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==Lage== | ==Lage== | ||
Die „Foerstermühle“ lag an der [[Würzburger Straße]] 3 in Fürth<ref>''Foerster, J.G., Walzenmühle. Würzburger Str. 3''. In: ''Öffentliches Fernsprechteilnehmer-Verzeichnis Nürnberg - Fürth''. Nürnberg, 1950, S. 8, Fürther Teil</ref>. Die Bezeichnung wird heute noch für das Areal verwendet. Vom ehem. Mühlenkomplex steht heute an der Würzburger Str. 3 noch das ehem. Wohnhaus des Mühlenbesitzers, der zweigeschossige Anbau nach Westen um 1907<ref>* Quelle: Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984 </ref> - auch "Villa" genannt sowie das Turbinenhaus, ein Torbogen zum ehem. Mühlenhof und das ehem. Pförtnerhäuschen der Foerstermühle. Während der Eingang zum Gebäude vom Norden die Straßenbezeichnung [[Würzburger_Straße|Würzburger Str. 3]] inne hat, befinden sich rückseitig noch weitere Eingänge zum Gebäude, die allerdings die Straßenbezeichnung Foerstermühle 1, 3 und 5 haben. Die Adresse [[Würzburger_Straße|Würzburger Str. 1]] gibt es nicht mehr, da es sich dabei um das allseits bekannte [[Fischhäusla]] gehandelt hat. Mit dem Abriss des Gebäudes 1995 für die [[U-Bahnhof Stadthalle|U-Bahnhaltestelle Stadthalle]] ist die Hausnummer ebenfalls verschwunden. | Die „Foerstermühle“ lag an der [[Würzburger Straße]] 3 in Fürth<ref>''Foerster, J.G., Walzenmühle. Würzburger Str. 3''. In: ''Öffentliches Fernsprechteilnehmer-Verzeichnis Nürnberg - Fürth''. Nürnberg, 1950, S. 8, Fürther Teil</ref>. Die Bezeichnung wird heute noch für das Areal verwendet. Vom ehem. Mühlenkomplex steht heute an der Würzburger Str. 3 noch das ehem. Wohnhaus des Mühlenbesitzers, der zweigeschossige Anbau nach Westen um 1907<ref>* Quelle: Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984 </ref> - auch "Villa" genannt - sowie das Turbinenhaus, ein Torbogen zum ehem. Mühlenhof und das ehem. Pförtnerhäuschen der Foerstermühle. Während der Eingang zum Gebäude vom Norden die Straßenbezeichnung [[Würzburger_Straße|Würzburger Str. 3]] inne hat, befinden sich rückseitig noch weitere Eingänge zum Gebäude, die allerdings die Straßenbezeichnung Foerstermühle 1, 3 und 5 haben. Die Adresse [[Würzburger_Straße|Würzburger Str. 1]] gibt es nicht mehr, da es sich dabei um das allseits bekannte [[Fischhäusla]] gehandelt hat. Mit dem Abriss des Gebäudes 1995 für die [[U-Bahnhof Stadthalle|U-Bahnhaltestelle Stadthalle]] ist die Hausnummer ebenfalls verschwunden. | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Eine klare Altersnennung der Foerstermühle fällt schwer, da die unterschiedlichen Chronisten der Stadt Fürth sich zum Teil widersprüchlich oder zumindest nicht immer klar ausgedrückt haben über welche Mühle | Eine klare Altersnennung der Foerstermühle fällt schwer, da die unterschiedlichen Chronisten der Stadt Fürth sich zum Teil widersprüchlich oder zumindest nicht immer klar ausgedrückt haben, über welche Mühle in Fürth sie gerade berichteten. So wird im Eger´s Taschenbuch von 1819 sowie in der [[Georg_Tobias_Christoph_II._Fronmüller|Fronmüllerchronik]] davon gesprochen, dass die Foerstermühle erstmals 1394 urkundlich erwähnt wird und seit 1403 einem gew. Hermann Mertel gehört. Die Chronisten [[Gottlieb_Wunschel|Wunschel]] und [[Adolf Schwammberger|Dr. Schwammberger]] gehen aber eher davon aus, dass erst mit dem Bau der sog. unteren Mühle um 1703 durch Michael Messelhäuser aus Bubenmühle bei Ammerndorf die Geschichte der Foerstermühle beginnt. Als Beleg für den Beginn ab 1703 legen sie die allseits bekannten Straßenpläne und Bilder um 18 Jhd. vor, auf denen noch keine Mühle erkennbar ist. | ||
