers und seinem NS-Hetzblatt "Der Stürmer" ausgesetzt. So wurde erstmals im Februar [[1929]] vom Stürmer behauptet, dass der "Wurstjud Bauernfreund" in einen großen Korruptionsskandal mit dem bay. Landwirtschaftsminister Dr. [[wikipedia:Anton Fehr|Anton Fehr]] verwickelt gewesen wäre. So soll Bauernfreund den Minister und Bauernführer bestochen haben, um minderwertige Lebensmittel an das Heer zu liefern, während er sich dadurch nicht nur bereichert, sondern auch von seiner Teilnahme als Soldat im [[1. Weltkrieg]] "frei gekauft" habe.<ref>Der Stürmer - Sondernummer 1, 13. Jahrgang, Januar 1935 - Titelseite: Der Riesenskandal um den Wurstjuden Bauernfreund</ref> In zahlreichen weiteren Artikeln beschimpfte Streicher 1929 und 1930 sowohl Bauernfreund als auch den damaligen bay. Landwirtschaftsminister und Bauernverbandsvertreter Dr. Fehr sowie einen weiteren Ministerialrat und den Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Mitbegründer der liberalen Deutschen Demokratischen Partei [[wikipedia:Hermann Luppe|Hermann Luppe]], unterstellte ihnen Vorteilsannahme und Bestechlichkeit und bediente sich dabei stets rassistischer Bilder und Annahmen. Insbesondere der Umstand, dass Bauernfreund 1923 während der Inflationszeit Fehr als Aufsichtsratsmitglied mit Naturalien (Wurstpaketen) bezahlte, nahm Streicher später als Vorwand, um gegen beide wegen "schmutziger Geschäfte" Stimmung zu machen. Ein späteres gerichtliches Verfahren in dieser Angelegenheit, dass von Streicher angezettelt wurde, wurde am 6. Oktober 1932 ohne Schuldurteil eingestellt. Das Prinzip der Skandalisierung war Ende der 1920er Jahre ein häufiges Instrument der aufstrebenden [[NSDAP]], welches viel öffentliches Aufsehen erregte und so manche inhaltlichen Defizite der Partei übertünchte.<ref>Rainer Hambrecht: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken (1925 - 1933), Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 17, Nürnberg, S. 251</ref> Auch wenn in der Folge sich die Anschuldigungen Streichers als völlig unbegründet erwiesen - und Luppe sowie Fehr vor Gericht am 28. Dezember 1931 mit einem Vergleich frei gesprochen wurden - änderte dies nichts an der Hetze und den hasserfüllten Kampagnen Streichers. Der Vergleich sah vor, dass Streicher und der damalige Redakteur und künftige Gauleiter Nürnbergs, Karl Holz, nicht die Behauptung aufgestellt hätten, dass die Staatsbeamten Fehr und der Ministerialrat Niklas sich bereichert hätten (z. B. durch Wurstpakete und Ähnlichem), während Fehr erklärte, dass er Presseäußerungen "ferne stehe", in denen Holz und Streicher als "ehrlose Verleumder" bezeichnet wurden.<ref>Hermann Stoller: Anton Fehr - Lindenberger Politiker der Weimarer Republik, Geschichts- und Museumsverein Lindenberg e. V., Homepage, online abgerufen am 9. Juni 2020, 23:51 Uhr, PDF-Skript, S. 20 ff.</ref> Wer geglaubt hatte, dass Streicher und Holz nun in dieser Sache nachgegeben hätten, wurde in der Folge eines besseren belehrt.  


Die Süddeutschen Lebensmittelwerke, sowie insbesondere der jüdische Eigentümer [[August Bauernfreund]], waren also mehrmals das Angriffsziel Streichers für seine nationalsozialistische Hetze im Stürmer, so auch wieder im Juli [[1931]]. Als am [[15. Juli]] [[1931]] zwölf Menschen nach dem Genuss einer Fleischbrühe der Lebensmittelwerke krank wurden, sah Streicher erneut eine Chance, gegen Bauernfreund zu hetzen. Bauernfreund lies zu dieser Zeit täglich an eine größere Anzahl von Menschen kostenlos Essen verteilen, so auch am 15. Juli. Streicher nutzte diese "willkommene Gelegenheit" um den hungernden "Nichtjuden" (Goj) einem satten Juden gegenüberzustellen. Im gleichen Atmenzug nahm Streicher auch noch den Wohlfahrtsreferenten der Stadt Fürth, sowie den [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Wild]] in die Komplizenschaft Bauernfreunds und behauptete im Stürmer, dass Bauernfreund nur dank seiner Verbindungen zur örtlichen Politik mit einem gekauften "Attest" von der Staatsanwaltschaft nicht weiterverfolgt wurde.<ref>Staatsarchiv Nürnberg: Reg. Mfr II, 225</ref> Auch das Gericht, so Streicher, hätte dann die sog. "Vergiftungsfälle" wegen der guten Verbindungen Bauernfreunds nicht weiterverfolgt und den Fall zu den Akten gelegt. Es folgten mehrere juristische Verfahren, u.a. gegen den Meister der Wurstfabrik Bauernfreund, der wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht freigesprochen wurde - da er das damals zulässige [[wikipedia:Natriumnitrit|Natriumnitrit]], dass häufig zum pökeln von Fleisch verwendet wurde, mit Salz verwechselt hatte wodurch die Krankheitssymptome hervorgerufen wurden.  
