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Die erste Einrichtung für kranke Menschen in Fürth war vermutlich eine Einrichtung namens "[[Siechkobel]]", dessen erste Erwähnung im 13. Jahrhundert erfolgte.<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 250</ref> | Die erste Einrichtung für kranke Menschen in Fürth war vermutlich eine Einrichtung namens "[[Siechkobel]]", dessen erste Erwähnung im 13. Jahrhundert erfolgte.<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 250</ref> | ||
Das Gebäude war im Eigentum der [[Kirche St. Michael|St. Michael]] Gemeinde, und wurde von der Gemeinde verpachtet. [[1626]] wurde das Gebäude an [[Joachim Mehrn]] für jährlich 16 Gulden mit der Auflage verpachtet, dass er sofort das Haus verlässt, "wenn gebrechliche Personen in demselben untergebracht werden müssten".<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 251</ref> | Das Gebäude war im Eigentum der [[Kirche St. Michael|St. Michael]] Gemeinde, und wurde von der Gemeinde verpachtet. [[1626]] wurde das Gebäude an [[Joachim Mehrn]] für jährlich 16 Gulden mit der Auflage verpachtet, dass er sofort das Haus verlässt, "wenn gebrechliche Personen in demselben untergebracht werden müssten".<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 251</ref> | ||
Das Gebäude stand in der Nähe der heutigen [[Maxbrücke]], vermutlich am [[Wilhelmstraße|Farrnbacher Weg]], der heutigen Wilhelmstraße <ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14 / 1964, Nr. 4/5, S. 1</ref> und wurde laut Fronmüller im Jahr [[1749]] renoviert. | Das Gebäude stand in der Nähe der heutigen [[Maxbrücke]], vermutlich am [[Wilhelmstraße|Farrnbacher Weg]], der heutigen Wilhelmstraße<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 1</ref> und wurde laut Fronmüller im Jahr [[1749]] renoviert. | ||
Gleich in der Nähe (am alten [[Jüdischer Friedhof|jüdischen Friedhof]]) wurde [[1653]] ein [[Jüdisches Krankenhaus|jüdisches Hospital]] errichtet, in dem jüdische Kranke und arme Wöchnerinnen von jüdischen Ärzten und christlichen Chirurgen behandelt wurden.<ref>Stadtarchiv Fürth, Bauakten Altes Krankenhaus, Bauakte Nr. 3, Prod. 2,4,6</ref> | Gleich in der Nähe (am alten [[Jüdischer Friedhof|jüdischen Friedhof]]) wurde [[1653]] ein [[Jüdisches Krankenhaus|jüdisches Hospital]] errichtet, in dem jüdische Kranke und arme Wöchnerinnen von jüdischen Ärzten und christlichen Chirurgen behandelt wurden.<ref>Stadtarchiv Fürth, Bauakten Altes Krankenhaus, Bauakte Nr. 3, Prod. 2, 4, 6</ref> | ||
Im Gegensatz dazu gab es von Seiten der Gemeinde lediglich ein ''Armen- und Hirtenhaus'' in der | Im Gegensatz dazu gab es von Seiten der Gemeinde lediglich ein ''Armen- und Hirtenhaus'' in der Nähe des heutigen [[Obstmarkt|Obstmarktes]], das erstmals [[1675]] an dieser Stelle erwähnt wird. Das Gebäude stand an der heutigen [[Königstraße]] 76, musste jedoch [[1765]]/[[1766]] der neuen [[Armen- und Waisenschule]] weichen.<ref>Heinrich Habel, Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Band V.61, Lipp Verlag 1994, S. 212 f.</ref> | ||
