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Bei der Denkmalaktion für die "Metallspende des deutschen Volkes" während des [[2. Weltkrieg]]s wurden in Fürth insgesamt 14 Denkmäler bzw. deren Teile aus Bronze abgenommen und abgeliefert, drei zum Einschmelzen an die Raum Metallwerksgesellschaft München, eines an die Altmaterial-Großhandlung [[Adam Schoder & Söhne]] in Fürth und zehn an die Firma Hetzel & Co. in Nürnberg. | Bei der Denkmalaktion für die "Metallspende des deutschen Volkes" während des [[2. Weltkrieg]]s wurden in Fürth insgesamt 14 Denkmäler bzw. deren Teile aus Bronze abgenommen und abgeliefert, drei zum Einschmelzen an die Raum Metallwerksgesellschaft München, eines an die Altmaterial-Großhandlung [[Adam Schoder & Söhne]] in Fürth und zehn an die Firma Hetzel & Co. in Nürnberg. | ||
Als sich nach dem Krieg die Zeiten wieder etwas normalisiert hatten, versuchte die Stadt Näheres über das Schicksal der von ihr abgelieferten Bronzedenkmäler sowie Glocken herauszufinden. Über entsprechende Bemühungen berichteten Anfang 1948 die Nürnberger Nachrichten, Fürther Ausgabe: ''Wie Oberbürgermeister Dr. [[Hans Bornkessel]] in der letzten Stadtratssitzung mitteilte, haben die vielfachen Nachforschungen nach dem Verbleib der drei großen [[Rathaus]]glocken im Gesamtgewicht von 1600 Kilogramm, die von den Nazis weggeschafft wurden, ergeben, daß, wie das Landesamt für Denkmalspflege dieser Tage mitteilte, mit dem endgültigen Verlust der Rathausglocken gerechnet werden muß ...''<ref>Stadtarchiv Fürth, Nürnberger Nachrichten - Fürther Ausgabe, ''Rathausglocken endgültig verloren'', 7. Februar 1948, S. 3</ref> | |||
Den Anstoß zu den Nachforschungen nach den Rathausglocken hatte vielleicht die Rückkunft der großen Glocke von [[St. Michael]] aus dem Hamburger "Glockenfriedhof" nach Fürth am 28. Juli 1947 gegeben.<ref>Landeskirchliches Archiv Nürnberg (LAELKB), Pfarrarchiv Fürth-St. Michael 445, Kriegschronik 1939-1947, S. 152</ref> Sie gehörte zu den rund 14000 Kirchenglocken aus deutschen Kirchengemeinden, die am Kriegsende der Einschmelzung entgangen waren; dazu kamen 357 erhalten gebliebene Glocken "weltlicher" Herkunft (von 1550 abgelieferten).<ref>Christhard Mahrenholz, Das Schicksal der deutschen Kirchenglocken, S. 10</ref> ''Wegen der günstigen und damals noch ungestörten Verkehrsverbindungen erhielten die beiden Hüttenwerke in Hamburg den weitaus größten Teil aller Glocken. Die anderen deutschen Kupferhütten ... wurden an der Glockenvernichtung in geringerem Maße beteiligt.''<ref>Christhard Mahrenholz, Das Schicksal der deutschen Kirchenglocken, S. 5</ref> Die Bestandsaufnahme der in Hüttenwerken und Glockenlagern vor allem in Hamburg erhalten gebliebenen Glocken war durch den dafür von den Kirchen gegründeten "Ausschuss für die Rückführung der Glocken (ARG)" unter der Leitung von Oberlandeskirchenrat Prof. Dr. Mahrenholz erfolgt, nachdem Anfang 1947 die Militärbehörden die Rückführung von Glocken in die britische und die amerikanische Besatzungszone genehmigt hatten. Die Organisation der Rückführung übernahm die "Transportkommission" der ARG, sie hatte im Hamburger Hafen ihr "Glockenbüro", wohin auch Tausende von Anfragen von Gemeinden nach ihren Glocken gelangten und bearbeitet wurden - Kustos der Glockensammellager war der Glockengießer Franz Wilhelm Schilling. | |||
Bei der Erfassung der Lagerbestände fand man nicht nur Glocken, sondern stieß auch auf Denkmäler und Gedenktafeln aus Bronze, deren Einschmelzung in den Hüttenwerken wegen der zunehmenden Zerstörungen durch Luftangriffe nicht mehr möglich gewesen war. In einem Rundschreiben der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 17. Februar 1948 an die Landeskirchenleitungen heißt es: ''Die britische Militärregierung lässt z. Zt. die Rückgabe der in Hamburg lagernden Bronzedenkmäler vorbereiten. Es handelt sich um Denkmäler, die während des Krieges eingeschmolzen werden sollten und zum Teil noch vorhanden sind. Es stellt sich heraus, dass zahlreiche Denkmäler und Gedächtnistafeln aus Evangelischen Kirchen Deutschlands stammen. Da keinerlei Unterlagen über die Herkunftsorte vorhanden sind, ist die Identifizierung ausserordentlich schwierig. Wir bitten daher, zu veranlassen, dass diejenigen Gemeinden, die Denkmäler oder Gedächtnistafeln während des Krieges abgeliefert haben, dies umgehend an den Custodian for Church-bells and statues, Herrn F. W. Schilling, (24a) Hamburg-Klein-Flottbek, Polostrasse 9 mitzuteilen und hierbei eine Abbildung des abgelieferten Denkmales einzureichen, damit festgestellt werden kann, ob dieses noch vorhanden ist.''<ref>Landeskirchliches Archiv Nürnberg (LAELKB), Landeskirchenrat (LKR) 0.2.0003 – 5445: Kirchl. Kunstdenkmäler, Altertümer und deren Erhaltung</ref> | |||
