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===Die Misshandlungen und die Morde in Dachau=== | ===Die Misshandlungen und die Morde in Dachau=== | ||
Über die Ereignisse in Dachau existieren Zeugenaussagen, mit denen sich die Misshandlungen und Morde rekonstruieren lassen. Sofort nach ihrer Ankunft werden die Häftlinge von der SS, die am gleichen Tag das Kommando über das Lager von der Landespolizei übernommen hatte, schwer misshandelt. Der SS-Mann Steinbrenner sagte dazu 1948 aus, dass schon bei der Ankunft im Lager die Häftlinge 25 Schläge mit dem Ochsenziemer bekamen.<ref>Vernehmungsniederschrift Hans Steinbrenner 19.8.1948, Museum Dachau, Archiv 6454</ref> In der darauf folgenden Nacht stürmten vier betrunkene SS-Männer unter der Führung Steinbrenners gegen 3 Uhr in die Unterkunft, schossen wahllos in die Stube, ließen die Gefangenen unter wüsten Beschimpfungen zum Zählappell antreten. Am Morgen des 12. April wurden die jüdischen Häftlinge Rudolf Benario und Ernst Goldmann aus Fürth, Arthur Kahn und der KPD-Funktionär Willi Gesell aus Nürnberg von Steinbrenner unter ständigem Prügeln mit 30 anderen Häftlingen zu körperlich schwerer Arbeit gezwungen. Am Nachmittag kam noch Erwin Kahn aus München dazu.<ref>Richardi, Hans-Günter: „Schule der Gewalt - Das Konzentrationslager Dachau“, München 1995, S. 89 ff.</ref> | Über die Ereignisse in Dachau existieren Zeugenaussagen, mit denen sich die Misshandlungen und Morde rekonstruieren lassen. Sofort nach ihrer Ankunft werden die Häftlinge von der SS, die am gleichen Tag das Kommando über das Lager von der Landespolizei übernommen hatte, schwer misshandelt. Der SS-Mann Steinbrenner sagte dazu 1948 aus, dass schon bei der Ankunft im Lager die Häftlinge 25 Schläge mit dem Ochsenziemer bekamen.<ref>Vernehmungsniederschrift Hans Steinbrenner 19.8.1948, Museum Dachau, Archiv 6454</ref> In der darauf folgenden Nacht stürmten vier betrunkene SS-Männer unter der Führung Steinbrenners gegen 3 Uhr in die Unterkunft, schossen wahllos in die Stube, ließen die Gefangenen unter wüsten Beschimpfungen zum Zählappell antreten. Am Morgen des 12. April wurden die jüdischen Häftlinge Rudolf Benario und Ernst Goldmann aus Fürth, Arthur Kahn und der KPD-Funktionär Willi Gesell aus Nürnberg von Steinbrenner unter ständigem Prügeln mit 30 anderen Häftlingen zu körperlich schwerer Arbeit gezwungen. Am Nachmittag kam noch Erwin Kahn aus München dazu.<ref>Richardi, Hans-Günter: „Schule der Gewalt - Das Konzentrationslager Dachau“, München 1995, S. 89 ff.</ref> | ||
Über die Misshandlungen gibt Ludwig Scharnagel aus Nürnberg zu Protokoll: ''„Am Tag meiner Einweisung wurden aus dem Block II/1, dem ich zugeteilt war, die Juden Benario, Kahn I, Kahn II und Goldmann durch den SS-Mann Steinbrenner, der gleichzeitig unser Blockführer war, herausgeholt. Die vier vorgenannten Personen mußten den vor dem Block befindlichen Müllkasten leeren. Dabei wurden sie von Steinbrenner, der die Aufsicht über die Arbeit führte, fürchterlich mit dem Ochsenziemer geschlagen. Steinbrenner schlug hierbei wahllos auf die Juden ein [...] Ich arbeitete dann mit den vier vorgenannten Personen zusammen und erhielt auch mit ihnen Schläge durch Steinbrenner und andere SS-Leute. Während dieser Zeit habe ich dann beobachtet, wie Steinbrenner die Juden solange schlug, bis sie zusammenbrachen. Die Juden bluteten aus Mund, Nase und anderen Körperteilen ...