[[1771]] wurde in der Nürnberger Straße ein neues ''Armen- und Hirtenhaus'' gebaut und während der herrschenden Hungersnot als Not-Hospital verwendet.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], 1871, S. 150</ref> Es wurde aber bereits [[1817]] wieder abgerissen.<ref>Johann Gottfried Eger: [[Taschen- und Adress-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern (Buch)|"Taschen- und Adreßhandbuch von Fürth im Königreich Bayern...", 1819, S. 204]]</ref> | [[1771]] wurde in der Nürnberger Straße ein neues ''Armen- und Hirtenhaus'' gebaut und während der herrschenden Hungersnot als Not-Hospital verwendet.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], 1871, S. 150</ref> Es wurde aber bereits [[1817]] wieder abgerissen.<ref>Johann Gottfried Eger: [[Taschen- und Adress-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern (Buch)|"Taschen- und Adreßhandbuch von Fürth im Königreich Bayern ...", 1819, S. 204]]</ref> | ||
[[1816]] kaufte die Stadt Fürth für 7.700 Gulden ein Wohnhaus in der heutigen [[Pegnitzstraße 13|Pegnitzstraße 13/15]] (ehemals Panzersgarten Haus Nr. 91) | [[1816]] kaufte die Stadt Fürth für 7.700 Gulden ein Wohnhaus in der heutigen [[Pegnitzstraße 13|Pegnitzstraße 13/15]] (ehemals Panzersgarten Haus Nr. 91) und baute es zu einem Hospital um.<ref>Heinrich Habel, Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Band V.61, Lipp Verlag 1994, S. 326 f.</ref> | ||
Die Umbaukosten des 2 | Die Umbaukosten des 2 ½-stöckigen Gebäudes mit Nebengebäuden, Stadel und Hofraum mit 2 Morgen Wiese und Garten beliefen sich auf 1.300 Gulden, sodass hier bis zur Inbetriebnahme des neuen Krankenhauses in der [[Schwabacher Straße]] die hilfsbedürftigen Patienten versorgt werden konnten.<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 2</ref> | ||
Die Räume boten anfänglich Platz für ca. 50 Menschen, die jedoch bald ebenfalls nicht mehr ausreichten. | Die Räume boten anfänglich Platz für ca. 50 Menschen, die jedoch bald ebenfalls nicht mehr ausreichten. Zudem stellte sich bereits nach kurzem Betrieb heraus, dass das Gebäude für die Nutzung ungeeignet war, da "''die Räume zu niedrig, ungesund und feucht und daher für Kranke und alte Leute wenig geeignet, die Gebäude selbst laufend reparaturbedürftig, (und) die Belegungsfähigkeit der Anstalt nicht ausreichend''" waren.<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 62</ref> | ||
Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen]] brachte am [[24. März]] [[1819]] den Antrag im Stadtmagistrat auf Errichtung eines neuen Krankenhauses ein, da sich das Hospital an der [[Pegnitzstraße]] als völlig unzureichend erwiesen hatte, das den jahrhundertealten [[Siechkobel]] abgelöst hatte. In seinem Antrag schrieb er als Begründung: | Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen]] brachte am [[24. März]] [[1819]] den Antrag im Stadtmagistrat auf Errichtung eines neuen Krankenhauses ein, da sich das Hospital an der [[Pegnitzstraße]] als völlig unzureichend erwiesen hatte, das den jahrhundertealten [[Siechkobel]] abgelöst hatte. In seinem Antrag schrieb er als Begründung: | ||
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== Erbauung == | == Erbauung == | ||
Mit dem Antrag legte [[Franz Joseph von Bäumen|von Bäumen]] gleichzeitig einen Bebauungsplan und ein Finanzierungskonzept für den laufenden Betrieb vor. Der [[Magistrat|Stadtmagistrat]] stimmte dem Neubau einstimmig zu, allerdings konnte man sich nicht auf den Bauplatz einigen. Von Bäumen schlug wiederholt einen Bauplatz an der damaligen Nürnberger Chaussée <ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14 / 1964, Nr. 4/5, S. 63</ref> vor, der jedoch von seinen Stadtmagistratskollegen vehement abgelehnt wurde mit der Begründung, dass "ein Hospital an dem frequentesten Eingang in die Stadt und an der so lebhaften Hauptstraße als die von hier nach Nürnberg gehende ist, würklich nicht den angenehmsten Eindruck macht".