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Die [[2004]] aufgelöste '''[[Wikipedia:Dynamit Nobel|Dynamit Nobel]]''' war ein deutsches Chemie- und Rüstungsunternehmen mit einer Niederlassung in Fürth in der [[Kronacher Straße]] 63. Der Hauptzweig der Fürther Produktion besteht unter dem Namen ''RUAG Ammotec GmbH'' fort. Das Werksgelände erstreckt sich auf ca. 85 ha zwischen der [[Seeackerstraße]] im Süden, der Kronacher Straße im Osten, der [[Stadelner Hard]] im Norden und der [[Erlanger Straße]] im Westen. | Die [[2004]] aufgelöste '''[[Wikipedia:Dynamit Nobel|Dynamit Nobel]]''' war ein deutsches Chemie- und Rüstungsunternehmen mit einer Niederlassung in Fürth in der [[Kronacher Straße]] 63. Der Hauptzweig der Fürther Produktion besteht unter dem Namen ''RUAG Ammotec GmbH'' fort. Das Werksgelände erstreckt sich auf ca. 85 ha zwischen der [[Seeackerstraße]] im Süden, der Kronacher Straße im Osten, der [[Stadelner Hard]] im Norden und der [[Erlanger Straße]] im Westen. | ||
[[Bild:Dynamit-Nobel_Mai_2019_1.jpg| | [[Bild:Dynamit-Nobel_Mai_2019_1.jpg|mini|right|Blick auf das Werksgelände]] | ||
== Geschichte der Dynamit Nobel in Stadeln == | == Geschichte der Dynamit Nobel in Stadeln == | ||
===1896 - 1914: Gründerjahre=== | ===1896 - 1914: Gründerjahre=== | ||
[[Bild:Dynamit-Produkte II.jpg| | [[Bild:Dynamit-Produkte II.jpg|mini|right|150px|Historischer RWS-Munitionskatalog von 1908, noch mit Utendoerffer-Logo]] | ||
Ab [[1894]] beantragte die ''Rheinisch-Westfälische Sprengstoff AG (RWS)'' die Errichtung einer Munitionsfabrik in [[Stadeln]] als Erweiterung des seit 1889 in Nürnberg bestehenden Betriebs (Kirchenweg 56, vormals Heinrich Utendoerffer), wogegen die Stadt Fürth zunächst Einspruch erhob. Im Juni [[1895]] wurden von der kgl. Regierung die Einsprüche abgewiesen und die Errichtung grundsätzlich gestattet.<ref>''Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015, S. 50</ref> | Ab [[1894]] beantragte die ''Rheinisch-Westfälische Sprengstoff AG (RWS)'' die Errichtung einer Munitionsfabrik in [[Stadeln]] als Erweiterung des seit 1889 in Nürnberg bestehenden Betriebs (Kirchenweg 56, vormals Heinrich Utendoerffer), wogegen die Stadt Fürth zunächst Einspruch erhob. Im Juni [[1895]] wurden von der kgl. Regierung die Einsprüche abgewiesen und die Errichtung grundsätzlich gestattet.<ref>''Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015, S. 50</ref> | ||
Am [[10. Juli]] [[1896]] wurde der RWS vom Königlichen Bezirksamt Fürth in erster Instanz mitgeteilt, dass der Errichtung und dem Betrieb einer Zündhütchen- und Patronenfabrik auf Grundstücken der Gemeinde [[Stadeln]] und der Gemeinde [[Ronhof]] stattgegeben worden sei. Dies war der eigentliche Geburtstag des Werkes, das anfangs ca. 6,2 ha umfasste. | Am [[10. Juli]] [[1896]] wurde der RWS vom Königlichen Bezirksamt Fürth in erster Instanz mitgeteilt, dass der Errichtung und dem Betrieb einer Zündhütchen- und Patronenfabrik auf Grundstücken der Gemeinde [[Stadeln]] und der Gemeinde [[Ronhof]] stattgegeben worden sei. Dies war der eigentliche Geburtstag des Werkes, das anfangs ca. 6,2 ha umfasste. | ||
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===1957 - 1997: Stetiges Wachstum=== | ===1957 - 1997: Stetiges Wachstum=== | ||
[[Bild:Briefkopf Dynamit I.jpg| | [[Bild:Briefkopf Dynamit I.jpg|mini|right|Historischer Briefkopf von 1955]] | ||