Die Süddeutschen Lebensmittelwerke, sowie insbesondere der jüdische Eigentümer [[August Bauernfreund]], waren also mehrmals das Angriffsziel Streichers für seine nationalsozialistische Hetze im Stürmer, so auch wieder im Juli [[1931]]. Als am [[15. Juli]] [[1931]] zwölf Menschen nach dem Genuss einer Fleischbrühe der Lebensmittelwerke krank wurden, sah Streicher erneut eine Chance, gegen Bauernfreund zu hetzen. Bauernfreund ließ zu dieser Zeit täglich an eine größere Anzahl von Menschen kostenlos Essen verteilen, so auch am 15. Juli. Streicher nutzte diese "willkommene Gelegenheit", um den hungernden "Nichtjuden" (Goj) einem satten Juden gegenüberzustellen. Im gleichen Atemzug nahm Streicher auch noch den Wohlfahrtsreferenten der Stadt Fürth sowie den [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Wild]] in die Komplizenschaft Bauernfreunds und behauptete im Stürmer, dass Bauernfreund nur dank seiner Verbindungen zur örtlichen Politik mit einem gekauften "Attest" von der Staatsanwaltschaft nicht weiterverfolgt wurde.<ref>Staatsarchiv Nürnberg: Reg. Mfr II, 225</ref> Auch das Gericht, so Streicher, hätte dann die sog. "Vergiftungsfälle" wegen der guten Verbindungen Bauernfreunds nicht weiterverfolgt und den Fall zu den Akten gelegt. Es folgten mehrere juristische Verfahren, u. a. gegen den Meister der Wurstfabrik Bauernfreund, der wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht freigesprochen wurde, da er das damals zulässige [[wikipedia:Natriumnitrit|Natriumnitrit]], dass häufig zum Pökeln von Fleisch verwendet wurde, mit Salz verwechselt hatte, wodurch die Krankheitssymptome hervorgerufen wurden.  


In einem weiteren Gerichtsverfahren, dieses Mal gegen das Hetzblatt Stürmer, konnte Bauernfreund immerhin ein Erscheinungsverbot des Stürmers vom [[28. August]] bis [[9. September]] [[1931]] erreichen. Im Beschwerdeverfahren gegen das Erscheinungsverbot des Hetzblattes musste Streicher eingestehen - wenn auch nicht-öffentlich - dass die Freundschaft des "Juden Bauernfreund" mit dem Wohlfahrtsreferenten und dem Oberbürgermeister sowie der "roten Mehrheit" im Stadtrat "nur im dichterischen Sinne" zu verstehen gewesen sei. Solche "politischen Witze", so Streicher in seiner Argumentation, seien in einer "satirischen Zeitschrift" üblich.<ref>Heinrich Strauß: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung. Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 29, Erlangen, 1980, S. 441ff.</ref> Des Weiteren behauptete Streicher in seiner "Beweisführung", dass man nicht erst nachweisen müsste, dass der "Jude auf der Seite der Linksparteien stehe und umgekehrt zwischen Linksparteien und Juden eine Freundschaft bestünde". Mehr Argumente bzw. Beweise hatte er gegen Bauernfreund nicht aufzubringen, trotzdem wurde das Erscheinungsverbot wieder aufgehoben und Streicher konnte unbeschadet weiterhin mit seinen Verleumdungen und seiner Hetze weitermachen.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Reg. Mfr II, 691</ref>
In einem weiteren Gerichtsverfahren, dieses Mal gegen das Hetzblatt Stürmer, konnte Bauernfreund immerhin ein Erscheinungsverbot des Stürmers vom [[28. August]] bis [[9. September]] [[1931]] erreichen. Im Beschwerdeverfahren gegen das Erscheinungsverbot des Hetzblattes musste Streicher eingestehen - wenn auch nicht-öffentlich - dass die Freundschaft des "Juden Bauernfreund" mit dem Wohlfahrtsreferenten und dem Oberbürgermeister sowie der "roten Mehrheit" im Stadtrat "nur im dichterischen Sinne" zu verstehen gewesen sei. Solche "politischen Witze", so Streicher in seiner Argumentation, seien in einer "satirischen Zeitschrift" üblich.<ref>Heinrich Strauß: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung. Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 29, Erlangen, 1980, S. 441 ff.</ref> Des Weiteren behauptete Streicher in seiner "Beweisführung", dass man nicht erst nachweisen müsste, dass der "Jude auf der Seite der Linksparteien stehe und umgekehrt zwischen Linksparteien und Juden eine Freundschaft bestünde". Mehr Argumente bzw. Beweise hatte er gegen Bauernfreund nicht aufzubringen, trotzdem wurde das Erscheinungsverbot wieder aufgehoben und Streicher konnte unbeschadet weiterhin mit seinen Verleumdungen und seiner Hetze weitermachen.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Reg. Mfr II, 691</ref>


