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==Fronmüllerchronik==
==Fronmüllerchronik==
:''Nach einer statistischen Uebersicht vom 11. Januar 1866 befanden sich in Fürth um diese Zeit 92 nichtpolitische Gesellschaften [...]. Den 18. Januar genehmigte der Magistrat den vom städtischen Baurathe vorgelegten Plan zur Erweiterung des Kirchhofes. [...]. Am 5. Februar beschloß der Magistrat die Einführung von Umlagen zur Deckung der finanziellen Bedürfnisse der Stadt. Es hingen damit folgende Bestimmungen zusammen: Aufstellung eines einjährigen Etats, Aufhören aller freiwilligen Beiträge (Armengeld, Straßenbeleuchtungsbeiträge u. s. w.), Einführung von Pflichtbeiträgen unter Ausscheidung der Communal- und Armenzwecke, [...]. Am 21. Februar stürzte das im Bau begriffene, der Vollendung nahe Kellergewölbe der Grüner'schen Brauerei ein, wobei eine Quantität Bier zu Grunde ging. [...]. Die Apotheker Merkel in Nürnberg und Ratz dahier errichteten Trinkhallen zur Verabreichung kohlensäurehaltiger Getränke. - Den 26. April vergrößerte Dr. [[Wilhelm Königswarter]] den Fond der von ihm gegründeten [[Simonsstiftung]] um 500 fl. [...]. Am 3. Mai Abends fand wegen der hohen Bierpreise (die Maas kostete acht Kreuzer) ein Bierkrawall statt, wobei das Eigenthum mehrerer Bierbrauer beschädigt wurde, bis nach und nach die Landwehr die Ruhe wieder herstellte. Die Bierbrauer gaben in Folge dessen die Maas zu sechs Kreuzer ab. - Am 20. Juni brach der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich, zu welch letzterm sich Bayern hielt, aus. Es erfolgte eine große Entmuthigung in den industriellen Beziehungen; Arbeit und Verdienst kamen ins Stocken. Viele junge Leute machten sich ansässig, um der Nothwendigkeit, in das Feld zu gehen, auszuweichen. - Am 12. Juli beschloß der Magistrat, eine Creditkasse für die nothleidenden Industriellen und Kaufleute mittels Aufbringung eines Kapitals von 100,000 fl. zu errichten, was auch in Ausführung gebracht wurde. [...]. Sofort nach dem Beginn des Krieges von 1866 hatte sich in hiesiger Stadt unter Vorsitz und Leitung des Stadtpfarrers Lehmus ein evangelischer Felddiakonenverein [...] gebildet [...]. Der Verein ließ damals [...] fünf [Felddiakone] nach Kissingen abgehn [...]. Es waren dies Sebastian Frank, Schreinergeselle in Fürth, Johann Paul Görner, Schreinergeselle von Wilmersdorf, Nikolaus Wolf, Schustergeselle von Fürth, Joh. Leonh. Herdegen, Goldpapierarbeiter von Fürth, Friedr. Leonh. Moser, Metallschläger von Fürth. [...]. Bis zum 31. Juli kamen bereits 39 verwundete Soldaten in die zur Heilanstalt umgewandelte Turnhalle und 17 in das [[Hospital]]. - Die am 27. Juli erfolgte Beschießung von Würzburg hatte die Bevölkerung Fürths in hohem Grade aufgeregt. [...]. Dienstag den 31. Juli verbreitete sich das Gerücht, daß das in Oberfranken eingerückte preußische Armeekorps durch die fränkische Schweiz nach Mittelfranken vorrücke. [...]