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==Ausgangslage - Niedergang der alten Gewerbe und Frühindustrialisierung== | ==Ausgangslage - Niedergang der alten Gewerbe und Frühindustrialisierung== | ||
[[Bild:Rechenpfennig.png| | [[Bild:Rechenpfennig.png|mini|right|Rechenpfennig, gefertigt von Johann Christian Reich d. Ä.]] | ||
Obwohl die [[Dreiherrschaft]] zu jahrelangen politischen Streitereien und Prozessen und zu einem bürokratischen Durcheinander führte, so wirkte sich doch gerade die Konkurrenz der drei Herren im wirtschaftlichen Leben positiv aus und es gelang "in Fürth eine Art von Gewerbefreiheit zu verwirklichen".<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=19}}</ref> Zudem wurde nach dem Ende der Dreiherrschaft unter preußischer Administration von [[Karl August von Hardenberg]] die städtische Verwaltung zügig reformiert und modernisiert sowie die wirtschaftliche Entwicklung gezielt gefördert.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=19}}</ref> | Obwohl die [[Dreiherrschaft]] zu jahrelangen politischen Streitereien und Prozessen und zu einem bürokratischen Durcheinander führte, so wirkte sich doch gerade die Konkurrenz der drei Herren im wirtschaftlichen Leben positiv aus und es gelang "in Fürth eine Art von Gewerbefreiheit zu verwirklichen".<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=19}}</ref> Zudem wurde nach dem Ende der Dreiherrschaft unter preußischer Administration von [[Karl August von Hardenberg]] die städtische Verwaltung zügig reformiert und modernisiert sowie die wirtschaftliche Entwicklung gezielt gefördert.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=19}}</ref> | ||
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Die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren schwierige Jahre für die Fürther Wirtschaft. Die Wirtschaftsflaute nach den Kriegsjahren, die Missernten und die dadurch begründete Teuerung in den Jahren 1816/1817 und verbreitete Zollschranken trafen die Stadt und die ganze Region. Die Handwerker, die nicht für den lokalen Markt fertigten, litten unter den niedrigen Einkaufspreisen der Händler, so das die Gewinne oft unter das Existenzminimum fielen. Trotz der insgesamt guten Grundvoraussetzungen standen die Fürther Leistungen zudem häufig im Schatten von Nürnbergs Ruf als Handels- und Gewerbestadt. Dadurch dass Fürth ab [[1806]] zu Bayern gekommen war, litt es zudem unter der Einschränkung der Gewerbefreiheit und verlor die ehemals königlich-preußische Bank an Nürnberg. | Die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren schwierige Jahre für die Fürther Wirtschaft. Die Wirtschaftsflaute nach den Kriegsjahren, die Missernten und die dadurch begründete Teuerung in den Jahren 1816/1817 und verbreitete Zollschranken trafen die Stadt und die ganze Region. Die Handwerker, die nicht für den lokalen Markt fertigten, litten unter den niedrigen Einkaufspreisen der Händler, so das die Gewinne oft unter das Existenzminimum fielen. Trotz der insgesamt guten Grundvoraussetzungen standen die Fürther Leistungen zudem häufig im Schatten von Nürnbergs Ruf als Handels- und Gewerbestadt. Dadurch dass Fürth ab [[1806]] zu Bayern gekommen war, litt es zudem unter der Einschränkung der Gewerbefreiheit und verlor die ehemals königlich-preußische Bank an Nürnberg. | ||
[[Datei:Industrie 1839.JPG| | [[Datei:Industrie 1839.JPG|mini|right|Aufruf zur Teilnahme an der Industrie-Ausstellung in Nürnberg und kurze Ortscharakteristik, 1839]] | ||
