Wiedervereinigung Deutschlands: Unterschied zwischen den Versionen

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=== 1. Wochenende nach Maueröffnung (11. & 12. Nov. 1989) ===
=== 1. Wochenende nach Maueröffnung (11. & 12. Nov. 1989) ===
[[Datei:Wiedervereinigung Fürth 1.jpg|miniatur|rechts|Erste Wartburgs in Fürth, Nov. 1989]]
[[Datei:Wiedervereinigung Fürth 1.jpg|miniatur|rechts|Erste Wartburgs in Fürth, Nov. 1989]]
Der Freitag verlief weitgehend unaufgeregt, lediglich in Nürnberg wurden die ersten DDR-Besucher gesichtet - Fürth hatte bis dahin noch keine nennenswerte Anzahl an DDR-Besuchern. Das sollte sich rasch ändern. Bereits einen Tag später, am Samstag, den [[11. November]] [[1989]], traf es die Stadtverwaltung völlig unvorbereitet, da bereits um 9:00 Uhr die ersten Besucher vor dem Sozialrathaus standen und das Begrüßungsgeld entgegennehmen wollten. Die Stadt hatte zwar eigens hierzu das Sozialamt von 9:00 bis 16:00 Uhr geöffnet, doch mit den rund 500 Besuchern an diesem Tag war man in Fürth sichtlich überfordert. Auch am Sonntag riss der Andrang in Fürth nicht ab. Bereits um 7:00 Uhr wurde das Sozialrathaus geöffnet, damit die Wartenden nicht in der Kälte stehen mussten. Gegen 8:00 Uhr brachten Helfer des [[BRK|Roten Kreuzes]] heißen Tee, eine Stunde später gaben die fünf städtischen Mitarbeiter erneut das Begrüßungsgeld aus, dieses Mal für ca. 600 Personen. Da die finanziellen Vorräte des Sozialrathauses begrenzt waren, half die [[Stadtsparkasse]] unbürokratisch mit frischen Geldreserven aus. Der Versuch der Polizei, bei der Landeszentralbank in Nürnberg an frisches Geld zu kommen, war zuvor an der Sonntagsruhe gescheitert. Das Zeitschloss am Safe lies sich nicht austricksen, so dass der Safe am Sonntag nicht geöffnet werden konnte, auch nicht durch die Polizei bzw. dem Filialleiter der Zentralbank. Auch die [[Hauptpost]] in Fürth öffnete am Sonntag, da die völlig überlaufenen Nürnberger Zahlstellen für DDR-Besucher überlastet waren, so dass bereits am Sonntag auch die [[Hauptpost]] mit sechs Schaltern als Zahlstelle dienen konnte. Als die Antragsformulare ausgingen, fuhr eigens ein Postbeamter nach Neustadt a. d. Aisch, um Nachschub zu holen. Gleichzeitig mit den Besuchern kamen aber auch Übersiedler, also ehem. DDR-Bürger, die trotz geöffneter Grenzen nicht mehr zurück in ihre alte Heimat wollten. Mit Sonderbussen wurden die neuen Bürger aus Nürnberg nach Fürth gebracht, um die große Zahl der Übersiedler im Stadt- und Landkreis zu verteilen. Bis Montag, den [[13. November]] [[1989]] waren so bereits über 2.000 Übersieder im Stadt- und Landkreis verteilt worden, zum Teil in Notunterkünften bzw. in Notaufnahmelagern, z. B. in der [[Jahnturnhalle]] bzw. in der Turnhalle der [[Hans-Böckler-Schule]].
Der Freitag verlief weitgehend unaufgeregt, lediglich in Nürnberg wurden die ersten DDR-Besucher gesichtet Fürth hatte bis dahin noch keine nennenswerte Anzahl an DDR-Besuchern. Das sollte sich rasch ändern. Bereits einen Tag später, am Samstag, den [[11. November]] [[1989]], traf es die Stadtverwaltung völlig unvorbereitet, da bereits um 9:00 Uhr die ersten Besucher vor dem Sozialrathaus standen und das Begrüßungsgeld entgegennehmen wollten. Die Stadt hatte zwar eigens hierzu das Sozialamt von 9:00 bis 16:00 Uhr geöffnet, doch mit den rund 500 Besuchern an diesem Tag war man in Fürth sichtlich überfordert. Auch am Sonntag riss der Andrang in Fürth nicht ab. Bereits um 7:00 Uhr wurde das Sozialrathaus geöffnet, damit die Wartenden nicht in der Kälte stehen mussten. Gegen 8:00 Uhr brachten Helfer des [[BRK|Roten Kreuzes]] heißen Tee, eine Stunde später gaben die fünf städtischen Mitarbeiter erneut das Begrüßungsgeld aus, dieses Mal für ca. 600 Personen. Da die finanziellen Vorräte des Sozialrathauses begrenzt waren, half die [[Stadtsparkasse]] unbürokratisch mit frischen Geldreserven aus. Der Versuch der Polizei, bei der Landeszentralbank in Nürnberg an frisches Geld zu kommen, war zuvor an der Sonntagsruhe gescheitert. Das Zeitschloss am Safe lies sich nicht austricksen, so dass der Safe am Sonntag nicht geöffnet werden konnte, auch nicht durch die Polizei bzw. dem Filialleiter der Zentralbank. Auch die [[Hauptpost]] in Fürth öffnete am Sonntag, da die völlig überlaufenen Nürnberger Zahlstellen für DDR-Besucher überlastet waren, so dass bereits am Sonntag auch die [[Hauptpost]] mit sechs Schaltern als Zahlstelle dienen konnte. Als die Antragsformulare ausgingen, fuhr eigens ein Postbeamter nach Neustadt a. d. Aisch, um Nachschub zu holen. Gleichzeitig mit den Besuchern kamen aber auch Übersiedler, also ehem. DDR-Bürger, die trotz geöffneter Grenzen nicht mehr zurück in ihre alte Heimat wollten. Mit Sonderbussen wurden die neuen Bürger aus Nürnberg nach Fürth gebracht, um die große Zahl der Übersiedler im Stadt- und Landkreis zu verteilen. Bis Montag, den [[13. November]] [[1989]] waren so bereits über 2.000 Übersieder im Stadt- und Landkreis verteilt worden, zum Teil in Notunterkünften bzw. in Notaufnahmelagern, z. B. in der [[Jahnturnhalle]] bzw. in der Turnhalle der [[Hans-Böckler-Schule]].


