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[[Datei: | [[Datei:AGr.0 2136 Briefkopf 1908.jpg|mini|right|400px|Briefkopf des Verschönerungsvereins von 1908 in Jugendstiloptik]] | ||
Der '''Verschönerungsverein Fürth''' war ein [[1879]] gegründeter Verein zur ''Anregung, Förderung und Durchführung von Einrichtungen und Unternehmungen zur Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung, zur Erholung der Einwohner und zur Hebung des Fremdenverkehrs''. Der Verein bestand bis [[1937]]. | Der '''Verschönerungsverein Fürth''' war ein [[1879]] gegründeter Verein zur ''Anregung, Förderung und Durchführung von Einrichtungen und Unternehmungen zur Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung, zur Erholung der Einwohner und zur Hebung des Fremdenverkehrs''. Der Verein bestand bis [[1937]]. | ||
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==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
===Gründung=== | ===Gründung=== | ||
Am 3. Juni 1879 wurde auf der Mitgliederversammlung des Gartenbauvereins von 1855 beschlossen, diesen aufzulösen und stattdessen einen Verschönerungsverein zu gründen. Am 3. Juli erfolgte die offizielle Gründung, als Beginn des Geschäftsjahres wurde der 1. Juli festgesetzt. 270 Mitglieder schlossen sich sofort dem neuen Verein an, das Geschäftsvermögen von 690 Mark ging an diesen über. Eine Minderheit war mit dem Beschluss nicht einverstanden und so gründeten 25 Personen 1885 einen neuen Gartenbauverein, der bis heute besteht ([[Gartenbauverein Fürth e. V.|Gartenbauverein 1885 Fürth e. V.]] am [[Espan]]).<ref>Chronik des Gartenbauvereins Fürth 1885 Fürth e. V. (GBV 1885)</ref> | Am [[3. Juni]] [[1879]] wurde auf der Mitgliederversammlung des Gartenbauvereins von 1855 beschlossen, diesen aufzulösen und stattdessen einen Verschönerungsverein zu gründen. Am [[3. Juli]] erfolgte dann die offizielle Gründung, als Beginn des Geschäftsjahres wurde der 1. Juli festgesetzt. 270 Mitglieder schlossen sich sofort dem neuen Verein an, das Geschäftsvermögen von 690 Mark ging an diesen über. Eine Minderheit war mit dem Beschluss nicht einverstanden und so gründeten 25 Personen 1885 einen neuen Gartenbauverein, der bis heute besteht ([[Gartenbauverein Fürth e. V.|Gartenbauverein 1885 Fürth e. V.]] am [[Espan]]).<ref>Chronik des Gartenbauvereins Fürth 1885 Fürth e. V. (GBV 1885)</ref> | ||
Die Gründung eines derartigen Verschönerungsvereins war keine originäre Fürther Idee, auch in verschiedenen anderen Städten entstanden damals derartige Vereine. Die Aufbruchstimmung nach dem erfolgreichen Krieg gegen Frankreich und der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war groß. Der Begriff | Die Gründung eines derartigen Verschönerungsvereins war keine originäre Fürther Idee, auch in verschiedenen anderen Städten entstanden damals derartige Vereine. Die Aufbruchstimmung nach dem erfolgreichen [[Deutsch-Französischer Krieg|Krieg gegen Frankreich]] und der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war groß. Der Begriff „[[Wikipedia:Gründerzeit|Gründerzeit]]“ drückt dies passend aus. Auch die Städte sollten schöner werden, deshalb diese Vereinsgründungen. In Fürth hatte bereits Jahrzehnte zuvor der erste Fürther Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen]] die Verschönerung der Stadt und deren Plätze und Straßen als höheres Ziel ausgerufen, und allen Bürgern nahegelegt, sich daran aktiv zu beteiligen.<ref>Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt. 2. überarbeitete Auflage, Hrsg. Stadt Fürth, Fürth, 2018, S. 167 ff.</ref><ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 3</ref> | ||