Trotzdem entwickelte sich in Fürth in diesem Zeitraum ein verhältnismäßig großer und kapitalkräftiger, teils jüdischer Kaufmannsstand und ein vielfältiges Handwerk. Und die Erhebung zur Stadt erster Klasse im Jahr [[1818]] stärkte das Selbstbewusstsein der Bürger. Ein Vergleich der Jahre [[1819]] und [[1831]] zeigt, dass es wirtschaftlich wieder aufwärts ging. Ein sichtbares Zeichen dafür sind die klassizistischen Prachthäuser [[Alexanderstraße]] 26 - 32, die 1834/35 entstanden sind und von der damaligen Oberschicht gebaut wurden.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=193}}</ref> Dennoch waren, bedingt durch das Aussterben alter Gewerbe, wie Dechsler, Gürtler oder Strumpfwirker, Initiativen im wirtschftlichen Umfeld dringend notwendig. Verschiedene Voraussetzungen halfen der Stadt dabei, am Prozess der Industrialisierung nicht nur teilzunehmen, sondern in Bayern auch eine treibende Rolle zu übernehmen. | Trotzdem entwickelte sich in Fürth in diesem Zeitraum ein verhältnismäßig großer und kapitalkräftiger, teils jüdischer Kaufmannsstand und ein vielfältiges Handwerk. Und die Erhebung zur Stadt erster Klasse im Jahr [[1818]] stärkte das Selbstbewusstsein der Bürger. Ein Vergleich der Jahre [[1819]] und [[1831]] zeigt, dass es wirtschaftlich wieder aufwärts ging. Ein sichtbares Zeichen dafür sind die klassizistischen Prachthäuser [[Alexanderstraße]] 26 - 32, die 1834/35 entstanden sind und von der damaligen Oberschicht gebaut wurden.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=193}}</ref> Dennoch waren, bedingt durch das Aussterben alter Gewerbe, wie Dechsler, Gürtler oder Strumpfwirker, Initiativen im wirtschftlichen Umfeld dringend notwendig. Verschiedene Voraussetzungen halfen der Stadt dabei, am Prozess der Industrialisierung nicht nur teilzunehmen, sondern in Bayern auch eine treibende Rolle zu übernehmen. | ||
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* Heißluft 0,1 PS.<ref>Hans Moser: Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Fürth im 19. Jahrhundert, Diplomarbeit Erlangen/Nürnberg 1976, S. 25</ref> | * Heißluft 0,1 PS.<ref>Hans Moser: Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Fürth im 19. Jahrhundert, Diplomarbeit Erlangen/Nürnberg 1976, S. 25</ref> | ||
[[1889]] gab es in Fürth bereits Dampfmaschinen oder Dampfkessel mit insgesamt 1.914 PS, Ende [[1907]] mit 4.168 PS. Im gleichen Jahr wurden aber auch weitere 8.000 PS von Wasserkraft, Benzin- und Gasmotoren erzeugt, wobei immer mehr Gasmotoren in der Privatwirtschaft zum Einsatz kamen. | [[1889]] gab es in Fürth bereits Dampfmaschinen oder Dampfkessel mit insgesamt 1.914 PS, Ende [[1907]] mit 4.168 PS. Im gleichen Jahr wurden aber auch weitere 8.000 PS von Wasserkraft, Benzin- und Gasmotoren erzeugt, wobei immer mehr Gasmotoren in der Privatwirtschaft zum Einsatz kamen. | ||
[[Datei:Fürth2018 eigenständig.jpg| | [[Datei:Fürth2018 eigenständig.jpg|mini|right|400px|Dieser Artikel entstand im Rahmen des Fürther Stadtjubiläums [[Stadtrecht|"200 Jahre eigenständig"]] im Jahr 2018]] | ||
===Bevölkerungswachstum=== | ===Bevölkerungswachstum=== | ||
