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=== Geschichte === | === Geschichte === | ||
Die Initiative zur Errichtung des Grabdenkmals auf dem alten Friedhof an der [[Nürnberger Straße]], das dem Andenken an die Soldaten gewidmet ist, die im Verlauf des deutsch-französischen Krieges 1870/71 in Fürth gestorben sind und hier beerdigt wurden | Die Initiative zur Errichtung des Grabdenkmals auf dem alten Friedhof an der [[Nürnberger Straße]], das dem Andenken an die Soldaten gewidmet ist, die im Verlauf des deutsch-französischen Krieges 1870/71 in Fürth gestorben sind und hier beerdigt wurden<ref name="Schwammberger">[[Adolf Schwammberger]]: [[Fürth von A bis Z (Buch)|Fürth von A bis Z]], S. 90</ref>, ging vom Bürgerverein aus, wie einem Protokoll vom 24. Juli [[1871]] zu entnehmen ist: ''„Es erscheint der Kaufmann Moritz Eismann als Schriftführer des hiesigen Bürgervereins und trägt vor: Der Bürgerverein beabsichtigt, den in dem letzten Kriege gefallenen Soldaten, welche auf dem hiesigen Friedhofe beerdigt sind, und zwar auf dem gemeinschaftlichen Grabe ein Denkmal setzen zu lassen … Vorerst stelle ich die Bitte zur Setzung dieses Denkmals die polizeiliche Erlaubnis zu ertheilen.“''<ref name ="Grabdenkmal">Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Aufstellung einer '''Gedenktafel''' [in der Michaelskirche – nachträglich durchgestrichen] dahier zur Erinnerung an die gefallenen Krieger aus hiesiger Stadt und die Einrichtung eines '''Grabmonuments''' für die dahier verstorbenen Krieger</ref> | ||
Schon 3 Tage später fasste der Stadtmagistrat den Beschluss, das Angebot dankend abzulehnen, da die Stadt bei der Überlassung des Grabes schon die spätere Aufstellung eines Denkmals vorgesehen habe und dieses Vorhaben nun selbst angehen wolle, und teilte dies dem Bürgerverein mit. Die Vorstandschaft des Bürgervereins mit ihrem 1. Vorstand Georg Fortmeier zeigte sich verwundert: ''„… Nun dürfte dem verehrl. Magistrate aber bekannt sein, daß der Bürgerverein den Betrag hiefür durch ein Entré, an welches sich die Gesamtbürgerschaft beteiligt hat, erhoben hat und daß in der betreffenden Einladung der Zweck ganz genau angegeben war; daß demnach unser Verein diesen Betrag auch zunächst und den Wünschen der Geber entsprechend verwenden muß. Die unterfertigte Vorstandschaft kann sich das Zurückweisen ihres Anerbietens um so weniger erklären, als die Berichte über die öffentlichen Magistratssitzungen nie ein Wort von einem solchen Vorhaben des verehrl. Stadtmagistrats etwas erwähnten & selbst Magistratsmitglieder erklären mußten, daß sie von einem solchen nichts gewußt hätten …“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Schreiben vom 1. August 1871</ref> Doch bot man als für beide Seiten zweckdienliche Lösung die gesammelten 75 Gulden dem Stadtmagistrat als Beitrag zu einem Denkmal der Stadt an. Der Stadtmagistrat nahm die 75 Gulden „zu prunkvollerer Ausstattung des von der Stadtgemeinde zu setzen beabsichtigten Denkmals“ dankbar an. | Schon 3 Tage später fasste der Stadtmagistrat den Beschluss, das Angebot dankend abzulehnen, da die Stadt bei der Überlassung des Grabes schon die spätere Aufstellung eines Denkmals vorgesehen habe und dieses Vorhaben nun selbst angehen wolle, und teilte dies dem Bürgerverein mit. Die Vorstandschaft des Bürgervereins mit ihrem 1. Vorstand Georg Fortmeier zeigte sich verwundert: ''„… Nun dürfte dem verehrl. Magistrate aber bekannt sein, daß der Bürgerverein den Betrag hiefür durch ein Entré, an welches sich die Gesamtbürgerschaft beteiligt hat, erhoben hat und daß in der betreffenden Einladung der Zweck ganz genau angegeben war; daß demnach unser Verein diesen Betrag auch zunächst und den Wünschen der Geber entsprechend verwenden muß. Die unterfertigte Vorstandschaft kann sich das Zurückweisen ihres Anerbietens um so weniger erklären, als die Berichte über die öffentlichen Magistratssitzungen nie ein Wort von einem solchen Vorhaben des verehrl. Stadtmagistrats etwas erwähnten & selbst Magistratsmitglieder erklären mußten, daß sie von einem solchen nichts gewußt hätten …“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Schreiben vom 1. August 1871</ref> Doch bot man als für beide Seiten zweckdienliche Lösung die gesammelten 75 Gulden dem Stadtmagistrat als Beitrag zu einem Denkmal der Stadt an. Der Stadtmagistrat nahm die 75 Gulden „zu prunkvollerer Ausstattung des von der Stadtgemeinde zu setzen beabsichtigten Denkmals“ dankbar an. | ||