===Erste Jahre=== | ===Erste Jahre=== | ||
Die Anfangseuphorie war groß, als erstes wollte man eine Anlage auf dem [[Bahnhofplatz|Bahnhofsplatz]] und eine Rundpromenade um die ganze Stadt schaffen („damit genussreiche Spaziergänge rings um die Stadt … | Die Anfangseuphorie war groß, als erstes wollte man eine Anlage auf dem [[Bahnhofplatz|Bahnhofsplatz]] und eine Rundpromenade um die ganze Stadt schaffen („damit genussreiche Spaziergänge rings um die Stadt … entstehen“). Allein die Kosten für die [[Bahnhofanlage|Bahnhofsanlage]] hätten 23.000 Mark betragen, für den neu gegründeten Verein eine utopische Summe! Beide Projekte wurden vom Verein niemals verwirklicht. | ||
Stattdessen wandte man sich zunächst weniger aufwändigen Projekten zu, vor allem der Pflege bzw. Neuanlage einiger Alleen. Man übernahm von der Vestner-Turm-Geschäftsleitung die Pflege von 300 Akazienbäumen entlang der Vestner Allee. | Stattdessen wandte man sich zunächst weniger aufwändigen Projekten zu, vor allem der Pflege bzw. Neuanlage einiger Alleen. Man übernahm von der Vestner-Turm-Geschäftsleitung die Pflege von 300 Akazienbäumen entlang der Vestner Allee. | ||
Außerdem gestaltete man neue Alleen (heute ist davon nichts mehr erhalten): | Außerdem gestaltete man neue Alleen (heute ist davon nichts mehr erhalten): | ||
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====[[Engelhardtsteg]]==== | ====[[Engelhardtsteg]]==== | ||
[[Datei:Hochwasser 1909 Engelhardtsteg.jpg|mini|rechts|Engelhardtsteg 1909 mit Hochwasserschaden]] | |||
Der Verschönerungsverein hatte sich zum Bau dieses Steges und zur Übernahme der Kosten entschlossen, weil einige Interessierte, vor allem Bewohner des [[Espan]], eine Beteiligung von 1000 M zusagten. Insgesamt kostete der Bau 5350 M. Der Namensgeber [[Johann Wilhelm Engelhardt]] war nicht nur ein Tüftler und sehr erfolgreicher Maschinenfabrikant; auch galt er zu Lebzeiten als der reichste Fürther. Er kümmerte sich sehr um die Verschönerung der Stadt (Schwammberger, S. 111) und war im Stadtrat als „Verschönerungskommissär“ tätig. Somit kann er als entscheidender Wegbereiter für den wenige Monate nach seinem Tod gegründeten Verschönerungsverein gelten. | |||
Einige Jahre nach dem Bau des Engelhardtsteges übernahm der Verein für 900 M die Anpflanzung von Bäumen entlang des neu angelegten Weges vom Engelhardtsteg den Espan entlang bis zur [[Dooser Brücke|Kanalbrücke bei Doos]]. Den Weg selbst hatte die Stadt für 9000 M gebaut. Im Jahr 1929 wurde der Wiesenweg vom Steg zum Espan befestigt, der Verein bewilligte 509 M an Zuschuss und übernahm die Anpflanzung von 80 Silberpappeln.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 5, 6</ref> | |||
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====[[Friedhofsteg]]==== | ====[[Friedhofsteg]]==== | ||
[[Datei:Bildermappe 1909 (138).jpg|mini|rechts|Friedhofsteg um 1908]] | |||
Auch dieser Steg entstand auf Initiative des Verschönerungsvereins im Rahmen des Gesamtkonzepts, eine geschlossene Promenade um die ganze Stadt zu schaffen. Auf einer Erztafel an einem Seitenteil war festgehalten, dass von den 9000 M Gesamtkosten der Verschönerungsverein 5000 M und die Stadt 4000 M beisteuerten. Im Jahr 1913 bewilligte der Verein 1500 M für eine [[Käppnerweg|Eschenallee]] vom Friedhofssteg zur [[Vacher Straße]].<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 8</ref> | |||