Die Fürther Bevölkerung belief sich anfangs des 19. Jahrhunderts auf etwa 12.000 Einwohner (1808). Im Verlauf der nächsten 100 Jahre stieg die Einwohnerzahl geradezu explosionsartig auf über 60.000 Personen im Jahr [[1905]].<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 72</ref> Dieser demografische Zuwachs beruhte auf der Vermehrung der ansässigen Bevölkerung aber vor allem auf Zuwanderungen aus dem agrarischen Umfeld Mittel- und Oberfrankens und der Oberpfalz. Auch aus anderen deutschen Staaten und auch aus dem europäischen Ausland kamen die Neubürger. Während zwischen [[1808]] und [[1825]] der Anstieg noch gering war und auch bis [[1840]] nur langsam anstieg, ist die nachfolgende Phase bis [[1864]] gekennzeichnet durch ein sprunghaftes Anwachsen der Bevölkerung um circa 30% und in den nächsten 10 Jahren um noch einmal rund 25% auf dann über 27.000 Einwohner. Bis zur Jahrhundertwende verdoppelte sich die Bevölkerung erneut und erreichte etwa 55.000 Einwohner. Fürth war nun fünftgrößte Stadt in Bayern. Auslöser für dieses enorme Wachstum war die sehr gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung des gesamten Raumes Nürnberg-Fürth und dabei speziell das Anwachsen der industriellen Kapazität.<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 77</ref> | Die Fürther Bevölkerung belief sich anfangs des 19. Jahrhunderts auf etwa 12.000 Einwohner (1808). Im Verlauf der nächsten 100 Jahre stieg die Einwohnerzahl geradezu explosionsartig auf über 60.000 Personen im Jahr [[1905]].<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 72</ref> Dieser demografische Zuwachs beruhte auf der Vermehrung der ansässigen Bevölkerung aber vor allem auf Zuwanderungen aus dem agrarischen Umfeld Mittel- und Oberfrankens und der Oberpfalz. Auch aus anderen deutschen Staaten und auch aus dem europäischen Ausland kamen die Neubürger. Während zwischen [[1808]] und [[1825]] der Anstieg noch gering war und auch bis [[1840]] nur langsam anstieg, ist die nachfolgende Phase bis [[1864]] gekennzeichnet durch ein sprunghaftes Anwachsen der Bevölkerung um circa 30% und in den nächsten 10 Jahren um noch einmal rund 25% auf dann über 27.000 Einwohner. Bis zur Jahrhundertwende verdoppelte sich die Bevölkerung erneut und erreichte etwa 55.000 Einwohner. Fürth war nun fünftgrößte Stadt in Bayern. Auslöser für dieses enorme Wachstum war die sehr gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung des gesamten Raumes Nürnberg-Fürth und dabei speziell das Anwachsen der industriellen Kapazität.<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 77</ref> | ||
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In der Mitte des 19. Jahrhunderts erzielte die Handels- und Dienstleistungsbranche die höchste Beschäftigungszahl. Es folgten das Textilgewerbe und dann metallverarbeitende Betriebe. Während in Nürnberg zu dieser Zeit auf jeden zehnten Einwohner ein Betrieb kam, war es in Fürth ein Betrieb auf fast jeden fünften Einwohner. Das zahlenmäßig relativ große und aktive Handelsgewerbe war die Grundvoraussetzung für die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung Fürths. Es bildete das Bindeglied zwischen Produzent und Verbraucher. [[1857]] lassen sich 469 Handelsberechtigungen für Fürth nachweisen.