[[Bild:Briefkopf Dynamit II.jpg| | [[Bild:Briefkopf Dynamit II.jpg|mini|right|Historischer Briefkopf von 1962]] | ||
[[1960]] verfügte das Werk Stadeln der Dynamit Nobel Aktiengesellschaft über ca. 3 000 Arbeitnehmer. Bereits einige Jahre vor der Eingemeindung Stadelns im Jahr 1972 ist die von den Fürthern ''"Pulver''" genannte Fabrik zu Fürth zugehörig. Eine große Rolle spielten die in Milliarden-Stückzahl produzierten Luftgewehr- und Schrotkugeln. Weithin sichtbares Kennzeichen ist der sog. ''Pulverturm'', welcher u. a. zur Produktion der Schrotkugeln diente. In dem blauen Rundbau an der Spitze des Turms wurde Blei gekocht und durch Siebe unterschiedlicher Größe nach unten getropft. So entstanden Bleikugeln, die während des freien Falls so sehr abkühlten und sich verfestigten, dass sie beim Erreichen der wassergefüllten Auffangbecken am Boden ihre Form beibehielten.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=100-101}}</ref> Mit ''SINTOX'' schafft Dynamit Nobel [[1982]] eine weitere Weltneuheit: den blei- und bariumfreien Zündsatz. [[1996]] kann das 100-jährige Jubiläum gefeiert werden.<ref>''Dynamit Nobel - 100 Jahre Werk Stadeln'', Troisdorf, 1996, S. 5 - 51</ref> | [[1960]] verfügte das Werk Stadeln der Dynamit Nobel Aktiengesellschaft über ca. 3 000 Arbeitnehmer. Bereits einige Jahre vor der Eingemeindung Stadelns im Jahr 1972 ist die von den Fürthern ''"Pulver''" genannte Fabrik zu Fürth zugehörig. Eine große Rolle spielten die in Milliarden-Stückzahl produzierten Luftgewehr- und Schrotkugeln. Weithin sichtbares Kennzeichen ist der sog. ''Pulverturm'', welcher u. a. zur Produktion der Schrotkugeln diente. In dem blauen Rundbau an der Spitze des Turms wurde Blei gekocht und durch Siebe unterschiedlicher Größe nach unten getropft. So entstanden Bleikugeln, die während des freien Falls so sehr abkühlten und sich verfestigten, dass sie beim Erreichen der wassergefüllten Auffangbecken am Boden ihre Form beibehielten.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=100-101}}</ref> Mit ''SINTOX'' schafft Dynamit Nobel [[1982]] eine weitere Weltneuheit: den blei- und bariumfreien Zündsatz. [[1996]] kann das 100-jährige Jubiläum gefeiert werden.<ref>''Dynamit Nobel - 100 Jahre Werk Stadeln'', Troisdorf, 1996, S. 5 - 51</ref> | ||
<br clear="all" /> | <br clear="all" /> | ||
===1998 - 2004: Schrittweise Auflösung=== | ===1998 - 2004: Schrittweise Auflösung=== | ||
[[Bild:Ruag.JPG| | [[Bild:Ruag.JPG|mini|right|Gelände der RUAG mit dem Pulverturm im Hintergrund, 2011]] | ||
1998 übernahm die Aschaffenburger Lenkrad-Firma Petri das Airbag-Geschäft mit 150 Beschäftigten, 2002 die Schweizer RUAG (='''R'''üstungs'''U'''nternehmen '''A'''ktien'''G'''esellschaft) das Munitionsgeschäft mit 800 Beschäftigten und 2004 die amerikanische Delphi Corporation die Automobil-Sicherheitssparte mit 210 Beschäftigten. Heute wird das Gelände und die darauf ansässigen Firmen als ''Industriepark Stadeln'' bezeichnet. | 1998 übernahm die Aschaffenburger Lenkrad-Firma Petri das Airbag-Geschäft mit 150 Beschäftigten, 2002 die Schweizer RUAG (='''R'''üstungs'''U'''nternehmen '''A'''ktien'''G'''esellschaft) das Munitionsgeschäft mit 800 Beschäftigten und 2004 die amerikanische Delphi Corporation die Automobil-Sicherheitssparte mit 210 Beschäftigten. Heute wird das Gelände und die darauf ansässigen Firmen als ''Industriepark Stadeln'' bezeichnet. | ||