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Man war in Fürth nicht nur wegen der langen Bauzeit verärgert, sondern mehr noch wegen der immensen Kosten von 220.000 Gulden. Aber das neue Rathaus war ein Prachtbau geworden. Die Lage an der wichtigen [[Königstraße]] und die eindrucksvolle Monumentalität drückten das Selbstverständnis der avancierten Industriestadt aus. | Man war in Fürth nicht nur wegen der langen Bauzeit verärgert, sondern mehr noch wegen der immensen Kosten von 220.000 Gulden. Aber das neue Rathaus war ein Prachtbau geworden. Die Lage an der wichtigen [[Königstraße]] und die eindrucksvolle Monumentalität drückten das Selbstverständnis der avancierten Industriestadt aus. | ||
[[1869]] befand sich die von [[Conrad Gebhardt]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] in Räumlichkeiten des Rathauses und war an zwei Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu dieser Zeit befand sich ebenfalls das kgl. Bezirksgericht im Rathaus.<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref> | [[1869]] befand sich die von [[Conrad Gebhardt]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] in Räumlichkeiten des Rathauses und war an zwei Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu dieser Zeit befand sich ebenfalls das kgl. Bezirksgericht im Rathaus.<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref> | ||
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== Uhr == | == Uhr == | ||
Das Rathausuhrwerk wurde von der ''J. Mannhardt'schen Königlich Bayerischen Hof-Thurmuhren-Fabrik'' in München hergestellt und wegen Mängeln schon [[1887]] durch ein neues Exemplar von der gleichen Firma ersetzt. [[1951]] Renovierung der Turmuhr, die Zeiger wurden neu mit Blattgold vergoldet. [[1960]] wurde die Uhr auf Vollautomatik umgestellt. Zeiger und Ziffern leuchten seit [[1964]]. Im Februar 1990 wurden die Zifferblätter ausgetauscht. Es wurden vier neue Ziffernblätter von einer Bayreuther Spezialfirma angebracht, jedes hat 3,2 m Durchmesser.<ref>Fn; Vier schwebende Zifferblätter. In: Fürther Nachrichten vom 8. Februar 1990, S. 37</ref> | Das Rathausuhrwerk wurde von der ''J. Mannhardt'schen Königlich Bayerischen Hof-Thurmuhren-Fabrik'' in München hergestellt und wegen Mängeln schon [[1887]] durch ein neues Exemplar von der gleichen Firma ersetzt. [[1951]] Renovierung der Turmuhr, die Zeiger wurden neu mit Blattgold vergoldet. [[1960]] wurde die Uhr auf Vollautomatik umgestellt. Zeiger und Ziffern leuchten seit [[1964]]. Im Februar 1990 wurden die Zifferblätter ausgetauscht. Es wurden vier neue Ziffernblätter von einer Bayreuther Spezialfirma angebracht, jedes hat 3,2 m Durchmesser.<ref>Fn; Vier schwebende Zifferblätter. In: Fürther Nachrichten vom 8. Februar 1990, S. 37</ref> | ||
=== Turmwächter/Feuerwächter === | |||
Heute fast unbekannt ist, dass im Fürther Rathausturm von Februar [[1857]] bis [[1898]] zwei Feuerwächter als Turmwache über Brände im Stadtgebiet Ausschau hielten. Vor allem nachts wurde aus der Turmwächterkammer auf Brände geachtet. Die Richtung eines Brandes wurde durch Heraushängen einer Fahne, bei Nacht mit einer Laterne, angezeigt.<ref>Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr zum 125-jährigen Jubiläum 1987</ref>. Eine elektrische Alarmstation für die Feuerwehr im Rathaus der 1890er Jahre sorgte nun für Alarmierung, Sammeln im Rathaushof und Abrücken mit den dort gelagerten Geräten und Fahrzeugen. Leiter der Feuerwehr war damals Brandmeister Mucke. Nach Bezug der neuen Feuerwache am [[Helmplatz]] [[1908]] wurde die Feuerwache im Rathaus aufgelöst und dorthin verlegt.<ref>"Peter Frank: [[Fürther Heimatblätter]]", Nr. 3, 2000</ref>) | |||
Über die Turmwächter Christoph Vollrath und Johann Arnold wusste [[Georg Wüstendörfer]] zu berichten: [[1856]] wurde angeregt, auf dem Rathausturm zwei Feuerwächter abwechselnd einzusetzen. Am [[1. Dezember]] des gleichen Jahres beschlossen die Gemeindekollegien die Anstellung von zwei Feuerwächtern auf dem Rathausturm. Von den 23 Bewerbern wurden ausgewählt: Vollrath und Arnold. Als das Wachtzimmer über der umlaufenden Turmgalerie in ca. 40 Metern Höhe eingerichtet war, nahmen die zwei ab [[23. Februar]] [[1857]] ihren Dienst auf. | |||
[[Johann Arnold]], ein gelernter Schneider, stets fröhlichen Gemütes, wachte tagsüber im Turmstübchen des Rathauses. Er schneiderte und wachte zugleich durch Blicke aus den vier Fenstern. Brände hatte er durch Signal mit Glocke an die Polizeistation unten zu melden. Stimmlich verständigten sie sich mit Sprachrohr. Dann schwärmten Polizeisoldaten aus und gaben durch Hupentöne kund, dass es in der Gegend brenne. Die Richtung zum Brandherd wurde durch eine rote Fahne und nachts durch eine brennende Laterne angezeigt. Die Feuerwehrleute hatten erst später eine ständige Wache. Der Wächter hatte jede halbe Stunde die Turmgalerie ringsum zu begehen. Dort waren Kontrolluhren angebracht, in die ein Schlüssel einzustecken war. | |||
Über die Wächter ist Näheres bekannt: | |||
[[Christoph Vollrath]], bereits 60jährig, wusste gut zu singen und so zog es ihn die Wirtschaft, wo er z.B. das Lied vom „gerösteten Griesbrei“ oder „die Katz“ und „die Uhr“ vortrug. Das erregte große Heiterkeit. In seine Schnupftabaksdose, die umhergereicht wurde, sammelten sich viele Groschen. Im August 1889 verstarb Vollrath, der pensionierte Turmwächter. Der Chronist [[Paul Rieß]] veröffentliche die Traueranzeige seiner Witwe Anna Vollrath in seinen Chronikband. | |||
[[Johann Arnold]], bisher Flurschütz, hatte laut Georg Wüstendörfer einen ernsteren Charakter und eine Art philosophischer Natur. Im Jahr [[1882]] gab es den Wechsel von Arnold auf Rößler, bisheriger Taglöhner. Und [[1883]] ging Vollrath mit 70 Jahren in Pension. Es folgten Rößler (bis 1891), Stoll und Hormes. 1891 wurde vom Magistrat die Auflassung der Turmwächter in Erwägung gezogen. | |||
Ihren Dienst verrichteten die Turmwächter bis es dann die technische Neuerung der elektrischen Feuermelder (so genannte Weckerlinien oder Läutewerke) gab und Alarmierungssignale durch Leitung an die Feuerwehrleute möglich war: ab 1890 Linien gelegt und ab 1892 angeschlossen an das öffentliche Telefonnetz. | |||
Anlass für die Aufhebung der Turmwache war aber auch „die unregelmäßige Dienstführung“ durch einen Turmwächter. Dieser wurde entlassen und die Aufhebung der Turmwache beschlossen (lt. Chronik Käppner zum Berichtsjahr 1898). Am 7. März 1898 wurde die Rathausturmwache zum letzten Mal bezogen. | |||
== Glockenspiel == | == Glockenspiel == |