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====[[Käppnersteg]]==== | ====[[Käppnersteg]]==== | ||
[[Datei:Käppnersteg fertig.jpg|mini|rechts|Käppnersteg kurz nach der Fertigstellung]] | |||
Der Steg war ebenfalls Teil des Planes des Verschönerungsvereins einer Rundpromenade um die ganze Stadt. Paul Käppner, dessen Namen der Steg trägt, war langjähriger Kassier des Verschönerungs-vereins, außerdem Magistratsrat und Stadtchronist. Er war kurz vor dem Bau des Steges überraschend verstorben. Auf einer Marmortafel, die am Steg angebracht war, stand: „Zum Gedächtnis Paul Käppners, 1842 – 1911, errichtet im Jahre 1911 von der Stadt Fürth aus eigenen Mitteln, Zuwendungen des Verschönerungsvereins und anderen freiwilligen Beiträgen.“ Die Kosten beliefen sich samt Uferbefestigung auf 14900 M, der Verschönerungsverein steuerte 3200 M bei, der Westliche Vorstadtverein 2200 M, den Rest übernahm die Stadt.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 8, 9</ref> | |||
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===Grünflächen=== | |||
====[[Eichenhain]] auf der Hard==== | |||
[[Datei:Eichenhain.JPG|mini|rechts|Der heute noch existierende Eichenhain auf der Hard]] | |||
Im Jahr 1895 pflanzte der Verein auf dem Platz 100 Eichenbäume, weshalb man von den „Eichen auf der Hard“ sprach. Der dortige Spielplatz wurde bereits 1929 gebaut, wofür „die Stadt und ein Wohltäter 11.000 M aufbrachten.“ (Gedenkblatt Seite 6). Der Eichenhain ist heute als „Achalaswäldchen“ bekannt. | |||
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====Anlage am [[Bismarckturm]]==== | |||
[[Datei:HL0618 Bismarckturm a.jpg|mini|rechts|Eichenanpflanzung am Bismarckturm]] | |||
Am Bismarckturm pflanzte der Verein im Jahr 1910 52 Eichenbäume und errichtete 2 Ruhebänke auf dem Gelände. 1916 wurde eine kleine Anlage um den Turm herum geschaffen, 1926 wurde er zum Aussichtsturm mit einer kleinen Plattform und einem Museum im Inneren umgestaltet, alles finanziert vom Verschönerungsverein. | |||
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====[[Jubiläumsanlage]]==== | |||
[[Datei:Jubiläumsanlage.jpg|mini|rechts|Gedenkstein mit Spruchtafel in der Jubiläumsanlage]] | |||
Die Jubiläumsanlage entstand im Jahr 1929 zum 50-jährigen Bestehen des Vereins. Auf dem heute dort gelegenen Kinderspielplatz erinnert eine Gedenktafel an das Jubiläum. | |||
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===Baumpflanzungen=== | |||
Im ersten Jahr nach der Gründung übernahm man die mit 300 Akazienbäumen bepflanzte Vestner Allee von der Vestner-Turm-Geschäftsleitung. Diese gab einen Zuschuss von 399,73 M. | |||
Im Jahr 1892 bepflanzte man den Fußweg von der [[Haltepunkt Alte Veste|Haltestelle Alte Veste]] bis zum Fuß des [[Alte Veste|Vestner Berges]] mit Ahornbäumen. | |||
Im gleichen Jahr begann man mit der Anpflanzung von Bäumen am Fußweg zwischen [[Strengspark]] und [[Rangaubahn|Cadolzburger Eisenbahnlinie]] in [[Dambach]]. Nach fünf Jahren waren 300 Bäume gepflanzt. | |||
Baumpflanzungen gab es auch an zahlreichen Stellen im gesamten Stadtgebiet, z.B. an den Kirchen (auch Efeu und wilder Wein gegen die nackten Steinmauern), auf den Schulhöfen, am [[Flussbad]] und [[Waldmannsweiher]], auf den Plätzen (z.B. [[Obstmarkt]] und [[Löwenplatz]]) und entlang der Straßen, links und rechts der Flussufer usw…. Bevorzugte Baumarten waren Eichen, Linden, Kastanien, Weiden. Ein besonderes Exemplar stellte eine weiße Pyramidenpappel in der Nähe des [[Friedhofsteg]]es dar, die einzige ihrer Art in der ganzen Gegend. An der Haltestelle Alte Veste kümmerte man sich intensiv um den Erhalt der ältesten Eiche in der Gegend.<br> | |||