<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14 / 1964, Nr. 4/5, S. 66</ref> | Mit dem Antrag legte [[Franz Joseph von Bäumen|von Bäumen]] gleichzeitig einen Bebauungsplan und ein Finanzierungskonzept für den laufenden Betrieb vor. Der [[Magistrat|Stadtmagistrat]] stimmte dem Neubau einstimmig zu, allerdings konnte man sich nicht auf den Bauplatz einigen. Von Bäumen schlug wiederholt einen Bauplatz an der damaligen Nürnberger Chaussée<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 63</ref> vor, der jedoch von seinen Stadtmagistratskollegen vehement abgelehnt wurde mit der Begründung, dass "ein Hospital an dem frequentesten Eingang in die Stadt und an der so lebhaften Hauptstraße als die von hier nach Nürnberg gehende ist, würklich nicht den angenehmsten Eindruck macht".<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 66</ref> | ||
Aus Furcht vor den Kosten wurde das Vorhaben zunächst verschleppt, weitere jahrelange Verzögerungen brachte die Standortdiskussion.<ref name="Windsheimer">[[Geschichte der Stadt Fürth (Buch)|Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth]], S. 57 f.</ref> | Aus Furcht vor den Kosten wurde das Vorhaben zunächst verschleppt, weitere jahrelange Verzögerungen brachte die Standortdiskussion.<ref name="Windsheimer">[[Geschichte der Stadt Fürth (Buch)|Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth]], S. 57 f.</ref> | ||
"Am 8. Februar 1827 entschieden sich die gemeindlichen Collegien dann für die Erbauung eines neuen Hospitales auf dem 402 Fuß langen und 200 Fuß breiten Gemeindefeldplatz neben der Lachner'schen Drahtfabrik ..."<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 210</ref> | "Am 8. Februar 1827 entschieden sich die gemeindlichen Collegien dann für die Erbauung eines neuen Hospitales auf dem 402 Fuß langen und 200 Fuß breiten Gemeindefeldplatz neben der Lachner'schen Drahtfabrik ...".<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 210</ref> | ||
Mit den Planungen war Kreisbaurat Keim beauftragt<ref name="Zeitzeichen">[[Zeitzeichen (Buch)|Thomas Schreiner: Zeitzeichen]]</ref>, Bauinspektor war Erdinger von Nürnberg und die Baumeister waren [[Johann Heinrich Jordan|Jordan]] und Herrlein. | Mit den Planungen war Kreisbaurat Keim beauftragt<ref name="Zeitzeichen">[[Zeitzeichen (Buch)|Thomas Schreiner: Zeitzeichen]]</ref>, Bauinspektor war Erdinger von Nürnberg und die Baumeister waren [[Johann Heinrich Jordan|Jordan]] und Herrlein. | ||
Baubeginn war endlich am 28. April [[1828]]; die Grundsteinlegung fand am [[29. Mai]] [[1828]] mit einem Gottesdienst, einem Festzug zum Bauplatz und einem festlichen Gastmahl im [[Brandenburger Hof]] statt. Auf den Tag genau 100 Jahre später wurde auch der des neuen Klinikums gelegt. | Baubeginn war endlich am 28. April [[1828]]; die Grundsteinlegung fand am [[29. Mai]] [[1828]] mit einem Gottesdienst, einem Festzug zum Bauplatz und einem festlichen Gastmahl im [[Brandenburger Hof]] statt. Auf den Tag genau 100 Jahre später wurde auch der des neuen Klinikums gelegt. | ||
