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# Die Stadt Fürth darf durch die Einheitsgemeinde in ihrer Entwicklung nicht zur Vorstadt oder reinen Arbeiterstadt herabgedrückt werden, sondern muss fortschrittlich zum Großstadtteil weiterentwickelt werden. Der Name der Einheitsgemeinde hat fortan "Nürnberg-Fürth" zu lauten. | # Die Stadt Fürth darf durch die Einheitsgemeinde in ihrer Entwicklung nicht zur Vorstadt oder reinen Arbeiterstadt herabgedrückt werden, sondern muss fortschrittlich zum Großstadtteil weiterentwickelt werden. Der Name der Einheitsgemeinde hat fortan "Nürnberg-Fürth" zu lauten. | ||
# Die Selbständigkeit der örtlichen Selbstverwaltung muss durch weitgehende Dezentralisation möglichst erhalten bleiben. | # Die Selbständigkeit der örtlichen Selbstverwaltung muss durch weitgehende Dezentralisation möglichst erhalten bleiben. | ||
Behufs Erfüllung der Bedingungen unter 1. hat der Ausbau und die Entwicklung des zu vereinigenden Stadtbezirks Fürth wie bei weiterlaufender völlig selbständiger Verwaltung zu geschehen, und ist die Sicherstellung in dieser Richtung durch staatsaufsichtlich garantierten Vereinigungsvertrag bezüglich der verschiedenen Ausbau- und Entwicklungsgebiete der Stadt festzulegen.<ref>Herbert Schnittger: Die Eingemeindungsverhandlungen zwischen Nürnberg und Fürth von 1900 bis 1933, Fürth, 1952, S. 74 ff. </ref> | |||
Oberbürgermeister Dr. [[Robert Wild]], der inzwischen einer Einheitsgemeinde positiv gegenüber stand, veranlasste im [[Stadtrat]] am [[1. Dezember]] [[1921]] eine Probeabstimmung. Zuvor lieferten sich die Stadträte eine fast 20-stündige Debatte. Die Stadtratssitzung begann am 1. Dezember 1920 um 15 Uhr und endete ergebnislos um 0.15 Uhr in der Nacht. Am nächsten Tag, Donnerstag der 2. Dezember 1920, ging die Sitzung weiter und endete erst Abends um 20 Uhr. | |||
Zur Abstimmung standen folgende Fragen: | |||
# Beschließt der Stadtrat die grundsätzliche Vereinigung der beiden Städte in der Form der Einheitsgemeinde? | |||
# Beschließt der Stadtrat eine allgemeine freiwillige Volksabstimmung über diese Frage? | |||
# Beschließt der Stadtrat eine zweite Lesung und dann endgültige Abstimmung? | # Beschließt der Stadtrat eine zweite Lesung und dann endgültige Abstimmung? | ||
Für einen Zusammenschluss fanden sich nach einer fast 20-stündigen (!) Debatte 30 Stimmen, dagegen sprachen sich lediglich 12 Stimmen aus.<ref name="Schwammberger, S. 106"/> | |||
Die erste Frage wurde dann mit 30 ja und 12 nein Stimmen bejaht - womit der Fürther Stadtrat sich mehrheitlich für die Eingemeindung Fürths nach Nürnberg entschied. | Die erste Frage wurde dann mit 30 ja und 12 nein Stimmen bejaht - womit der Fürther Stadtrat sich mehrheitlich für die Eingemeindung Fürths nach Nürnberg entschied. | ||
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Die zweite Frage musste zweimal abgestimmt werden. Zunächst waren die Mehrheitsverhältnisse in der Frage, ob es eine Volksabstimmung geben soll, oder nicht | Die zweite Frage musste zweimal abgestimmt werden. Zunächst waren die Mehrheitsverhältnisse in der Frage, ob es eine Volksabstimmung geben soll, oder nicht | ||
Die Antwort auf dieses Abstimmungsergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Die Nordbayerische Zeitung schrieb kurz darauf: ''Wir wissen, dass Nürnberg bei allen Dingen greifbarer Natur, in denen es mit Fürth zusammenging, immer erst an sich gedacht hat. Es hat sich zwar mit uns an den Verhandlungstisch gesetzt, uns stets hübsch über unsere Absichten und Wünsche ausgefragt und ist dann von dannen gegangen, um uns schließlich in den Rücken zu fallen und die Beute für sich einzuheimsen. Herr Dr. Luppe kennt das wohl nicht, und darum auch nicht den Grad des Misstrauens, der in Fürth gegen alle Nürnberger Versprechungen besteht.''<ref>Hermann Hanschel, Oberbürgermeister Hermann Luppe, Nürnberger Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik, Hrsg. Nürnberger Forschungen Band 21, 1977, S. 109, Anm. 444</ref> | Die Antwort auf dieses Abstimmungsergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Die Nordbayerische Zeitung schrieb kurz darauf: ''Wir wissen, dass Nürnberg bei allen Dingen greifbarer Natur, in denen es mit Fürth zusammenging, immer erst an sich gedacht hat. Es hat sich zwar mit uns an den Verhandlungstisch gesetzt, uns stets hübsch über unsere Absichten und Wünsche ausgefragt und ist dann von dannen gegangen, um uns schließlich in den Rücken zu fallen und die Beute für sich einzuheimsen. Herr Dr. Luppe kennt das wohl nicht, und darum auch nicht den Grad des Misstrauens, der in Fürth gegen alle Nürnberger Versprechungen besteht.''<ref>Hermann Hanschel, Oberbürgermeister Hermann Luppe, Nürnberger Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik, Hrsg. Nürnberger Forschungen Band 21, 1977, S. 109, Anm. 444</ref> |