Besonders erwähnenswert sind zwei [[Wikipedia:Krim-Linde|Krim-Linden]], die im [[Stadtpark]] zu Ehren zweier verdienstvoller Vereinsmitglieder gepflanzt wurden: | |||
* die [[Humbser-Linde]] für Geheimrat und Brauereibesitzer [[Hans Humbser]], zum Dank überwies Frau Luise Humbser 100 M an den Verein. Damit kaufte man zwei Bänke für die Jubiläumsanlage. | |||
* die [[Babée-Linde]] für den ersten Stadtgartendirektor [[Alfred Babée]] | |||
Im Gedenkblatt anlässlich des 50-jährigen Bestehens im Jahr 1929 ist vermerkt, dass der Verein insgesamt bereits über 1200 Bäume gepflanzt habe. | |||
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===Gebäude=== | |||
====[[Dorotheen-Ruh]] und [[Sophien-Ruh]]==== | |||
Die Initiative zur Errichtung der beiden Waldhallen ging bereits 1899 vom damaligen Vorstand [[Emil Scheidig]] aus. Allerdings zogen sich die Verhandlungen mit dem zuständigen Forstamt Cadolzburg bis zum Jahr 1905 hin, so dass sie erst in diesem Jahr gebaut werden konnten. Worum es bei diesen Verhandlungen ging, ist leider nicht bekannt. Bemerkenswert ist der Eintrag von Schriftführer Neusinger anlässlich der Eröffnung: „Möge dem Verein für dieses neue Opfer von ca. 1000 Mark reicher Dank dadurch erblühen, daß die Wanderer für den Schutz der Waldhallen jederzeit einstehen.“ | |||
====Musikpavillon in der [[Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage|Englischen Anlage]]==== | |||
[[Datei:Pavillon Englischer Garten 1910.jpg|thumb|right|Musikpavillon in der Englischen Anlage um 1910]] | |||
Die Anregung zum Bau des Musikpavillons in der Englischen Anlage im Jahr 1901/02 kam von Kassier Paul Käppner. Der Verein vergab den Auftrag an die Firma Schwickert in Pforzheim. Die Kosten betrugen 7700 M, auf der angebrachten Inschrift stand: „Der Verschönerungsverein Fürth und Umgebung der Stadt Fürth 1902.“ Nach Fertigstellung wurde er der Stadt zum Geschenk gemacht. | |||
<br clear="all" /> | <br clear="all" /> | ||
===Brunnen=== | ===Brunnen=== | ||
====[[Hopfenpflückerinbrunnen]]==== | ====[[Hopfenpflückerinbrunnen]]==== | ||
[[Datei:Bildermappe 1909 (22).jpg|mini|right|Hopfenpflückerinbrunnen, Gabelsberger-/Königswarterstraße um 1908]] | [[Datei:Bildermappe 1909 (22).jpg|mini|right|Hopfenpflückerinbrunnen, Gabelsberger-/Königswarterstraße um 1908]] | ||
Auf Vorschlag von Baurat [[Otto Holzer|Holzer]] kaufte der Verein im Jahr [[1907]] den vom Münchener Bildhauer Josef Köpf geschaffenen Brunnen „Hopfenpflückerin“. Er wurde an der [[Gabelsbergerstraße]] aufgestellt. Neben dem Brunnen bestand bereits vorher in der [[Königswarterstraße]] eine Bank mit der Aufschrift: „Gestiftet von Dr. [[Leonhard Fronmüller]] 1891“. Dieser war 12 Jahre lang für den Verein aktiv, er „wusste sogar durch gesammelte Zigarrenspitzen die Vereinskasse zu kräftigen“.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 7</ref> | Auf Vorschlag von Baurat [[Otto Holzer|Holzer]] kaufte der Verein im Jahr [[1907]] den vom Münchener Bildhauer Josef Köpf geschaffenen Brunnen „Hopfenpflückerin“. Er wurde an der [[Gabelsbergerstraße]] aufgestellt. Neben dem Brunnen bestand bereits vorher in der [[Königswarterstraße]] eine Bank mit der Aufschrift: „Gestiftet von Dr. [[Leonhard Fronmüller]] 1891“. Dieser war 12 Jahre lang für den Verein aktiv, er „wusste sogar durch gesammelte Zigarrenspitzen die Vereinskasse zu kräftigen“.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 7</ref> | ||