In den Grundstein legte man u. a. einen Grundriss des Hospitals, einen Stadtplan sowie verschiedene Gold- und Silbermünzen, darunter eine eigens geprägte Medaille.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 247</ref> Zusätzlich wurde eine Urkunde in den Grundstein mit eingelegt, in der es hieß; ''„Kein Unterschied der Religion scheidet die Bande der Eintracht, festgeschlungen durch der Reichsverfassung gediegene Grundlagen, und 10 959 evangelische und 465 katholische Verehrer des Christentums wetteifern mit | In den Grundstein legte man u. a. einen Grundriss des Hospitals, einen Stadtplan sowie verschiedene Gold- und Silbermünzen, darunter eine eigens geprägte Medaille.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 247</ref> Zusätzlich wurde eine Urkunde in den Grundstein mit eingelegt, in der es hieß; ''„Kein Unterschied der Religion scheidet die Bande der Eintracht, festgeschlungen durch der Reichsverfassung gediegene Grundlagen, und 10 959 evangelische und 465 katholische Verehrer des Christentums wetteifern mit 2 554 Israeliten in der Erfüllung ihrer bürgerlichen Pflichten."'' | ||
Die feierliche Einweihung fand am [[1. November]] [[1830]] statt. | Die feierliche Einweihung fand am [[1. November]] [[1830]] statt. | ||
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==Betrieb== | ==Betrieb== | ||
[[Datei:A3752 Altes Krankenhaus.jpg|mini|left|Das Alte Krankenhaus um 1890]] | [[Datei:A3752 Altes Krankenhaus.jpg|mini|left|Das Alte Krankenhaus um 1890]] | ||
Das Krankenhaus an der Schwabacher Straße wurde anfänglich mit 30 Betten für Kranke eröffnet. Zusätzlich bot es Platz für 100 Pfründner und diente als Beschäftigungsanstalt in einer Zeit, als die Stadt Fürth etwa 14 | Das Krankenhaus an der Schwabacher Straße wurde anfänglich mit 30 Betten für Kranke eröffnet. Zusätzlich bot es Platz für 100 Pfründner und diente als Beschäftigungsanstalt in einer Zeit, als die Stadt Fürth etwa 14 000 Einwohner hatte. Der erste Arzt wurde am 1. November 1830 eingestellt. Es handelte sich dabei um Dr. Pickel. | ||
Der Kreis der Kranken beschränkte sich meist auf den männlichen ledigen Teil der Arbeiter und Gehilfen in der Bevölkerung mit vorwiegend inneren Erkrankungen wie Malaria, Lungenkrankheiten (Tuberkulose), Darmstörungen und Ungezieferbefall (z.B. Krätze). Bereits [[1837]] musste die Beschäftigungsanstalt aus Platzgründen geschlossen werden, da die Zahl der behandelnden Patienten stetig stieg (mehr als 500 | Der Kreis der Kranken beschränkte sich meist auf den männlichen ledigen Teil der Arbeiter und Gehilfen in der Bevölkerung mit vorwiegend inneren Erkrankungen wie Malaria, Lungenkrankheiten (Tuberkulose), Darmstörungen und Ungezieferbefall (z. B. Krätze). Bereits [[1837]] musste die Beschäftigungsanstalt aus Platzgründen geschlossen werden, da die Zahl der behandelnden Patienten stetig stieg (mehr als 500 Patienten im Jahr). Ab [[1848]] bis [[1885]] wurde [[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller]] als zweiter Arzt eingestellt. Er setzte sich dafür ein, dass die ersten weltlichen Schwestern (= nicht konfessionelles Pflegepersonal) tätig werden konnten (ab Nov. 1856) – während die bisherigen Krankenschwestern der Anstalten Neuendettelsau zuletzt nur noch in der hauseigenen Küche tätig waren (ab [[1858]]). Ab [[1864]] wurde eine Oberschwester beschäftigt, die folgendes zu berichten wusste: „''in den siebziger Jahren wurde mit Kerzen und Petroleumlampen die Krankenräume beleuchtet und dabei operiert, dass aus zwei Pumpbrunnen das Wasser für die Küche und den Krankendienst herbeigetragen werden musste''“. Ab [[1848]] übernahm Dr. Fronmüller die Leitung des Krankenhauses bis [[1884]]. [[1889]] wurde ein zweiter Assistenzarzt eingestellt durch den Nachfolger von [[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller|Dr. Fronmüller]]. Somit waren neben Dr. Degen ([[1885]] – [[1911]]) inzwischen drei Ärzte am Krankenhaus beschäftigt. | ||