. Die Spannung der Bevölkerung stieg von Stunde zu Stunde. Abends 9 Uhr erschienen in Fürth drei preußische Soldaten mit der Nachricht, daß bis Nachts 11 Uhr 1000 Mann eintreffen würden. Kurze Zeit darauf erschienen mehrere größere Abtheilungen, welche sofort den Bahnhof, die Brücken und sonstige Ausgänge der Stadt besetzten. Sie machten die Würzburger Eisenbahn in der Nähe des Hospitales durch Herausnahme der Schienen unfahrbar. Nach 10 Uhr Abends zog ein größeres Corps Mecklenburger und Altenburger ein und wurde einquartiert. Eine Abtheilung bivouakirte im Rathhaushofe trotz des Regenwetters. Eine zweite Abtheilung wurde zur Besetzung der alten Veste, eine dritte zum Vorrücken in der Richtung von Farrnbach entsendet. Der Einmarsch selbst, von der [[Nürnberger Straße]], erfolgte in musterhafter Ordnung. Soldaten und Einwohnerschaft zeigten ruhiges Verhalten. - Die Postverbindungen waren nach allen Richtungen unterbrochen, so daß die Stadt am 1. August ohne alle Nachricht von außen war, was bisher noch nie vorgekommnn war. Den Okkupationstruppen mußten außer guter Verpflegung täglich sechs Cigarren für den Mann gereicht werden. Donnerstag den 2. August, an welchem Tag der mit Preußen in Nikolsburg abgeschlossene Waffenstillstand begann, zogen die Fürth besetzt gehabten Mecklenburger und Altenburger Truppen in der Richtung nach Nürnberg ab. Dagegen rückte das erste, zweite und vierte Bataillon des vierten Garde-Infanterieregimentes unter dem Commando des Obersten von [[wikipedia:Leo von der Osten-Sacken|Osten-Sacken]] ein und wurden zum Theil hier einquartiert. Sie kamen über die [[Poppenreuther Brücke]]. [...]. Der kommandirende General, Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, stellte die Postverbindungen und den Verkehr auf dem [[Ludwigskanal]] wieder her. Der Bahnverkehr war noch unterbrochen und der Telegraph noch unbenützbar. [...]. Am 3. Aug. wurde der [[Metzgermeister]] Fried. Ernst Müller von einem Mitmeister, mit dem er gemeinsam schlachtete, in Folge eines Streites erstochen. - Am 4. August wurde Stadtcommissär von Rücker und Bügermeister John von dem Großherzoge von Mecklenburg zu Nürnberg in einer Audienz empfangen. Der letztere drückte freundliche Gesinnungen gegen die Stadt aus und erklärte, daß außer der Verpflegung der Truppen weitere Lasten, namentlich Geldkontributionen, nicht auferlegt und auch die nothwendigen Requisitionen in mäßiger Weise erhoben werden sollten. Auch sollte der Bahn- und Güterverkehr in kürzester Zeit geregelt und eröffnet werden. - Am 6. war die Telegraphenverbindung nach Bamberg offen, nach Würzburg-Frankfurt noch unterbrochen. [...]. Die Demarkationslinie für die preußische Besatzung bildete das linke Ufer der [[Rednitz]]. - Am 6. August unternahm der Großherzog von Mecklenburg von seinem Hauptquartier in Nürnberg aus eine Exkursion über Fürth nach der alten Veste, wo er unter Führung von Dr. Fronmüller die Umgegend vom Thurm aus mit seinem Generalstab besichtigte. Später nahm er die zu einem Lazarethe eingerichtete Turnhalle in Augenschein, ebenso mehrere hiesige Fabriken. [...]. Am 22. August erfolgte in Berlin die Unterzeichnung des Friedenstraktates zwischen Bayern und Preußen. Die Stadt hatte eine Zeit lang täglich 4000 Pfund Brod für die bayerische Armee in Unterfranken zu liefern, weshalb sie einen Vertrag mit den Bäckern abschloß, welche das Pfund Brod um vier Kreuzer herstellten. - Am 1. September traf ein Bataillon Braunschweiger Infanterie ein, die statt der am 31. August abgezogenen preußischen Besatzung einquartiert wurde. Sonnabend den 8. September Morgens 2 Uhr fuhr dieses Bataillon auf der Staatseisenbahn wieder von hier ab, und damit war die Preußische Okkupation unserer Stadt beendet. - Vom 14. Juli bis 6. September waren in der Turnhalle und in den beiden Spitälern 220 verwundete und kranke Soldaten verpflegt worden. - Am 6. September Nachmittags gegen 4 Uhr erhob sich ein heftiger Sturmwind, der