Sicher ist, dass ab 1703 der Müller Messelhäuser mit dem Bau | Sicher ist, dass ab 1703 der Müller Messelhäuser mit dem Bau seiner Mühle begonnen hat<ref> * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 115</ref>. Nach der noch vorhandenen Baugenehmigung <ref> * Quelle: Dr. Thomas Foerster, Private Sammlung der Akten zur Foerstermühle, Stand 2012</ref> hatte die Mühle ''sechs Mahlgänge (je drei für Weizen und Roggen), drei Wasserräder sowie eine Schneidmühle mit eigenem Wasserrad.'' Der Bau der Mühle erfolgte seinerzeit im dreigeteilten Fürth unter der [[Dreiherrschaft|Protektion der Ansbacher]], die Fürth durch einen in Cadolzburg sitzenden Oberamtsmann verwalteten. Dies missfiel insbesondere dem Domprobst von Bamberg, so dass dieser am 05. September 1706 Klage gegen den Müller Messelhäuser erhob wegen der ''"Erbauung einer Mühle auf domprobsteilichem Grunde"''. <ref> * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 119</ref> Auch Nürnberg protestierte massiv gegen den Bau der unteren Mühle. Der Rat argumentierte ''"daß nichts der Stadt Nürnberg mehr schädlich seye als die Vergrößerung des Marcks Fürth"''. Dem hielten die Ansbacher entgegen, dass ''"Nürnberg in Fürth nichts zu sagen habe".'' <ref> * Quelle: Dr. Thomas Foerster, Private Sammlung der Akten zur Foerstermühle, Stand 2012</ref> Der Streit um die untere Mühle drohte 1711 zu eskalieren. Erzürnte Bürger wollten der Mühle buchstäblich das Wasser abgraben. Sie führten überdurchschnittliche Hochwasserschäden auf die Stauanlage der Mühle zurück und versuchten ''"mit Hauen und Schauffeln durch eine Umgrabung, den meisten Theil des Flusses gar von der Mühl ab und auf die Seite gegen die Juden-Begräbnis diesseits der Brucken hinzuleiten."'' Mit 50 Soldaten hat der Ansbacher Markgraf dies zu verhindern gewusst. [[Bild:Foerstermuehle um 1750 kl.jpg|thumb|right|Die Foerstermühle um 1750]] | ||
1723 | 1723 vererbte Michael Messelhäuser die Mühle seinen Söhnen Johann und Johann Georg. Diese verkaufen die Mühle für 50.000 Gulden 1741 an Georg Friedrich Eckart. Ab 1744 erweiterte dieser den eher bescheidenen Mühlenbetrieb erheblich. Neben der Roggen-, Weizen- und Sägemühle gehörte ihm auch das Gelände bis zur heutigen [[Siebenbogenbrücke]] incl. des Schwimmbadgeländes für landwirtschaftliche Zwecke. | ||
==Besuch des Preußenkönig Wilhelm III. mit Königin Luise== | ==Besuch des Preußenkönig Wilhelm III. mit Königin Luise== | ||
Johann Michael Eckart erbt 1773 von | Johann Michael Eckart, ein sehr obrigkeitstreuer Mann, erbt 1773 von seinem Vater die Mühle. Ihm gelang es, dass insgesamt dreimal der [[Königreich_Preußen|Preußenkönig]] Wilhelm III. mit seiner Gemahlin Königin Luise in der unteren Mühle übernachteten. ''"Im Jahr 1799 hatte Fürth das Glück, seinen damaligen Landesvater König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zu bewirten. Der Monarch nahm mit seiner Gemahlin Louise das Quartier in der Unteren Mühle... Der Besitzer der Unteren Mühle ließ nachher zum künftigen besseren Empfang seines erhabenen Gastes ein ganz neues Gebäude hinter der Mühle aufführen, und darin einen Saal zur Königlichen Tafel errichten, der noch zur Stunde der Königssaal genannt wurde."'' In den Jahren 1803 und 1805 besuchte das Königspaar jeweils im Juni anlässlich seiner Heerschauen auf der Hard erneut Fürth und übernachtete wieder in der Foerstermühle. <ref> * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 200</ref> <ref> * Quelle: Eger Addreß-Handbuch, Taschen- und Addreß-Handbuch von Fürth im Königreich Baiern, Nürnberg 1819, S. 217</ref> [[Bild:Foerstermuhle um 1800 kl.jpg|thumb|right|Die Foerstermühle 1799 - Besuch des Preußenkönigs Wilhelm III.]] | ||
==Namensnennung Foerstermühle== | ==Namensnennung Foerstermühle== | ||