Im [[Zweiter Weltkrieg| | Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die Brunnenfigur abgeholt und wohl eingeschmolzen, der Sockel wurde [[1954]] abgebaut. | ||
Für die Errichtung dieses Zierbrunnens gab es gute Gründe. Wegen der vielen [[Brauereien]] florierte in Fürth der Hopfenhandel, es gab einige [[Hopfenhändler]], allein sechs (!) aus der [[Sahlmann]]-Dynastie. Außerdem waren jedes Jahr nicht wenige Fürther/Innen bei der Hopfenernte im Einsatz, vor allem in Spalt, in der Hallertau und in Böhmen. | Für die Errichtung dieses Zierbrunnens gab es gute Gründe. Wegen der vielen [[Brauereien]] florierte in Fürth der Hopfenhandel, es gab einige [[Hopfenhändler]], allein sechs (!) aus der [[Sahlmann]]-Dynastie. Außerdem waren jedes Jahr nicht wenige Fürther/Innen bei der Hopfenernte im Einsatz, vor allem in Spalt, in der Hallertau und in Böhmen. | ||
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===Sonstiges=== | ===Sonstiges=== | ||
[[Datei:Restauration Marktplatz.jpg|mini|right|Gebäude Marktplatz 13 kurz vor Abbruch um Verbindung zur Angerstraße zu erreichen]] | [[Datei:Restauration Marktplatz.jpg|mini|right|Gebäude Marktplatz 13 kurz vor Abbruch um Verbindung zur Angerstraße zu erreichen]] | ||
====Öffnung des [[Marktplatz]]es zur [[Angerstraße]] 1899==== | |||
Die im Artikel Angerstraße beschriebene Öffnung der Straße zur Gustavstraße bzw. zum Marktplatz im Jahr 1899 geschah auf Initiative des Verschönerungsvereins und wurde von diesem mit 1000 M bezuschusst. | |||
====Aufstellen von Bänken und Wegetafeln==== | |||
Von Anfang an war es das Bestreben des Vereins, in den von ihm geschaffenen Anlagen, Alleen und Wegen auch Bänke aufzustellen und Wegetafeln anzubringen. Die Kosten wurden entweder vom Verein selbst getragen, nicht selten gab es aber auch Spenden mit dem Hinweis, mit dem Geld Bänke aufzustellen, möglichst in der Nähe des Wohnortes des Spenders. Eine die genauen Standorte angebende Auflistung aus den Jahren 1925 zeigt, dass damals bereits etwa 70 Bänke aufgestellt waren. Im Gedenkblatt von 1929 heißt es, dass der Verein im Verlauf der Jahre 125 Bänke aufgestellt und 120 Wegetafeln angebracht habe. Wie viele davon zu diesem Zeitpunkt noch erhalten waren, wird nicht genannt. Fest steht aber, dass es bereits damals ein Vandalismusproblem gab. Darauf wird im Abschnitt ''Finanzen'' eingegangen.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929, S. 11 und weitere (Stadtarchiv Fürth)</ref> | |||
====Prämiierungen auf Häuserschmuck==== | |||
Auf Anregung von Stadtgartendirektor Babeé wurde beschlossen, Häuser mit besonderem Blumenschmuck auszuzeichnen. Die erste Prämiierung fand 1910 statt, es gab 9 erste Preise in Form von Silbermedaillen, 16 zweite Preise als Bronzemedaillen und 16 lobende Erwähnungen. Die Medaillen trugen auf der Vorderseite eine mit Blumen bekränzte Göttin und auf der Rückseite die Worte: „Für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete des Blumenschmuckes.“ Ab 1913 gab es statt der Medaillen lebende Pflanzen als Geschenk. Während des Krieges und in der Nachkriegszeit unterblieben die Prämiierungen. Seit 1927 gab es Diplome und lobende Anerkennung.