Niederbronner Schwestern: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

K
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:AK Lessingstraße 2 gel 1912 - Niederbronner Schwestern.jpg|mini|rechts|Sitz der Niederbronner Schwestern in der Lessingstraße 2, Jan. 1912]]
[[Datei:AK Lessingstraße 2 gel 1912 - Niederbronner Schwestern.jpg|mini|rechts|Sitz der Niederbronner Schwestern in der Lessingstraße 2, Jan. 1912]]
Der Verein zur '''Krankenpflege durch Niederbronner Schwestern''' wurde durch die Ordenschwester [[wikipedia:Elisabeth Alphonsa Maria Eppinger|Elisabeth Alphonsa Maria Eppinger]] in Ihrem Heimatort [[wikipedia:Bad Niederbronn|Bad Niederbronn]] (Elsass) am [[28. August]] [[1849]] gegründet. Die Gemeinschaft ist ein Frauenorden in der römisch-katholischen Kirche und nennt sich heute "[[wikipedia:Schwestern vom Göttlichen Erlöser|Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser]]".  
Der Verein zur '''Krankenpflege durch Niederbronner Schwestern''' wurde durch die Ordenschwester [[wikipedia:Elisabeth Alphonsa Maria Eppinger|Elisabeth Alphonsa Maria Eppinger]] in ihrem Heimatort [[wikipedia:Bad Niederbronn|Bad Niederbronn]] (Elsass) am [[28. August]] [[1849]] gegründet. Die Gemeinschaft ist ein Frauenorden in der römisch-katholischen Kirche und nennt sich heute "[[wikipedia:Schwestern vom Göttlichen Erlöser|Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser]]".  


== Fürther Bezüge ==
== Fürther Bezüge ==
In Fürth wurde die Gemeinschaft am [[20. Oktober]] [[1895]] von fünf Schwestern gegründet und war eng verbunden zunächst mit der [[Kirche "Zu Unserer Lieben Frau"|Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau]] und ab [[1989]] mit der kath. [[St. Heinrich|Pfarrei St. Heinrich]]. [[1910]] konnte der Verein sich ein eigenes Heim mit Anschrift in der [[Lessingstraße 2]] leisten. Von dort aus übten sieben Schwestern die Krankenpflege in der Stadt aus, ein Religionsbekenntnis spielte bei der Behandlung nach eigenen Angaben keine Rolle. Die Behandlung der Patienten war stets unentgeltlich.  
In Fürth wurde die Gemeinschaft am [[20. Oktober]] [[1895]] von fünf Schwestern gegründet und war eng verbunden zunächst mit der [[Kirche "Zu Unserer Lieben Frau"|Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau]] und ab [[1989]] mit der kath. [[St. Heinrich|Pfarrei St. Heinrich]]. [[1910]] konnte der Verein sich ein eigenes Heim mit Anschrift in der [[Lessingstraße 2]] leisten. Von dort aus übten sieben Schwestern die Krankenpflege in der Stadt aus, ein Religionsbekenntnis spielte bei der Behandlung nach eigenen Angaben keine Rolle. Die Behandlung der Patienten war stets unentgeltlich.  