Auch die Städte im Landkreis hatten bereits an dem ersten Wochenende nach der Maueröffnung zahlreichen Besuch von DDR-Bürgern. Die in Omnibussen, Wartburgs und Trabants anreisenden DDR-Bürger wurden aus Nürnberg umgeleitet nach Zirndorf, Stein und Cadolzburg, da die Aufnahme- und Auszahlungsstellen in Nürnberg mit der Auszahlung des Begrüßungsgeldes nicht mehr nach kamen. Auch diese Städte wurden von dem Ansturm völlig überrascht. In Cadolzburg erfuhr man erst von dem Andrang, als die ersten DDR-Bürger bereits direkt vor dem Rathaus standen - in den Kommunen im Landkreis wurden allein am Samstag 167.000 DM Begrüßungsgeld ausgezahlt; allerdings hatte man ebenfalls zuvor Probleme an das Geld im Tresor heranzukommen, da auch dieser Safe bedingt durch ein Zeitschloss nicht geöffnet werden konnte.  
Auch die Städte im Landkreis hatten bereits an dem ersten Wochenende nach der Maueröffnung zahlreichen Besuch von DDR-Bürgern. Die in Omnibussen, Wartburgs und Trabants anreisenden DDR-Bürger wurden aus Nürnberg umgeleitet nach Zirndorf, Stein und Cadolzburg, da die Aufnahme- und Auszahlungsstellen in Nürnberg mit der Auszahlung des Begrüßungsgeldes nicht mehr nach kamen. Auch diese Städte wurden von dem Ansturm völlig überrascht. In Cadolzburg erfuhr man erst von dem Andrang, als die ersten DDR-Bürger bereits direkt vor dem Rathaus standen in den Kommunen im Landkreis wurden allein am Samstag 167.000 DM Begrüßungsgeld ausgezahlt; allerdings hatte man ebenfalls zuvor Probleme an das Geld im Tresor heranzukommen, da auch dieser Safe bedingt durch ein Zeitschloss nicht geöffnet werden konnte.  


Über die "Freizügigkeit" gegenüber den DDR-Besuchern kam gleich zu Beginn erste Kritik auf. [[Bürgermeister]] [[Horst Weidemann]] entgegnete dieser Kritik bei einer Veranstaltung des "Bundes der Heimatvertriebenen" mit folgenden Worten: ''Keine Mark, die wir jetzt für unsere Brüder und Schwestern von drüben aufwenden, ist zu viel ausgegeben. Die Veranstaltung mit dem Motto "40 Jahre Bundesrepublik - das ganze Deutschland ist unser Vaterland" bekäme durch die aktuellen Ereignisse eine völlig neue Bedeutung.''<ref>di: Mit neuer Hoffnung - aktuelle Lage in DDR bestimmte die Reden. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 37</ref> Personalreferent der Stadt Fürth, Dr. [[Richard Zottmann]], entgegnete allerdings bei einer Veranstaltung der freien Wohlfahrtsverbände am gleichen Tag, dass er eine gewisse Skepsis bzgl. der Euphorie über die Grenzöffnung habe: ''Angesichts zunehmender sozialer Probleme drohe die Begeisterung in Enttäuschung umzuschlagen. Wenn der Alltag einkehrt, werde der Überschwang rasch vergessen sein... Die Übersiedler stellen uns vor völlig neue Probleme. Niemand könne ein Interesse an einem nie versiegenden Einreisestrom haben, zumal die Bundesrepublik darauf überhaupt nicht vorbereitet ist. Schnell könne aus der momentanen Sympathiewelle Ablehnung werden.... Erst wenn wirklich nicht mehr umkehrbare Reformen stattfinden, wird sich die Situation bessern.''<ref>di: Ausreisestrom beunruhigt Wohlfahrtsverbände - Große Aufgabe aber keine Lobby. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 39</ref>
Über die "Freizügigkeit" gegenüber den DDR-Besuchern kam gleich zu Beginn erste Kritik auf. [[Bürgermeister]] [[Horst Weidemann]] entgegnete dieser Kritik bei einer Veranstaltung des "Bundes der Heimatvertriebenen" mit folgenden Worten: ''Keine Mark, die wir jetzt für unsere Brüder und Schwestern von drüben aufwenden, ist zu viel ausgegeben. Die Veranstaltung mit dem Motto "40 Jahre Bundesrepublik das ganze Deutschland ist unser Vaterland" bekäme durch die aktuellen Ereignisse eine völlig neue Bedeutung.''<ref>di: Mit neuer Hoffnung aktuelle Lage in DDR bestimmte die Reden. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 37</ref> Personalreferent der Stadt Fürth, Dr. [[Richard Zottmann]], entgegnete allerdings bei einer Veranstaltung der freien Wohlfahrtsverbände am gleichen Tag, dass er eine gewisse Skepsis bzgl. der Euphorie über die Grenzöffnung habe: ''Angesichts zunehmender sozialer Probleme drohe die Begeisterung in Enttäuschung umzuschlagen. Wenn der Alltag einkehrt, werde der Überschwang rasch vergessen sein... Die Übersiedler stellen uns vor völlig neue Probleme. Niemand könne ein Interesse an einem nie versiegenden Einreisestrom haben, zumal die Bundesrepublik darauf überhaupt nicht vorbereitet ist. Schnell könne aus der momentanen Sympathiewelle Ablehnung werden.... Erst wenn wirklich nicht mehr umkehrbare Reformen stattfinden, wird sich die Situation bessern.''<ref>di: Ausreisestrom beunruhigt Wohlfahrtsverbände Große Aufgabe aber keine Lobby. In: Fürther Nachrichten vom 13. November 1989, S. 39</ref>