Vorher war schon in der Sitzung des Stadtmagistrats am 13. Juli 1871 beschlossen worden, für die in Fürth heimatsberechtigten, dem Kriege 1870/71 zum Opfer gefallenen Angehörigen der Armee eine Gedenktafel in der [[Kirche St. Michael]] anzubringen und den städtischen Baurat [[Friedrich Friedreich]] mit einem Entwurf nebst Kostenvoranschlag zu beauftragen.<ref>Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1871</ref> Offensichtlich bekam Friedreich nun auch noch den gleichen Auftrag für das Grabdenkmal, denn er erstellte einen Kostenanschlag mit genauer Beschreibung für beide Objekte, datiert vom 13. September 1871.<ref name ="Grabdenkmal"/> Unter dem Titel „Monument für die in Fürth verstorbenen und auf dem christlichen Kirchhofe begrabenen Soldaten des deutschen Heeres vom Krieg 1870/71“ ist als Grabfigur eine „Sitzende Viktoria von Rauch - Figur von Terracotta aus dem Etablissement von E. March in Charlottenburg“ aufgeführt<ref name ="Ohm">Barbara Ohm: Die Viktoria im Fürther Stadtpark, Fürther Geschichtsblätter 1/2004, S. 24</ref>, angesetzt waren dafür 132,30 Gulden; als Gesamtkosten waren 490 Gulden veranschlagt (letzten Endes wurden es 670 Gulden).<ref name ="Grabdenkmal"/> Im März [[1872]] fiel der Beschluss zur sofortigen Errichtung des Grabmonuments (und ebenso zur Aufstellung der Gedenktafel für die dem Krieg zum Opfer gefallenen Fürther Soldaten). Das Grabdenkmal war gerade am Johannistag (24. Juni) 1872 fertig und wurde mit Blumen geschmückt ohne Enthüllungsfeier zur allgemeinen Besichtigung freigegeben (die Gedenktafel wurde erst im August 1874 fertig und am 2. September [[1874]] im Hauptportal des [[Rathaus]]es enthüllt). Der Schmuck der Gräber am Johannistage mit Kränzen und Blumen war in Fürth damals Sitte.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Bericht der Stadt vom 27. Februar 1875 an die Kgl. Commandantur Ansbach für eine Veröffentlichung des Staatsanzeigers über die Denkmäler in Bayern für die Gefallenen des Krieges 1870/71</ref> Im September 1872 ließ die Stadt noch ein Gitter um die Grabanlage errichten. | |||
Das Denkmal wurde alljährlich am Johannistage auf Kosten der Gemeinde mit Blumen und Kränzen geschmückt.<ref name="Fronmüller">[[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller]]: [[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Chronik der Stadt Fürth]], 1887, S. 403</ref> | |||
Die erste größere Restaurierung erfolgte auf eine Meldung der Kriegergenossenschaft Fürth im März 1898 hin über die Notwendigkeit einer Reparatur des Grabdenkmals. Dazu erfasste das Stadtbauamt die notwendigen Arbeiten: ''"Die Figur ist durch Witterungseinflüße und durch Staub und Ruß schmutzig und schwarz an verschiedenen Stellen und bedarf einer gründlichen Reinigung. Ferner fehlen an der linken Hand 3 Fingerspitzen; an dem Postament, auf dem die Figur steht, fehlen 2 steinerne Kreuzaufsätze ... es ist aber auch das Gitter um das Denkmal verrostet, ein Anstrich desselben notwendig."''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Bericht vom 21. März 1898</ref> Die Reparaturen waren Ende Mai ausgeführt. | |||
Zuletzt wurde die stark beschädigte Figur 1997 von dem Steinbildhauer und Restaurator André Jeschar restauriert.<ref name ="Ohm"/> | |||
Heute wird das Kriegerdenkmal in der Denkmalliste der Stadt Fürth geführt.<ref name="Habel">Heinrich Habel: [[Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth]], S. 386</ref> | Heute wird das Kriegerdenkmal in der Denkmalliste der Stadt Fürth geführt.<ref name="Habel">Heinrich Habel: [[Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth]], S. 386</ref> | ||