Für das Jahr [[1911]] liegen genau Leistungszahlen vor. So versorgten die sieben Niederbronner Schwestern im Jahr [[1911]] 155 kranke Menschen an 775 Tagen in 1.278 Nachtwachen und bei 175 Krankenbesuchen. Dabei leisteten sie 190 Stunden Beihilfe in der städtischen Poliklinik für die Versorgung der Volksschüler. Insgesamt konnte der Verein im Jahr [[1911]] 3.860 Mark einnehmen, daraus resultierten 2.377 Mark durch Mitgliedsbeiträge. Dem gegenüber standen 3.860 Mark für Ausgaben. Die Stadt Fürth unterstützte den Einsatz der Schwestern durch die Übernahme der Fahrgelder mit der [[Straßenbahn]].<ref>Ernst Krentz: Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, K. B. Hof- und Universitätsbuchdruckerei von Jung & Sohn, Erlangen, 1915, S. 39ff</ref> <ref>Stadt Fürth: Einrichtungen zur Bekämpfung sozialer Krankheiten in Fürth, Eigenverlag, Fürth, 1915, S. 117</ref>
Für das Jahr [[1911]] liegen genaue Leistungszahlen vor. So versorgten die sieben Niederbronner Schwestern im Jahr [[1911]] 155 kranke Menschen an 775 Tagen in 1.278 Nachtwachen und bei 175 Krankenbesuchen. Dabei leisteten sie 190 Stunden Beihilfe in der städtischen Poliklinik für die Versorgung der Volksschüler. Insgesamt konnte der Verein im Jahr [[1911]] 3.860 Mark einnehmen, daraus resultierten 2.377 Mark durch Mitgliedsbeiträge. Dem gegenüber standen 3.860 Mark an Ausgaben. Die Stadt Fürth unterstützte den Einsatz der Schwestern durch die Übernahme der Fahrgelder mit der [[Straßenbahn]].<ref>Ernst Krentz: Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, K. B. Hof- und Universitätsbuchdruckerei von Jung & Sohn, Erlangen, 1915, S. 39ff</ref><ref>Stadt Fürth: Einrichtungen zur Bekämpfung sozialer Krankheiten in Fürth, Eigenverlag, Fürth, 1915, S. 117</ref>


Im Jahr [[1918]] ist belegt, dass die Niederbronner Schwestern auch einen Kindergarten in der [[Winklerstraße 33]] mit betrieben. [[1931]] ist unter dieser Anschrift kein Kindergarten mehr im Adressbuch der Stadt Fürth verzeichnet. Allerdings betrieb die St. Heinrich Gemeinde stets ihren Kindergarten unter der Leitung einer oder mehrerer Ordenschwestern bis zur Abberufung dieser im Jahr 2009.
Im Jahr [[1918]] ist belegt, dass die Niederbronner Schwestern auch einen Kindergarten in der [[Winklerstraße 33]] mit betrieben. [[1931]] ist unter dieser Anschrift kein Kindergarten mehr im Adressbuch der Stadt Fürth verzeichnet. Allerdings betrieb die St.-Heinrich-Gemeinde stets ihren Kindergarten unter der Leitung einer oder mehrerer Ordensschwestern bis zur Abberufung dieser im Jahr 2009.


== Personal in Fürth ==
== Personal in Fürth ==
Das Person innerhalb der Niederbronner Schwestern unterlag offenbar einer gewissen Fluktuation. Innerhalb von nur vier Jahren ([[1931]] - [[1935]]) erfolge ein vollständiger Austausch der Schwestern, mit Ausnahme einer Diakonisse names Rosalie Lang.
Das Personal innerhalb der Niederbronner Schwestern unterlag offenbar einer gewissen Fluktuation. Innerhalb von nur vier Jahren ([[1931]] - [[1935]]) erfolge ein vollständiger Austausch der Schwestern, mit Ausnahme einer Diakonisse names Rosalie Lang.


Im [[Adressbuch]] der Stadt Fürth aus dem Jahr [[1931]] werden unter der Anschrift folgende Personen aufgelistet<ref>Adressbuch der Stadt Fürth 1931 - Lessingstraße 2</ref>:
Im [[Adressbuch]] der Stadt Fürth aus dem Jahr [[1931]] werden unter der Anschrift folgende Personen aufgelistet:<ref>Adressbuch der Stadt Fürth 1931 - Lessingstraße 2</ref>
* Brendl Maria, Krankenschwester
* Brendl Maria, Krankenschwester
* Hauser Marie, Ordensschwester
* Hauser Marie, Ordensschwester
Zeile 24: Zeile 24:
* Schmitt Eva, Ordensschwester
* Schmitt Eva, Ordensschwester


Vier Jahre später werden die Ordensschwestern erneut im [[Adressbuch]] der Stadt Fürth ([[1935]]) mit aufgelistet mit folgenden Personen<ref>Adressbuch der Stadt Fürth 1935 - Lessingstraße 2</ref>::
Vier Jahre später werden die Ordensschwestern erneut im [[Adressbuch]] der Stadt Fürth ([[1935]]) mit aufgelistet mit folgenden Personen:<ref>Adressbuch der Stadt Fürth 1935 - Lessingstraße 2</ref>
* Bucher Emma, Ordensschwester
* Bucher Emma, Ordensschwester
* Dörfler Antonie, Ordensschwester
* Dörfler Antonie, Ordensschwester
Zeile 38: Zeile 38:
* Ziegelmüller Helene, Oberin
* Ziegelmüller Helene, Oberin