In ersten Interviews mit den Besuchern gaben viele an, dass sie bereits nachts um 2:00 bzw. 3:00 Uhr in ihre Autos stiegen und gegen Westen fuhren, da in den Radios von bis zu 10 Stunden Stau die Rede war. Der Grenzübertritt gestaltete sich aber nach eigenen Angaben in der Regel als unproblematisch, so dass die ersten Besucher bereits gegen 8:00 Uhr die mittelfränkische Region erreichten. Zuvor wurden die nächtlichen Besucher bereits weitergeleitet, da die Städte Hof, Weiden, Bayreuth, Kulmbach etc. völlig überfüllt waren. Die Fürther Nachrichten interviewten am ersten Wochenende in der Fürther Fußgängerzone die DDR-Besucher nach ihrem ersten Eindruck im Westen. Viele DDR-Besucher gaben an: ''Hier ist es irgendwie bunter, die Häuser sind sauberer. Zum ersten Besuch gehörte nach Aussage eines DDR-Besuchers in Fürth aber auch: In Nürnberg wollen wir Bekannte besuchen und Sachen einkaufen. Außerdem möchte ich unbedingt einmal so richtig schön Hamburger essen.''
In ersten Interviews mit den Besuchern gaben viele an, dass sie bereits nachts um 2:00 bzw. 3:00 Uhr in ihre Autos stiegen und gegen Westen fuhren, da in den Radios von bis zu 10 Stunden Stau die Rede war. Der Grenzübertritt gestaltete sich aber nach eigenen Angaben in der Regel als unproblematisch, so dass die ersten Besucher bereits gegen 8:00 Uhr die mittelfränkische Region erreichten. Zuvor wurden die nächtlichen Besucher bereits weitergeleitet, da die Städte Hof, Weiden, Bayreuth, Kulmbach etc. völlig überfüllt waren. Die Fürther Nachrichten interviewten am ersten Wochenende in der Fürther Fußgängerzone die DDR-Besucher nach ihrem ersten Eindruck im Westen. Viele DDR-Besucher gaben an: ''Hier ist es irgendwie bunter, die Häuser sind sauberer. Zum ersten Besuch gehörte nach Aussage eines DDR-Besuchers in Fürth aber auch: In Nürnberg wollen wir Bekannte besuchen und Sachen einkaufen. Außerdem möchte ich unbedingt einmal so richtig schön Hamburger essen.''


=== 2. Wochenende nach Maueröffnung (18. & 19. Nov. 1989) ===
=== 2. Wochenende nach Maueröffnung (18. & 19. Nov. 1989) ===
Auch an dem zweiten Wochenende nach der Öffnung der Mauer wurden wieder viele Besucher aus der DDR erwartet, dieses Mal wollte sich aber die Stadtverwaltung auf den Ansturm vorbereiten. Allerdings kam es zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen den Stadtverwaltungen Nürnbergs und Fürths. Nürnberg hatte die Stadt Fürth wissen lassen, dass sie Hilfe aus Fürth nicht bräuchten, da sie den Ansturm der DDR-Besucher alleine bewerkstelligen können. Bürgermeister [[Horst Weidemann|Weidemann]] entgegnete seinen Nürnberger Kollegen, dass er dies für unmöglich halte, zumal der 1. FC Nürnberg in Gera für ein Spiel in Nürnberg am bevorstehenden Wochenende 10.000 (!) Freikarten verteilt hatte.<ref>Anmerkung: Der Club spielte am 17. November 1989 vor heimischem Publikum gegen den 1. FC Kaiserslautern 0 : 0, womit nicht nur die 10.000 DDR-Besucher eher unzufrieden waren, also auch die 20.000 zahlenden Nürnberger Gäste.</ref> ''Die Nürnberger konnten schon am vergangenen Wochenende den Ansturm nicht bewältigen und baten uns um Hilfe ... wie wollen sie nun alleine mit zusätzlichen 10.000 Personen fertig werden? Derartige Überheblichkeiten fand der Bürgermeister einfach "großkotzig" - er wisse zwar, dass die Nürnberger keinen Wert darauf legen, dass wir etwas für sie tun, aber er fühle sich zur Nachbarschaftshilfe verpflichtet'', so die damalige Berichterstattung in den [[Fürther Nachrichten]].<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt - Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>  
Auch an dem zweiten Wochenende nach der Öffnung der Mauer wurden wieder viele Besucher aus der DDR erwartet, dieses Mal wollte sich aber die Stadtverwaltung auf den Ansturm vorbereiten. Allerdings kam es zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen den Stadtverwaltungen Nürnbergs und Fürths. Nürnberg hatte die Stadt Fürth wissen lassen, dass sie Hilfe aus Fürth nicht bräuchten, da sie den Ansturm der DDR-Besucher alleine bewerkstelligen können. Bürgermeister [[Horst Weidemann|Weidemann]] entgegnete seinen Nürnberger Kollegen, dass er dies für unmöglich halte, zumal der 1. FC Nürnberg in Gera für ein Spiel in Nürnberg am bevorstehenden Wochenende 10.000 (!) Freikarten verteilt hatte.<ref>Anmerkung: Der Club spielte am 17. November 1989 vor heimischem Publikum gegen den 1. FC Kaiserslautern 0 : 0, womit nicht nur die 10.000 DDR-Besucher eher unzufrieden waren, also auch die 20.000 zahlenden Nürnberger Gäste.</ref> ''Die Nürnberger konnten schon am vergangenen Wochenende den Ansturm nicht bewältigen und baten uns um Hilfe ... wie wollen sie nun alleine mit zusätzlichen 10.000 Personen fertig werden? Derartige Überheblichkeiten fand der Bürgermeister einfach "großkotzig" er wisse zwar, dass die Nürnberger keinen Wert darauf legen, dass wir etwas für sie tun, aber er fühle sich zur Nachbarschaftshilfe verpflichtet'', so die damalige Berichterstattung in den [[Fürther Nachrichten]].<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>  