viele Bäume entwurzelte, Schornsteine einstürzte, Telegraphenstangen umriß und in der Turnhalle, sowie auch in der Stadt viele Fenster zertrümmerte. Er endete mit einem heftigen Regengusse. - Vom 5. bis 15. September währten die Durchzüge der aus Böhmen kommenden preußischen Truppen mittels Eisenbahn. Glücklicherweise fand eine Einschleppung der Cholera nicht statt, trotzdem daß sie aus inficirten Orten kamen. - Am 19. September Morgens stieß bei starkem Nebel der um 7 Uhr von Nürnberg abgehende Zug der [[Ludwigseisenbahn]] mit dem von Erlangen kommenden Zuge auf der Kreuzung zusammen, wodurch ein Wagen der Staatseisenbahn aus den Schienen geschleudert und mehrere andere, sowie die Maschine des Nürnberger Zuges beschädigt wurden. Verletzungen an Menschen fanden nicht statt. - Am 28. September wurden zu Magistratsräthen gewählt: [[Kaufmann]] H. Lotter, Metallgoldfabrikant Mich. Fuchs, Kunstdrechsler Christ. Frank, Kaufmann G. W. Fürtsch, [[Buchdrucker]] J. Volkhardt. Vorstand der Gemeindebevollmächtigten wurde [[Apotheker]] Dr. [[Eduard Mayer]], Sekretär S. Berolzheimer. - Städtischer Baurath wurde der bisherige königl. Bauassistent Fr. Friedreich von Würzburg. - In der Nacht vom 20. auf den 21. Okt. brannte der Dachstuhl des dem Commissionär Bauer gehörigen Hauses ab. - Die der Stadt durch die Einquartierung der bayerischen und preußischen Truppen erwachsenen Kosten betrugen 9591 fl. 44 kr. [...]. Am 30. Nov. Nachmittags 3 Uhr kam König Ludwig II. auf seiner Reise von Würzburg nach Nürnberg auf dem Staatsbahnhofe an, woselbst sich die städtischen Behörden und die Geistlichkeit zum Empfange eingefunden hatten. Bürgermeister John wurde in den königl. Wagen beschieden, wo der König sich längere Zeit mit ihm über die Verhältnisse der Stadt unterhielt. - Am 4. Dezember gegen Abend erfolgte ganz unerwartet die Ankunft des Königs, der, nur von einem Adjutanten und zwei Dienern begleitet, von der [[Nürnberger Chaussée]] kommend, in die Stadt ritt. Sofort verbreitete sich die freudige Kunde gleich einem Lauffeuer durch alle Straßen und noch vor Erreichung des Rathhauses war der Monarch von einer zujubelnden Volksmenge umwogt. Vom Rathhause begab sich der König, begleitet von den Vorständen des Magistrats und des Gemeindekollegiums zu Fuß in die neurestaurirte [[Synagoge]], wo der Oberrabbiner Dr. Löwi in den festlich erleuchteten Räumen eine Ansprache hielt, die den Monarchen sichtlich rührte. Mit Schnelligkeit war die Stadt illuminirt. Von der Synagoge weg, fuhr der König sammt Begleitung in inzwischen bereit gestellten Wagen nach dem Rathhause zurück und besichtigte sodann noch einige Fabrik-Etablissements, worauf die Rückkehr nach Nürnberg auf der Eisenbahn statthatte. Als Geschenk für die Armen bestimmte der König aus diesem Anlasse 1000 fl. [...]. Vom 1. Oktober [[1865]] bis letzten September 1866 wurden 13,308 Schäffel Malz zu braunem, 491 Schäffel zu weißem Biere von den hiesigen Brauern eingesotten. Von dem erzeugten Bierquantum wurden 17,738 Eimer aus der hiesigen Stadt geführt, dagegen 16,686 Eimer fremdes Bier eingeführt. [...]