“''<ref> | Über die Misshandlungen gibt Ludwig Scharnagel aus Nürnberg zu Protokoll: ''„Am Tag meiner Einweisung wurden aus dem Block II/1, dem ich zugeteilt war, die Juden Benario, Kahn I, Kahn II und Goldmann durch den SS-Mann Steinbrenner, der gleichzeitig unser Blockführer war, herausgeholt. Die vier vorgenannten Personen mußten den vor dem Block befindlichen Müllkasten leeren. Dabei wurden sie von Steinbrenner, der die Aufsicht über die Arbeit führte, fürchterlich mit dem Ochsenziemer geschlagen. Steinbrenner schlug hierbei wahllos auf die Juden ein [...] Ich arbeitete dann mit den vier vorgenannten Personen zusammen und erhielt auch mit ihnen Schläge durch Steinbrenner und andere SS-Leute. Während dieser Zeit habe ich dann beobachtet, wie Steinbrenner die Juden solange schlug, bis sie zusammenbrachen. Die Juden bluteten aus Mund, Nase und anderen Körperteilen ...“''<ref>Vernehmungsniederschrift Ludwig Schmidt, 05.08.1948, Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, DaA A 6799, 12338</ref> | ||
Ludwig Schmidt aus Nürnberg über die Morde: „''Am 12.4.1933 kam abends nach dem Appell Steinbrenner in die Baracke 2, Stube 1 und holte die Häftlinge Benario, Kahn I u, II und Goldmann ab. Sie mußten Spaten mitnehmen und ich sah wie Steinbrenner mit den Häftlingen abmarschierte. Die Gruppe marschierte in Richtung Ausgang auf das Jourhaus zu. Nach kurzer Zeit hörte ich mehrere Schüsse aus der Richtung, wo kurz vorher Steinbrenner mit den vorgenannten Häftlingen hingegangen war. Ich vermutete sofort, daß bei diesen Schüssen die vorgenannten Häftlinge das Leben lassen mußten [...] Die genannten Personen kehrten von diesem Augenblick nicht mehr in ihre Baracke zurück.“''<ref>Vernehmungsniederschrift Ludwig Schmidt, Nürnberg 5.8.1948, Museum Dachau Archiv 12338, s. a. Zeugenaussagen Jakob Lang, Eugen Öhrlein, Anton Hirnickel alle Museum Dachau Archiv</ref> | Ludwig Schmidt aus Nürnberg über die Morde: „''Am 12.4.1933 kam abends nach dem Appell Steinbrenner in die Baracke 2, Stube 1 und holte die Häftlinge Benario, Kahn I u, II und Goldmann ab. Sie mußten Spaten mitnehmen und ich sah wie Steinbrenner mit den Häftlingen abmarschierte. Die Gruppe marschierte in Richtung Ausgang auf das Jourhaus zu. Nach kurzer Zeit hörte ich mehrere Schüsse aus der Richtung, wo kurz vorher Steinbrenner mit den vorgenannten Häftlingen hingegangen war. Ich vermutete sofort, daß bei diesen Schüssen die vorgenannten Häftlinge das Leben lassen mußten [...] Die genannten Personen kehrten von diesem Augenblick nicht mehr in ihre Baracke zurück.“''<ref>Vernehmungsniederschrift Ludwig Schmidt, Nürnberg 5.8.1948, Museum Dachau Archiv 12338, s. a. Zeugenaussagen Jakob Lang, Eugen Öhrlein, Anton Hirnickel alle Museum Dachau Archiv</ref> | ||
Die SS-Männer Hans Brunner, Max Schmidt und der SS-Sturmführer Robert Erspenmüller führten die vier Häftlinge tiefer in den Wald und eröffneten aus ihren Pistolen das Feuer. Rudolf Benario, Ernst Goldmann und Arthur Kahn starben an Ort und Stelle. Erwin Kahn überlebte den Anschlag mit lebensgefährlichen Verletzungen. Er starb vier Tage später unter nie ganz geklärten Umständen in einem Münchner Krankenhaus. Die Urne Ernst Goldmanns ist auf dem jüdischen Friedhof in München beigesetzt. | Die SS-Männer Hans Brunner, Max Schmidt und der SS-Sturmführer Robert Erspenmüller führten die vier Häftlinge tiefer in den Wald und eröffneten aus ihren Pistolen das Feuer. Rudolf Benario, Ernst Goldmann und Arthur Kahn starben an Ort und Stelle. Erwin Kahn überlebte den Anschlag mit lebensgefährlichen Verletzungen. Er starb vier Tage später unter nie ganz geklärten Umständen in einem Münchner Krankenhaus. Die Urne Ernst Goldmanns ist auf dem jüdischen Friedhof in München beigesetzt. |
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