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929, S. 8 (Stadtarchiv Fürth)</ref> | Auf Anregung von Stadtgartendirektor Babeé wurde beschlossen, Häuser mit besonderem Blumenschmuck auszuzeichnen. Die erste Prämiierung fand 1910 statt, es gab 9 erste Preise in Form von Silbermedaillen, 16 zweite Preise als Bronzemedaillen und 16 lobende Erwähnungen. Die Medaillen trugen auf der Vorderseite eine mit Blumen bekränzte Göttin und auf der Rückseite die Worte: „Für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete des Blumenschmuckes.“ Ab 1913 gab es statt der Medaillen lebende Pflanzen als Geschenk. Während des Krieges und in der Nachkriegszeit unterblieben die Prämiierungen. Seit 1927 gab es Diplome und lobende Anerkennung.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929, S. 8 (Stadtarchiv Fürth)</ref> | ||
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Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] stellte der Verein zweimal 1000 Mark zur Verfügung für arme Familien, deren Ernährer als Soldaten im Krieg waren. | Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] stellte der Verein zweimal 1000 Mark zur Verfügung für arme Familien, deren Ernährer als Soldaten im Krieg waren. | ||
Durch die Inflation von | Durch die [[Inflation in Fürth 1914 - 1923|Inflation von 1923]] ging das gesamte Vereinsvermögen von 12000 Mark verloren. Ein Kassensturz ergab einen Barbestand von 2 Pfennig. Der Vereinsausschuss beschloss deshalb, den Verein aufzulösen. In der einberufenen Hauptversammlung wurde der Beschluss wieder rückgängig gemacht, stattdessen wollte man intensive Mitgliederwerbung betreiben. | ||
Zum 50-jährigen Jubiläum 1929 wurden die Leistungen des Vereins zusammengefasst: | Zum 50-jährigen Jubiläum 1929 wurden die Leistungen des Vereins zusammengefasst: | ||
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Als bekannte Einzelpersonen sind Oberlehrer [[Konrad Schlegel]], Stadtoberbaurat [[Hermann Herrenberger]], Stadtgartendirektor [[Alfred Babée]], Stadtgartendirektor [[Rupert Dietlmeier]], Apotheker [[Friedrich Fleischauer]], Chronist [[Paul Käppner]] und Kaufmann Roßteuscher zu nennen. | Als bekannte Einzelpersonen sind Oberlehrer [[Konrad Schlegel]], Stadtoberbaurat [[Hermann Herrenberger]], Stadtgartendirektor [[Alfred Babée]], Stadtgartendirektor [[Rupert Dietlmeier]], Apotheker [[Friedrich Fleischauer]], Chronist [[Paul Käppner]] und Kaufmann Roßteuscher zu nennen. | ||
Seit dem Ausbruch des | Seit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges gingen die Zahlen zurück. Zur 50-Jahr-Feier 1929 hatte man noch 380 Mitglieder und anlässlich der endgültigen Auflösungsversammlung 1937 war fast niemand mehr anwesend.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth) und Recherche K. R., 2020</ref> | ||
==Zukunftspläne== | ==Zukunftspläne== | ||
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== Auflösung == | == Auflösung == | ||
Für den [[14. Juni]] [[1937]] hatte Vorstand [[Hermann Herrenberger]] den Vereinsausschuss einberufen, der einzige Tagesordnungspunkt lautete: Auflösung des Vereins. Die offizielle Darstellung für die Presse lautete: „wegen Vermögensverlust und Interessenlosigkeit“. | Für den [[14. Juni]] [[1937]] hatte Vorstand [[Hermann Herrenberger]] den Vereinsausschuss einberufen, der einzige Tagesordnungspunkt lautete: Auflösung des Vereins. Die offizielle Darstellung für die Presse lautete: „wegen Vermögensverlust und Interessenlosigkeit“. | ||