Bauernfreund emigrierte [[1933]] mit seiner Familie über Frankreich in die USA, wohl wissend was Ihn und seine Familie im Deutschen Reich erwarten würde - vermutlich auch auf Grund der jahrelangen Erfahrungen mit dem Hetzblatt Julius Streichers.<ref>Spiegel: Alte Freunde. Der Spiegel vom 28. Juli 1969, online abgerufen am 8. Juni 2020 | 0:24 Uhr</ref>  1933 hatte Streicher im Juni Bauernfreund noch als den ''"[…] schlimmsten und berüchtigsten Juden, die nicht nur in Nürnberg-Fürth, sondern in ganz Deutschland herumlaufen" tituliert und dann vielsagend weiter geschrieben: "Darum hat ihn der "Stürmer" auch immer wieder am Zwickel und wird ihn so lange beuteln, bis dem Juden Bauernfreund eines Tages doch die Luft ausgeht oder er in Dachau seinen Rassegenossen Gesellschaft leistet."''<ref>Der Stürmer, 23/1933 - Wurstjud Bauernfreund</ref> 1934 konnte der Stürmer seinen "Triumph" vermelden und das "Ende vom Bauernfreund" verkünden, der "verlaust und verdreckt" nach Nürnberg gekommen sei und jahrelang "einen der dreckigsten Judenbetriebe" geführt habe. Im Langen Kampf des Stürmers gegen Bauernfreund sei es nun gelungen, so Streicher, den zum Staatsfeind erklärten Juden aus dem Land zu verweisen und sein Vermögen zugunsten des Landes Bayern einzuziehen, so dass sein Betrieb nun "in deutsche Hände" übergeben werden konnte.<ref>"Der Stürmer" Nr. 3 / 1934 - Das Ende vom Bauernfreund sowie "Der Stürmer" Nr. 7 und Nr. 28 / 1935</ref> In der Stürmer-Ausgabe Nr. 28 im März 1935 verkündete Streicher seinen endgültigen "Sieg" über Bauernfreund, als dieser für sich das Armenrecht beantragen musste.<ref>"Der Stürmer" Nr. 28 / 1935 - Bauernfreund will das Armenrecht</ref> Und obwohl Bauernfreund sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Jahren im Ausland befand, widmete Streicher seinem letzten verbliebenen Gegner aus der Weimarer Republik Bauernfreund im Jahr 1935 eigens eine Sondernummer des Stürmers.
Bauernfreund emigrierte [[1933]] mit seiner Familie über Frankreich in die USA, wohl wissend, was ihn und seine Familie im Deutschen Reich erwarten würde - vermutlich auch auf Grund der jahrelangen Erfahrungen mit dem Hetzblatt Julius Streichers.<ref>Spiegel: Alte Freunde. Der Spiegel vom 28. Juli 1969, online abgerufen am 8. Juni 2020 | 0:24 Uhr</ref>  Im Juni 1933 hatte Streicher Bauernfreund noch als den ''"[…] schlimmsten und berüchtigsten Juden, die nicht nur in Nürnberg-Fürth, sondern in ganz Deutschland herumlaufen"'' tituliert und dann vielsagend weiter geschrieben: ''"Darum hat ihn der "Stürmer" auch immer wieder am Zwickel und wird ihn so lange beuteln, bis dem Juden Bauernfreund eines Tages doch die Luft ausgeht oder er in Dachau seinen Rassegenossen Gesellschaft leistet."''<ref>Der Stürmer, 23/1933 - Wurstjud Bauernfreund</ref> 1934 konnte der Stürmer seinen "Triumph" vermelden und das "Ende vom Bauernfreund" verkünden, der "verlaust und verdreckt" nach Nürnberg gekommen sei und jahrelang "einen der dreckigsten Judenbetriebe" geführt habe. Im langen Kampf des Stürmers gegen Bauernfreund sei es nun gelungen, so Streicher, den zum Staatsfeind erklärten Juden aus dem Land zu verweisen und sein Vermögen zugunsten des Landes Bayern einzuziehen, sodass sein Betrieb nun "in deutsche Hände" übergeben werden konnte.<ref>"Der Stürmer" Nr. 3/1934 - Das Ende vom Bauernfreund sowie "Der Stürmer" Nr. 7 und Nr. 28/1935</ref> In der Stürmer-Ausgabe Nr. 28 im März 1935 verkündete Streicher seinen endgültigen "Sieg" über Bauernfreund, als dieser für sich das Armenrecht beantragen musste.<ref>"Der Stürmer" Nr. 28/1935 - Bauernfreund will das Armenrecht</ref> Und obwohl Bauernfreund sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Jahren im Ausland befand, widmete Streicher seinem letzten verbliebenen Gegner aus der Weimarer Republik Bauernfreund im Jahr 1935 eigens eine Sondernummer des Stürmers.