[[Datei:Wiedervereinigung Fürth 3.jpg|miniatur|rechts|Besuch aus Leipzig, Nov. 1989]]
[[Datei:Wiedervereinigung Fürth 3.jpg|miniatur|rechts|Besuch aus Leipzig, Nov. 1989]]
Deshalb wurden auf Weisung der Stadtverwaltung erneut das [[Sozialrathaus]] in der [[Hirschenstraße 27]] zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes am Samstag und Sonntag geöffnet. Zusätzlich öffnete die [[Stadtsparkasse]]nfiliale im ehem. [[City-Center]] und die Hauptpost am [[Bahnhofplatz]]. DDR-Besucher, die bereits zum zweiten Mal nach Westdeutschland kamen, erhielten erneut ein Begrüßungsgeld in Höhe von 40 DM (vom Freistaat) und 20 DM (von der Kommune). Um einem Verkehrschaos entgegenwirken zu können, wurden im Verkehrsgroßraum Nürnberg-Fürth-Erlangen rund 1.000 Familienkarten kostenlos ausgegeben. Ebenfalls zur Diskussion stand die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte in der Fürther Innenstadt. Begonnen hatten die Diskussion zur Öffnung der Geschäfte am Sonntag die Händler der Nürnberger Innenstadt. Auch der Fürther Einzelhandelsverband begrüßte die Öffnung der Geschäfte, allerdings sagte der damalige Sprecher des Einzelhandelsverbands Hans-Jürgen Haken, dass nicht alle öffnen werden, da die Nachfrage fast ausschließlich nach Südfrüchten, Textilien und technischen Geräten bestünde.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausgezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>
Deshalb wurden auf Weisung der Stadtverwaltung erneut das [[Sozialrathaus]] in der [[Hirschenstraße 27]] zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes am Samstag und Sonntag geöffnet. Zusätzlich öffnete die [[Stadtsparkasse]]nfiliale im ehem. [[City-Center]] und die Hauptpost am [[Bahnhofplatz]]. DDR-Besucher, die bereits zum zweiten Mal nach Westdeutschland kamen, erhielten erneut ein Begrüßungsgeld in Höhe von 40 DM (vom Freistaat) und 20 DM (von der Kommune). Um einem Verkehrschaos entgegenwirken zu können, wurden im Verkehrsgroßraum Nürnberg-Fürth-Erlangen rund 1.000 Familienkarten kostenlos ausgegeben. Ebenfalls zur Diskussion stand die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte in der Fürther Innenstadt. Begonnen hatten die Diskussion zur Öffnung der Geschäfte am Sonntag die Händler der Nürnberger Innenstadt. Auch der Fürther Einzelhandelsverband begrüßte die Öffnung der Geschäfte, allerdings sagte der damalige Sprecher des Einzelhandelsverbands Hans-Jürgen Haken, dass nicht alle öffnen werden, da die Nachfrage fast ausschließlich nach Südfrüchten, Textilien und technischen Geräten bestünde.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausgezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>


An dem zweiten Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos in den süddeutschen Städten aus, wenn auch nicht in Fürth. Das Bonner Innenressort gab für Freitag, den [[17. November]] [[1989]] in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio. DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr - es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso - dabei waren die Innenstädte schon übersät mit Warteschlangen der DDR-Bürger vor den Geschäften und Behörden. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: ''Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.''<ref>FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht - Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 1</ref> In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leergekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Westen und Süden fuhren - also auch in Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der [[Jahnturnhalle]] bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quartiere gesucht - Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref> Gleichzeitig brachte das BRK Fürth täglich mehrere Laster Lebensmittel und Obst in die nordbayerischen Städte zur Unterstützung der dortigen Behörden in der Versorgung der Übersiedler und Besucher.<ref>Zeitzeugengespräch mit K. Salimi und einem ehem. Mitarbeiter des BRK, geführt am 9. Juli 2018</ref> Auch das BRK Nürnberg rief die Bevölkerung um Mithilfe, allerdings war bereits ab 6:30 Uhr früh das gesamte Haustelefonnetz zusammengebrochen und konnte erst wieder am späten Nachmittag in Betrieb genommen werden.  