Ab [[1899]] wurde die „''Frage des Neubaues ernstlich bearbeitet, weil durch die unzureichenden Einrichtungen, den Lärm der umgebenden Fabriken, der Eisenbahn und der Straßenbahn die Pflege und Behandlung der Kranken sich immer schwieriger gestaltete''“. Als man [[1830]] das Krankenhaus baute, war die Stadt Fürth noch eine kleine Stadt mit geringer Industrialisierung. Auch die Eisenbahn fuhr zu diesem Zeitpunkt noch nicht von Fürth nach [[Nürnberg]]. Knapp 70 Jahre später | Ab [[1899]] wurde die „''Frage des Neubaues ernstlich bearbeitet, weil durch die unzureichenden Einrichtungen, den Lärm der umgebenden Fabriken, der Eisenbahn und der Straßenbahn die Pflege und Behandlung der Kranken sich immer schwieriger gestaltete''“. Als man [[1830]] das Krankenhaus baute, war die Stadt Fürth noch eine kleine Stadt mit geringer Industrialisierung. Auch die Eisenbahn fuhr zu diesem Zeitpunkt noch nicht von Fürth nach [[Nürnberg]]. Knapp 70 Jahre später hatte sich das Stadtbild gänzlich geändert. Die Bevölkerungszahl hatte durch die zunehmende Industrialisierung stark zugenommen, und auch der täglich mehrfach abfahrende Zug direkt am Krankenhaus vorbei bereitete zunehmend Probleme. Während andere Gesundheitseinrichtungen in Fürth bereits fließendes Wasser hatten, eine stabile Gasversorgung und gelegentlich auch schon über elektrischen Strom verfügten, besaß das alte Krankenhaus an der Schwabacher Straße nichts von alledem. Zusätzlich erschwerten die vorbeifahrenden Dampflokomotiven den Tagesbetrieb am Krankenhaus, weil wegen der starken Erschütterungen während des Vorbeifahrens eines Zuges der Operateur die Operation unterbrechen musste. Ebenfalls ein Problem durch die Eisenbahn war die Rußentwicklung durch die Dampflokomotiven. | ||
Im Jahr [[1882]] kaufte die Stadt Fürth ein großes Areal (bestehend aus Wald, Wiesen und Äckern) von der Gemeinde Höfen, um dort evtl. ein neues Hospital bauen zu können.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 570</ref> | Im Jahr [[1882]] kaufte die Stadt Fürth ein großes Areal (bestehend aus Wald, Wiesen und Äckern) von der Gemeinde Höfen, um dort evtl. ein neues Hospital bauen zu können.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 570</ref> | ||
Weiterhin beschäftigte sich der [[Stadtrat]] im Jahr [[1899]] ernsthaft mit diesem Thema | Weiterhin beschäftigte sich der [[Stadtrat]] im Jahr [[1899]] ernsthaft mit diesem Thema und stellte die Dringlichkeit eines Neubaus des Krankenhauses in einer eigens dazu berufenen Untersuchungskommission fest. | ||
Ab [[1911]] übernahm Sanitätsrat [[Jakob Frank|Dr. Frank]] die Führung des Krankenhauses, | Ab [[1911]] übernahm Sanitätsrat [[Jakob Frank|Dr. Frank]] die Führung des Krankenhauses, gleichzeitig stellte man einen dritten Assistenzarzt ein. Durch die zunehmenden Errungenschaften der Hygiene und Medizin (insbesondere durch die ersten Narkosemöglichkeiten bzw. örtlichen Betäubungen) sank die Angst vor Operationen deutlich – und stieg somit die Bereitschaft, sich einer Behandlung freiwillig zu unterziehen. | ||