Neben der [[Lessingstraße 2]], offensichtlich weiterhin der Stammsitz des Vereins, wird im [[Adressbuch]] [[1935]] auch die [[Königstraße 113]] als Anschrift für die Niederbronnner Schwestern mit angegeben. Letzteres war das Pfarrhaus der katholischen [[Kirche "Zu Unserer Lieben Frau"]].<ref>Adressbuch der Stadt Fürth 1935 - Anstalten, Krankenkassen und sonstige Einrichtungen - Niederbronner Krankenschwestern</ref>:
Neben der [[Lessingstraße 2]], offensichtlich weiterhin der Stammsitz des Vereins, wird im [[Adressbuch]] [[1935]] auch die [[Königstraße 113]] als Anschrift für die Niederbronnner Schwestern mit angegeben. Letzteres war das Pfarrhaus der katholischen [[Kirche "Zu Unserer Lieben Frau"]].<ref>Adressbuch der Stadt Fürth 1935 - Anstalten, Krankenkassen und sonstige Einrichtungen - Niederbronner Krankenschwestern</ref>


== Nachkriegszeit ==
== Nachkriegszeit ==
Es ist anzunehmen, dass die Vereinstätigkeit durch die sog. [[wikipedia:Gleichschaltung|Gleichschaltung]] aller Organisationen und Vereine Mitte der 1930er Jahre durch den [[Nationalsozialismus]] ein jähes Ende fand oder zumindest einem Wandel in seinen Aufgaben unterlag - zumal die Krankenpflege von Patienten in den besonderen Bereich der sog. "[[wikipedia:Nationalsozialistische Rassenhygiene|Rassenhygiene]]" hineinreichte und für den [[Nationalsozialismus]] eine Schlüsselrolle inne hatte. Belegt ist, dass die Schwesternschaft bis [[1933]] auch Patienten im [[Jüdisches Krankenhaus|Jüdischen Krankenhaus]] mit versorgten - dies wurde ihnen aber [[1933]] mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten künftig untersagt.
Es ist anzunehmen, dass die Vereinstätigkeit durch die sog. [[wikipedia:Gleichschaltung|Gleichschaltung]] aller Organisationen und Vereine Mitte der 1930er Jahre durch den [[Nationalsozialismus]] ein jähes Ende fand oder zumindest einem Wandel in seinen Aufgaben unterlag - zumal die Krankenpflege von Patienten in den besonderen Bereich der sog. "[[wikipedia:Nationalsozialistische Rassenhygiene|Rassenhygiene]]" hineinreichte und für den [[Nationalsozialismus]] eine Schlüsselrolle inne hatte. Belegt ist, dass die Schwesternschaft bis [[1933]] auch Patienten im [[Jüdisches Krankenhaus|Jüdischen Krankenhaus]] mit versorgten - dies wurde ihnen aber [[1933]] mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten künftig untersagt.


Nach dem [[2. Weltkrieg]] nahmen die Schwestern erneut ihre Arbeit im Stadtgebiet auf, konzentrierten sich aber zunehmend auf die Arbeit als Pfarrschwester in der Gemeinde und um die Erledigung der Arbeiten im Pfarramt. Die Krankenpflege und Kinderbetreuung war zwar weiterhin ein wesentlicher Aspekt der Arbeit der Schwesternschaft, verlor aber zunehmend an Bedeutung mangels Nachwuchs.  
Nach dem [[2. Weltkrieg]] nahmen die Schwestern erneut ihre Arbeit im Stadtgebiet auf, konzentrierten sich aber zunehmend auf die Arbeit als Pfarrschwestern in der Gemeinde und die Erledigung der Arbeiten im Pfarramt. Die Krankenpflege und Kinderbetreuung war zwar weiterhin ein wesentlicher Aspekt der Arbeit der Schwesternschaft, verlor aber mangels Nachwuchs zunehmend an Bedeutung.


