Zwangsarbeiterlager Würzburger Straße: Unterschied zwischen den Versionen

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Zeitzeugenbericht I:
Zeitzeugenbericht I:


<ref>Aus: [[Die Fürther Hardhöhe (Buch)|Die Fürther Hardhöhe]], S. 36 ff.</ref>
[[Winfried Roschmann]] (damals etwa 10 Jahre alt, wohnte in unmittelbarer Nähe zum Lager in der Würzburger Straße und begegnete den Gefangenen tagtäglich):
 
''„Sie waren kahlgeschoren und schlurften in Holzpantoffeln umher. Wir sahen diese Menschen praktisch jeden Tag. Wenn man von der [[Billinganlage|Endhaltestelle]] der [[Straßenbahn]] Linie Nummer 1 über den [[Hochstraße|Hochberg]] an der [[Pfründ]] vorbei, die [[Brücke Würzburger Straße|Brücke]] der [[Bahnlinie Nürnberg-Bamberg|Eisenbahn]] überquerte, konnte man entweder die Würzburger Straße entlang bis zum [[Goldener Pflug|Gasthof Straußberger]] laufen, oder als Abkürzung den sogenannten Wiesenweg benutzen. Dieser schmale Weg verlief an der Flugplatzbahn entlang und mündete in den [[Ruhsteinweg]], um dann wieder als Wiesenweg bis zur [[Falklandstraße]] zu verlaufen. An dieser Stelle treffen heute die [[Hamburger Straße]] und die [[Kieler Straße]] zusammen. Beide Male musste man den langgestreckten Baracken des Russenlagers vorbei. Man sah entweder die Vorderseite oder die Rückseite des Gefangenenlagers. Oftmals war ein großes Geschrei zu hören. Offenbar befolgten die Gefangenen nicht immer die Anweisungen des Wachpersonals. Ich habe allerdings niemals gesehen, daß eine Russe geschlagen wurde.
Die Kriegsgefangenen mussten entweder in der Flugzeugfabrik Bachmann, von Blumenthal, oder am [[Flughafen Atzenhof|Fliegerhorst]], dem ehemaligen Flugplatz Atzenhof, arbeiten. Wenn die Gefangenen in Atzenhof eingesetzt waren, wurden sie immer von deutschen Soldaten in Luftwaffenuniform mit umgehängtem Gewehr auf einem Fahrrad bewacht. Sie marschierten in Reih und Glied an unseren Gärten in der damaligen Falklandstraße (heute Hamburger Straße) vorbei. Wir unterbrachen dann immer unser 'Soldaterles-Spiel'. Wir gingen zur Seite und ließen die Kolonne passieren. Bald hatten wir Kinder uns mit ihnen angefreundet, obwohl das nicht gern gesehen war. Sie grüßten uns, lachten und machten eine Handbewegung zum Mund. Sie hatten HUnger und bettelten uns an. So sammelten wir in unseren Gärten Fallobst für die Russen, obwohl unsere Eltern das eigentlich selber brauchten. Sie freuten sich und sagten zu uns 'spasivo' was 'Danke'heißt. AlsKinder meinten wir freilich damals, sie hätten ihren Spaß daran. Besonders Sonnenblumenkerne liebten die Russen über alles. Wenn sie in der Abenddämmerung wieder an uns vorbei in Richtung Lager marschierten, verstauten sie unsere Äpfel und Birnen in umgehängten Stoffbeuteln und sagten zu uns 'toswi-tanja', also 'Auf Wiedersehen'. Dies alles ging aber nur wenn der deutsche Posten dies duldete. So hatten wir Kinder bemerkt, daß immer nur einer von zwei Luftwaffensoldaten die Kriegsgefangenen begleitete.Einer, ein schon etwas älterer und gütiger Mann, sagte zu uns immer: 'Ja wo san den meine Kinderlein?' Die Russen wussten auch bald, daß dieser Aufpasser unsere Geschenke duldete. Wir nannten ihn daher den 'braven Onkel'. Da war aber noch ein anderer, der keinesfalls Kontakt zu den Kriegsgefangenen duldete. Er schrie bettelnden Russen an: 'Dawei, dawei!' und wir nahmen unsr Fallobst wieder mit und versteckten es jeder in seinem Garten bis zum nächsten Tag. Dieser Begleiter wurde von uns 'bser Onkel' genannt.''
''Eines Tages waren uns die Russen noch näher. In unserem [[Luftschutzbunker in der Falklandstraße]] war ein großer Raum, in dem jeder Siedler einen KOffer mit ganz wichtigen Dingen deponieren durfte. Jeder war froh, das Wichtigste vor den Bomben in Sicherheit gebracht zu haben. Doch eines Tages verkündete der Luftschutzwart , daß alle Leute ihre Koffer wieder mit nach Hause nehmen müssten. Auch die russischen Kriegsgefangenen müssten offiziell vor den Angriffen der Amerikaner und Engländer geschützt werden. So wurde der große Raum mit Bänken ausgestattet. Bei Fliegeralarm hörten wir schon das klappern der Holzpantoffeln auf den Steintreppen. 'Achtung, die Russen kumma' sagten dann die Siedler in ihren 'Kämmerli', wie die kleinen Räume genannt wurden, die immer für zwei befreundete Nachbarsfamilien gedacht waren. Zusammen, Russen und Deutsche, warteten wir auf Entwarnung.''<ref>Aus: [[Die Fürther Hardhöhe (Buch)|Die Fürther Hardhöhe]], S. 37 ff.</ref>


Zeitzeugenbericht II:
Zeitzeugenbericht II:
119.009

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