Das Krankenhaus besaß schon vor dem Ersten Weltkrieg ein Röntgengerät, das kriegsbedingt mit 100 Röntgenaufnahmen und 800 Durchleuchtungen von September bis Dezember 1914 so stark ausgelastet war, dass im Jahre 1915 ein zweites für 2400 Mark angeschafft und eine Röntgenassistentin eingestellt wurde.<ref>Rieß-Chronik 1915, S. 120 | Das Krankenhaus besaß schon vor dem Ersten Weltkrieg ein Röntgengerät, das kriegsbedingt mit 100 Röntgenaufnahmen und 800 Durchleuchtungen von September bis Dezember 1914 so stark ausgelastet war, dass im Jahre 1915 ein zweites für 2400 Mark angeschafft und eine Röntgenassistentin eingestellt wurde.<ref>Rieß-Chronik 1915, S. 120</ref> Anhand der Statistik (s. u.) kann man gut sehen, wie im Laufe der Zeit die Kapazitäten des Krankenhauses zunehmend knapper wurden. | ||
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[[Datei:Altes Krankenhaus 1904.jpg|mini|left|Postkarte um 1904: Der zunehmende Zugverkehr schafft neue Probleme]] | [[Datei:Altes Krankenhaus 1904.jpg|mini|left|Postkarte um 1904: Der zunehmende Zugverkehr schafft neue Probleme]] | ||
[[Datei:Einverleibung Fürth.jpg|mini|right|Postkarte zum Thema Eingemeindung Fürths nach Nürnberg. Auf dem Rücken des Fürther Bürgers, das geplante neue Krankenhaus]] | [[Datei:Einverleibung Fürth.jpg|mini|right|Postkarte zum Thema Eingemeindung Fürths nach Nürnberg. Auf dem Rücken des Fürther Bürgers, das geplante neue Krankenhaus]] | ||
Erste Bestrebungen für ein [[Klinikum Fürth|neues Krankenhaus]] auf der Schwand gab es im Jahre [[1902]]. Die Pläne wurden erst wieder am [[18. Dezember]] [[1924]] im [[Stadtrat]] aufgenommen und beschlossen, | Erste Bestrebungen für ein [[Klinikum Fürth|neues Krankenhaus]] auf der Schwand gab es im Jahre [[1902]]. Die Pläne wurden erst wieder am [[18. Dezember]] [[1924]] im [[Stadtrat]] aufgenommen und beschlossen, sodass ein Krankenhaus gebaut werden konnte. Zuvor war der Neubau durch den 1. Weltkrieg und den Bestrebungen, die Städte Fürth und Nürnberg [[Eingemeindung Fürths nach Nürnberg|einzugemeinden]] stets gescheitert. Allerdings musste dies nochmals am [[13. Januar]] [[1927]] besprochen und erneut beschlossen werden. Es standen zwei alternative Bebauungsmöglichkeiten zur Auswahl: | ||
* 1) eine Pavillonbauweise (ähnlich dem des Nordklinikums Nürnberg) und | * 1) eine Pavillonbauweise (ähnlich dem des Nordklinikums Nürnberg) und | ||
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* Der Medizinalrat [[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller|Dr. Georg Tobias Christoph Fronmüller]] war von [[1848]] an 36 Jahre lang Direktor des Krankenhauses. | * Der Medizinalrat [[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller|Dr. Georg Tobias Christoph Fronmüller]] war von [[1848]] an 36 Jahre lang Direktor des Krankenhauses. | ||
* Letzter Direktor war der Sanitätsrat [[Jakob Frank|Dr. Jakob Frank]], welcher sich besonders um den Neubau des Klinikums große Verdienste erwarb. | * Letzter Direktor war der Sanitätsrat [[Jakob Frank|Dr. Jakob Frank]], welcher sich besonders um den Neubau des Klinikums große Verdienste erwarb. | ||
* Von [[1862]] bis [[1865]] war der späterer Ärzte-Lobbyist [[Friedrich Ernst Aub]] hier als | * Von [[1862]] bis [[1865]] war der späterer Ärzte-Lobbyist [[Friedrich Ernst Aub]] hier als Assistenzarzt tätig. | ||
* Der junge Assistenzarzt Dr. [[Wilhelm von Fabrice]] verstarb im Krankenhaus, quasi am Arbeitsplatz. | |||
==Nachnutzung und Abriss== | ==Nachnutzung und Abriss== | ||