. Am 11. Dezember wurde Bezirksgerichtsrath [[Carl Anton Danzer]] in Ruhestand versetzt; an seine Stelle kam Bezirksgerichtsassessor Hermann Arnold von München. - Ein Verein von den auf der Geschwornenliste befindlichen Personen bildete sich zum Zwecke gegenseitiger Schadloshaltung im Falle der Einberufung. Erster Vorstand war der prakt. Arzt Dr. Landmann. - Während der Jahre 1865/66 wurde das Helm'sche Haus in der [[Alexanderstraße]]  Nr. 21 von vielen Typhuserkrankungen (22 mit 8 Todesfällen) heimgesucht. Ursache war, daß der Hausbrunnen daselbst nur durch eine Quaderwand von einer Abrtrittgrube getrennt war. Der Hausherr, welcher durchaus keinen Verdacht auf sein Trinkwasser kommen lassen wollte, unterlag selbst der Krankheit. [...]. Die von einem geschickten Techniker vorgenommene Untersuchung hatte zum Unheil für die Hausbewohner das Resultat gehabt, daß das Wasser für rein erklärt wurde. (Die Untersuchung war nämlich erst vorgenommen worden, nachdem der Brunnen drei Tage lang gesperrt war und die inficirenden Stoffe sich in die Tiefe gesenkt hatten.) [...]. - Zahl der Neubauten: 25, worunter Wohnhaus und Fabrikgebäude der Bronzefabrikanten Eiermann und Tabor in der [[Marienstraße]]; das zweistöckige Fabrikgebäude nebst einstöckigem Zwischenbau und Kohlenlager des Fabrikanten J. W. Engelhardt; das neue Brauhaus mit Stallung an der Stelle eines abgebrochenen Stadels durch [[Brauereibesitzer]] J. Humbser, [[Bäumenstraße]] Nr. 18 und 19; ein dreistöckiges Wohnhaus des Chatullenfabrikanten G. Ziegele nebst Fabrikeinrichtung; ein Wohngebäude mit Fabrikeinrichtung durch Jalousie-Fabrikanten Iller, [[Mathildenstraße]] Nr. 10; ein neues Mühlgebäude an die Stelle des alten durch Mühlbesitzer L. [[Eckart]], [[Mühlgasse]] Nr. 7; ein Blatternhaus im Hofe des christlichen Hospiatles durch die Stadtgemeinde; das Wohnhaus nebst Waarenlager des Kaufmanns [[Leonhard Münch]], [[Gebhardtstraße]] Nr. 43. [...]. - Frequenz der [[Ludwigs-Eisenbahn]]: 855,793 [...].''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 337 - 344</ref>
:''Nach einer statistischen Uebersicht vom 11. Januar 1866 befanden sich in Fürth um diese Zeit 92 nichtpolitische Gesellschaften [...]. Den 18. Januar genehmigte der Magistrat den vom städtischen Baurathe vorgelegten Plan zur Erweiterung des Kirchhofes. [...]. Am 5. Februar beschloß der Magistrat die Einführung von Umlagen zur Deckung der finanziellen Bedürfnisse der Stadt. Es hingen damit folgende Bestimmungen zusammen: Aufstellung eines einjährigen Etats, Aufhören aller freiwilligen Beiträge (Armengeld, Straßenbeleuchtungsbeiträge u. s. w.), Einführung von Pflichtbeiträgen unter Ausscheidung der Communal- und Armenzwecke, [...]. Am 21. Februar stürzte das im Bau begriffene, der Vollendung nahe Kellergewölbe der Grüner'schen Brauerei ein, wobei eine Quantität Bier zu Grunde ging. [...]. Die Apotheker Merkel in Nürnberg und Ratz dahier errichteten Trinkhallen zur Verabreichung kohlensäurehaltiger Getränke. - Den 26. April vergrößerte Dr. [[Wilhelm Königswarter]] den Fond der von ihm gegründeten [[Simonsstiftung]] um 500 fl. [...]. Am 3. Mai Abends fand wegen der hohen Bierpreise (die Maas kostete acht Kreuzer) ein Bierkrawall statt, wobei das Eigenthum mehrerer Bierbrauer beschädigt wurde, bis nach und nach die Landwehr die Ruhe wieder herstellte. Die Bierbrauer gaben in Folge dessen die Maas zu sechs Kreuzer ab. - Am 20. Juni brach der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich, zu welch letzterm sich Bayern hielt, aus. Es erfolgte eine große Entmuthigung in den industriellen Beziehungen; Arbeit und Verdienst kamen ins Stocken. Viele junge Leute machten sich ansässig, um der Nothwendigkeit, in das Feld zu gehen, auszuweichen. - Am 12. Juli beschloß der Magistrat, eine Creditkasse für die nothleidenden Industriellen und Kaufleute mittels Aufbringung eines Kapitals von 100,000 fl. zu errichten, was auch in Ausführung gebracht wurde. [...]