Offensichtlich wurde das Auftauchen von abgelieferten, aber nicht eingeschmolzenen Bronzedenkmälen auch den Städten und Gemeinden bekannt, denn in der Sitzung des Stadtrats am 29. September 1949 ging es auch um Nachforschungen nach einigen der aus Fürth abgelieferten Bronzeteile: ''Die beiden Bronzefiguren (2 lebensgroße nackte Frauengestalten) am Portal des [[Klinikum Fürth|Stadtkrankenhauses]] waren während des Krieges beschlagnahmt und weggeschafft worden. Wie Oberverwaltungsrat Dr. [[Anton Kaltenhäuser|Kaltenhäuser]] mitteilte, sind alle Bemühungen, die beiden Standfiguren wieder ausfindig zu machen, gescheitert. Das gleiche gilt nach einer Mitteilung von Oberbaurat Heinisch für das ebenfalls beschlagnahmte "[[Mähnenschaf]]" aus unserem Stadtpark.''<ref>Stadtarchiv Fürth, Mitteilungsblatt der Stadt Fürth und des Landrates Fürth, 7. Oktober 1949, ''Unauffindbare Bronzefiguren'', S. 2</ref> Weiter berichteten dazu die [[Fürther Nachrichten]] unter der Überschrift "Bronzefiguren nicht zu finden": ''Die Stadtverwaltung hat seit längerer Zeit beim Senat in Hamburg Nachforschungen angestellt über die während des Krieges zum Einschmelzen dorthin abgelieferten beiden Bronzefiguren am Eingang zum [[Klinikum Fürth|Krankenhaus]]. Nach eingehenden Ermittlungen sind jetzt die letzten Hoffnungen zerschlagen worden, diese Figuren wieder zu beschaffen. Die Transportkommission in Hamburg teilte dieser Tage mit, daß die Kunstwerke nicht mehr aufzufinden sind und als v e r l o r e n gelten müssen. Ein ähnlicher Bescheid war bekanntlich schon vor einiger Zeit über das „[[Mähnenschaf]]“ aus dem [[Stadtpark]] eingetroffen.''<ref>Stadtarchiv Fürth, Fürther Nachrichten, 1. Oktober 1949, S. 12</ref> Allerdings ist unklar, was mit "dorthin abgeliefert" gemeint ist - die Stadt hatte sie ja der Firma Hetzel übergeben. | |||
Über diese Nachforschungen der Stadt ist in den entsprechenden Akten nichts zu finden. Einzig in der Akte „Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/70: „Zierbrunnen auf dem Anlagendreieck an der [[Königswarterstraße]]“ [Hopfenpflückerinbrunnen] gibt es Unterlagen über solche Nachforschungen, allerdings erst aus dem Jahr 1953. Diese Akte endet zunächst wie fast alle Einzelakten der betroffenen Denkmäler mit der Entschließung des Oberbürgermeisters vom [[21. Januar]] [[1941]], also mit dem Vermerk „[[Hopfenpflückerinbrunnen]] … bleibt erhalten“ und enthält nichts darüber, dass die Brunnenfigur abgenommen und abgeliefert worden ist. Dann aber wird die Akte fortgesetzt mit Aktenbelegen aus der Nachkriegszeit, beginnend mit einem Auszug aus der Niederschrift über die Beratung des Entwurfs des Haushaltsplans [[1953]] durch den Finanz- und Verwaltungsausschuss am 29. Juni [[1953]]; immer noch stand damals in der Anlage an der Ecke [[Königswarterstraße]]/[[Gabelsbergerstraße]] das Brunnenbecken des [[Hopfenpflückerinbrunnen]]s mit der Säule ohne die Figur. Stadtrat [[Hans Lotter]] wünschte die Prüfung durch das Bauamt, ob eine neue Figur auf den Sockel kommen oder der untere Teil ganz entfernt werden solle. Das Hochbauamt recherchierte aber nicht nur dazu, sondern auch, was mit der bisherigen Figur geschehen war, und fasst seine Ergebnisse in einem Vermerk vom 8. August 1953 zusammen: ''… Die Figur der [[Hopfenpflückerinbrunnen|Hopfenpflückerin]] wurde im Zuge der Denkmalaktion im Jahre 1944 zum Einschmelzen an die Firma Hetzel & Co., Nürnberg abgeliefert. Wie die Nachforschungen bei dieser Firma ergaben, kam die Brunnenfigur von dort zum Einschmelzen in ein jetzt polnisches Kupferwerk.'' <ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/70: Zierbrunnen auf dem Anlagendreieck an der Königswarterstraße</ref> Man kann davon ausgehen, dass die Figur dort eingeschmolzen worden ist. Auch die Einschmelzung der anderen abgelieferten Denkmäler in einer der deutschen Kupferhütten ist, auch wenn entsprechende Belege fehlen, als sicher anzunehmen, da sie nicht mehr aufgetaucht sind - außer einem. | |||
==Verbleib der Denkmalreste== | ==Verbleib der Denkmalreste== |
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