An dem zweiten Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos in den süddeutschen Städten aus, wenn auch nicht in Fürth. Das Bonner Innenressort gab für Freitag, den [[17. November]] [[1989]] in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio. DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso dabei waren die Innenstädte schon übersät mit Warteschlangen der DDR-Bürger vor den Geschäften und Behörden. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: ''Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.''<ref>FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 1</ref> In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leergekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Westen und Süden fuhren also auch in Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der [[Jahnturnhalle]] bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quartiere gesucht Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref> Gleichzeitig brachte das BRK Fürth täglich mehrere Laster Lebensmittel und Obst in die nordbayerischen Städte zur Unterstützung der dortigen Behörden in der Versorgung der Übersiedler und Besucher.<ref>Zeitzeugengespräch mit K. Salimi und einem ehem. Mitarbeiter des BRK, geführt am 9. Juli 2018</ref> Auch das BRK Nürnberg rief die Bevölkerung um Mithilfe, allerdings war bereits ab 6:30 Uhr früh das gesamte Haustelefonnetz zusammengebrochen und konnte erst wieder am späten Nachmittag in Betrieb genommen werden.  


Die Befürchtungen [[Horst Weidemann|Weidemanns]] bestätigten sich ebenfalls - die Stadtverwaltung Nürnbergs konnte dem Ansturm nicht ansatzweise gerecht werden. Die [[Fürther Nachrichten]] schrieben bereits am Samstag, den [[18. November]] [[1989]] über die chaotischen Verhältnisse in Nürnberg: ''Peinliches Warten - Stadt lässt Besucher aus der DDR in Stich. ... Die Verwaltung hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Woche lang hieß es, nächste Woche werde sie Nägel mit Köpfen machen. Während dieser Woche haben die Verantwortlichen kaum mehr auf die Beine gebracht, als ein unzulängliches Faltblatt und Freifahrscheine für einen Tag, die noch dazu nur der bekommt, der sich sein Begrüßungsgeld abholt... OB Peter Schönlein hat erklärt, er wolle die DDR-Bürger nicht gängeln. Das erwartete auch niemand. Deshalb aber gleich auf jegliche Hilfe zu verzichten, ist genauso falsch.''<ref>Roland Englisch: Der Kommentar - Peinliches Warten. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 14</ref>  
Die Befürchtungen [[Horst Weidemann|Weidemanns]] bestätigten sich ebenfalls die Stadtverwaltung Nürnbergs konnte dem Ansturm nicht ansatzweise gerecht werden. Die [[Fürther Nachrichten]] schrieben bereits am Samstag, den [[18. November]] [[1989]] über die chaotischen Verhältnisse in Nürnberg: ''Peinliches Warten Stadt lässt Besucher aus der DDR in Stich. ... Die Verwaltung hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Woche lang hieß es, nächste Woche werde sie Nägel mit Köpfen machen. Während dieser Woche haben die Verantwortlichen kaum mehr auf die Beine gebracht, als ein unzulängliches Faltblatt und Freifahrscheine für einen Tag, die noch dazu nur der bekommt, der sich sein Begrüßungsgeld abholt... OB Peter Schönlein hat erklärt, er wolle die DDR-Bürger nicht gängeln. Das erwartete auch niemand. Deshalb aber gleich auf jegliche Hilfe zu verzichten, ist genauso falsch.''<ref>Roland Englisch: Der Kommentar Peinliches Warten. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 14</ref>  


Am Freitag erhielten bis zum Nachmittag in Fürth erneut über 100 DDR-Besucher im [[Sozialrathaus]] Begrüßungsgeld. Für das kommende Wochenende werden deutlich mehr Besucher erwartet, so die Stadtverwaltung gegenüber der örtlichen Presse. Das [[Hotel Forsthaus]] bot spontan fünf Doppelzimmer kostenlos für DDR-Touristen an, während die meisten anderen Besucher in den Notunterkünften des [[BRK]] Unterschlupf fanden. Die [[Spielvereinigung]] zeigte sich nicht ganz so spendabel wie der Club in der Nachbarstadt. Stadionsprecher Bernhard Saller verteilte in einer Notunterkunft für Übersiedler in der [[Karolinenstraße]] lediglich 80 Freikarten für das "Landesliga-Spitzenspiel" gegen Passau.  
Am Freitag erhielten bis zum Nachmittag in Fürth erneut über 100 DDR-Besucher im [[Sozialrathaus]] Begrüßungsgeld. Für das kommende Wochenende werden deutlich mehr Besucher erwartet, so die Stadtverwaltung gegenüber der örtlichen Presse. Das [[Hotel Forsthaus]] bot spontan fünf Doppelzimmer kostenlos für DDR-Touristen an, während die meisten anderen Besucher in den Notunterkünften des [[BRK]] Unterschlupf fanden. Die [[Spielvereinigung]] zeigte sich nicht ganz so spendabel wie der Club in der Nachbarstadt. Stadionsprecher Bernhard Saller verteilte in einer Notunterkunft für Übersiedler in der [[Karolinenstraße]] lediglich 80 Freikarten für das "Landesliga-Spitzenspiel" gegen Passau.  
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=== 3. Wochenende nach Maueröffnung (26. & 27. Nov. 1989) ===
=== 3. Wochenende nach Maueröffnung (26. & 27. Nov. 1989) ===
Am [[20. November]] [[1989]] beschloss die Stadtverwaltung in einer dringlichen Anordnung, die freiwillige Zahlung von 20 DM als kommunales Begrüßungsgeld für die DDR-Bürger auszusetzen, die bereits zum zweiten Mal in der BRD waren. Zuvor hatte bereits Nürnberg angekündigt, die freiwillige Zahlung nicht mehr auszuschütten. Erlangen zahlte bis dato 40 DM freiwillig aus der städtischen Kasse, aber mit Blick auf eine einheitliche Regelung im Ballungsraum stellte auch Erlangen mit Fürth gemeinsam die Zahlungen am 20. November 1989 ein.<ref>noa: Kein Extra-Geld von der Stadt - DDR-Bürger, die das zweite Mal in der BRD sind, bekommen nur 40 DM. In: Fürther Nachrichten vom 21. November 1989, S. 29</ref> Bis dahin hatte die Stadt ca. 15.000 DM in den städtischen Haushalten bereitgestellt, tatsächlich ausgezahlt wurden lediglich 9.000 DM.