. Sofort nach dem Beginn des Krieges von 1866 hatte sich in hiesiger Stadt unter Vorsitz und Leitung des Stadtpfarrers Lehmus ein evangelischer Felddiakonenverein [...] gebildet [...]. Der Verein ließ damals [...] fünf [Felddiakone] nach Kissingen abgehn [...]. Es waren dies Sebastian Frank, Schreinergeselle in Fürth, Johann Paul Görner, Schreinergeselle von Wilmersdorf, Nikolaus Wolf, Schustergeselle von Fürth, Joh. Leonh. Herdegen, Goldpapierarbeiter von Fürth, Friedr. Leonh. Moser, Metallschläger von Fürth. [...]. Bis zum 31. Juli kamen bereits 39 verwundete Soldaten in die zur Heilanstalt umgewandelte Turnhalle und 17 in das [[Hospital]]. - Die am 27. Juli erfolgte Beschießung von Würzburg hatte die Bevölkerung Fürths in hohem Grade aufgeregt. [...]. Dienstag den 31. Juli verbreitete sich das Gerücht, daß das in Oberfranken eingerückte preußische Armeekorps durch die fränkische Schweiz nach Mittelfranken vorrücke. [...]. Die Spannung der Bevölkerung stieg von Stunde zu Stunde. Abends 9 Uhr erschienen in Fürth drei preußische Soldaten mit der Nachricht, daß bis Nachts 11 Uhr 1000 Mann eintreffen würden. Kurze Zeit darauf erschienen mehrere größere Abtheilungen, welche sofort den Bahnhof, die Brücken und sonstige Ausgänge der Stadt besetzten. Sie machten die Würzburger Eisenbahn in der Nähe des Hospitales durch Herausnahme der Schienen unfahrbar. Nach 10 Uhr Abends zog ein größeres Corps Mecklenburger und Altenburger ein und wurde einquartiert. Eine Abtheilung bivouakirte im Rathhaushofe trotz des Regenwetters. Eine zweite Abtheilung wurde zur Besetzung der alten Veste, eine dritte zum Vorrücken in der Richtung von Farrnbach entsendet. Der Einmarsch selbst, von der [[Nürnberger Straße]], erfolgte in musterhafter Ordnung. Soldaten und Einwohnerschaft zeigten ruhiges Verhalten. - Die Postverbindungen waren nach allen Richtungen unterbrochen, so daß die Stadt am 1. August ohne alle Nachricht von außen war, was bisher noch nie vorgekommnn war. Den Okkupationstruppen mußten außer guter Verpflegung täglich sechs Cigarren für den Mann gereicht werden. Donnerstag den 2. August, an welchem Tag der mit Preußen in Nikolsburg abgeschlossene Waffenstillstand begann, zogen die Fürth besetzt gehabten Mecklenburger und Altenburger Truppen in der Richtung nach Nürnberg ab. Dagegen rückte das erste, zweite und vierte Bataillon des vierten Garde-Infanterieregimentes unter dem Commando des Obersten von [[wikipedia:Leo von der Osten-Sacken|Osten-Sacken]] ein und wurden zum Theil hier einquartiert. Sie kamen über die [[Poppenreuther Brücke]]. [...]. Der kommandirende General, [[wikipedia:Friedrich Franz II. (Mecklenburg)|Großherzog von Mecklenburg-Schwerin]], stellte die Postverbindungen und den Verkehr auf dem [[Ludwigskanal]] wieder her. Der Bahnverkehr war noch unterbrochen und der Telegraph noch unbenützbar. [...]. Am 3. Aug. wurde der [[Metzgermeister]] Fried. Ernst Müller von einem Mitmeister, mit dem er gemeinsam schlachtete, in Folge eines Streites erstochen. - Am 4. August wurde Stadtcommissär von Rücker und Bügermeister John von dem Großherzoge von Mecklenburg zu Nürnberg in einer Audienz empfangen. Der letztere drückte freundliche Gesinnungen gegen die Stadt aus und erklärte, daß außer der Verpflegung der Truppen weitere Lasten, namentlich Geldkontributionen, nicht auferlegt und auch die nothwendigen Requisitionen in mäßiger Weise erhoben werden sollten. Auch sollte der Bahn- und Güterverkehr in kürzester Zeit geregelt und eröffnet werden. - Am 6. war die Telegraphenverbindung nach Bamberg offen, nach Würzburg-Frankfurt noch unterbrochen. [...]