Anhand der letzten Rede von Herrenberger, veröffentlicht im [[Fürther Anzeiger]], ergibt sich allerdings ein anderer Befund. Er führte aus, dass zur Zeit seiner Gründung der Verein seine Bedeutung gehabt habe, weil das „liberalistische Bürgertum Stadtverschönerung als überflüssigen Luxus“ angesehen habe. „Im Dritten Reich … kümmert sich unter rühriger und tatkräftiger Leitung von OB [[Franz Jakob]]“ die Stadtspitze selbst um die „Schönheit der Landschaft und …die Ausgestaltung des Stadtbildes.“ Also sei ein eigener Verschönerungsverein überflüssig. Die Mitglieder sollten dem von der Stadt neu gegründeten [[ | Anhand der letzten Rede von Herrenberger, veröffentlicht im [[Fürther Anzeiger]], ergibt sich allerdings ein anderer Befund. Er führte aus, dass zur Zeit seiner Gründung der Verein seine Bedeutung gehabt habe, weil das „liberalistische Bürgertum Stadtverschönerung als überflüssigen Luxus“ angesehen habe. „Im Dritten Reich … kümmert sich unter rühriger und tatkräftiger Leitung von OB [[Franz Jakob]]“ die Stadtspitze selbst um die „Schönheit der Landschaft und …die Ausgestaltung des Stadtbildes.“ Also sei ein eigener Verschönerungsverein überflüssig. Die Mitglieder sollten dem von der Stadt neu gegründeten [[Verkehrsverein]] beitreten. Das Vereinsvermögen wurde der Stadt übergeben. | ||
Es handelte sich hierbei um ein typisches Beispiel für Gleichschaltung. Selbstständige Organisationen wurden zur Auflösung gebracht, man gründete einen neuen Verein mit derselben Ausrichtung, der allerdings von den [[ | Es handelte sich hierbei um ein typisches Beispiel für Gleichschaltung. Selbstständige Organisationen wurden zur Auflösung gebracht, man gründete einen neuen Verein mit derselben Ausrichtung, der allerdings von den [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] dominiert wurde. | ||
Hermann Herrenberger war von [[1920]] – [[1945]] [[Stadtbaurat|Oberbaurat]] in Fürth und treuer Parteigänger von NS-OB Franz Jakob. Er musste sich nach 1945 einem [[ | Hermann Herrenberger war von [[1920]] – [[1945]] [[Stadtbaurat|Oberbaurat]] in Fürth und treuer Parteigänger von NS-OB Franz Jakob. Er musste sich nach 1945 einem [[Hauptkammer Fürth|Spruchkammerverfahren]] unterziehen, ging aber als „Mitläufer“ straffrei aus.<ref>Fürther Anzeiger vom 15. Juni 1937: ''"Beschluss der gestrigen letzten Mitgliederversammlung"'' und Recherche K. R., 2020</ref> | ||
==Veröffentlichungen== | ==Veröffentlichungen== | ||
{{Autoren}} | {{Autoren}} | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
* Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth) | * Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth) | ||
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* [[Heinrich Habel]]: [[Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Denkmäler in Bayern V.61- Stadt Fürth]], Verlag Karl Lipp, München, 1994 | * [[Heinrich Habel]]: [[Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Denkmäler in Bayern V.61- Stadt Fürth]], Verlag Karl Lipp, München, 1994 | ||
* [[Barbara Ohm]]: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth Geschichte der Stadt]], 1. Auflage, Jungkunz der Verlag, Fürth, 2007 | * [[Barbara Ohm]]: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth Geschichte der Stadt]], 1. Auflage, Jungkunz der Verlag, Fürth, 2007 | ||
==Siehe auch== | |||
* [[Verkehrsverein Fürth und Umgebung]] | |||
==Einzelnachweise== | ==Einzelnachweise== |
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