[[1935]] hetzte der inzwischen zum Gauleiter aufgestiegene Streicher erneut gegen das Unternehmen Bauernfreund und gegen den inzwischen als  Leiter des Milchwirtschaftlichen Instituts in Weihenstephan tätigen Dr. Fehr. Streicher und Holz forderten von der Staatsregierung die Entlassung Fehrs mit der Begründung: ''Niklas und Fehr haben sich Korruption im übelsten Sinne zu Schulden kommen lassen (Stichwort: Affäre Bauernfreund - sic!).... Sie haben ihr Amt missbraucht, um den Juden Bauernfreund zu begünstigen und um seine Gaunereien zu vertuschen. Sie haben gleichzeitig durch ihre politische Einstellung bewiesen, dass sie Gegner des Nationalsozialismus sind. Dies muss genügen. Wir denken garnicht daran, uns in Einzelheiten zu verlieren. Und nun erklären Sie, Herr Staatsrat, es sie nicht möglich, gegen Fehr vorzugehen. Wenn Sie wollen, Herr Staatsrat und wenn sie nationalsozialistisch [Wort fehlt - sic], finden Sie mehr Gründe, als Sie benötigen, Fehr aus seinem Amte zu entfernen.''<ref>BayHStA, MK 35881 - Schreiben Stellv. Gauleiter Frankens Karl Holz an Staatsrat im Kultusministerium Dr. Boepple vom 27. Juni 1935</ref>  
[[1935]] hetzte der inzwischen zum Gauleiter aufgestiegene Streicher erneut gegen das Unternehmen Bauernfreund und gegen den inzwischen als  Leiter des Milchwirtschaftlichen Instituts in Weihenstephan tätigen Dr. Fehr. Streicher und Holz forderten von der Staatsregierung die Entlassung Fehrs mit der Begründung: ''Niklas und Fehr haben sich Korruption im übelsten Sinne zu Schulden kommen lassen (Stichwort: Affäre Bauernfreund - [sic!]) ... Sie haben ihr Amt missbraucht, um den Juden Bauernfreund zu begünstigen und um seine Gaunereien zu vertuschen. Sie haben gleichzeitig durch ihre politische Einstellung bewiesen, dass sie Gegner des Nationalsozialismus sind. Dies muss genügen. Wir denken garnicht daran, uns in Einzelheiten zu verlieren. Und nun erklären Sie, Herr Staatsrat, es sei nicht möglich, gegen Fehr vorzugehen. Wenn Sie wollen, Herr Staatsrat und wenn sie nationalsozialistisch [Wort fehlt - sic], finden Sie mehr Gründe, als Sie benötigen, Fehr aus seinem Amte zu entfernen.''<ref>BayHStA, MK 35881 - Schreiben Stellv. Gauleiter Frankens Karl Holz an Staatsrat im Kultusministerium Dr. Boepple vom 27. Juni 1935</ref>  


Der Fall Bauernfreund blieb kein Einzelfall im Bereich der antisemitischen Hetzkampagne Streichers. Die "großen Fälle", wie er sie in seinen sog. "Kampfjahren" selbst bezeichnete wurden oft über Monate oder gar Jahre verfolgt. Neben dem Nürnberger Julius Wälder und Rosine Speicher, der Hausgeberin der Nürnberger Hausfrauenzeitung, war Bauernfreund über Jahre hinweg einer seiner beliebtesten Gegner.
Der Fall Bauernfreund blieb kein Einzelfall im Bereich der antisemitischen Hetzkampagne Streichers. Die "großen Fälle", wie er sie in seinen sog. "Kampfjahren" selbst bezeichnete, wurden oft über Monate oder gar Jahre verfolgt. Neben dem Nürnberger Julius Wälder und Rosine Speicher, der Hausgeberin der Nürnberger Hausfrauenzeitung, war Bauernfreund über Jahre hinweg einer seiner beliebtesten Gegner.


== Literatur ==
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