[[Bild:PostkarteFürth1959.JPG|mini|left|Das Alte Krankenhaus an der [[Schwabacher Straße]] um 1959]] | [[Bild:PostkarteFürth1959.JPG|mini|left|Das Alte Krankenhaus an der [[Schwabacher Straße]] um 1959]] | ||
[[Datei:Sparkasse mit Krankenhaus.jpg|mini|right|Abrissarbeiten am alten Krankenhaus]] | [[Datei:Sparkasse mit Krankenhaus.jpg|mini|right|Abrissarbeiten am alten Krankenhaus]] | ||
Bis [[1978]] wurden Teile des Gebäudes durch die Stadt Fürth für verschiedene Zwecke genutzt (NS-Organisation, [[Stadtmuseum]] (1937-1945)<ref>''Museum''. In: Adolf Schwammberger: ''Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 268)</ref>, [[Stadtarchiv]] (1936-1945)<ref>''Stadtarchiv''. In: Adolf Schwammberger: ''Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 344)</ref>, [[Stadtbibliothek]] (1936-1945 | Bis [[1978]] wurden Teile des Gebäudes durch die Stadt Fürth für verschiedene Zwecke genutzt (NS-Organisation, [[Stadtmuseum]] (1937-1945)<ref>''Museum''. In: Adolf Schwammberger: ''Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 268)</ref>, [[Stadtarchiv]] (1936-1945)<ref>''Stadtarchiv''. In: Adolf Schwammberger: ''Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 344)</ref>, [[Stadtbibliothek]] (1936-1945<ref>''Stadtbibliothek''. In: Adolf Schwammberger: ''Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 344)</ref>, Flüchtlings-Altersheim (1945-1965)<ref>''Altersheime''. In: Adolf Schwammberger: ''Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 19)</ref>), bevor es etappenweise für das Briefverteilzentrum der neuen [[Hauptpost]] abgerissen wurde. | ||
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[[Datei:Turm Krankenhaus 1970.jpg|mini|right|Der hölzerne Glockenturm des Alten Krankenhauses, ca. 1970]] | [[Datei:Turm Krankenhaus 1970.jpg|mini|right|Der hölzerne Glockenturm des Alten Krankenhauses, ca. 1970]] | ||
Der 12 Meter hohe Uhrenturm aus Holz befand sich mittig auf dem Dach des Gebäudekomplexes. Er enthielt eine Glocke und ein Uhrwerk. Die Glocke wurde während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] abgenommen und eingeschmolzen, jedoch nach dem Krieg durch eine in Nürnberg neu gegossene Glocke ersetzt. Das mechanische Uhrwerk wurde von den [[infra|Stadtwerken]] betreut.<br> | Der 12 Meter hohe Uhrenturm aus Holz befand sich mittig auf dem Dach des Gebäudekomplexes. Er enthielt eine Glocke und ein Uhrwerk. Die Glocke wurde während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] abgenommen und eingeschmolzen, jedoch nach dem Krieg durch eine in Nürnberg neu gegossene Glocke ersetzt. Das mechanische Uhrwerk wurde von den [[infra|Stadtwerken]] betreut.<br> | ||
Nach Zeugenaussagen wurde der Turm am [[1. September]] [[1978]] "fachgerecht" vom Gebäude entfernt, einem Zeitungsbericht zufolge erst 1979. Ein Kran hievte den hölzernen Turm herunter auf einen Tieflader, damit der Turm anschließend auf den städtischen Bauhof in der [[Waldstraße]] verbracht werden konnte. Es wurde damals von den Mitarbeitern des Bauhofes "gemunkelt", dass der Transport und das fachgerechte Einlagern ca. 40.000 DM gekostet haben soll. Man hoffte, einen privaten Liebhaber zu finden, der ihn neu aufstellen würde, die Kosten schreckten jedoch potentielle Abnehmer ab. Als der Bauhof 1982 umzog und der alte Standort aufgegeben wurde, wurde dabei im März 1982 auch der Turm des ehem. Krankenhauses entsorgt. Ein Transport zur weiteren Lagerung in das neue | Nach