=== Gestaltung === | === Gestaltung === | ||
Auf einem hohen Postament aus Sandstein befindet sich eine Terracotta-Statue der sitzenden Siegesgöttin Victoria. Vorbild der Terracotta-Statue ist die klassizistische Mamorstatue „Kranzwerfende Viktoria“, die der Bildhauer Christian Daniel Rauch in den Jahren 1838 bis 1845 schuf und sich früher im Berliner Stadtschloss befand. Auf der Vorderseite des Sandsteinsockels ist eine Inschriftenplatte aus schwarzem Mamor angebracht, die die sechs Soldaten verzeichnet, die hier im gemeinschaftlichen Grab ruhen:<ref name="Fronmüller"/> | Auf einem hohen Postament aus Sandstein befindet sich eine Terracotta-Statue der sitzenden Siegesgöttin Victoria. Vorbild der Terracotta-Statue ist die klassizistische Mamorstatue „Kranzwerfende Viktoria“, die der Bildhauer Christian Daniel Rauch in den Jahren 1838 bis 1845 schuf und sich früher im Berliner Stadtschloss befand. Auf dem Gesims des Postaments ist auf 3 Seiten in den Sandstein in Großbuchstaben als Inschrift eingehauen: "Zum ehrenden Andenken | an die hier ruhenden Krieger | errichtet v. d. Stadt Fürth". | ||
Auf der Vorderseite des Sandsteinsockels ist eine Inschriftenplatte aus schwarzem Mamor angebracht, die die sechs Soldaten verzeichnet, die hier im gemeinschaftlichen Grab ruhen:<ref name="Fronmüller"/> | |||
('''Anmerkung:''' Die folgende Auflistung von Fronmüller gibt nicht den genauen Text der Inschriftentafel wieder. Zudem sind einige Angaben auf der Tafel anders und auch bei Fronmüller selbst an entsprechenden Stellen seiner Chronologie - beides ist in eckigen Klammern vermerkt.) | |||
* Friedrich Wendland aus Stettin, Gefreiter im 14. preußischen Musketier-Regiment, gestorben am 29. September 1870 | * Friedrich Wendland aus Stettin, Gefreiter im 14. preußischen Musketier-Regiment, gestorben am 29. September 1870 | ||
[Name auf der Tafel: Wendlandt; Todestag auf der Tafel: 28. September - bei Fronmüller aber auch: ''"Den 27.(!) September (1870) starb im Krankenhause Friedr. Wendland, Gefreiter im preußischen 14. Musketier-Regiment aus Stettin ..."''<ref>Fronmüller S. 377</ref>] | |||
* Anton Grill, Gefreiter im 10. Bayr. Infanterie-Regiment aus Germersheim, gest. den 29. September 1870 | * Anton Grill, Gefreiter im 10. Bayr. Infanterie-Regiment aus Germersheim, gest. den 29. September 1870 | ||
[Ort auf der Tafel: Gainersheim - wohl richtig in diesem Eintrag von Fronmüller: ''"... ebenso am 29. Anton Grill aus Gaimersheim bei Ingolstadt, Gefreiter im bayerischen 10. Infanterie-Regiment. Sie wurden mit militärischen Ehren bestattet, wobei die Feuerwehr den Kondukt bildete; beide ruhen in demselben Grab."''<ref>Fronmüller S. 377</ref>] | |||
* Wilhelm Gauck, Soldat im 8. Bayr. Infanterie-Regiment aus Altenbamberg, gest. den 2. Nov 1870 | * Wilhelm Gauck, Soldat im 8. Bayr. Infanterie-Regiment aus Altenbamberg, gest. den 2. Nov 1870 | ||
* Johann | [Name auf der Tafel: Gauch - bei Fronmüller aber auch als "Gaudl" bezeichnet: ''"Am 2. November (1870) starb im Krankenhause Wilhelm Gaudl aus Altenbamberg, Soldat im 8. Infanterieregiment, am Typhus. Wurde unter ehrenvoller Leichenbegleitung zur Erde bestattet."''<ref>Fronmüller S. 379</ref>] | ||
* Johann Fürweiser, Soldat im 7. Bayr. Infanterie-Regiment aus Neufang, gest. am 9. Januar 1871<ref>Fronmüller S. 383</ref> | |||
* Friedrich Windsheimer, Soldat im 14. Bayr. Infanterie-Regiment aus Bruck, gest. den 10. März 1871 | * Friedrich Windsheimer, Soldat im 14. Bayr. Infanterie-Regiment aus Bruck, gest. den 10. März 1871 | ||
* Andreas Keller, Sergeant im 7. Bayr. Infanterie-Regiment aus Fürth, gest. den 18. Juli 1871 | * Andreas Keller, Sergeant im 7. Bayr. Infanterie-Regiment aus Fürth, gest. den 18. Juli 1871<ref>Fronmüller S. 390</ref> | ||
===Sonstiges=== | ===Sonstiges=== |
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