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Mit dem Kauf der Mühle 1819 durch Georg Christoph Foerster (15.03.1794 - 09.05.1877) erhielt die untere Mühle erstmals den heutigen Namen Foerstermühle. Die Tatsache, dass Foerster mit "oe" geschrieben wird und nicht mit dem Umlaut "ö" hat keine besondere Bewandtnis. Nach Aussagen von Dr. Thomas Foerster - dem heute letzten Nachkommen - war dies eine "Modeerscheinung im 18. Jahrhundert", dem auch seine Familie folgte. Jener Georg Christoph Foerster folgte seiner Familientradition - und kaufte die Mühle für 50.000 Gulden. Bereits sein Vater Johann Adam Foerster (geb. 27.06.1767) war Müller in Schniegling, und dessen Vater hatte eine Mühle in Katzwang. Am 15. März 1827 brannte die Mühle vollständig ab, ''"wobei sich der Feuerregen bis auf den Königsplatz erstreckte".'' <ref> * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen, S. 244</ref> Auch das Wohnhaus war stark beschädigt und musste umfassend wieder instandgesetzt werden. Die Mühle bekam über dem Erdgeschoss zwei weitere Geschosse und zwei Dachgeschosse. Zum bisherigen Bestand kam noch eine Glasschleiferei, eine Bronzeschmelze und eine kleine Blattgoldfabrik hinzu. Die Antriebsenergie wurde inzwischen über acht große Wasserräder gewonnen. <ref> * Quelle: Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984 </ref> [[Bild:Foerstermuehle nach 1827 kl.jpg|thumb|right|Die Foerstermühle nach dem Umbau 1827]] | Mit dem Kauf der Mühle 1819 durch Georg Christoph Foerster (15.03.1794 - 09.05.1877) erhielt die untere Mühle erstmals den heutigen Namen Foerstermühle. Die Tatsache, dass Foerster mit "oe" geschrieben wird und nicht mit dem Umlaut "ö" hat keine besondere Bewandtnis. Nach Aussagen von Dr. Thomas Foerster - dem heute letzten Nachkommen - war dies eine "Modeerscheinung im 18. Jahrhundert", dem auch seine Familie folgte. Jener Georg Christoph Foerster folgte seiner Familientradition - und kaufte die Mühle für 50.000 Gulden. Bereits sein Vater Johann Adam Foerster (geb. 27.06.1767) war Müller in Schniegling, und dessen Vater hatte eine Mühle in Katzwang. Am 15. März 1827 brannte die Mühle vollständig ab, ''"wobei sich der Feuerregen bis auf den Königsplatz erstreckte".'' <ref> * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen, S. 244</ref> Auch das Wohnhaus war stark beschädigt und musste umfassend wieder instandgesetzt werden. Die Mühle bekam über dem Erdgeschoss zwei weitere Geschosse und zwei Dachgeschosse. Zum bisherigen Bestand kam noch eine Glasschleiferei, eine Bronzeschmelze und eine kleine Blattgoldfabrik hinzu. Die Antriebsenergie wurde inzwischen über acht große Wasserräder gewonnen. <ref> * Quelle: Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984 </ref> [[Bild:Foerstermuehle nach 1827 kl.jpg|thumb|right|Die Foerstermühle nach dem Umbau 1827]] | ||
1896 | 1896 erneuerte Adam Foerster - der Enkel vom ersten Besitzer - die technisch veraltete Mühle und baute eine vierstöckige Mühle, so wie sie bis in den 1980er Jahren bekannt war. Durch den Abriss der alten Mühle bzw. den Neubau und deren Erweiterung war die Foerstermühle ab 1896 eine reine Handelsmühle geworden. Bis 1896 war die Mühle primär eine Lohnmüllerei, lebte also hauptsächlich von der Vermahlung angelieferten Getreides gegen Entgelt. Durch die Erweiterung wurde die Mühle eine sog. "Handelsmühle", deren Geschäftsmodel auf den Ankauf von Getreide und den Verkauf von Mehl auslegt ist. [[Bild:Foerstermuehle nach 1896 kl.jpg|thumb|right|Die Foerstermühle nach dem Umbau durch Adam Foerster]] | ||
==Die Foerstermühle im 20. Jahrhundert== | ==Die Foerstermühle im 20. Jahrhundert== |