Am [[20. November]] [[1989]] beschloss die Stadtverwaltung in einer dringlichen Anordnung, die freiwillige Zahlung von 20 DM als kommunales Begrüßungsgeld für die DDR-Bürger auszusetzen, die bereits zum zweiten Mal in der BRD waren. Zuvor hatte bereits Nürnberg angekündigt, die freiwillige Zahlung nicht mehr auszuschütten. Erlangen zahlte bis dato 40 DM freiwillig aus der städtischen Kasse, aber mit Blick auf eine einheitliche Regelung im Ballungsraum stellte auch Erlangen mit Fürth gemeinsam die Zahlungen am 20. November 1989 ein.<ref>noa: Kein Extra-Geld von der Stadt DDR-Bürger, die das zweite Mal in der BRD sind, bekommen nur 40 DM. In: Fürther Nachrichten vom 21. November 1989, S. 29</ref> Bis dahin hatte die Stadt ca. 15.000 DM in den städtischen Haushalten bereitgestellt, tatsächlich ausgezahlt wurden lediglich 9.000 DM.


Als Reaktion auf das nur wenig genutzte Angebot am zweiten Wochenende nach Maueröffnung wurden die Servicezeiten am dritten Wochenende nur noch in einem sog. "Jourdienst" mit verkürzten Öffnungszeiten angeboten. So konnten am Samstag die DDR-Besucher ihr Begrüßungsgeld am [[Sozialrathaus]] nur noch in der Zeit von 9:00 bis 12:00 Uhr abholen, und am Sonntag von 10:00 bis 11:30 Uhr. Der Presse konnte man entnehmen, dass mit einem neuen Ansturm erst wieder zur Eröffnung des Christkindelsmarkt in Nürnberg ab dem [[4. Dezember]] [[1989]] gerechnet wird, davor wird man die Servicezeiten eher noch weiter kürzen.
Als Reaktion auf das nur wenig genutzte Angebot am zweiten Wochenende nach Maueröffnung wurden die Servicezeiten am dritten Wochenende nur noch in einem sog. "Jourdienst" mit verkürzten Öffnungszeiten angeboten. So konnten am Samstag die DDR-Besucher ihr Begrüßungsgeld am [[Sozialrathaus]] nur noch in der Zeit von 9:00 bis 12:00 Uhr abholen, und am Sonntag von 10:00 bis 11:30 Uhr. Der Presse konnte man entnehmen, dass mit einem neuen Ansturm erst wieder zur Eröffnung des Christkindelsmarkt in Nürnberg ab dem [[4. Dezember]] [[1989]] gerechnet wird, davor wird man die Servicezeiten eher noch weiter kürzen.


== Erste Zeit nach Maueröffnung ==
== Erste Zeit nach Maueröffnung ==
Nach den ersten chaotischen Tagen der Grenzöffnung gab es für die Lokalredaktion kaum noch Gesprächsstoff bzw. Handlungsbedarf zur Berichterstattung über die Übersiedler bzw. DDR-Besucher - vielmehr kehrte bereits nach kurzer Zeit wieder der Fürther Alltag ein. Lediglich in der Stadtratssitzung am [[6. Dezember]] [[1989]] rechtfertigte sich [[Oberbürgermeister]] [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] über seine dringliche Verfügung vom [[17. November]] [[1989]], in der er die Zahlung des kommunalen Begrüßungsgeldes von 20 DM eingestellt hatte. Der [[Grüne]] bzw. Unabhängige [[Stadtrat]] [[Lothar Berthold]] schlug vor, sich eine Partnerstadt auf Augenhöhe in der ehem. DDR zu suchen und nannte auch gleich drei Städte, die seiner Meinung nach geeignet wären - gemessen an der Anzahl der Einwohner (≥ 100.000 Bewohner): Halle-Neustadt, Zwickau und Dessau. [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] erwiderte, dass Dessau und Zwickau bereits Partnerstädte im Westen hätten, lediglich Halle-Neustadt wäre noch nicht gebunden, so dass man diesen Vorschlag prüfen werde. Allerdings sind auf die gleiche Idee auch andere westdeutsche Städte gekommen, so dass viele DDR-Städte bereits "vergriffen" waren. Im Januar [[1990]] konnte die Stadtverwaltung eine vermeintliche Partnerstadt anbieten, da der Kreis Aue das Angebot der Stadt Fürth "dankend annahm". Dies verkündete zumindest der [[Oberbürgermeister]] den etwas verdutzten Stadträten in der Stadtratssitzung vom [[10. Januar]] [[1990]]. [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] las das Telegramm vor: ''Die Stadtregierung von Aue bedanke sich darin herzlich für das Interesse der Stadt Fürth an einer Partnerschaft und nimmt das Angebot dankend an. Gleichzeitig wird eine Delegation für den 12. Januar angekündigt.''  