Zeugenaussagen wurde der Turm am [[1. September]] [[1978]] "fachgerecht" vom Gebäude entfernt, einem Zeitungsbericht zufolge erst 1979. Ein Kran hievte den hölzernen Turm herunter auf einen Tieflader, damit der Turm anschließend auf den städtischen Bauhof in der [[Waldstraße]] verbracht werden konnte. Es wurde damals von den Mitarbeitern des Bauhofes "gemunkelt", dass der Transport und das fachgerechte Einlagern ca. 40.000 DM gekostet haben soll. Man hoffte, einen privaten Liebhaber zu finden, der ihn neu aufstellen würde, die Kosten schreckten jedoch potentielle Abnehmer ab. | ||
Als der Bauhof 1982 umzog und der alte Standort aufgegeben wurde, wurde dabei im März 1982 auch der Turm des ehem. Krankenhauses entsorgt. Ein Transport zur weiteren Lagerung in das neue Bauhofsgelände "verbot sich" wegen der zu hohen Kosten.<ref>Fürther Nachrichten vom 11. März 1982, S. 33: ''Uhrenturm schlug letzte Stunde''.</ref> Als die [[Fürther Nachrichten]] am [[30. August]] [[2003]] in einem Bericht „Zeitreise ins Fürth vor 25 Jahren" darüber (mit Bild) berichteten und zu Hinweisen aufriefen, wo der alte Dachfried geblieben sei, meldete sich u. a. der Zeitzeuge [[Horst Freitag]]. Freitag gab an, da keiner so recht wusste, was man damit anfangen sollte, sei er zu Brennholz zerlegt worden. Ein „rabiater Fahrer" habe das Werk ausgeführt. Der Zeitzeuge Freitag gab der Zeitung gegenüber an, dass der Vorgang ihn im Rückblick noch immer quäle, weil ein ausgeklügeltes Werk von ganz besonderer Güte kaputtgegangen sei. Die Mitarbeiter des Bauhofes hatten sich noch gewundert, warum der Turm erst sehr aufwendig und kostenintensiv im Bauhof eingelagert wurde, um dann sechs Monate später doch noch zerstört zu werden (nach anderen Angaben: drei Jahre später). Offen bleibt indes noch, ob bei der "Kleinholzaktion" auch Glocke und Uhrwerk zerstört wurden oder ob diese Objekte doch noch zu einem "Sammler" gefunden haben.<ref>Recherche Peter Frank (Fürth), September 2016</ref> | |||
==Patientenzahlen== | ==Patientenzahlen== | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
* Rudolf Memmert: ''Das Alte Krankenhaus in Fürth''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1964/4-5, S.61 - 78 | * Rudolf Memmert: ''Das Alte Krankenhaus in Fürth''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1964/4-5, S. 61 - 78 | ||
* ''Krankenhaus''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 228 - 229 | * ''Krankenhaus''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 228 - 229 | ||
* Friedrich Winter: ''Die Entstehung der geburtshilflich- gynäkologischen Abteilung am Stadtkrankenhaus Fürth''. In: Fürther Heimatblätter, 2002/1, S.16 - 17 | * Friedrich Winter: ''Die Entstehung der geburtshilflich- gynäkologischen Abteilung am Stadtkrankenhaus Fürth''. In: Fürther Heimatblätter, 2002/1, S. 16 - 17 | ||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
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==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
* Johann Adam Simon Zobel: ''Nachricht von der Krankenanstalt zu Fürth'', 1784 | * Johann Adam Simon Zobel: ''Nachricht von der Krankenanstalt zu Fürth'', 1784 – [http://digital.bib-bvb.de/view/bvbmets/viewer.0.6.4.jsp?folder_id=0&dvs=1615470879158~541&pid=10768788&locale=de&usePid1=true&usePid2=true online-Digitalisat] der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg | ||
==Einzelnachweise == | ==Einzelnachweise == |