Zuletzt waren in Fürth bis [[2009]] noch drei Schwestern der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser in der Gemeinde [[St. Heinrich]] im Einsatz. Es handelte sich um die Schwestern Gisela, Christiane und Dominicia. Im Juli [[2009]] wurden alle noch verbliebenen Schwestern abberufen. Während Schwester Gisela noch in Nürnberg tätig war, wurde Schwester Domenicia nach München und Schwester Christiane nach Chemnitz abberufen. Damit endete die Geschichte der Niederbronner Schwestern in Fürth nach knapp 115 Jahren.<ref>Homepage St. Heinrich, online abgerufen am 31. Dezember 2021, 1:01 Uhr</ref> Insgesamt waren während dieser 114-jährigen Zeit 123 Schwestern in Fürth im Einsatz, Dienstälteste Schwester war Schwester Gerwalda, die von [[1950]] bis [[2004]] in Fürth tätig war bzw. bis [[1994]] aktiv noch als Krankenschwester arbeitete. Zur Abberufung der damals noch drei aktiven Schwestern kam eigens die Provinzoberin Schwester Marie Petra Beck aus Neumarkt nach Fürth. Bei ihrer Rede auf der Feier zur Verabschiedung sagte Sie: ''Es gibt eine Zeit zu säen und eine Zeit zu ernten, eine Zeit des Abschieds und eine Zeit, Neues zu wagen''. Allerdings gab Sie gegenüber der örtlichen Presse unumwunden auch den wahren Grund der Abberufung der noch verbliebenen Schwestern an: von derzeit 870 Niederbronner Schwestern waren zu diesem Zeitpunkt (2009) lediglich 14 noch jünger als 50 Jahre.<ref>fn: Abschied nach 114 Jahren Dienst. In: Fürther Nachrichten vom 8. August 2009</ref>
Zuletzt waren in Fürth bis [[2009]] noch drei Schwestern der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser in der Gemeinde [[St. Heinrich]] im Einsatz. Es handelte sich um die Schwestern Gisela, Christiane und Dominicia. Im Juli [[2009]] wurden alle noch verbliebenen Schwestern abberufen. Während Schwester Gisela noch in Nürnberg tätig war, wurde Schwester Domenicia nach München und Schwester Christiane nach Chemnitz abberufen. Damit endete die Geschichte der Niederbronner Schwestern in Fürth nach knapp 115 Jahren.<ref>Homepage St. Heinrich, online abgerufen am 31. Dezember 2021, 1:01 Uhr</ref> Insgesamt waren während dieser 114-jährigen Zeit 123 Schwestern in Fürth im Einsatz, dienstälteste Schwester war Schwester Gerwalda, die von [[1950]] bis [[2004]] in Fürth tätig war bzw. bis [[1994]] aktiv noch als Krankenschwester arbeitete. Zur Abberufung der damals noch drei aktiven Schwestern kam eigens die Provinzoberin Schwester Marie Petra Beck aus Neumarkt nach Fürth. Bei ihrer Rede auf der Feier zur Verabschiedung sagte sie: ''Es gibt eine Zeit zu säen und eine Zeit zu ernten, eine Zeit des Abschieds und eine Zeit, Neues zu wagen''. Allerdings gab sie gegenüber der örtlichen Presse unumwunden auch den wahren Grund der Abberufung der noch verbliebenen Schwestern an: von derzeit 870 Niederbronner Schwestern waren zu diesem Zeitpunkt (2009) lediglich 14 noch jünger als 50 Jahre.<ref>fn: Abschied nach 114 Jahren Dienst. In: Fürther Nachrichten vom 8. August 2009</ref>


Heute existieren die Schwestern Göttlichen Erlöser weiterhin in Nürnberg, zum Beispiel als Träger des [[wikipedia:St. Theresien-Krankenhaus Nürnberg|St. Theresien-Krankenhaus]]. In Fürth sind aktuell keine Aktivitäten bekannt.
Heute existieren die Schwestern vom Göttlichen Erlöser weiterhin in Nürnberg, zum Beispiel als Träger des [[wikipedia:St. Theresien-Krankenhaus Nürnberg|St.-Theresien-Krankenhauses]]. In Fürth sind aktuell keine Aktivitäten bekannt.


== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
24.421

Bearbeitungen