. Die Demarkationslinie für die preußische Besatzung bildete das linke Ufer der [[Rednitz]]. - Am 6. August unternahm der Großherzog von Mecklenburg von seinem Hauptquartier in Nürnberg aus eine Exkursion über Fürth nach der alten Veste, wo er unter Führung von Dr. Fronmüller die Umgegend vom Thurm aus mit seinem Generalstab besichtigte. Später nahm er die zu einem Lazarethe eingerichtete Turnhalle in Augenschein, ebenso mehrere hiesige Fabriken. [...]. Am 22. August erfolgte in Berlin die Unterzeichnung des Friedenstraktates zwischen Bayern und Preußen. Die Stadt hatte eine Zeit lang täglich 4000 Pfund Brod für die bayerische Armee in Unterfranken zu liefern, weshalb sie einen Vertrag mit den Bäckern abschloß, welche das Pfund Brod um vier Kreuzer herstellten. - Am 1. September traf ein Bataillon Braunschweiger Infanterie ein, die statt der am 31. August abgezogenen preußischen Besatzung einquartiert wurde. Sonnabend den 8. September Morgens 2 Uhr fuhr dieses Bataillon auf der Staatseisenbahn wieder von hier ab, und damit war die Preußische Okkupation unserer Stadt beendet. - Vom 14. Juli bis 6. September waren in der Turnhalle und in den beiden Spitälern 220 verwundete und kranke Soldaten verpflegt worden. - Am 6. September Nachmittags gegen 4 Uhr erhob sich ein heftiger Sturmwind, der viele Bäume entwurzelte, Schornsteine einstürzte, Telegraphenstangen umriß und in der Turnhalle, sowie auch in der Stadt viele Fenster zertrümmerte. Er endete mit einem heftigen Regengusse. - Vom 5. bis 15. September währten die Durchzüge der aus Böhmen kommenden preußischen Truppen mittels Eisenbahn. Glücklicherweise fand eine Einschleppung der Cholera nicht statt, trotzdem daß sie aus inficirten Orten kamen. - Am 19. September Morgens stieß bei starkem Nebel der um 7 Uhr von Nürnberg abgehende Zug der [[Ludwigseisenbahn]] mit dem von Erlangen kommenden Zuge auf der Kreuzung zusammen, wodurch ein Wagen der Staatseisenbahn aus den Schienen geschleudert und mehrere andere, sowie die Maschine des Nürnberger Zuges beschädigt wurden. Verletzungen an Menschen fanden nicht statt. - Am 28. September wurden zu Magistratsräthen gewählt: [[Kaufmann]] H. Lotter, Metallgoldfabrikant Mich. Fuchs, Kunstdrechsler Christ. Frank, Kaufmann G. W. Fürtsch, [[Buchdrucker]] J. Volkhardt. Vorstand der Gemeindebevollmächtigten wurde [[Apotheker]] Dr. [[Eduard Mayer]], Sekretär S. Berolzheimer. - Städtischer Baurath wurde der bisherige königl. Bauassistent Fr. Friedreich von Würzburg. - In der Nacht vom 20. auf den 21. Okt. brannte der Dachstuhl des dem Commissionär Bauer gehörigen Hauses ab. - Die der Stadt durch die Einquartierung der bayerischen und preußischen Truppen erwachsenen Kosten betrugen 9591 fl. 44 kr. [...]