<ref>Adreßbuch der Handels- und Fabrikberechtigten von Fürth 1857, S. 3 - 29</ref> Gegenüber den dreißiger Jahren hatte sich das Handelsgewerbe noch einmal stark vermehrt. Dabei schwankte der Anteil der Juden beträchtlich, war aber im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil stets überdurchschnittlich hoch. In den fünfziger Jahren geriet der Handel allerdings in eine Krise, bedingt durch die rasche Ausdehnung des Agenturwesens der bekannten Nürnberger Händler. So sank die Anzahl der Handelskonzessionen von [[1857]] bis [[1865]] um gut 10 Prozent. Insbesondere der Schnittwaren- und Manufakturenwarenhandel ging zurück. Trotzdem kam es zu einem weiteren Anstieg der Bevölkerung. Ab [[1850]] entstand ein weiterer neuer Stadtteil, das ''Viertel hinter dem Rathaus''. Da auch die Entwicklung der Fabriken in der Altstadt an ihre Grenzen gestoßen war, zogen zugleich viele Firmen in das geräumigere Viertel. | In der Mitte des 19. Jahrhunderts erzielte die Handels- und Dienstleistungsbranche die höchste Beschäftigungszahl. Es folgten das Textilgewerbe und dann metallverarbeitende Betriebe. Während in Nürnberg zu dieser Zeit auf jeden zehnten Einwohner ein Betrieb kam, war es in Fürth ein Betrieb auf fast jeden fünften Einwohner. Das zahlenmäßig relativ große und aktive Handelsgewerbe war die Grundvoraussetzung für die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung Fürths. Es bildete das Bindeglied zwischen Produzent und Verbraucher. [[1857]] lassen sich 469 Handelsberechtigungen für Fürth nachweisen.<ref>Adreßbuch der Handels- und Fabrikberechtigten von Fürth 1857, S. 3 - 29</ref> Gegenüber den dreißiger Jahren hatte sich das Handelsgewerbe noch einmal stark vermehrt. Dabei schwankte der Anteil der Juden beträchtlich, war aber im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil stets überdurchschnittlich hoch. In den fünfziger Jahren geriet der Handel allerdings in eine Krise, bedingt durch die rasche Ausdehnung des Agenturwesens der bekannten Nürnberger Händler. So sank die Anzahl der Handelskonzessionen von [[1857]] bis [[1865]] um gut 10 Prozent. Insbesondere der Schnittwaren- und Manufakturenwarenhandel ging zurück. Trotzdem kam es zu einem weiteren Anstieg der Bevölkerung. Ab [[1850]] entstand ein weiterer neuer Stadtteil, das ''Viertel hinter dem Rathaus''. Da auch die Entwicklung der Fabriken in der Altstadt an ihre Grenzen gestoßen war, zogen zugleich viele Firmen in das geräumigere Viertel. | ||
[[Bild:Werbung Engelhardt (1).jpg| | [[Bild:Werbung Engelhardt (1).jpg|mini|right|Werbung der Fa. Engelhardt]] | ||
Im Jahr [[1843]] war in Fürth der [[Industrie- und Gewerbeverein]] gegründet worden. Dessen Ziel war es, den Mittelstand, Handwerker und Kleinbetriebe u.a. durch Fortbildungsveranstaltungen und Ausstellungen zu fördern. Tatsächlich erhöhte sich jetzt die Zahl der Meisterbetriebe im Handwerk und die Metallverarbeitung rückte an die erste Stelle. Mit der Aufstellung der ersten Dampfmaschine in der [[J. W. Engelhardt & Co.|Maschinenfabrik Engelhardt]] im Jahr [[1842]] erfolgte wohl die Initialzündung der Industrialisierung in Fürth. Allerdings bestand in den fünfziger Jahren noch kaum örtliche Nachfrage nach Dampfmaschinen, so dass Engelhardt den Bedarf zum großen Teil decken konnte. | Im Jahr [[1843]] war in Fürth der [[Industrie- und Gewerbeverein]] gegründet worden. Dessen Ziel war es, den Mittelstand, Handwerker und Kleinbetriebe u.a. durch Fortbildungsveranstaltungen und Ausstellungen zu fördern. Tatsächlich erhöhte sich jetzt die Zahl der Meisterbetriebe im Handwerk und die Metallverarbeitung rückte an die erste Stelle. Mit der Aufstellung der ersten Dampfmaschine in der [[J. W. Engelhardt & Co.|Maschinenfabrik Engelhardt]] im Jahr [[1842]] erfolgte wohl die Initialzündung der Industrialisierung in Fürth. Allerdings bestand in den fünfziger Jahren noch kaum örtliche Nachfrage nach Dampfmaschinen, so dass Engelhardt den Bedarf zum großen Teil decken konnte. | ||