Nach den ersten chaotischen Tagen der Grenzöffnung gab es für die Lokalredaktion kaum noch Gesprächsstoff bzw. Handlungsbedarf zur Berichterstattung über die Übersiedler bzw. DDR-Besucher vielmehr kehrte bereits nach kurzer Zeit wieder der Fürther Alltag ein. Lediglich in der Stadtratssitzung am [[6. Dezember]] [[1989]] rechtfertigte sich [[Oberbürgermeister]] [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] über seine dringliche Verfügung vom [[17. November]] [[1989]], in der er die Zahlung des kommunalen Begrüßungsgeldes von 20 DM eingestellt hatte. Der [[Grüne]] bzw. Unabhängige [[Stadtrat]] [[Lothar Berthold]] schlug vor, sich eine Partnerstadt auf Augenhöhe in der ehem. DDR zu suchen und nannte auch gleich drei Städte, die seiner Meinung nach geeignet wären gemessen an der Anzahl der Einwohner (≥ 100.000 Bewohner): Halle-Neustadt, Zwickau und Dessau. [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] erwiderte, dass Dessau und Zwickau bereits Partnerstädte im Westen hätten, lediglich Halle-Neustadt wäre noch nicht gebunden, so dass man diesen Vorschlag prüfen werde. Allerdings sind auf die gleiche Idee auch andere westdeutsche Städte gekommen, so dass viele DDR-Städte bereits "vergriffen" waren. Im Januar [[1990]] konnte die Stadtverwaltung eine vermeintliche Partnerstadt anbieten, da der Kreis Aue das Angebot der Stadt Fürth "dankend annahm". Dies verkündete zumindest der [[Oberbürgermeister]] den etwas verdutzten Stadträten in der Stadtratssitzung vom [[10. Januar]] [[1990]]. [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] las das Telegramm vor: ''Die Stadtregierung von Aue bedanke sich darin herzlich für das Interesse der Stadt Fürth an einer Partnerschaft und nimmt das Angebot dankend an. Gleichzeitig wird eine Delegation für den 12. Januar angekündigt.''  


Auch dies wusste die örtliche Presse zu berichten: ''Am 15. Dezember 1989 erhielt die Redaktion eine Weihnachtskarte, freigemacht mit 20 Ostpfennige. Auf ihr stand: Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen wir allen Fürther Bürgern und danken für die herzliche Aufnahme in der Stadt Fürth.'' Die Karte stammte von der Familie Ursula und Rolf Baumgartl aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz.<ref>fn: Rund um den Trabi - auch das noch. In: Fürther Nachrichten vom 16./17. November 1989, S. 45</ref>
Auch dies wusste die örtliche Presse zu berichten: ''Am 15. Dezember 1989 erhielt die Redaktion eine Weihnachtskarte, freigemacht mit 20 Ostpfennige. Auf ihr stand: Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen wir allen Fürther Bürgern und danken für die herzliche Aufnahme in der Stadt Fürth.'' Die Karte stammte von der Familie Ursula und Rolf Baumgartl aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz.<ref>fn: Rund um den Trabi auch das noch. In: Fürther Nachrichten vom 16./17. November 1989, S. 45</ref>


== Ein Jahr später (1990) ==
== Ein Jahr später (1990) ==
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== Erster Fernverkehr DDR – BRD über Fürth/Bay. ==
== Erster Fernverkehr DDR – BRD über Fürth/Bay. ==
Am Freitag, den [[18. November]] [[1989]] um 9:02 Uhr hielt in Fürth der erste planmäßige Zug auf Gleis 3 des [[Hauptbahnhof]]s Fürth, der auch in der ehem. DDR halt machte. Der Zug mit einer DB-Lokomotive und zehn DDR-Reichsbahn-Waggons kam von Ost-Berlin und fuhr planmäßig zum erstem Mal (mit 2 Minuten Verspätung) nach München, über Halle, Jena und Saalfeld. Der Zug fuhr nun täglich - mit Halt um 9:02 Uhr in Fürth - von Berlin nach München, abends hielt er erneut um 20:36 Uhr in Fürth, dieses Mal Richtung Berlin. Zu den ersten Fahrgästen zählte ein Besucher aus der DDR, der seine Verwandten am [[Stresemannplatz]] in Fürth mit einem Blumenstrauß besuchen wollte.
Am Freitag, den [[18. November]] [[1989]] um 9:02 Uhr hielt in Fürth der erste planmäßige Zug auf Gleis 3 des [[Hauptbahnhof]]s Fürth, der auch in der ehem. DDR halt machte. Der Zug mit einer DB-Lokomotive und zehn DDR-Reichsbahn-Waggons kam von Ost-Berlin und fuhr planmäßig zum erstem Mal (mit 2 Minuten Verspätung) nach München, über Halle, Jena und Saalfeld. Der Zug fuhr nun täglich mit Halt um 9:02 Uhr in Fürth von Berlin nach München, abends hielt er erneut um 20:36 Uhr in Fürth, dieses Mal Richtung Berlin. Zu den ersten Fahrgästen zählte ein Besucher aus der DDR, der seine Verwandten am [[Stresemannplatz]] in Fürth mit einem Blumenstrauß besuchen wollte.