. Am 30. Nov. Nachmittags 3 Uhr kam König Ludwig II. auf seiner Reise von Würzburg nach Nürnberg auf dem Staatsbahnhofe an, woselbst sich die städtischen Behörden und die Geistlichkeit zum Empfange eingefunden hatten. Bürgermeister John wurde in den königl. Wagen beschieden, wo der König sich längere Zeit mit ihm über die Verhältnisse der Stadt unterhielt. - Am 4. Dezember gegen Abend erfolgte ganz unerwartet die Ankunft des Königs, der, nur von einem Adjutanten und zwei Dienern begleitet, von der [[Nürnberger Chaussée]] kommend, in die Stadt ritt. Sofort verbreitete sich die freudige Kunde gleich einem Lauffeuer durch alle Straßen und noch vor Erreichung des Rathhauses war der Monarch von einer zujubelnden Volksmenge umwogt. Vom Rathhause begab sich der König, begleitet von den Vorständen des Magistrats und des Gemeindekollegiums zu Fuß in die neurestaurirte [[Synagoge]], wo der Oberrabbiner Dr. Löwi in den festlich erleuchteten Räumen eine Ansprache hielt, die den Monarchen sichtlich rührte. Mit Schnelligkeit war die Stadt illuminirt. Von der Synagoge weg, fuhr der König sammt Begleitung in inzwischen bereit gestellten Wagen nach dem Rathhause zurück und besichtigte sodann noch einige Fabrik-Etablissements, worauf die Rückkehr nach Nürnberg auf der Eisenbahn statthatte. Als Geschenk für die Armen bestimmte der König aus diesem Anlasse 1000 fl. [...]. Vom 1. Oktober [[1865]] bis letzten September 1866 wurden 13,308 Schäffel Malz zu braunem, 491 Schäffel zu weißem Biere von den hiesigen Brauern eingesotten. Von dem erzeugten Bierquantum wurden 17,738 Eimer aus der hiesigen Stadt geführt, dagegen 16,686 Eimer fremdes Bier eingeführt. [...]. Am 11. Dezember wurde Bezirksgerichtsrath [[Carl Anton Danzer]] in Ruhestand versetzt; an seine Stelle kam Bezirksgerichtsassessor Hermann Arnold von München. - Ein Verein von den auf der Geschwornenliste befindlichen Personen bildete sich zum Zwecke gegenseitiger Schadloshaltung im Falle der Einberufung. Erster Vorstand war der prakt. Arzt Dr. Landmann. - Während der Jahre 1865/66 wurde das Helm'sche Haus in der [[Alexanderstraße]]  Nr. 21 von vielen Typhuserkrankungen (22 mit 8 Todesfällen) heimgesucht. Ursache war, daß der Hausbrunnen daselbst nur durch eine Quaderwand von einer Abrtrittgrube getrennt war. Der Hausherr, welcher durchaus keinen Verdacht auf sein Trinkwasser kommen lassen wollte, unterlag selbst der Krankheit. [...]. Die von einem geschickten Techniker vorgenommene Untersuchung hatte zum Unheil für die Hausbewohner das Resultat gehabt, daß das Wasser für rein erklärt wurde. (Die Untersuchung war nämlich erst vorgenommen worden, nachdem der Brunnen drei Tage lang gesperrt war und die inficirenden Stoffe sich in die Tiefe gesenkt hatten.) [...]. - Zahl der Neubauten: 25, worunter Wohnhaus und Fabrikgebäude der Bronzefabrikanten Eiermann und Tabor in der [[Marienstraße]]; das zweistöckige Fabrikgebäude nebst einstöckigem Zwischenbau und Kohlenlager des Fabrikanten J. W. Engelhardt; das neue Brauhaus mit Stallung an der Stelle eines abgebrochenen Stadels durch [[Brauereibesitzer]] J. Humbser, [[Bäumenstraße]] Nr. 18 und 19; ein dreistöckiges Wohnhaus des Chatullenfabrikanten G. Ziegele nebst Fabrikeinrichtung; ein Wohngebäude mit Fabrikeinrichtung durch Jalousie-Fabrikanten Iller, [[Mathildenstraße]] Nr. 10; ein neues Mühlgebäude an die Stelle des alten durch Mühlbesitzer L. [[Eckart]], [[Mühlgasse]] Nr. 7; ein Blatternhaus im Hofe des christlichen Hospiatles durch die Stadtgemeinde; das Wohnhaus nebst Waarenlager des Kaufmanns [[Leonhard Münch]], [[Gebhardtstraße]] Nr. 43. [...]. - Frequenz der [[Ludwigs-Eisenbahn]]: 855,793 [...].''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 337 - 344</ref>


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