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Mit dem Durchbruch der industriellen Revolution entstanden dann in größerem Umfang neue Arbeitsmöglichkeiten. Allerdings verschärften sich bald auch die Unterschiede in den sozialen Schichten der Bevölkerung. Der Oberschicht aus Unternehmern, Großhändlern und Bankiers sowie der Mittelschicht aus kleinen Fabrikanten und Handwerksmeistern stand in der Industriestadt Fürth eine breite Unterschicht aus Fabrikarbeitern, Handwerksgesellen und Dienstboten gegenüber, deren Situation von den harten Bedingungen der Industrialisierung geprägt war. | Mit dem Durchbruch der industriellen Revolution entstanden dann in größerem Umfang neue Arbeitsmöglichkeiten. Allerdings verschärften sich bald auch die Unterschiede in den sozialen Schichten der Bevölkerung. Der Oberschicht aus Unternehmern, Großhändlern und Bankiers sowie der Mittelschicht aus kleinen Fabrikanten und Handwerksmeistern stand in der Industriestadt Fürth eine breite Unterschicht aus Fabrikarbeitern, Handwerksgesellen und Dienstboten gegenüber, deren Situation von den harten Bedingungen der Industrialisierung geprägt war. | ||
[[Bild:A5178 Hans Böckler.jpg| | [[Bild:A5178 Hans Böckler.jpg|mini|right|Hans Böckler]] | ||
Zu Beginn der Industrialisierung wurde allgemein an sechs Tagen der Woche 14 bis 16 Stunden lang gearbeitet. In den 1870er Jahren reduzierte sich die industrielle Arbeitszeit auf durchschnittlich 12 Stunden. Eine Verbesserung brachte das ''Arbeitsschutzgesetz'' des Deutschen Reiches von 1891. Es legte eine Arbeitszeit von 11 Stunden für Frauen und 10 Stunden für Jugendliche fest und verbot die Nachtarbeit für Frauen und Jugendliche sowie die Arbeit von Kindern in Fabriken. Männer arbeiteten weiterhin 12 Stunden täglich. Verbreitet gab es zudem spezielle Fabrikvorschriften, die die gesetzlichen Regelungen keineswegs immer einhielten. So konnten Arbeiter wegen Kleinigkeiten entlassen werden oder es mussten Strafen gezahlt werden, z.B. wenn jemand nicht rechtzeitig zur Arbeit kommen konnte. Streiks für kürzere Arbeitszeiten oder verlängerte Pausen gab es öfter. Diese waren meist nicht erfolgreich. [[1899]] erzwang [[Hans Böckler]] nach einem 12-wöchigen Streik der Metallschläger eine Arbeitszeitverkürzung auf 9 Stunden. | Zu Beginn der Industrialisierung wurde allgemein an sechs Tagen der Woche 14 bis 16 Stunden lang gearbeitet. In den 1870er Jahren reduzierte sich die industrielle Arbeitszeit auf durchschnittlich 12 Stunden. Eine Verbesserung brachte das ''Arbeitsschutzgesetz'' des Deutschen Reiches von 1891. Es legte eine Arbeitszeit von 11 Stunden für Frauen und 10 Stunden für Jugendliche fest und verbot die Nachtarbeit für Frauen und Jugendliche sowie die Arbeit von Kindern in Fabriken. Männer arbeiteten weiterhin 12 Stunden täglich. Verbreitet gab es zudem spezielle Fabrikvorschriften, die die gesetzlichen Regelungen keineswegs immer einhielten. So konnten Arbeiter wegen Kleinigkeiten entlassen werden oder es mussten Strafen gezahlt werden, z.B. wenn jemand nicht rechtzeitig zur Arbeit kommen konnte. Streiks für kürzere Arbeitszeiten oder verlängerte Pausen gab es öfter. Diese waren meist nicht erfolgreich. [[1899]] erzwang [[Hans Böckler]] nach einem 12-wöchigen Streik der Metallschläger eine Arbeitszeitverkürzung auf 9 Stunden. |