== Symbolische Wiedervereinigung von Nürnberg und Fürth ==
== Symbolische Wiedervereinigung von Nürnberg und Fürth ==
[[Datei:Feier Stadtgrenze 1990.jpg|miniatur|links|Wiedervereinigungsfeier Nürnbergs und Fürth an der "ehem." Stadtgrenze, 1990]]
[[Datei:Feier Stadtgrenze 1990.jpg|miniatur|links|Wiedervereinigungsfeier Nürnbergs und Fürth an der "ehem." Stadtgrenze, 1990]]
[[Bild:PM Fürth-Ost 03101990.jpg|mini|right|Pressemitteilung zur "Wiedervereinigung beider Städte"]]Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten, Versuch der "Wiedervereinigung" beider Städte unternahmen die [[Die Grünen|Grünen]] im Jahr [[1990]] anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am [[3. Oktober]] [[1990]]. Hierzu luden die [[Die Grünen|Grünen]]-Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehem. Stadtgrenze" ein mit Freibier - um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "''Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war.''"<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990</ref> Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die [[Patrizier Brauerei]] hierzu ein 50-Liter-Fass Bier spendierte.<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991, S. 24</ref>
[[Bild:PM Fürth-Ost 03101990.jpg|mini|right|Pressemitteilung zur "Wiedervereinigung beider Städte"]]Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten, Versuch der "Wiedervereinigung" beider Städte unternahmen die [[Die Grünen|Grünen]] im Jahr [[1990]] anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am [[3. Oktober]] [[1990]]. Hierzu luden die [[Die Grünen|Grünen]]-Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehem. Stadtgrenze" ein mit Freibier um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "''Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war.''"<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990</ref> Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die [[Patrizier Brauerei]] hierzu ein 50-Liter-Fass Bier spendierte.<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991, S. 24</ref>
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
* hei: ''Der Trabi ist versichert - HUK-Verband begleicht Schäden, den DDR-Autos im Westen verursachen - Nummernschilder sind allerdings nirgends registriert - bis jetzt in Fürth aber noch kein Unfall bekannt.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 8. November 1989, S. 45
* hei: ''Der Trabi ist versichert HUK-Verband begleicht Schäden, den DDR-Autos im Westen verursachen Nummernschilder sind allerdings nirgends registriert bis jetzt in Fürth aber noch kein Unfall bekannt.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 8. November 1989, S. 45
* di: ''Ausreisestrom beunruhigt Wohlfahrtsverbände - Große Aufgabe aber keine Lobby.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. November 1989, S. 39
* di: ''Ausreisestrom beunruhigt Wohlfahrtsverbände Große Aufgabe aber keine Lobby.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. November 1989, S. 39
* hei: ''Am Sonntag wird wieder ausbezahlt - Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 16. November 1989, S. 47
* hei: ''Am Sonntag wird wieder ausbezahlt Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 16. November 1989, S. 47
* FN: ''Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht - Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 18./ 19. November 1989, S. 1
* FN: ''Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 18./ 19. November 1989, S. 1
* di: ''Mit neuer Hoffnung - aktuelle Lage in DDR bestimmte die Reden.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. November 1989, S. 37
* di: ''Mit neuer Hoffnung aktuelle Lage in DDR bestimmte die Reden.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. November 1989, S. 37
* di/hk: ''Mit Improvisation über Runden gerettet - Großer Ansturm aus der DDR auf Begrüßungsgeld überraschte am Wochenende die Behörden. Postler und Sozialamtsmitarbeiter opferten ihre Freizeit - VAG setzte Sonderbusse ein - Disziplin in den Ausgabestellen.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. November 1989, S. 37
* di/hk: ''Mit Improvisation über Runden gerettet Großer Ansturm aus der DDR auf Begrüßungsgeld überraschte am Wochenende die Behörden. Postler und Sozialamtsmitarbeiter opferten ihre Freizeit VAG setzte Sonderbusse ein Disziplin in den Ausgabestellen.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. November 1989, S. 37
* fn: ''Quartiere gesucht - Sonderdienst für Besucher aus der DDR.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 17. November 1989, S. 37
* fn: ''Quartiere gesucht Sonderdienst für Besucher aus der DDR.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 17. November 1989, S. 37
* Roland Englisch: ''Der Kommentar - Peinliches Warten''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 18./19. November 1989, S. 14
* Roland Englisch: ''Der Kommentar Peinliches Warten''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 18./19. November 1989, S. 14
* noa: ''DDR-Besucher machten sich rar.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. November 1989, S. 39
* noa: ''DDR-Besucher machten sich rar.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. November 1989, S. 39
* noa: ''Kein Extra-Geld von der Stadt - DDR-Bürger, die das zweite Mal in der BRD sind, bekommen nur 40 DM.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 21. November 1989, S. 29
* noa: ''Kein Extra-Geld von der Stadt DDR-Bürger, die das zweite Mal in der BRD sind, bekommen nur 40 DM.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 21. November 1989, S. 29
* fn: ''Rund um den Trabi - auch das noch.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 16./17. November 1989, S. 45
* fn: ''Rund um den Trabi auch das noch.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 16./17. November 1989, S. 45
* fn: ''Ex und Hopp hat ausgedient.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 8. November 1990, S. 41
* fn: ''Ex und Hopp hat ausgedient.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 8. November 1990, S. 41
* wst: ''DDR-Partnerstädte sind "schnell vergriffen".'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 7. Dezember 1989, S. 49
* wst: ''DDR-Partnerstädte sind "schnell vergriffen".'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 7. Dezember 1989, S. 49
* Birgit Heidingsfelder: ''„Ein großer Moment war es schon”''. In: Fürther Nachrichten vom 23. November 2019 (Druckausgabe) bzw. ''Mauerfall: "Ein großer Moment war es schon"''. In: nordbayern.de vom 24. November 2019 - [https://www.nordbayern.de/region/1.9561476 online abrufbar]
* Birgit Heidingsfelder: ''„Ein großer Moment war es schon”''. In: Fürther Nachrichten vom 23. November 2019 (Druckausgabe) bzw. ''Mauerfall: "Ein großer Moment war es schon"''. In: nordbayern.de vom 24. November 2019 [https://www.nordbayern.de/region/1.9561476 online abrufbar]
* Alexander Jungkunz: ''Entwürdigende Schlangen vor den Schaltern sind passé.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 3. Januar 1990
* Alexander Jungkunz: ''Entwürdigende Schlangen vor den Schaltern sind passé.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 3. Januar 1990


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